Turner-Zahn

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Turner-Zahn

Bei einem Turner-Zahn handelt es sich um einen bleibenden Zahn, der Missbildungen aufweist und durch Defekte am Zahnschmelz (medizinische Bezeichnung Schmelzhypoplasien) gekennzeichnet ist. Die Erkrankung ist nach dem ersten Beschreiber des Phänomens benannt, dem englischen Arzt für Zahnheilkunde J. G. Turner. Dieser benannte die Erkrankung der Zähne als Turner's tooth.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Turner-Zahn?

Abhängig von der Lokalisation des betroffenen Zahns und der Ausprägung der Missbildung, kann es etwa zu Defekten am Zahnschmelz oder zu weiteren Fehlbildungen der Zähne kommen.
© bilderzwerg – stock.adobe.com

Der Turner-Zahn ist durch Schädigungen beziehungsweise Defekte am Schmelz der Zähne gekennzeichnet. Die Erkrankung betrifft in jedem Fall bleibende Zähne und nicht die Milchzähne. Sogenannte Hypoplasien des Zahnschmelzes können Missbildungen der Zähne zur Folge haben und zur Bildung eines Turner-Zahns führen.

In der Regel tritt beim typischen Krankheitsbild des Turner-Zahns eine missgebildete Zahnkrone auf. Von diesen Missbildungen sind in der Regel sowohl die Schneidezähne als auch die Backenzähne (medizinische Bezeichnung Prämolaren) betroffen. Darüber hinaus können sich auch Missbildungen an den Wurzeln der Zähne zeigen, wobei ebenfalls in den meisten Fällen die Schneidezähne und die Prämolaren betroffen sind.

Ursachen

Für die Entstehung eines Turner-Zahns existieren verschiedene Ursachen, die in Abhängigkeit vom individuellen Fall abgeklärt werden müssen. In zahlreichen Fällen bildet sich ein Turner-Zahn dadurch, dass bei dem früheren Milchzahn, der sich an der Stelle des späteren Turner-Zahns befand, ein Eiterherd an der Wurzel des Zahns vorlag. Diese eitrige Entzündung ist dafür verantwortlich, dass der bleibende Zahn geschädigt worden ist.

Die Ursache für den vereiterten Milchzahn liegt meist in Schädigungen, die sich durch Kariesbefall des Zahns ergeben haben. Auch ein Trauma des Milchzahns kann die Entstehung des Turner-Zahns bewirken. Potenzielle Traumatische Störungen, die sich im Rahmen der Zahnentwicklung ergeben können, sind zum Beispiel ein Abknicken der Zahnachse und das Verkümmern der Zahnanlage.

Die nachfolgende Infektion führt zur Missbildung des bleibenden Zahns, da die Entzündung den Keim des Zahns beschädigt. Dies hat zur Folge, dass die Zahnentwicklung fehlerhaft verläuft. In circa einem Viertel aller Fälle, in denen sich an der Wurzel von Milchzähnen Eiterherde gebildet haben, tritt ein Turner-Zahn auf.

Darüber hinaus kann auch eine Parodontitis des entsprechenden Milchzahns für die Entstehung des Turner-Zahns verantwortlich sein. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Parodontitis an der Spitze des Zahns oder in dessen Inneren lokalisiert ist. In beiden Fällen kann die Entstehung eines Turner-Zahns begünstigt werden.

Bedingt durch die entzündlichen Prozesse am betroffenen Milchzahn kann der Zahnkeim in Folge einer Auflösung der zugehörigen Knochenlamelle geschädigt werden. Die Knochenlamelle umgibt den sich entwickelnden Zahnkeim, der indirekt durch den Druck, der aus der Ödembildung resultiert, geschädigt wird. Darüber hinaus kann der Zahnkeim auch direkt durch den Prozess des Knochenabbaus (medizinische Bezeichnung Osteolyse) geschädigt werden und die Bildung eines Turner-Zahns begünstigen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Ein Turner-Zahn kann diverse Symptome und Beschwerden verursachen, die je nach Lokalisation des betroffenen Zahns, der jeweiligen Ausprägung der Missbildung des Turner-Zahns und des Schweregrads der Erkrankung variieren können. In der Regel ist ein Turner-Zahn mit bloßem Auge erkennbar und kann dadurch entweder vom betroffenen Patienten selbst oder vom behandelnden Zahnarzt leicht erkannt werden.

Klinische Anzeichen eines Turner-Zahns zeigen sich zum Beispiel an Stellen, die Verfärbungen aufweisen. Dabei können begrenzt weiße Stellen bis hin zu bräunlichen, opaken Flecken auf dem Zahnschmelz auftreten. Auch kann es zu Hypoplasien in Kombination mit Defektbildungen des Zahns kommen.

