Truncus brachiocephalicus

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Truncus brachiocephalicus ist ein rechts gelegener Gefäßast der Aorta und versorgt neben dem Hals und dem rechten Arm Anteile des Gehirns. Wie jede Arterie führt der Truncus sauerstoff-, nährstoff- und botenstoffreiches Blut. Gefäßerkrankungen wie Arteriosklerose können den Truncus brachiocephalicus betreffen und erfordern chirurgische Intervention.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Truncus brachiocephalicus?

Wie alle arteriellen Gefäßäste führt der Truncus brachiocephalicus sauerstoffreiches Blut. Dieses Blut stammt aus der Aorta, die nach der Passage der Lunge und der Herzventrikel mit Sauerstoff versorgt ist.
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Die Aorta ist die zentrale Arterie in jedem tierischen Organismus. Das arterielle Gefäß geht vom Herzen ab und transportiert damit sauerstoffreiches Blut in die Peripherie des Körpers. Der Abgang der Aorta liegt genauer gesagt am linken Herzen. Getrennt ist die Arterie von dem Organ über die sogenannte Aortenklappe.

Bogenförmig zieht sich das Gefäß über die Trachea, wo sie ihre Richtung nach dorsal-kaudal verlagert. Die Aorta spielt für den gesamten Körperlkreislauf eine zentrale Rolle. Zu den Hauptaufgaben des Gefäßes zählen die Nährstoff-, Sauerstoff- und Botenstoffversorgung der Organe und Gewebe. Innerhalb des Thoraxbereichs gibt die Aorta neben den Koronararterien, der Arteria carotis communis sinistra, der Arteria subclavia sinistra und den Interkostalarterien den Truncus brachiocephalicus ab. Bei diesem arteriellen Gefäßast handelt es sich um einen der Hauptäste mit Ursprung an der Aorta. Der Gefäßast ist vor allem für die Blutversorgung des Kopfbereichs zuständig und kann im Einzelfall selbst Gefäßäste besitzen.

Anatomie & Aufbau

Der Truncus brachiocephalicus liegt bei vielen Menschen auf der rechten Körperseite und kommt nicht beidseitig vor. Der Gefäßast bildet den gemeinsamen Gefäßstamm der rechtseitigen Arteria subclavia und Arteria carotis communis, die auf der linken Körperseite des Menschen in aller Regel getrennt vom Aortenbogen entspringen.

Der Truncus brachiocephalicus grenzt anatomisch betrachtet an unterschiedliche Strukturen. Auf der vorderen Seite bildet die Vena brachiocephalica sinistra zusammen mit dem Manubrium sterni die Begrenzung. Die Trachea und der Nervus vagus liegen an der hinteren Grenze des Truncus. Links hinten grenzt der Truncus brachiocephalicus an die Arteria carotis communis sinistra, wobei rechts die Vena brachiocephalica dextra auszumachen ist. Der Truncus gibt keine eigenen Arterienäste ab, aber kann in Form einer Varietät einen kleinen Ast zur Kaudalseite der Schilddrüse senden. Dieser mögliche Ast wird als Arteria thyroidea ima bezeichnet.

Funktion & Aufgaben

Wie alle arteriellen Gefäßäste führt der Truncus brachiocephalicus sauerstoffreiches Blut. Dieses Blut stammt aus der Aorta, die nach der Passage der Lunge und der Herzventrikel mit Sauerstoff versorgt ist. Das arterielle Blut ist damit ein Transportmedium. Die Sauerstoffmoleküle binden im günstigen pH-Milieu der Lunge an das Hämoglobin innerhalb des arteriellen Bluts und lösen sich bei verändertem pH-Wert innerhalb der Körperperipherie wieder aus ihrer Bindung. Auf diese Weise kann neben freiem Sauerstoff gebundener Sauerstoff mit dem Blut transportiert und an die einzelnen Organe sowie Gewebe der Körperperipherie abgegeben werden.

