Abstrich
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. Juni 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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In der Medizin versteht man unter einem Abstrich das Entnehmen von körpereigenen Substanzen, die sich an der Oberfläche von Schleimhäuten oder auf Wunden befinden.
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Was ist ein Abstrich?
Ein solcher Abstrich wird dann in weiteren Schritten labortechnisch untersucht. Je nach Art eines Abstriches werden hierzu verschiedene Verfahren angewendet: So kann das bei einem Abstrich entnommene Material beispielsweise auf einen Nährboden aufgebracht werden, auf dem eventuell enthaltene Erreger eine Kultur bilden.
Außerdem kann das Material aber auch auf einen Glasträger aufgebracht und fixiert werden. Nach einer Einfärbung des entsprechenden Abstrichs kann das körpereigene Material dann unter einem Mikroskop ausgewertet werden. Um einen Abstrich zu entnehmen, können verschiedene Instrumente angewendet werden. Zu diesen Instrumenten zählen beispielsweise kleine Spateln oder Bürsten, aber auch sterile Wattetupfer.
Geschichte & Entwicklung
Die Entdeckung und Entwicklung des medizinischen Abstrichs haben eine bedeutende Rolle in der Diagnose und Behandlung von Krankheiten gespielt. Der Abstrich, eine Methode zur Entnahme von Zellen oder Flüssigkeiten von Körperoberflächen oder -höhlen, hat seine Wurzeln im 19. Jahrhundert.
Der deutsche Arzt Carl Mayrhofer wird oft als einer der Pioniere dieser Technik genannt. Im Jahr 1848 führte er Untersuchungen zur Erkennung von Krankheitserregern durch Abstriche der Schleimhäute durch. Später, im frühen 20. Jahrhundert, entwickelte der griechische Arzt Georgios Papanikolaou den Pap-Test, auch Pap-Abstrich genannt, der bis heute eine der wichtigsten Methoden zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs ist. Papanikolaou's Arbeit begann in den 1920er Jahren und seine Methode wurde in den 1940er Jahren allgemein anerkannt.
Der medizinische Abstrich hat sich seither erheblich weiterentwickelt. Mit der Entwicklung von speziellen Abstrichwerkzeugen und verbesserten Laborverfahren wurde die Genauigkeit und Effizienz der Tests erhöht. In den letzten Jahrzehnten haben molekulare Techniken, wie die Polymerase-Kettenreaktion (PCR), die Sensitivität und Spezifität der Abstrichdiagnostik weiter verbessert. Diese Methoden ermöglichen es, sogar kleine Mengen von genetischem Material von Krankheitserregern oder Krebszellen nachzuweisen, was die frühzeitige Diagnose und Behandlung erheblich erleichtert.
Die Anwendung des Abstrichs hat sich über die Jahre erweitert und umfasst heute eine Vielzahl von Tests, darunter solche für sexuell übertragbare Infektionen, Atemwegserkrankungen und genetische Störungen.
Einsatz & Indikation
Ein Abstrich wird in verschiedenen medizinischen Situationen durchgeführt, um eine genaue Diagnose zu stellen oder den Zustand eines Patienten zu überwachen. Eine der häufigsten Anwendungen ist die Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs mittels des Pap-Tests, der routinemäßig bei Frauen im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen durchgeführt wird. Diese Tests sind besonders wichtig, um präkanzeröse Veränderungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Ein Abstrich wird auch bei Verdacht auf sexuell übertragbare Infektionen (STIs) wie Chlamydien, Gonorrhoe, Syphilis oder HPV durchgeführt. Dabei werden Proben von Schleimhäuten der Genitalien, des Rachens oder des Anus entnommen. Dies ist entscheidend für eine schnelle Diagnose und Behandlung, um die Ausbreitung der Infektionen zu verhindern und mögliche Komplikationen zu vermeiden.
Bei Atemwegserkrankungen, insbesondere bei Verdacht auf Infektionen wie Influenza oder COVID-19, werden Nasen- oder Rachenabstriche verwendet, um virale oder bakterielle Erreger nachzuweisen. Dies ermöglicht eine schnelle und gezielte Behandlung und hilft, die Verbreitung der Krankheit zu kontrollieren.