Die möglichen Defekte können dabei von Schmelzdefekten bis zu Fehlbildungen an der anatomischen Kronenform des Zahns reichen. Neben Deformierungen von Zahnkrone und Wurzel können auch Schmelzdefekte auftreten, die zum Teil mit einer Zementsubstanz gefüllt sind. Dabei können die betroffenen Zähne verkleinert und die Kronen gelblich bis bräunlich verfärbt sein.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Die Diagnose eines Turner-Zahns sollte in jedem Fall von einem Arzt für Zahnheilkunde gestellt werden. Eine Selbstdiagnose ist, trotz scheinbar eindeutiger Symptome, nicht angebracht, da der Turner-Zahn fachärztlich von anderen potenziellen Erkrankungen der Zähne abgegrenzt werden muss. Mitunter finden sich Symptome des Turner-Zahns auch bei anderen Krankheiten.

Der Zahnarzt prüft im Rahmen der Untersuchung differentialdiagnostisch die Symptome, um anderweitige Erkrankungen, wie etwa Amelogenesis imperfecta, Dentalfluorose, Tetrazyklin-Zähne, Dilazeration, Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation oder eine Regionale Odontodysplasie auszuschließen.

Komplikationen

Ein Turner-Zahn kann diverse Beschwerden und Komplikationen hervorrufen. Abhängig von der Lokalisation des betroffenen Zahns und der Ausprägung der Missbildung, kann es etwa zu Defekten am Zahnschmelz oder zu weiteren Fehlbildungen der Zähne kommen. In schweren Fällen ruft ein Turner-Zahn Deformierungen an der Zahnwurzel hervor, die mit Entzündungen und chronischen Schmerzen verbunden sein können.

Weitere Komplikationen hängen von etwaigen zugrunde liegenden Erkrankungen ab. Ist beispielsweise eine Amelogenesis imperfecta ursächlich, kann es im weiteren Verlauf zu Karies und anderen Zahnerkrankungen kommen. Bei der Behandlung eines Turner-Zahns kann es ebenfalls zu unerwünschten Ereignissen kommen. Wird eine Zahnkrone gesetzt, besteht das Risiko von Verletzungen des benachbarten Zahnfleisches.

Die verwendeten Metalle können Schadstoffe in den Körper abgeben und dadurch Spätfolgen wie Zahnerkrankungen oder Organschäden hervorrufen. Ein chirurgischer Eingriff birgt immer das Risiko von Verletzungen und Infektionen. Einige Patienten verspüren nach einer Operation am Zahn vorübergehende Empfindungsstörungen oder leiden unter Phantomschmerzen am gezogenen Zahn.

Auch Arzneimittel können Beschwerden hervorrufen, wenn sie überdosiert werden oder beim Patienten eine Allergie vorliegt. Dann kann es zu Vergiftungserscheinungen und zu Beschwerden wie Kopfschmerzen und Magen-Darm-Problemen kommen. Auch eine Schädigung der inneren Organe, speziell Nieren, Leber und Herz, sind nicht auszuschließen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Beim Turner-Zahn ist eine Behandlung durch einen Arzt notwendig. Nur durch eine richtige Behandlung und vor allem durch eine frühzeitige Erkennung der Krankheit können weitere Komplikationen und Beschwerden verhindert werden, sodass der Betroffene schon bei den ersten Symptomen und Anzeichen der Krankheit einen Arzt aufsuchen sollte. Je früher der Turner-Zahn dabei erkannt wird, desto besser ist meistens auch der weitere Verlauf dieser Krankheit.

Ein Arzt ist dann aufzusuchen, wenn der Betroffene an verschiedenen Fehlbildungen oder an Missbildungen an den Zähnen leidet. Dabei können auch Verfärbungen auf diese Krankheit hinweisen und sollten durch einen Arzt kontrolliert werden. Auch Defekte am Zahnschmelz selbst weisen nicht selten auf die Krankheit hin, wobei die Zähne häufig gelb oder braun verfährt sind und sich damit auch die Ästhetik des Betroffenen deutlich verringert.

In der Regel kann der Turner-Zahn gut durch einen Zahnarzt behandelt werden, sodass bei den Beschwerden immer zuerst ein Zahnarzt aufgesucht werden sollte.

Behandlung & Therapie

Für die Therapie eines Turner-Zahns stehen diverse Methoden der Behandlung zur Verfügung, die je nach Ausprägung der Missbildung zum Einsatz kommen. Die Deformierungen des betroffenen Zahns können in den meisten Fällen mit Hilfe von Zahnaufbauten korrigiert werden. In schwierigeren Fällen muss eine Überkronung des Turner-Zahnes oder sogar eine Extraktion in Betracht gezogen werden.

