Ursachen und Behandlung von Panikattacken

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 20. September 2023
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Wenn plötzlich die Angst dominiert: Ursachen & Behandlung von Panikattacken.

Sie kommt oft ohne jegliche Vorwarnung und legt Körper und Geist lahm: Die schiere Panik, hervorgerufen von einer starken Angstreaktion, die der Panikattacke ihren Namen gibt. Statistisch sind Frauen doppelt so häufig davon betroffen wie Männer, zu einer immensen Belastung wird sie unabhängig davon für beide Geschlechter. Treten Panikattacken vermehrt auf, spricht man von einer Panikstörung - was zu einem enormen Leidensdruck bei Betroffenen führt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist und wie äußert sich eine Panikattacke?

Panikattacken sind prinzipiell immer heilbar. Es müssen nur die auslösenden Ursachen gefunden werden. Dies ist oft jedoch recht schwierig und langwierig.

Panikattacken und Angst sind eng miteinander verbunden: Obgleich der Mensch Angst als negatives Gefühl wahrnimmt, ist es eine lebenswichtige Reaktion, die das vegetative Nervensystem damit auslöst.

Angst spielte in der Evolution und der Überlebensfähigkeit des Menschen eine ebenso wichtige Rolle, wie sie in ganz unterschiedlichen Situationen auftreten und auch in ihrer Ausprägung variieren kann.

Unter Umständen kann Angst sogar mobilisieren, ungeahnte Kräfte freisetzen und Betroffenen damit aus einer heiklen Situation helfen. Angst kann aber genauso lähmen, sich weiter bis hin zur Todesangst steigern und dann in einer Panikattacke münden.

Dahingehend gilt es, was die Angst als Gefühl und damit assoziierte Symptome anbelangt, also zu unterscheiden. In einer gefährlichen Situation ist die eigene Angst ein wichtiger Unterstützer, der Körper geht in den "Fight or Flight" Modus, bereitet sich also darauf vor entweder kämpfen zu müssen oder die Flucht anzutreten.

Wenn Angst aber die Überhand gewinnt, auch in Situationen wo sie weitgehend oder völlig unbegründet ist, avanciert sie zu einer Belastung. Diese manifestiert sich in einer Reihe von Symptomen, die für Panikattacken charakteristisch sind.

Symptome bei einer Panikattacke

Zu beachten ist, dass Herzrasen von über 100 Schlägen pro Minute normal ist. Besonders bei körperlicher Anstrengung ist diese Herzfrequenz schnell erreicht. © Robert Kneschke - stock.adobe.com

Bei einer Panikstörung kann eine ganze Bandbreite von Symptomen auftreten, sowohl solche körperlicher als auch psychologischer Natur. Die Ausprägung der einzelnen Symptome kann sich zwischen Betroffenen unterscheiden, ebenso die Dauer - die sich mit der Dauer der Panikattacke überschneidet. Überhaupt zu Symptomen kommt es deshalb, weil das vegetative Nervensystem in massiver Anzahl Stresshormone ausschüttet.

Zu den körperlichen Symptomen einer Panikattacke gehören:

  • Hyperventilation, sowie eine gefühlte Enge in der Brust, Schnapp- und unkontrollierte schnelle Atmung und gegebenenfalls das Gefühl zu ersticken
  • Herzrasen, gegebenenfalls einhergehend mit einem Schmerz in der Brust

Generell ist bei Betroffenen bei einer Panikattacke oft das Temperaturgefühl gestört, ihnen wird plötzlich sehr heiß oder sehr kalt, es bildet sich mitunter Gänsehaut. Das gestörte Temperaturgefühl kann ebenso dazu führen, dass Betroffenen abwechselnd oder gefühlt zeitgleich sehr heiß und/oder sehr kalt ist.

Psychologische Symptome einer Panikattacke sind:

  • das Gefühl die Kontrolle zu verlieren, verrückt zu werden oder Todesangst
  • Derealisation (das Gefühl, es sei alles unecht und unwirklich)
  • Depersonalisation (das Gefühl, man entfremdet sich von sich selbst)
  • Katastrophendenken

All die genannten Symptome können sich nicht nur zwischen Betroffenen von Panikattacken und Panikstörrungen unterscheiden, sondern auch von Panikattacke zu Panikattacke eine unterschiedlich starke Ausprägung haben.

Ursachen von Panikattacken

Die Ursachen, also "warum" eine Panikattacke aufritt, sind sehr verschieden und zudem noch umfangreich - da spielen sowohl soziale, psychologische als auch biologische Gründe ein.

Mittlerweile ist beispielsweise klar, dass für ein vermehrtes Angstempfinden sogar eine genetische Veranlagung bestehen kann, auch die Erziehung im Kindes- und Jugendalter kann für spätere Panikattacken im Erwachsenenalter eine Rolle spielen.

Wer aus dem Elternhaus Angst "imprägniert" bekommt, wird auch als Erwachsener vermehrt dazu neigen, in bestimmten Situationen eine (übermäßig starke) Angst zu empfinden.

