Verbrennung (Verbrühung)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Von einer Verbrennung beziehungsweise Verbrühung spricht man immer dann, wenn auf den Körper Hitzeeinwirkungen von mehr als 45 Grad Celsius entstehen. In diesem Fall werden die Zellen nicht nur geschädigt, sondern können schlimmstenfalls sogar absterben.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Verbrennung (Verbrühung)?

Hautrötung auf der Handoberseite nach dem Verbrühen mit heißem Wasser.

Wirkt Hitze, das heißt Temperaturen von mehr als 45 Grad Celsius, auf den Körper, werden dessen Zellen geschädigt und man spricht von einer Verbrennung beziehungsweise Verbrühung. Unterschieden werden hierbei vier Schweregrade:

Je nachdem, wie lange die Hitze auf den Körper einwirkt und wie hoch die Temperaturen sind. Von einer Verbrennung ersten Grades spricht man bereits bei einem Sonnenbrand - typisches Symptom ist hier die gerötete Haut. In diesem Fall ist nur die oberste Schicht der Epidermis betroffen.

Bei der Verbrennung zweiten Grades treten zusätzlich zu Rötungen und Schwellungen meist auch Blasen auf. Sind sowohl Epidermis als auch Dermis von der Verletzung betroffen, spricht man von einer Verbrennung dritten Grades - in diesem Fall ist die Haut komplett zerstört.

Diese ist in diesem Fall weißlich bis bräunlich gefärbt. Schlimmste Form der Erkrankung ist die Verbrennung vierten Grades - Muskeln, Sehnen, Knochen und Gelenke sind neben der Haut ebenso in Mitleidenschaft gezogen. Die Haut selbst ist aufgrund der Verkohlung schwarz gefärbt.

Ursachen

Zwischen 10.000 und 15.000 Menschen werden jährlich in Krankenhäusern aufgrund von Verbrennungen behandelt - damit ist dies eine durchaus häufig auftretende Verletzung.

Mehr als zwei Drittel der Verletzungen geschehen im Haushalt oder auch im Straßenverkehr, während etwa ein Drittel der Verbrennungen auf Arbeitsunfälle zurückzuführen sind. Verbrühungen entstehen dabei in den meisten Fällen durch heißes Wasser. Verbrennungen wiederum können sowohl durch Flammeneinwirkung oder Explosionen als auch durch Strahlen oder elektrischen Strom entstehen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Blasenbildung an der Hand und am Arm nach dem Übergießen mit kochendem Wasser nach einem Unfall.

Bei Verbrennungen und Verbrühungen hängen die Symptome von der Schwere der Verletzung ab. Es werden vier Schädigungsgrade unterschieden. Bei der Verbrennung ersten Grades ist nur die äußerste Hautschicht betroffen. Die Beschwerden sehen so aus, dass die Haut schmerzt, rot und trocken und auch leicht geschwollen ist – wie etwa nach einem Sonnenbrand oder ein Kontakt mit heißen Flüssigkeiten oder Gegenständen, es sollte in kurzer Zeit heilen.

Die oberflächliche Verbrennung zweiten Grades äußert sich mit starken Schmerzen, einer roten Brandwunde, feuchter Oberfläche. Es können sich auch Brandblasen bilden. Spricht man von einer anderen Verbrennung zweiten Grades, liegt die die Wunde tiefer. Da die Brandblasen offen sein können, besteht die Gefahr einer Infektion. Bei dieser Form der Verbrennung ist es möglich, dass die Haut vernarbt.

Es können mehr als drei Wochen bis zur Gesundung vergehen. Verbrennungen dritten Grades sind so schwer, dass die gesamte Hautstruktur zerstört ist. Durch die Zerstörung der Nervenenden spürt der Patient keinen Schmerz, sondern ein Taubheitsgefühl. Hier entstehen auch Narben. Verursacht kann dies werden durch Kontakte mit Strom, Feuer oder Chemikalien. Eine Verbrennung vierten Grades kann eine vollständige Zerstörung des betroffenen Körperteils beinhalten und wird deshalb auch Verkohlung genannt.

Diagnose & Verlauf

Die erste Diagnose stellt der Arzt, indem er nicht nur die eigentliche Hautstelle der Verbrennung, sondern auch Herz- und Kreislauffunktionen und Atmung des Patienten überprüft. Der Verlauf einer Verbrennung hängt natürlich grundsätzlich von der Schwere der Verletzung ab - auch das Alter sowie eventuelle Vorerkrankungen aber spielen eine nicht unbedeutende Rolle.

Ganz entscheidend ist auch die Erstbehandlung am Unfallort - von dieser hängt der Heilungsprozess deutlich ab. Bei sehr schweren Verbrennungen kann eine lebenslange Nachbehandlung erforderlich sein.

