Aortenbogen
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der Aortenbogen ist praktisch ein 180-Grad-Krümmer der Hauptschlagader des Körpers, der die nahezu senkrecht nach oben gerichtete aufsteigende Aorta in die nahezu senkrecht nach unten führende absteigende Aorta überführt. Der Aortenbogen liegt knapp außerhalb des Herzbeutels oberhalb des Ursprungs der aufsteigenden Aorta, die in der linken Herzkammer entspringt. Vom Aortenbogen zweigen drei Arterien bzw. Arterienstämme ab, die Kopf, Hals und die Schultern und Arme versorgen.
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Was ist der Aortenbogen?
Als Aortenbogen wird der Übergang von der aufsteigenden Aorta Aorta ascendens), die in der linken Kammer entspringt, in die absteigende Aorta (Aorta descendens) bezeichnet. Es handelt sich um eine Art 180-Grad-Krümmer knapp außerhalb des Herzbeutels.
Die Übergänge von der aufsteigenden Aorta in den Aortenbogen und weiter in die absteigende Aorta lassen sich zellbiologisch nicht definieren, da der Aufbau der Gefäßwände im Verlauf der genannten Teilstücke der Aorta identisch ist. Aus dem Aortenbogen zweigen drei Arterien ab, der gemeinsame Arm-Kopf-Arterienstamm (Truncus bracheocephalicus), die linke Halsschlagader (Arteria carotis communis sinistra) und die linke Unterschlüsselbeinarterie (Arteria subclavia sinistra). Der Arm-Kopf-Arterienstamm verzweigt sich nach nur wenigen Zentimetern in die rechte Halsschlagader (Arteria carotis communis dextra) und die rechte Unterschlüsselbeinarterie (Arteria subclavia dextra).
Arterien, die Kopf, Hals, Schultern und Arme mit Blut versorgen, entspringen damit alle dem Aortenbogen. Pränatal besteht eine direkte Verbindung zwischen Aortenbogen und der direkt unterhalb des Bogens verlaufenden Lungenarterie des pulmonalen Kreislaufs (Ductus arteriosus Botalli). Dadurch wird der Lungenkreislauf kurzgeschlossen, der erst mit Beginn der Lungenatmung unmittelbar nach der Geburt aktiviert wird. Im Normalfall schließt sich dabei die Verbindung, so dass beide Kreisläufe, der Pulmonalkreislauf und der Körperkreislauf, voneinander getrennt verlaufen.
Anatomie & Aufbau
Etwa an der Austrittsstelle aus dem Herzbeutel (Perikard) geht die Aorta ohne erkennbaren Übergang in den Aortenbogen über, der die Aorta um 180 Grad nach unten umlenkt. Der dreischichtige Wandaufbau des Aortenbogens ist mit dem der Aorta und der anderen großen Arterien identisch. Den inneren Abschluss bildet die Intima (Tunica intima), die sich aus einem einschichtigen Epithel, einer lockeren Bindegewebsschicht und einer elastischen Membran zusammensetzt. Daran schließt sich die mittlere Schicht, die Media (Tunica media) an. Sie besteht aus elastischen Fasern und einer oder mehrerer elastischen Membranen sowie aus glatten Muskelzellen.
Nach außen hin schließt sich die Externa (Tunica externa oder Tunica adventitia) an. Sie zeichnet sich durch elastisches und kollagenes Bindegewebe aus und ist Träger der Gefäße, die die Arterienwand versorgt, sozusagen die Gefäße der Gefäße (Vasa vasorum), und sie ist Träger der Nervenfasern, über die das Lumen des Aortenbogens gesteuert wird. An der unteren Seite des Aortenbogens ein kleines, von Bindegewebe eingehülltes Rezeptorkörperchen (Glomus aorticum), das Chemorezeptoren enthält, die den Sauerstoffpartialdruck im Lumen des Aortenbogens messen und über den Nervus vagus zum Gehirn leiten. Die Signale dienen hauptsächlich der Steuerung der Atemaktivität.
Funktion & Aufgaben
In erster Linie dient der Aortenbogen der Umlenkung des aufsteigenden Astes der Aorta in den absteigenden Ast. Darüber hinaus nimmt er, zusammen mit den übrigen großen Körperarterien, eine Art Windkesselfunktion wahr. Die arterielle systolische Blutdruckspitze wird durch die elastischen Wände der Arterien abgemildert. Das Lumen der großen Arterien einschließlich des Lumens des Aortenbogens erweitert sich und mildert die Druckspitze ab. Während der anschließenden diastolischen Phase der Kammern schließt die Aortenklappe, so dass der notwendige Restdruck im arteriellen Teil des Körperkreislaufs gehalten wird.
Durch die drei arteriellen Abgänge im Aortenbogen obliegt ihm die Versorgung von Kopf, Hals, Schultern und Armen mit sauerstoffreichem Blut. Mittelbar kommt dem Aortenbogen als Träger von Chemorezeptoren, eine Funktion bei der Regelung der Atmungsaktivität zu. Die im Glomus aorticum gebündelten Chemorezeptoren reagieren sensibel auf einen Abfall des pH-Wertes in Richtung sauer und auf einen Abfall des Sauerstoffpartialdrucks. Die Nervensignale werden im Gehirn verarbeitet und in die Freisetzung von Neurotransmittern umgesetzt, die zu einer Verstärkung des Atemantriebs anregen.
Krankheiten
Als Ursache kommen arteriosklerotische Veränderungen in der Intima der Gefäße in Frage oder entzündliche Vorgänge in den Gefäßwänden. Je nach betroffenem Abgang im Aortenbogen, stellen sich leichte bis schwere Symptome in den mangelhaft versorgten Regionen ein. Bei einem Ausfall der Arteria carotis interna, die auch das Gehirn versorgt, kommt es zu typischen neurologischen Ausfallerscheinungen wie Sehstörungen, Ohrgeräusche, Konzentrationsdefizite bis hin zu Bewusstseins- und Sprachstörungen. Bei etwa 10 Prozent der Fälle einer Aortendissektion ist der Aortenbogen betroffen.
Durch Einriss der Intima, der inneren Schicht des Gefäßes, kann es zu leichten bis schweren Einblutungen zwischen der Intima und der Media, der mittleren Schicht, kommen und schwerwiegende, lebensbedrohliche Aneurysmen verursachen. In sehr seltenen Fällen kann als genetisch bedingte Fehlanlage eine Aortenisthmusstenose vorliegen, eine Gefäßfehlbildung, die meist in Begleitung ererbter Herzfehler auftritt. In vielen Fällen wird bei Vorliegen der Monosomie X (Turner Syndrom) auch eine Aortenisthmusstenose beobachtet.
Quellen
- Lippert, H. et al: Anatomie. Text und Atlas. Urban & Fischer/ Elsevier, München 2017
- Spornitz, U. M.: Anatomie und Physiologie. Springer Medizin Verlag, Berlin Heidelberg 2004
- Wolff, H.-P., Weihrauch, T.R. (Hrsg.): Internistische Therapie. Urban & Fischer, München 2012