Ein Abstrich ist ebenfalls notwendig bei Haut- oder Wundinfektionen, um den genauen Erreger zu identifizieren und die passende Antibiotikatherapie auszuwählen. In der gynäkologischen Praxis wird er auch zur Diagnose von Vaginalinfektionen, wie bakterieller Vaginose oder Pilzinfektionen, eingesetzt.
In der pädiatrischen Praxis wird er bei Kindern zur Diagnose von Streptokokken-Angina durchgeführt. Bei Verdacht auf bestimmte genetische Erkrankungen oder bei pränatalen Untersuchungen kann ein Abstrich ebenfalls erforderlich sein, um genetisches Material für die Analyse zu gewinnen.
Vorteile & Nutzen
Ein Abstrich bietet zahlreiche Vorteile gegenüber anderen Behandlungs- bzw. Untersuchungsmethoden. Einer der Hauptvorteile ist die nicht-invasive Natur der Methode. Abstriche erfordern in der Regel keine chirurgischen Eingriffe und sind für die Patienten weniger belastend und schmerzhaft als invasive Prozeduren. Dies fördert die Patientenakzeptanz und erleichtert die regelmäßige Durchführung, insbesondere bei Vorsorgeuntersuchungen.
Ein weiterer bedeutender Vorteil ist die Schnelligkeit und Einfachheit der Probenentnahme. Abstriche können schnell und unkompliziert durchgeführt werden, oft innerhalb weniger Minuten, und erfordern nur wenig Spezialausrüstung. Dies macht sie zu einer praktischen Option in vielen klinischen Umgebungen, von Arztpraxen bis hin zu Krankenhäusern.
Die diagnostische Genauigkeit ist ebenfalls ein großer Pluspunkt. Abstriche ermöglichen die gezielte Entnahme von Proben direkt aus infizierten oder verdächtigen Bereichen, was die Chance erhöht, Krankheitserreger oder abnormale Zellen zu entdecken. Moderne molekulare Techniken, wie PCR, haben die Sensitivität und Spezifität von Abstrichproben weiter erhöht, sodass selbst geringe Mengen von Erregern oder genetischem Material nachgewiesen werden können.
Abstriche sind auch kosteneffektiv. Sie erfordern meist weniger teure Materialien und Ausrüstungen im Vergleich zu bildgebenden Verfahren oder invasiven Tests. Dies macht sie zu einer wirtschaftlich vorteilhaften Wahl für viele Gesundheitseinrichtungen und Patienten.
Darüber hinaus ermöglichen Abstriche eine frühzeitige Diagnose und Behandlung. Zum Beispiel kann der Pap-Test frühe Veränderungen am Gebärmutterhals erkennen, bevor sie zu Krebs werden. Ebenso können Abstriche bei Infektionskrankheiten schnell Klarheit über die Ursache bringen, was eine zeitnahe und gezielte Behandlung ermöglicht und die Ausbreitung von Infektionen verhindert.
Funktion, Wirkung & Ziel
Angewendet wird ein Abstrich in der Medizin beispielsweise in Form eines sogenannten zytologischen Abstrichs (auch als Zellabstrich bezeichnet) oder in Form eines mikrobiologischen Abstrichs. Wird ein zytologischer Abstrich durchgeführt, so kommt es zu einer Entnahme bestimmter körpereigener Zellen.
Ein solcher Abstrich kann beispielsweise dazu beitragen, Tumore auszuschließen oder eine Krebserkrankung frühzeitig zu erkennen. Die Analyse entnommener Zellen erfolgt in der Regel unter dem Mikroskop. Meist werden hierzu spezielle Mikroskope eingesetzt wie etwa das sogenannte Phasenkontrastmikroskop.
Zur Krebsfrüherkennung wird ein mikrobiologischer Abstrich beispielsweise in der Gynäkologie (der Frauenheilkunde) genutzt. Bezeichnet wird der Abstrich hier auch als Pap-Abstrich oder als gynäkologischer Portioabstrich. Und auch zur Früherkennung von Lungenkrebs kann ein Abstrich aus den Bronchien entnommen werden.
