Vorhofseptumdefekt
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Unter einem Vorhofseptumdefekt (auch ASD genannt) bezeichnet der Mediziner ein Loch in der Scheidewand, welches zwischen den Herzvorhöfen auftritt. Das Loch stellt vor der Geburt keine Auffälligkeit dar, kann jedoch, wenn es nicht zusammenwächst, mitunter für Beschwerden sorgen.
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Was ist ein Vorhofseptumdefekt?
Der Mediziner bezeichnet das Loch, welches zwischen den Herzvorhöfen in der Scheidewand zu erkennen ist, als „Foramen ovale“; jenes schließt sich jedoch wenige Wochen nach der Geburt von selbst.
Wenn nicht, spricht man von einem Vorhofseptumdefekt. Streng genommen handelt es sich um eine kongenitale Fehlbildung.
Etwa zehn Prozent aller Herzfehler, sind ein Vorhofseptumdefekt.
Der Vorhofseptumdefekt zählt zu den Shuntvitien und verursacht im Regelfall - bis zum 50. oder 60. Lebensjahr - keine Beschwerden.
Ursachen
Auf Grund des Vorhofseptumdefekts besteht jedoch eine Volumenbelastung, sodass sich die rechte Hauptkammer sowie der rechte Vorhof vergrößern. Die Lunge wird in weiterer Folge überflutet. Jedoch besteht, anders als beim Ventrikelseptumdefekt, keine Gefahr, dass eine pulmonale Hypertension (Lungenhochdruck) entsteht.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Personen, die von einem Vorhofseptumdefekt betroffen sind, sofern zwischen den beiden Vorhöfen nur eine sehr kleine Verbindung besteht, haben - vor dem 50. Lebensjahr - keine Beschwerden. Jedoch sind es die im Alter zunehmenden Leistungseinbußen, die mitunter Beschwerden verursachen. Große Öffnungen können aber bereits im Säuglingsalter Probleme bereiten. So sind die Patienten schneller müde und weisen auch eine enorme Leistungsminderung auf.
Die Atemnot, vor allem in Verbindung mit körperlicher Anstrengung, ist ein weiteres Anzeichen eines Vorhofseptumdefekts. Auf Grund der veränderten Blutströmungs- und Druckverhältnisse kann sich ein Blutgerinnsel bilden. Aus diesem Grund besteht des Weiteren die Gefahr, dass sich die Thromben direkt durch den Vorhofseptumdefekt verlagern und vom rechten in den linken Vorhof gelangen und sodann direkt in den Körperkreislauf weitertransportiert werden.
Mögliche Folgen sind verstopfte Hirngefäße, die in weiterer Folge einen Hirnschlag (Schlaganfall) verursachen. Vor allem sind Betroffene anfälliger für etwaige Infektionskrankheiten, die sich vorwiegend im Bereich der Atemwege auftreten. Die Prognosen sind gut. Der Krankheitsverlauf kann mittels Therapie derart positiv gestaltet werden, dass der Vorhofseptumdefekt zur Gänze behoben wird und somit die Gefahren etwaiger Thrombosen gar nicht mehr gegeben sind.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Der Mediziner kann relativ schnell den Verdacht äußern, dass es sich um einen Vorhofseptumdefekt handelt. Vor allem die Herzgeräusche (beim Abhören) oder auch die typischen Merkmale, die der Patient beschreibt, lassen den Schluss zu, dass mitunter ein Vorhofseptumdefekt vorliegt. Klagt der Patient über keine Beschwerden, kann dennoch die Diagnose - jedoch rein zufällig, im Rahmen einer Routine-Untersuchung des Herzens - gestellt werden.
Damit der Mediziner den Beweis erbringen kann, dass ein Vorhofseptumdefekt vorliegt, ist eine Ultraschalluntersuchung notwendig. Mittels Ultraschalluntersuchung beziehungsweise Echokardiographie ist es möglich, dass die Blutströmung durch die Öffnung nachgewiesen werden kann. Auf Grund der Mehrbelastung ist das Vorhofseptumdefekt auch am Röntgenbild zu erkennen.
Der Mediziner erkennt eine deutliche Vergrößerung der rechten Herzseite. Des Weiteren sind am Röntgenbild auch vergrößerte Arterien zu sehen. Im Regelfall bleibt der Mediziner jedoch bei der Ultraschalluntersuchung, da er hier genau den Defekt erkennen kann. Mitunter besteht auch die Möglichkeit, dass die Auswirkungen bereits erkannt werden beziehungsweise wie stark vergrößert die rechte Herzseite ist und wie groß die Öffnung tatsächlich ist, welche schlussendlich das Problem darstellt.
