Fluorose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Fluorose ist eine Erkrankung, die verschiedene Körperbereiche betreffen kann. Um eine Fluorose zu bekämpfen, muss zunächst eine überhöhte Fluoridzufuhr gestoppt werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Fluorose?

Eine Fluorose wird hervorgerufen durch eine längerfristig überhöhte Fluoridzufuhr. Zu den möglichen Ursachen einer solchen Überversorgung mit Fluor zählt beispielsweise eine langfristige Aufnahme von Trinkwasser, das eine natürliche, hohe Fluoridsättigung aufweist.
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Unter dem Begriff der Fluorose werden in der Medizin Erkrankungen zusammengefasst, die auf eine Überversorgung des menschlichen Organismus mit Fluor (einem Mineralstoff, der sich unter anderem in Knochen und Zähnen findet) zurückzuführen sind.

Zu den Formen einer Fluorose zählen beispielsweise die Zahn- und die Knochenfluorose (Skelettfluorose). Während die Zahnfluorose die häufigsten Fälle einer Erkrankung an Fluorose ausmacht, tritt die Skelettfluorose vergleichsweise selten auf. Eine vorliegende Zahnfluorose kann sich je nach Schweregrad beispielsweise äußern in stellenweise bräunlich-gelblichen oder kreidig-weißen Verfärbungen der Zähne.

Die Widerstandsfähigkeit des Zahnschmelzes gegenüber Karies ist bei einer Fluorose, die die Zähne betrifft, herabgesetzt. Im Rahmen einer Fluorose, die an den Knochen auftritt, kann es unter anderem zu einer Verhärtung bzw. Verdichtung von Knochenmaterial kommen; hierdurch verlieren betroffene Knochen an Elastizität und werden brüchiger.

Ursachen

Eine Fluorose wird hervorgerufen durch eine längerfristig überhöhte Fluoridzufuhr. Zu den möglichen Ursachen einer solchen Überversorgung mit Fluor zählt beispielsweise eine langfristige Aufnahme von Trinkwasser, das eine natürliche, hohe Fluoridsättigung aufweist. In verschiedenen Ländern wird dem Trinkwasser Fluor hinzugefügt, weshalb in entsprechenden Gebieten ein erhöhtes Aufkommen von Fluorose beobachtet wird.

Chronisch überdosiert kann Fluor im Körper außerdem durch eine längerfristige Einnahme von Fluoridpräparaten sein, die stark konzentriert sind. Da auch verschiedene Produkte zur Zahnpflege mit Fluor angereichert sind, kann vor allem bei Kindern eine Fluorose gelegentlich auch auf ein häufiges Verschlucken entsprechender Zahncreme während der Zahnreinigung zurückzuführen sein.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Je nach Form einer Fluorose kann die Erkrankung eine Reihe von Symptomen und Beschwerden hervorrufen. Bei der Zahnfluorose stellen sich braune bis weiße Verfärbungen und Flecken auf den Zähnen ein, die im Verlauf zunehmen und schließlich auch psychische Beschwerden hervorrufen können. Die Knochenfluorose ruft zunächst keine eindeutigen Symptome hervor.

Mit dem Fortschreiten der Krankheit kommt es zu einer Versteifung der Wirbelsäule und zu einer Verdickung der Knochen, wodurch die Knochen und Gelenke empfindlicher werden. Betroffene erleiden häufiger Knochenbrüche und sind körperlich insgesamt weniger leistungsfähig. Die Knochenfluorose kann bleibende Bewegungseinschränkungen sowie Gelenkverschleiß, Fehlhaltungen und andere Folgebeschwerden hervorrufen.

Die akute Fluoridvergiftung führt nach wenigen Minuten bis Stunden zu Übelkeit und Erbrechen. Die Betroffenen leiden an Durchfall, Bauchschmerzen und gelegentlich auch an Verstopfung. Im Verlauf der Erkrankung kann es zu Bewusstseinsstörungen wie Schwindel und Ausfallerscheinungen kommen.