Ein mikrobiologischer Abstrich kann beispielsweise dazu genutzt werden, um Infektionsherde näher zu bestimmen. Hierzu wird etwa mit einem Wattestäbchen Material aus einer Wunde entnommen. Wenn Erreger eines Infektionsherdes dann näher bestimmt wurden, ist eine zielgerichtete Therapie (beispielsweise durch die Gabe von Antibiotika) möglich.
Ein mikrobiologischer Abstrich kann aber auch weiteren Zwecken dienen: Werden beispielsweise Schleimhautzellen aus der Mundhöhle entnommen, kann daraus die DNA einer entsprechenden Person extrahiert werden. Ein solcher Abstrich wird beispielsweise eingesetzt, wenn eine Vaterschaft nachgewiesen werden soll bzw. Abstammungsgutachten zu erstellen sind oder wenn ein genetischer Fingerabdruck durchgeführt wird. Auch verschiedenen Formen der Typisierung kann ein mikrobiologischer Abstrich dienen.
Körperstellen, an denen vergleichsweise häufig ein Abstrich entnommen wird, sind beispielsweise Wunden, die nur langsam heilen. Häufig ist dies bei Diabetikern der Fall. Außerdem ist der Rachen ein Körperbereich, an dem häufig Abstriche vorgenommen werden. Hier dient ein Abstrich beispielsweise dazu, Erkrankungen wie eine eitrige Angina zu bestätigen. In der Gynäkologie wird ein Abstrich meist in Form von Sekreten aus der Scheide oder in Form von Zellen vom Gebärmutterhals genommen. Unter anderem kann vor allem ein Abstrich von Scheidensekret hier eine Pilzinfektion oder weitere Infektionen bestätigen.
Durchführung & Ablauf
Der Ablauf eines Abstrichs beginnt mit der Vorbereitung des Patienten. Der Arzt oder die medizinische Fachkraft erklärt den Vorgang und stellt sicher, dass der Patient entspannt ist. Der Patient nimmt je nach Art des Abstrichs eine entsprechende Position ein, beispielsweise liegt er auf einem Untersuchungstisch für einen gynäkologischen Abstrich oder sitzt aufrecht für einen Rachenabstrich.
Der nächste Schritt ist die Entnahme der Probe. Hierfür wird ein steriler Tupfer, oft ein Wattestäbchen oder ein kleines Bürstchen, verwendet. Der Tupfer wird vorsichtig an die betroffene Stelle gebracht, um Zellen, Flüssigkeiten oder Sekrete zu sammeln. Bei einem Rachenabstrich wird der Tupfer beispielsweise an die Rückseite des Rachens geführt und dort einige Sekunden lang gedreht, um ausreichend Material zu sammeln. Bei einem gynäkologischen Abstrich wird ein Spekulum verwendet, um den Gebärmutterhals sichtbar zu machen, und der Tupfer wird sanft in den Gebärmutterhalskanal eingeführt und gedreht.
Nach der Probenentnahme wird der Tupfer in ein spezielles Transportmedium oder auf einen Objektträger gegeben, je nach Art der vorgesehenen Analyse. Das Probenmaterial wird dann ins Labor geschickt, wo es weiter untersucht wird. Dies kann mikroskopische Untersuchungen, Kulturen oder molekulare Tests wie die Polymerase-Kettenreaktion (PCR) umfassen, je nach Verdachtsdiagnose.
Der gesamte Prozess eines Abstrichs dauert in der Regel nur wenige Minuten. Anschließend wird der Patient darüber informiert, wann er mit den Ergebnissen rechnen kann. Die Analyse im Labor kann je nach Testtyp von wenigen Stunden bis zu mehreren Tagen dauern.