Komplikationen
In den meisten Fällen kommt es bei dieser Erkrankung erst im relativ hohen Alter zu Beschwerden oder zu Komplikationen. Aus diesem Grund wird die Krankheit auch erst sehr spät erkannt und behandelt. Die Betroffenen leiden dabei an einer starken Müdigkeit und an einer Abgeschlagenheit.
Die Leistung sinkt deutlich ab und die Patienten können gewöhnliche Tätigkeiten des Alltages nicht mehr ohne Weiteres ausführen. Auch die Durchführung von sportlichen Betätigungen ist dabei nicht mehr möglich. Weiterhin kann es zu einem Infarkt im Hirn oder im Herzen kommen und die Betroffenen erkranken häufig an Infekten oder an Entzündungen. Vor allem die Atemwege können davon betroffen sein, sodass es häufig zu Atembeschwerden kommen kann.
Die Lebensqualität es Patienten wird durch die Krankheit erheblich verringert und eingeschränkt. Die Behandlung erfolgt hierbei in den meisten Fällen durch einen operativen Eingriff. Je früher die Erkrankung dabei diagnostiziert wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit eines positiven Krankheitsverlaufes. Eventuell wird allerdings die Lebenserwartung des Betroffenen durch die Krankheit verringert. Die Betroffenen sind auch weiterhin auf regelmäßige Untersuchungen bei Ärzten angewiesen, um Komplikationen zu vermeiden.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei einem Vorhofseptumdefekt ist der Betroffene in der Regel immer auf eine medizinische Untersuchung und Behandlung durch einen Arzt angewiesen, damit es nicht zu weiteren Komplikationen oder zu einer weiteren Verschlechterung der Beschwerden kommt. Je früher ein Arzt kontaktiert wird, desto besser ist in der Regel auch der weitere Verlauf bei dieser Erkrankung. Der Betroffene sollte daher schon bei den ersten Symptomen und Anzeichen einen Arzt aufsuchen. Im schlimmsten Fall kann es durch die Krankheit zum Tod des Betroffenen kommen, wenn sie nicht behandelt wird.
Ein Arzt ist beim Vorhofseptumdefekt dann aufzusuchen, wenn der Betroffene häufig an einer Atemnot leidet. Vor allem unter Belastungen oder bei starken körperlichen Anstrengungen können diese Beschwerden auftreten. Ebenso erhöht sich die Anfälligkeit für Infektionen. Sollte der Patient daher sehr häufig erkranken, so kann dies ebenso auf einen Vorhofseptumdefekt hindeuten. Bei diesen Symptomen kann ein Allgemeinarzt, ein Internist oder ein Kardiologe aufgesucht werden. Die Behandlung der Erkrankung erfolgt in den meisten Fällen durch einen operativen Eingriff.
Behandlung & Therapie
Liegt auf Grund des Vorhofseptumdefekts eine Missbildung - etwa in Form einer Vergrößerung der rechten Herzseite vor - muss die Verbindung geschlossen werden. Auch dann, wenn keine Veränderung des Herzens sichtbar ist, der Patient jedoch über die typischen Beschwerden klagt. Der Verschluss ist des Defekts - auf zwei Arten - möglich.
Seit Jahren wird die Verbindung im Rahmen eines kleinen Eingriffs verschlossen. Dabei führt der Mediziner einen dünnen Draht durch die Leistenvene ein, welche bis zum rechten Vorhof geschoben wird. An der Drahtspitze befestigt der Mediziner im Vorfeld zwei geschlossene Schirmchen. Jene werden zwischen die Öffnung geschoben, bis sie dort erliegen. Danach öffnet der Mediziner die Schirmchen, spannt sie sozusagen auf und kann somit die Öffnung verschließen. Jene Operation ist ein sehr einfacher und schonender Eingriff.
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Öffnung zu vernähen oder mittels „Kunststoff-Flickes“ zu verschließen. Jene Technik ist nur in Verbindung mit einer großen Herzoperation möglich; im Rahmen des Eingriffs muss der Patient immer wieder an die Herz-Lungen-Maschine angeschlossen werden. Nach jenem Eingriff ist vor allem die lange Erholungszeit wichtig. Jener Eingriff stellt eine größere Operation dar und wird vor allem dann durchgeführt, wenn es sich um eine relativ große Öffnung handelt beziehungsweise bereits enorme Beschwerden bekanntgegeben wurden.
