Waldrebe

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Waldrebe zählt zu den Heilpflanzen. Aufgrund ihrer Giftigkeit kommt sie allerdings fast nur noch in der Homöopathie zur Anwendung.

Vorkommen & Anbau der Waldrebe

Im Mittelalter rieben sich Bettler mit dem Pflanzensaft ein, um dadurch ihre Haut zu entstellen. Auf diese Weise wollten sie das Mitleid der Bürger erregen.
Bei der gewöhnlichen Waldrebe (Clematis vitalba) handelt es sich um eine Pflanze, die auch als Echte Waldrebe oder Gemeine Waldrebe bezeichnet wird. In Österreich kennt man sie zudem unter den Namen Waschl, Lün, Lüln oder Liasch. Die Schweizer nennen sie dagegen Niele. Die mehrjährige Pflanze gehört der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae) an und zählt zur Gattung der Waldreben (Clematis).

Die Waldrebe wird zu den Kletterpflanzen, genauer gesagt zu den Lianen, gerechnet. Sie gedeiht beinahe überall auf der Welt. Bevorzugt wächst sie in Europa, Amerika und Asien. Auf dem gesamten Erdball sind mehr als 200 unterschiedliche Arten der Waldrebe zu finden. In manchen Regionen, in denen die gemeine Waldrebe gedeiht, gilt sie sogar als Plage, weil sie dort im Übermaß vorkommt. Besonders auf Erdböden, die Kalk enthalten, sowie an Waldgebieten, Küstenregionen und Ufern wächst die Pflanze reichhaltig. Des Weiteren bevorzugt die gewöhnliche Waldrebe Stellen, die halb oder sogar vollkommen im Schatten liegen.

Die Länge der Waldrebe liegt zwischen 10 und 15 Metern. Ein typisches Merkmal der dünnen Kletterpflanze ist ihr Ranken an Bäumen und ähnlichen Objekten. Die Blütezeit der Waldrebe erfolgt zwischen Juli und September. Erkennen lassen sich ihre Blüten an ihren rund gebogenen Blättern. Außerdem enthalten sie ein Büschel mit Fäden, die kugelig abstehen. Des Weiteren geben die Blüten einen unangenehmen Geruch ab, der dem Duft der Weißdorne ähnelt.

Die Blätter der gewöhnlichen Waldrebe weisen die Form eines Eis oder einer Lanzette auf und sind auf beiden Seiten weißfilzig. Die Zeit der Samenreife der Kletterpflanze findet in Herbst und Winter statt. Dabei entstehen wollige Büschel aus den Blüten, die der Waldrebe ein wollartiges Aussehen verleihen. Die Sammelzeit der Pflanzenblätter liegt in den Sommermonaten. Dagegen werden die Wurzeln im Herbst gesammelt.

Wirkung & Anwendung

Eine typische Eigenschaft der gewöhnlichen Waldrebe ist deren Ungenießbarkeit. Außerdem wird sie als giftig eingestuft und kann die Haut reizen. Wird die Pflanze jedoch getrocknet und gekocht, büßt sie ihre Toxizität ein. Aus Sicherheitsgründen empfiehlt es sich jedoch, die Inhaltsstoffe der Waldrebe ausschließlich in Form von homöopathischen Arzneien oder zur äußerlichen Behandlung zu verwenden.

Bei den Inhaltsstoffen handelt es sich um Kaffeesäure, Anemonin, Protoanemonin, Campesterol und Trimethylamin. Für die Giftigkeit der Pflanze ist das Protoanemonin verantwortlich. Durch den Saft der Pflanze kommt es zur Reizung der Haut, was wiederum die Bildung von Blasen zur Folge hat. Im Mittelalter rieben sich Bettler mit dem Pflanzensaft ein, um dadurch ihre Haut zu entstellen. Auf diese Weise wollten sie das Mitleid der Bürger erregen, damit diese ihnen ein Almosen zukommen ließen. Zu dieser Zeit wurde die Waldrebe auch Teufelszwirn genannt.

Medizinisch verwendete Bestandteile der Waldrebe sind deren Wurzeln, Stengel und Blätter. Letztere verfügen über eine harntreibende und schmerzstillende Wirkung. Werden die Wurzeln abgekocht, gelten sie zudem als hilfreich gegen Juckreiz. Als Heilpflanze ist die Waldrebe jedoch eher von untergeordneter Bedeutung, da im rohen Zustand eine leichte Giftigkeit vorliegt. Darüber hinaus gelten die heilenden Effekte der Pflanze als nicht übermäßig stark.

Geschätzt wird die Waldrebe allerdings von den Chinesen. So bildet sie schon seit Jahrhunderten einen Bestandteil der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und kommt gegen Gelenkschmerzen und Arthritis zur Anwendung. Ihre Wirkung entfaltet die Heilpflanze insbesondere, wenn die Schmerzen durch feuchte Witterung verschlimmert werden. Des Weiteren gilt sie als hilfreich gegen Bauchschmerzen.

Um die gewöhnliche Waldrebe medizinisch anzuwenden, lassen sich Wurzel und Stengel in heißem Wasser abkochen und äußerlich als Umschlag gegen Hautausschlag (Exanthem) und Juckreiz verabreichen. Eine weitere Möglichkeit ist die Zugabe eines Tees in das Badewasser. Auf diese Weise können Frauenleiden wie Beschwerden an der Gebärmutter, die mit Ausfluss verbunden sind, wirksam gelindert werden. In Form von Kompressen kommt der Tee gegen Hautentzündungen, Ekzeme, Furunkel und Geschwüre zum Einsatz. Als sinnvoll gilt die Anwendung zudem bei rheumatischen Schmerzen sowie stark ausgeprägten Nervenschmerzen.

Bedeutung für die Gesundheit, Behandlung & Vorbeugung

Da die gewöhnliche Waldrebe in der Pflanzenheilkunde sowie in der Naturheilkunde eher selten verabreicht wird, stellt die Homöopathie das Hauptanwendungsgebiet der Heilpflanze dar. Die homöopathischen Arzneien tragen die Bezeichnung Clematis vitalba oder Clematis recta. Zum Einsatz kommen sie gegen Männerleiden wie Hodenentzündungen oder eine [[Prostataentzündung (Prostaritis)|Entzündung der Prostata (Vorsteherdrüse).

Als weitere homöopathische Anwendungsgebiete der Waldrebe gelten Rheuma, Hautentzündungen, Schwellungen der Lymphdrüsen sowie gewöhnliche Entzündungen. Außerdem kann die Heilpflanze gegen Nervenschmerzen und Hautjucken verabreicht werden. Zur Anwendung kommen in der Regel niedrige Potenzen des Mittels. Die Waldrebe oder Clematis bildet zudem die 9. Bachblüte. Im Rahmen einer Bachblütentherapie kann sie daher unterstützend bei mentaler Verträumtheit oder geistiger Abwesenheit wirken.

Weil es sich bei der Waldrebe um eine giftige Pflanze handelt, wird empfohlen, vor ihrer Anwendung stets einen Arzt zu Rate zu ziehen. Nimmt der Patient die Waldrebe in größeren Mengen ein, besteht die Gefahr von Nebenwirkungen. Dies sind bei äußerlicher Anwendung die Bildung von Blasen und Reizungen auf der Haut sowie bei innerlicher Einnahme Blutungen im Magen-Darm-Trakt. Ebenfalls möglich sind blutiger Urin, Schäden an den Nieren und Schmerzen.


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