Komplikationen

Eine Verbrennung oder Verbrühung kann verschiedene Komplikationen zur Folge haben. Dies gilt besonders für tiefergehende Verbrennungen oder bei einem großflächigen Befall der Körperoberfläche. Zu den akuten Folgeerscheinungen einer schweren Verbrennung beziehungsweise Verbrühung gehören Infektionen sowie die Einbuße von Flüssigkeit.

Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass es zur Verbrennungskrankheit kommt. In manchen Fällen nimmt diese sogar lebensbedrohliche Ausmaße an. Ein weiteres mögliches Risiko einer Verbrennung stellt das Inhalationstrauma dar, das durch das Einatmen von Ruß hervorgerufen wird. Dabei leiden die Betroffenen unter Atemproblemen, Husten und Sauerstoffarmut. Zur Behandlung ist die Zufuhr von Sauerstoff oder sogar eine künstliche Beatmung erforderlich.

Eine Rolle für die Schwere der Komplikationen können auch verschiedene Vorerkrankungen spielen. Dazu zählen unter anderem schwere Stoffwechselkrankheiten, Diabetes mellitus, Nikotinsucht oder Alkoholismus. Kommt es zu großflächigen Verbrennungen oder Verbrühungen, zieht dies einen schwierigeren Heilungsprozess nach sich, was besonders für ältere Patienten gilt.

Ebenfalls zu den Auswirkungen einer Verbrennung gehören dauerhafte Beeinträchtigungen der Lebensqualität. Diese sind auch dann möglich, wenn zum Beispiel nur fünf Prozent der Gesichtshaut in Mitleidenschaft gezogen werden. So droht eine starke Narbenbildung, deren Ausmaß sich nicht vorbestimmen lässt. Werden die Gelenke durch die Verbrennung beeinträchtigt, sind Bewegungseinschränkungen möglich. Ferner kann es zu Gefühls- oder Tastbeeinträchtigungen kommen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Zeigen sich nach dem Kontakt mit einer Wärmequelle oder offenem Feuer leichte Beschwerden, sollte mit einer Kühlung der betroffenen Körperstelle versucht werden, Linderung zu verschaffen. Rötungen der Haut und leichte Schmerzen können minimiert werden, indem die körperlichen Regionen unter fließendes kaltes Wasser gehalten werden. Ein Arzt wird nicht benötigt, wenn es nach wenigen Minuten bereits zu einer deutlichen Verbesserung oder einer Beschwerdefreiheit kommt. Bei schwereren Verbrennungen, wird grundsätzlich ein Arzt benötigt. Lösen sich die oberen Hautschichten, stellen sich starke Schmerzen ein oder entstehen Blasen auf der Haut, muss ein Kontrollbesuch bei einem Arzt stattfinden.

Einschränkungen der Bewegungsmöglichkeiten, der Verlust der Greiffunktion oder der allgemeinen Mobilität sowie Einbußen der körperlichen Kräfte weisen auf akuten Handlungsbedarf hin. Befanden sich der gesamte Körper oder Teile über mehrere Minuten in oder unmittelbar an einer heißen Wärmequelle, ist eine ärztliche Abklärung der Beschwerden anzuraten. Funktionsstörungen, ein Taubheitsgefühl auf der Haut oder eine Atemnot müssen untersucht und behandelt werden. Hält sich der Betroffene eine lange Zeit in einer Umgebung mit direkter Sonneneinstrahlung auf, können die Beschwerden ebenfalls eintreten. Ein Arzt wird benötigt, damit der Umfang der Störung ermittelt werden kann. Ein plötzliches Unwohlsein, Schwindel und Veränderungen des Herzrhythmus sind weitere Anzeichen die abgeklärt werden müssen.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung einer Verbrennung richtet sich nach der Tiefe der Verletzung. Genau beurteilen kann man diese meist erst einige Tage nach dem eigentlichen Unfall. Für die Behandlung einer Verbrennung sehr wichtig ist die Erstversorgung an der Unfallstelle.

Die Kühlung der verletzten Hautstelle mit etwa 15 bis 25 Grad warmen Wasser sollte dabei die erste Maßnahme sein, um ein sogenanntes "Nachbrennen" der Haut zu verhindern. Eiswasser hingegen sollte keineswegs benutzt werden; auch sollte die Kühlung nicht länger als 20 Minuten andauern, um wiederum eine Unterkühlung auszuschließen. Zusätzlich sollte der Verletzte in eine Decke, bestenfalls eine Rettungsdecke, gewickelt werden.