Zudem stellen sich Herz-Kreislauf-Beschwerden ein, die sich beispielsweise durch Schweißausbrüche, Herzrasen und Panikattacken äußern können. Die Symptome einer Fluorose können sich schleichend entwickeln oder akut auftreten, immer abhängig davon, wie intensiv der Betroffene dem Stoff ausgesetzt ist. Bei einer frühzeitigen Behandlung können schwere Komplikationen zuverlässig vermieden werden.

Diagnose & Verlauf

Je nach Form einer Fluorose gestaltet sich die Diagnostik verschieden; so kann die Verdachtsdiagnose Zahnfluorose von einem Zahnmediziner häufig bereits aufgrund der typischerweise vorliegenden Symptome gestellt werden.

Bei dem Verdacht auf eine Fluorose, die die Knochen betrifft, können sogenannte bildgebende Verfahren wie das Röntgen weitere diagnostische Hinweise geben: Eine vorliegende Skelettfluorose ist auf Röntgenaufnahmen beispielsweise aufgrund von deutlichen Knochenneubildungen zu erkennen, die den Knochen vollkommen weiß erscheinen lassen. Allgemeine Hinweise auf eine Fluorose können auch dem Blutbild eines Betroffenen entnommen werden.

Werden keine Gegenmaßnahmen getroffen, um eine vorliegende Fluorose zu bekämpfen, so nehmen die Symptome im Krankheitsverlauf in der Regel zu. Während eine Zahnfluorose sich im Anfangsstadium beispielsweise durch lediglich minimale Verfärbungen an den Zähnen zeigen kann, nehmen die Zähne in späteren Stadien häufig flächige, kreidig-weiße Verfärbungen an; die Zähne werden zunehmend porös und können sich zersetzen. Spätere Stadien von Knochenfluorose können aufgrund der Knochenneubildungen in einigen Fällen beispielsweise zu Einschränkungen der Gelenkbeweglichkeit führen.

Komplikationen

Bei einer Fluorose kann es im schlimmsten Falle zum Tode kommen. Dieser Fall wird allerdings nur dann erreicht, wenn die erhöhte Zufuhr an Fluor nicht gestoppt wird. In den meisten Fällen bilden sich bei der Fluorose Flecken auf den Zähnen aus. Diese können weiß oder braun sein.

Auch die Knochen sind weniger belastbar, sodass die Gefahr eines Knochenbruches erhöht ist. Bei der Fluorose kommt es auch zu Durchfall, Erbrechen und einer Übelkeit. Die Lebensqualität wird durch das Symptom verringert, schwere körperliche Belastungen können nicht mehr durchgeführt werden.

Falls die Fluorose gestoppt wird, können sich die Symptome zurückbilden, sodass es zu keinen weiteren Komplikationen kommt. Da auch die Zähne bei der Fluorose betroffen sind, ist eine Behandlung durch den Zahnarzt notwendig, um die Schäden zu beheben. In der Regel ist es möglich, die Zähne wiederherzustellen oder durch Implantate zu ersetzen.

Hierdurch kommt es zu keinen weiteren Beschwerden. Falls die Fluorose akut durch die erhöhte Einnahme an Fluor auftritt, kann es zum Tode kommen. Daher ist in diesem Fall eine dringende medizinische Versorgung notwendig. Meistens wird der Magen des Patienten ausgespült.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Eine akute Fluorid-Vergiftung muss sofort behandelt werden. Hat zum Beispiel ein Kind eine ganze Tube Zahnpasta geschluckt, ist ein Arztbesuch angezeigt. Warnzeichen, die auf eine Vergiftung hindeuten, sind Übelkeit und Erbrechen, Blässe und Durchfall.

Zudem können Blutgerinnungsstörungen und Herzrhythmusstörungen auftreten, die ebenfalls sofort abzuklären sind. Eine Fluorose muss nicht unbedingt behandelt werden. Meistens treten die Beschwerden nur an den Zähnen auf und gehen zurück, sobald der Betroffene auf eine andere Zahnpasta wechselt bzw. die Einnahme von Fluortabletten reduziert wird.