Da Sauerstoff für jede Art von Körpergewebe lebensnotwendig ist, spielen Arterien als Leitbahnen für sauerstoffreiches Blut im menschlichen Körper eine lebenswichtige Rolle. Arterielles Blut trägt neben Sauerstoff außerdem Nährstoffe und Botenstoffe. Auch diese Transportaufgaben haben lebenswichtigen Wert. Ohne Nährstoffe gehen die einzelnen Gewebe der Körperperipherie genauso zugrunde wie ohne O2. Botenstoffe dienen wiederum der Steuerung nahezu aller physiologischer Körperprozesse. Die Signalstoffe binden an dafür vorgesehene Rezeptoren innerhalb der peripheren Zielorgane und lösen Vorgänge wie Wachstumsprozesse aus.

Wie alle anderen Arterien transportiert der Truncus brachiocephalicus also sauerstoffreiches, nährstoffreiches und botenstofftragendes Blut zu einzelnen Körpergeweben und Organen. Der Truncus versorgt im Einzelnen den rechten Arm sowie die rechte Kopfseite, die rechte Halsseite und die rechtseitige Gehirnhälfte. Mit der Sauer-, Nähr- und Botenstoffversorgung eines Gehirnanteils ist der arterielle Gefäßast grundlegend an der Aufrechterhaltung zentraler Steuerzentren beteiligt.


Krankheiten

Arterielle Gefäßäste können von unterschiedlichen Gefäßerkrankungen betroffen sein. In der westlichen Gesellschaft des 21. Jahrhunderts steigt die Prävalenz von Gefäßerkrankungen und Herzkreislauferkrankungen zusehends an. Der moderne Lebensstil birgt zahlreiche Risikofaktoren, die zum Beispiel chronische Verschlussprozesse der Arterien unterstützen.

Solcherlei Verschlussprozesse an der Arteria subclavia oder dem Truncus brachiocephalicus entsprechen meist arteriosklerotischer Genese. Bei der Arteriosklerose kommt es zur Ablagerung von Fett, Bindegewebe, Kalk oder Thromben innerhalb der Blutgefäße. Die Entstehung einer Arteriosklerose kann durch Schäden und Dysfunktionen des Endothels begünstigt werden. LDL-Moleküle können so in subendotheliale Schichten eintreten und darin oxidative Vorgänge sowie Entzündungsreaktionen hervorrufen. Auf diese Weise entstehen die charakteristischen Plaques oder Atherome.

Da der Truncus brachiocephalicus anteilig das Gehirn versorgt, kann es abhängig vom Sitz einer arteriosklerotischen Stenose zu zerebralen Symptomen kommen. Die Symptome dieser Art werden unter dem Begriff des Subclavian-steal-Syndroms zusammengefasst. Auch periphere Beschwerden im Sinne einer Armclaudicatio sind im Rahmen der Erscheinung denkbar. Die Behandlung erfolgt in diesem Fall meist chirurgisch und erfordert Verfahren wie das Bypassverfahren oder einen Transpositionseingriff. Perkutane Dilatationen mit Stentimplantationen finden in der jüngsten Vergangenheit ebenfalls Anwendung.

Gefäßerkrankungen sind nicht der einzige Kontext, in dem der Truncus brachiocephalicus zu pathologischer Relevanz gelangen kann. Auch Kompressionssyndrome können den arteriellen Gefäßast betreffen. Darüber hinaus kommt es im Rahmen einer Tracheotomie im Sinne eines Luftröhrenschnitts zum Teil zu Läsionen des Gefäßes und seiner Astvarietäten. Derartige Läsionen oder Verletzungen entsprechen einem lebensbedrohlichen Zustand. Grundsätzlich stellen etwaige Blutungen des Truncus brachiocephalicus eine lebensgefährliche Situation dar und müssen innerhalb kürzester Zeit entdeckt und gestillt werden, um das Leben des Patienten zu retten.

Quellen

  • Schiebler T., Schmidt W., Zilles, K.: Anatomie. Steinkopff-Verlag, Heidelberg 2007
  • Schmidt, R., et al.: Physiologie des Menschen. Springer, Heidelberg 2010
  • Wolff, H.-P., Weihrauch, T.R. (Hrsg.): Internistische Therapie. Urban & Fischer, München 2012

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