Risiken & Gefahren
In der Regel sind mit einem Abstrich recht selten Gefahren verbunden. Wird bei Frauen beispielsweise ein Abstrich am Muttermund entnommen, kann es in Ausnahmefällen zu leichten Schmierblutungen kommen. Allerdings sind diese Blutungen meist harmlos und lassen nach kurzer Zeit selbstständig wieder nach.
Neben der überwiegenden Risikofreiheit eines Abstrichs ist ein entsprechender Abstrich in der Regel auch schmerzfrei. Je nachdem, aus welcher Kultur eine Frau stammt, ist es allerdings möglich, dass die entsprechende Patientin bei einem gynäkologischen Abstrich zunächst eine Schamgrenze überwinden muss. Dies hängt allerdings nicht mit dem Abstrich zusammen.
Gelegentlich kann es bei einem Abstrich zu der Gefahr kommen, dass der Abstrich wiederholt werden muss. Dies ist unter anderem dann der Fall, wenn keine ausreichenden Mengen an körpereigenem Material entnommen wurden oder wenn es bei der Aufbereitung des Materials zu labortechnischen Schwierigkeiten kommt.
Bei einem Abstrich, der zur Krebsfrüherkennung dient, besteht außerdem die geringe Gefahr, dass ein im Labor ermitteltes Ergebnis fehlerbehaftet ist. So kommt es beispielsweise teilweise zu sogenannten 'Falsch-Positiv'-Testergebnissen. Dies ist dann der Fall, wenn ein Abstrich als auffällig gewertet wird, obwohl der entsprechende Patient gesund ist.
Alternativen
Es gibt verschiedene alternative Verfahren zum Abstrich, die in Betracht gezogen werden können, wenn ein Abstrich nicht möglich ist oder wenn andere diagnostische Methoden erforderlich sind.
Eine häufige Alternative ist die Blutuntersuchung. Bluttests können eine Vielzahl von Informationen liefern, einschließlich der Diagnose von Infektionen, Hormonspiegeln, Organfunktionen und genetischen Störungen. Sie sind besonders nützlich, wenn eine systemische Infektion oder eine Erkrankung vermutet wird, die nicht lokalisiert ist.
Urinproben sind eine weitere Alternative, insbesondere bei Verdacht auf Harnwegsinfektionen oder sexuell übertragbare Infektionen wie Chlamydien und Gonorrhoe. Urintests sind weniger invasiv und können einfach und schmerzlos durchgeführt werden. Sie sind besonders vorteilhaft, wenn der Patient Schwierigkeiten mit der Durchführung eines Abstrichs hat.
Bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Röntgen, CT (Computertomographie) und MRT (Magnetresonanztomographie) bieten detaillierte Einblicke in die inneren Strukturen des Körpers. Diese Methoden sind hilfreich, um anatomische Anomalien, Tumoren, Entzündungen oder andere Pathologien zu erkennen, die nicht durch eine einfache Probenentnahme erfasst werden können.
Biopsien stellen eine weitere wichtige Alternative dar, insbesondere bei Verdacht auf Krebs oder andere ernsthafte Erkrankungen. Hierbei wird eine kleine Gewebeprobe entnommen und mikroskopisch untersucht. Diese Methode ist invasiver als ein Abstrich, liefert jedoch detaillierte Informationen über die Zellstruktur und mögliche maligne Veränderungen.
Stuhlproben können zur Diagnose von gastrointestinalen Erkrankungen oder Parasiteninfektionen verwendet werden. Diese Methode ist besonders nützlich, wenn Verdauungsprobleme oder Symptome einer Magen-Darm-Infektion vorliegen.
Speicheltests sind eine neuere Methode, die für bestimmte hormonelle Tests, DNA-Analysen und Virusnachweise, wie HIV oder Hepatitis, verwendet werden können. Sie sind einfach zu handhaben und weniger invasiv, was sie für viele Patienten attraktiv macht.
Quellen
- Deschka, M.: Laborwerte A-Z. Kohlhammer, Stuttgart 2011
- Dormann, A., Luley, C., Heer, C.: Laborwerte. Urban & Fischer, München 2005
- Schänzler, N., Bieger, W.P.: Laborwerte. Gräfe und Unzer, München 2009