Mit stark sichtbaren gelblich-braunen Verfärbungen sollte unbedingt zum Zahnarzt gegangen werden. Meist müssen die betroffenen Zähne gezogen werden, um eine Ausbreitung zu verhindern. Ein Arztbesuch ist außerdem erforderlich, wenn die Verwendung einer fluorhaltigen Zahnpasta weitere Beschwerden verursacht.

So sollte mit Magen-Darm-Beschwerden oder Kopfschmerzen zum Hausarzt gegangen werden, der eine mögliche Fluorose feststellen und den Patienten an einen Zahnarzt weiterleiten kann. Patienten mit Fluorose sollten sich regelmäßig beim zuständigen Arzt untersuchen lassen, um Komplikationen auszuschließen.

Behandlung & Therapie

Wurde eine Fluorose diagnostiziert, ist es zunächst wichtig, die überhöhte Fluorzufuhr zu unterbrechen. Ist dies möglich, können sich krankheitsbedingte Veränderungen an den Knochen teilweise wieder zurückbilden.

Welche Behandlungsschritte sich der Regulation der zugeführten Fluoridmenge bei einer Zahnfluorose anschließen, ist abhängig von den Zahnschäden, die durch die Erkrankung bereits entstanden sind. In der Regel ist es in der Zahnmedizin ein Ziel, angegriffene Zähne zu erhalten. Sind einzelne oder mehrere Zähne aber durch die Auswirkungen einer Fluorose sehr stark beschädigt, kann es notwendig werden, entsprechende Zähne zu entfernen bzw. künstlich zu ersetzen.

Eine sogenannte akute Fluorose (eine Fluoridvergiftung) bedarf in einigen Fällen einer notfallmedizinischen Versorgung bzw. kann (vor allem bei Kindern) lebensbedrohlich sein. Eine solche akute Fluorose kann auftreten in Folge einer einmalig aufgenommenen (in der Regel unbeabsichtigten), toxischen Menge an Fluor. Zu den medizinischen Maßnahmen bei einer akuten Fluorose zählt unter anderem ein Ausspülen des Magens; im Idealfall sollte dies spätestens zwei Stunden nach Aufnahme des Fluorids erfolgen.

Aussicht & Prognose

Bei Fluorose ist zwischen der akuten und chronischen Verlaufsform zu unterscheiden. Eine akute Fluorose ist zwar unangenehm, aber bei einem ansonsten gesunden erwachsenen Menschen nicht gefährlich. Es kommt zu Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall und es kann eine begleitende Parästhesie auftreten. Sobald der Fluorid-Überschuss ausgeschieden ist, verschwinden die Symptome wieder und dem Patienten geht es bald wieder besser. Bei Kindern ist die toxische Dosis Fluorid geringer, sodass es bei ihnen zu schlimmeren Symptomen kommen kann als beim Erwachsenen.

Die chronische Fluorose hat langfristigere Auswirkungen, die sich an den Knochen oder Zähnen bemerkbar machen können. In den Zähnen führt übermäßige Zufuhr von Fluorid zu weißen Flecken und hellen, großflächigen Verfärbungen auf den Zähnen. Je nach Schweregrad stellt das fleckige Aussehen für den Betroffenen ein ästhetisches Problem dar. Außerdem kommt es an den betroffenen Stellen schneller zur Abnutzung der Zähne, da es sich um eine Veränderung der mineralischen Zusammensetzung des Zahnschmelzes handelt und er keinen ausreichenden Schutz der Zähne mehr gewährleisten kann.

Betrifft die Fluorose die Knochen, verdicken sich bestimmte Strukturen der Knochen, wodurch diese anfälliger für Brüche und Frakturen werden. Außerdem können die Gelenke in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt sein oder lassen sich schlimmstenfalls gar nicht mehr bewegen, wenn sie von der Verdickung durch die Fluorose betroffen sind.