Ist es notwendig, den Verletzten in ein Krankenhaus einliefern zu lassen, erfolgt hier die weitere Behandlung. Hier liegt das Hauptaugenmerk zunächst auf der Schmerztherapie und auch Flüssigkeit wird dem Patienten jetzt verabreicht. Wichtig ist es zudem, dass der Verletzte eine Impfung gegen Tetanus erhalten hat.

Bei Verbrennungen, die mehr als 15 Prozent der Körperfläche betreffen, werden die Patienten in der Regel in ein spezielles Zentrum für Schwerbrandverletzte gebracht. In einigen Fällen, meist ab Verbrennungsstufe drei, werden Hautverpflanzungen nötig. Sind große Flächen der Haut verbrannt, muss der Patient eventuell in ein künstliches Koma gesetzt werden.


Vorbeugung

Vor allem bei Kleinkindern ist eine Vorbeugung gegen Verbrennungen und Verbrühungen sehr wichtig. Insbesondere im Haushalt entstehen hier die meisten Unfälle. Vorbeugen kann man solchen Unfällen mit den entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen.

Doch auch Erwachsene können Verbrennungen vorbeugen - insbesondere einem Sonnenbrand kann man entgehen, indem man vor allem in der Mittagszeit die pralle Sonne meidet. Ebenso viele Unfälle entstehen beim Grillen - auch hier ist im Umgang mit Spiritus besondere Vorsicht geboten.

Nachsorge

Je nach Grad und Lokalisation der Verbrennung benötigt der Patient nach der Behandlung eine Physiotherapie zur Wiedererlangung oder Verbesserung der Beweglichkeit. Diese Behandlung kann bereits in Form von Krankengymnastik während der stationären Behandlung im Krankenhaus begonnen werden. Im Fall von besonders schweren Verbrennungen, bei denen Hauttransplantationen vorgenommen werden mussten, kann es nach der akuten Behandlung zu weiteren Eingriffen kommen, um Korrekturen durchzuführen.

Nach der akuten Behandlung müssen Verbände regelmäßig gewechselt werden. Bei den meisten Verbrennungen kommt es zur Narbenbildung. Beim Auftreten großflächiger Narben, müssen diese durch Kompressionen oder Massagen nachbehandelt werden. Dies ist vor allem bei Körperregionen mit hoher Elastizität wie den Händen wichtig. Das Narbengewebe kann zudem durch weitere Hauttransplantationen behandelt werden.

Auch sind das regelmäßige Einfetten der Narben und eine Anwendung mit speziell auf das Narbengewebe abgestimmter medizinische Bäder sinnvoll. Neben der körperlichen Beeinträchtigung kann es auch zu psychischen Problemen bei dem Betroffenen kommen. Hierbei kann es sich um posttraumatische Stressreaktionen handeln. Bei schweren Verbrennungen ist daher eine psychologische Beratung ratsam. Zudem kann es zu anhaltendem Schmerz kommen, welcher durch eine Schmerztherapie behandelt werden sollte. Oft angewendet wird hierbei die Akupunktur.

Das können Sie selbst tun

Bei einer Verbrennung sollte zunächst die Ursache der Verbrennung ermittelt werden. Allerdings darf hierbei keine akute Gefahr mehr bestehen. Kleidung, die bereits eingebrannt ist, darf nicht von der Haut entfernt werden. Auch ein Kühlen der Verbrennung sollte in jedem Fall erst nach Rücksprache mit dem Arzt erfolgen. Lediglich kleine Verbrennungen oder Verbrühungen können mit kaltem Wasser und anschließend mit Eispackungen gekühlt werden. Der betroffene Bereich muss steril abgedeckt werden.

Nachdem die Verbrennung abgeklungen ist und gegebenenfalls ärztlich behandelt wurde, sollte die betroffene Stelle geschont werden. Je nach Schwere der Verbrennung kann es einige Tage bis Wochen dauern, bis die Verletzung vollständig abgeklungen ist. Bis dahin sollte die betroffene Stelle regelmäßig mit geeigneten Salben behandelt werden. Bei empfindlicher Haut bieten sich natürliche Mittel aus Aloe Vera an. Die Verwendung alternativer Heilmittel sollte mit dem zuständigen Allgemein- oder Hautarzt besprochen werden.

Größere Verbrennungen bedürfen einer speziellen Behandlung. Massagen und die Anwendung spezieller Antinarbencremes wirken den Hautveränderungen entgegen. Begleitend dazu muss die Ursache der Verbrennung ermittelt werden. Vorbeugende Maßnahmen verhindern eine erneute Verbrennung.

Quellen

  • Grüne, S., Schölmerich, J.: Anamnese, Untersuchung, Diagnose. Springer, Heidelberg 2007
  • Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010
  • Ziegenfuß, T.: Notfallmedizin. Springer, Heidelberg 2011

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