Depressive verlieren das Interesse an Tätigkeiten, erleben ihre Erfahrungen nur sehr schwach ausgeprägt und neigen oft zu Appetitlosigkeit oder zu übermäßigem Essen.

Des Weiteren können verschiedene Botenstoffe im Gehirn in einem Ungleichgewicht existieren, in diesem Fall würde sich eine Panikattacke mitunter medikamentös behandeln lassen. Schicksalsschläge, ein erlebtes Trauma, Burn-Out, Depressionen sowie generell chronische und übermäßige psychologische Belastungen sind ebenfalls zu berücksichtigen.

Häufig ist bei Betroffenen zudem eine kognitive Störung zu beobachten: Sie haben selbst die Angewohnheit, ihren eigenen Körper und sich selbst mitsamt allen eintretenden Reaktionen sehr intensiv zu beobachten.

Häufig bilden sich Betroffene dann auch zunächst Symptome ein, denken also ihr Herzschlag wäre unregelmäßig oder stark beschleunigt, was das Angstgefühl aufkommen lässt und weiter intensiviert, bis der Herzschlag später tatsächlich schneller wurde - und sich durch die dann schon aufgetretene Panikattacke immer weiter beschleunigt.

Solch ein starkes Beobachten der eigenen körperlichen Reaktionen führt zu einer vermehrten Ausschüttung von Stresshormonen, die der Körper nicht mehr im Gleichgewicht halten kann und die in der Folge die Oberhand gewinnen.

Bestimmte (soziale) Situationen können bei Betroffenen ebenfalls zu Panikattacken führen. Meistens stellt sich bei Betroffenen die Angst ein, sie könnten die jeweilige Situation, sollte eine Panikattacke auftreten, nicht mehr rechtzeitig verlassen oder da keine adäquate Hilfe beziehungsweise kein Verständnis dafür bekommen.

Die Angst vor dieser Situation ist dann das, was die Panikattacke überhaupt erst hervorruft - wodurch sich Betroffene in ihrer zuvor empfundenen Angst wiederum bestätigt sehen. In der Folge entsteht ein Teufelskreis, bei dem Betroffene aufgrund ihrer Angst vor dem, was noch gar nicht eingetreten ist und wahrscheinlich gar nicht eintreten wird, überhaupt erst in eine Panikattacke verfallen.

Auch hier sehen Betroffene ihre Angst dann fälschlicherweise als legitim an - Mediziner sprechen dann von einer "Erwartungsangst".

Differenzierung zwischen Panikattacke und Panikstörung

Beide Begriffe werden häufig synonym benutzt, was aber im medizinischen Kontext nicht ganz korrekt ist. Panikattacken beziehen sich immer auf einen kurzen Zeitraum. Wer hin und wieder Panikattacken bekommt, leidet nicht an einer Panikstörung. Diese liegt erst dann vor, wenn mehrere Panikattacken im Monat auftreten. Die zuvor beschriebene Erwartungsangst spielt bei der Ausprägung einer Panikstörung eine Schlüsselrolle.

Behandlungsmethodik bei Panikattacken und Panikstörungen

Bei der Kognitiven Verhaltenstherapie muss der Klient sehr aktiv mitarbeiten und zwischen den Sitzungen die in der Therapie erarbeiteten Verhaltensweisen aktiv in seinem Alltag einüben.

Panikattacken und -störungen schränken das Leben von Betroffenen erheblich ein. Aus diesem Grund sollte bei einer Panikattacke eine professionelle Behandlung stattfinden.

Als effizientes Mittel hat sich eine kognitive Verhaltenstherapie im Zuge einer psychologischen Behandlung bewiesen. Patienten lernen da, wie sie mit aufkommenden und bereits aufgetretenen Panikattacken besser umgehen können.

Ebenso ist es Aufgabe des Psychologen bestimmte Verhaltensweisen zu identifizieren, die überhaupt erst zu Panikattacken führen. Vor allem die Erwartungsangst gegenüber einer neuerlichen Panikattacke spielt dabei eine Schlüsselrolle.

Da Betroffene ihre Panikattacken zumeist selbst auslösen, wenn auch unfreiwillig, gilt es an derartige Denkweisen und Verhaltensmuster anzuknüpfen. Betroffene müssen also lernen, dass in den allermeisten Situationen überhaupt kein Grund für eine stark empfundene Angst und die anschließende Angstspirale, die schließlich in einer Panikattacke mündet, besteht.

Angst kann ein mächtiges ebenso wie lähmendes Werkzeug unseres Nervensystems sein. Wenn Angst unbegründet empfunden wird und zudem eine Angstspirale auftritt, bei der die Angst in immer mehr Angst resultiert, bis schließlich eine Panikattacke auftritt, sollten sich Betroffene professionelle Hilfe holen - allen voran in Form einer psychologischen Verhaltenstherapie, wo sie ihre manifestierten, angstproduzierenden Denkweisen identifizieren und anschließend ablegen.

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