Für den Fall, dass der Turner-Zahn ein Backenzahn ist und dem betroffenen Patienten keinerlei Beschwerden verursacht, kann von therapeutischen Maßnahmen abgesehen werden. Dennoch sollte der Turner-Zahn einer regelmäßigen Kontrolle und Untersuchung durch den Zahnarzt unterzogen werden, um mögliche Komplikationen zu verhindern. Sind Schneidezähne betroffen, ist eine kosmetische Behandlung angebracht. Generell ist bei geringgradigen Schmelzhypoplasien keine Therapie erforderlich.


Vorbeugung

Als präventive Maßnahme zur Verhinderung eines Turner-Zahns ist eine rechtzeitige Behandlung des betroffenen Milchzahns möglich. In schwerwiegenderen Fällen ist darüber hinaus eine Extraktion des entzündeten Milchzahnes angemessen. Dadurch kann eine potenzielle Zahnkeimschädigung, die einen Turner-Zahn verursachen kann, vermieden werden.

Nachsorge

Die Nachsorge beim Turner-Zahn ist abhängig vom Ausmaß der Hypoplasie (Unterentwicklung) des betroffenen Zahnes und der daraus folgenden Behandlung. Auf eine Behandlung kann verzichtet werden, wenn der unterentwickelte Zahn ein beschwerdefreier Backenzahn ist oder nur geringe Defekte im Zahnschmelz vorliegen.

Die Nachsorge besteht dann in der regelmäßigen Kontrolle des betroffenen Zahnes im Rahmen der üblichen Prophylaxe. So können beginnende Komplikationen schnell erkannt und Behandlungsschritte eingeleitet werden. Größere Missbildungen eines Turner-Zahnes werden durch Zahnaufbau mit Komposit oder Überkronung behandelt. In der unmittelbaren Nachsorge sollte der Behandelte die Aushärtungszeit des Komposits von bis zu zwei Tagen beachten.

Eine kurzfristige Schonung der Zähne durch den Verzicht auf harte Nahrungsmittel ist anzuraten. Der Behandelte sollte beim Kauvorgang überprüfen, ob die Kompositfüllung beziehungsweise die Krone korrekt angepasst ist. Scheint eine nachgebildete Zahnkrone zu hoch und stört beim Aufeinanderbeißen mit dem gegenüberliegenden Zahn, kann der Zahnarzt eine Nachkorrektur vornehmen.

Dies beugt dem Risiko von Kiefergelenksschmerzen durch falsche Belastung vor. Die regelmäßige, zahnärztliche Kontrolle ist nach dieser Behandlung ebenfalls wichtig. Bei seiner Mundhygiene sollte der Behandelte in besonderer Weise auf den überkronten Zahn achten. Kronenränder sind eine Risikozone für Kariesbildung und sollten sorgsam, auch in den Zahnzwischenräumen durch die Benutzung von Zahnseide oder Interdentalbürsten, gereinigt werden.

Das können Sie selbst tun

Wurden Turner-Zähne durch Zahnaufbauten korrigiert, sollte der Patient für einige Stunden auf das Essen und Trinken verzichten. Insbesondere heiße, kalte, scharfe, saure oder klebrige Speisen gilt es zu vermeiden. Falls gegessen wird, sollte mit den Zähnen gekaut werden, die gegenüber der Füllung liegen. Mineralwasser und schonende Kost darf nach dem Eingriff eingenommen werden.

Eine Komposit-Füllung ist innerhalb von 24 bis 48 Stunden ausgehärtet. Innerhalb dieses Zeitraum sollten die Zähne insgesamt geschont werden. Zudem müssen die betroffenen Stellen auf Auffälligkeiten kontrolliert werden. Sollten Erhebungen an der Füllung auftreten, empfiehlt sich ein Zahnarztbesuch. Entsprechende Stellen können mit der Zunge oder durch sanftes Zubeißen erfühlt werden. Sollten andere Probleme wie Verfärbungen oder eine starke Sensibilität am wiederhergestellten Zahnauftreten, empfiehlt sich ebenfalls ein Besuch beim Zahnarzt.

Die Zähne sollten nach dem Einsetzen einer Komposit-Füllung besonders sorgfältig gepflegt werden. Auf Kaffee, Tee und Wein wird bestenfalls komplett verzichtet, da diese Verfärbungen an den Füllungen verursachen können. Hierbei empfehlen sich Fluoridgels oder Pasten, welche die Zähne schützen und den Zahnschmelz stärken. Werden diese Maßnahmen eingehalten, sollte der Turner-Zahn keine weiteren Beschwerden hervorrufen.

Quellen

  • Gängler, P., et al.: Konservierende Zahnheilkunde und Parodontologie. Thieme, Stuttgart 2010
  • Ott, R., Vollmer, H.P., Krug, W.: Klinik- und Praxisführer Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2003
  • Weber, T.: Memorix Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2016

Das könnte Sie auch interessieren