Vorbeugung

Einer Fluorose kann vorgebeugt werden, indem die Menge der eigenen Fluoridaufnahme (soweit möglich) kontrolliert wird. Werden aus gesundheitlichen Gründen Fluoridpräparate eingenommen, kann es sinnvoll sein (sofern im jeweiligen Einzelfall medizinisch vertretbar), eine Dosierung zu vermeiden, die eine tägliche Fluoridmenge von 2 Milligramm überschreitet.

Nachsorge

Die Maßnahmen oder Möglichkeiten der Nachsorge bei einer Fluorose sind sehr stark von der genauen Ursache und den genauen Beschwerden der Fluorose abhängig. Aus diesem Grund kann hierbei keine allgemeine Prognose gegeben werden. In erster Linie muss jedoch die Erkrankung selbst oder ihre Grunderkrankung behandelt werden, wobei vor allem die erhöhte Zufuhr an Fluorid zuerst gestoppt werden muss.

Sollte es sich bei der Fluorose um eine Vergiftung handeln, sind in der Regel keine weiteren Maßnahmen der Nachsorge mehr notwendig. Nach der Entgiftung sollte der Betroffene die erhöhte Quelle an Fluorid meiden und nicht erneut die erhöhte Menge aufnehmen. Dabei ist auch auf eine entsprechend richtige Ernährung zu achten, wobei auch ein Arzt Hilfe leisten kann.

Sollte die Fluorose zu Schäden an den Zähnen führen, müssen diese richtig behandelt werden. In der Regel sollte direkt nach der Entgiftung ein Zahnarzt aufgesucht werden, um weitere Komplikationen im Mundraum zu verhindern. Bei einer sehr hohen Menge an Fluorid sollte jedoch sofort ein Krankenhaus aufgesucht oder ein Notarzt gerufen werden. Ob es durch die Krankheit zu einer verringerten Lebenserwartung kommt, kann nicht generell vorhersagt werden.

Das können Sie selbst tun

Zunächst sollten alle Fluorquellen im Haushalt überprüft werden: In Zahnpasta und Speisesalz sind zum Teil sehr große Mengen enthalten. Im Handel sind fluoridfreie Zahnpasta sowie zusatzfreies Salz erhältlich. Sollte Kindern Fluortabletten im Zuge der zahnärztlichen Prophylaxe verabreicht werden, ist deren weitere Einnahme mit dem behandelnden Arzt zu besprechen.

Da Fluor die Calciumreserven im Körper angreift sollte auf eine vitalstoff- und calciumreiche Ernährung geachtet werden. So können die körpereigenen Depots wieder aufgefüllt werden. Besonders viel Calcium enthalten Milchprodukte sowie grüne Gemüse wie Brokkoli und Grünkohl. Auch Mineralwässer können zu einer guten Calciumversorgung beitragen.

Bereits vorhandenen Verfärbungen an den Zähnen kann mit Kokosöl entgegnet werden. Dieses wirkt aufhellend und zugleich antibakteriell. Der Zahnarzt wird immer versuchen erkrankte Zähne zu erhalten. In einigen Fällen muss jedoch ein Austausch mit künstlichem Zahnersatz erfolgen. Bei einer akuten Fluorose – welche oft Kinder betrifft – ist eine notärztliche Behandlung von Nöten. Im Krankenhaus wird zuerst der Magen ausgepumpt und gespült, um die Vergiftungsreaktion einzudämmen.

Um die Zähne vor Karies zu schützen, ohne Fluorid zuzuführen, bietet die Homöopathie eine Alternative. Die Mittel Calcium fluoratum (D12), Calcium phosphoricum (D6) sowie Silicea wirken sich ebenso stärkend auf Zähne, Zahnfleisch und Mundflora aus. Wichtig ist ebenso ein ausgeglichener Säure-Basen-Haushalt, da eine saure Mundflora den Zahnschmelz angreift.

Quellen

  • Gängler, P., et al.: Konservierende Zahnheilkunde und Parodontologie. Thieme, Stuttgart 2010
  • Müller, H.-P.: Checkliste Parodontologie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Ott, R., Vollmer, H.P., Krug, W.: Klinik- und Praxisführer Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2003

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