Vorbeugung
Da es sich um einen angeborenen Herzfehler handelt, können keine vorbeugenden Maßnahmen getroffen werden. Wurde der Vorhofseptumdefekt diagnostiziert, muss jedoch mit dem Mediziner über die Behandlung gesprochen werden. Bleibt der Defekt unbehandelt und verursacht Beschwerden, können durchaus andere Erkrankungen (Hirnschlag) auftreten, welche jedoch verhindert werden hätten können.
Nachsorge
Eine Nachsorge ist erforderlich, wenn der Vorhofseptumdefekt operativ behandelt wird. Im Anschluss an den Eingriff wird der Patient auf die Intensivstation des Krankenhauses verlegt und dort beobachtet und behandelt. Zur Hemmung der Blutgerinnung erhält der Patient in der Regel Medikamente. Dabei handelt es sich zumeist um Heparin oder Marcumar.
Das Heparin wird 24 Stunden lang intravenös verabreicht. Ein gefährliches Blutgerinnsel, das einen Schlaganfall verursachen kann, lässt sich auf diese Weise verhindern. Rund sechs Monate muss der Patient zudem jeden Tag Acetylsalicylsäure (ACC) wie Aspirin zu sich nehmen. Für die Macumarbehandlung erhält er einen speziellen Ausweis.
Außerdem kontrollieren die Ärzte in regelmäßigen Abständen die Gerinnungswerte. Wichtig ist das Einschränken der Zufuhr an Vitamin K, das beispielsweise in Salaten vorkommt. Durch dieses Vorgehen wird einer Verstärkung der Blutgerinnung entgegengewirkt.
Weil Infektionen wie zum Beispiel auch gewöhnliche Zahn- oder Halsentzündungen beziehungsweise Hauterkrankungen eine Schädigung der Herzklappen nach sich ziehen können, ist bei Bedarf die Gabe von Antibiotika notwendig. Um den Heilungsprozess zu fördern, gelten leichte sportliche Aktivitäten als sinnvoll. Der Patient darf es damit jedoch nicht übertreiben. Außerdem ist das Einverständnis des Arztes erforderlich. Ebenfalls hilfreich für die Nachsorge kann eine Rehabilitation sein. Außerdem werden regelmäßig Kontrolluntersuchungen wie das Messen des Blutdrucks oder ein EKG durchgeführt.
Das können Sie selbst tun
Ein Vorhofseptumdefekt muss operativ verschlossen werden. Die wichtigste Eigenmaßnahme besteht in einer Überwachung des Gesundheitszustandes des Kindes. Eltern von betroffenen Kindern müssen auf ungewöhnliche Symptome und Beschwerden achten. Sollte es zu einer Leistungsminderung oder gar Herz-Kreislauf-Beschwerden kommen, muss umgehend der Arzt konsultiert werden. Gemeinsam mit dem Mediziner können weitere Maßnahmen diskutiert werden, durch welche sich der Vorhofseptumdefekt verschließen und dem Kind ein normales Leben ermöglicht werden kann.
Da ein operativer Eingriff möglichst frühzeitig erfolgen muss, um die Prognose zu verbessern, sollte bei einem Verdacht zügig eine Untersuchung stattfinden. Wenn das Kind älter ist, kann es über die Erkrankung informiert werden. Hierfür eignen sich kindgerechte Medizinbücher oder ein gemeinsames Gespräch mit einem Kardiologen. Das Kind sollte dazu angehalten werden, selbstständig auf ungewöhnliche Symptome zu achten.
Wird der Vorhofseptumdefekt im Erwachsenenalter festgestellt, gilt eine rasche Behandlung. Ab 20. bis 25. Lebensjahr steigt die Mortalität der Erkrankung an. Zudem können bereits entstandene Entwicklungsstörungen oder Schäden am Herzen nicht mehr korrigiert werden. Die Betroffenen müssen Strategien entwickeln, um trotz Erkrankung ein erfülltes und aktives Leben zu führen.
Quellen
- Erdmann, E.: Klinische Kardiologie. Springer, Heidelberg 2011
- Herrmann-Lingen, C., et al.: Psychokardiologie. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln 2008
- Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004