Wie sicher schützen Kondome

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. Dezember 2023
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Längst sind die Zeiten vorbei, in denen Paare keusch bis zur Trauung warteten und erst danach gemeinsam ins Bett stiegen. Die Gesellschaft ist offener geworden. Sich körperlich nahe zu sein, die Liebe in all ihren Facetten zu genießen, gehört heute zum Leben. Kinder müssen dabei zwangsläufig nicht entstehen, schließlich gibt es Kondome. Nach der Pille gelten sie als zweitbeliebteste Empfängnisverhüter. Doch wie sicher ist diese Methode?

Schwangerschaft und Infektionen - was sind und was bewirken Kondome?

Neben Kondomen und der Antibabypille ist die Vielzahl an weiteren Verhütungsmitteln groß.

Nicht selten preisen Feministinnen und Sexualtherapeuten das Kondom als ultimative Verhütungsmethode an. Sie weisen dem männlichen Part die Verantwortung zu. Er soll den aktiven Teil bei der Prävention übernehmen und nicht immer erwarten, dass seine Partnerin die Pille nimmt. Dem könnte man im Grunde zustimmen, doch sollten sich Betroffene vorher informieren, was diese Art der Verhütung tatsächlich zu leisten vermag.

Unter dem Begriff Kondom, oft auch Präservativ (lat. praeservare - vorbeugen, verhüten) genannt, versteht man eine hauchdünne Hülle, die über das männliche Glied gestülpt wird. Dieses Verfahren gehört zu den sogenannten Barrieremethoden. Das dazu benutzte Kondom kann aus Latex, Polyurethan oder Polyisopren bestehen. In der Hauptsache soll es physisch verhindern, dass Samenzellen (Sperma) die weibliche Eizelle befruchten.

Jedoch machen unsachgemäßer Umgang oder Materialschäden diese Missionen oftmals zunichte. Im Pearl-Index der Verhütungsmöglichkeiten liegt das Kondom zwischen 2 und 12. Das heißt, von 100 Frauen, die 12 Monate lang mit dieser Methode verhüteten, werden 2 bis 12 schwanger. Vergleicht man den Wert mit dem Index 0,1 bis 0,9 der Pille, hat das Kondom eindeutig das Nachsehen.

Benutzung von Kondomen - die Vorteile

Bei Kondomen handelt es sich um dünne Kautschuk-Latex-Hüllen, welche vor dem Geschlechtsakt über das erigierte Glied gezogen werden und das beim Samenerguss austretende Sperma auffangen.

Ob der Mann beim Geschlechtsverkehr ein Kondom benutzt, sollte vom Einverständnis sowie den Vorlieben beider Partner abhängen. Entscheiden sie sich dafür, ergeben sich auf den Punkt gebracht daraus folgende Vorteile.

Ein Kondom kann spontan und immer dann benutzt werden, wenn Bedarf besteht. Die Frau braucht nicht auf den Verkehr zu verzichten, weil sie generell die Pille meidet oder nur momentan keine genommen hat. Der Mann bestärkt das Vertrauen in ihn, indem er seiner Partnerin gegenüber den Willen zeigt, sich aktiv an der Verhütung zu beteiligen. Besonders dann, wenn die Frau ebenfalls verhütet und das Kondom der doppelten Absicherung dient.

Neben der Schwangerschaftsverhütung erschwert das Kondom auch die Übertragung von Virenkrankheiten wie Aids und Hepatitis B/C sowie bakterieller Infekte wie Syphilis und Trichomoniasis. Das Kondom greift nicht in die Biologie des Körpers ein.

Kondome sind kostengünstig und ohne Rezept in Apotheken, Drogerien oder Supermärkten zu haben. Sie eignen sich besonders für Menschen, die häufig den Geschlechtspartner wechseln.

Benutzung von Kondomen - die Nachteile

Neben dem unsachgemäßen Umgang und Materialschäden können bei der Anwendung von Kondomen noch andere Probleme auftreten.

Der Zeitpunkt, an dem man das Kondom überstülpt, unterbricht das Liebesspiel an entscheidender Stelle. Ungeübten oder sensiblen Partnern könnte das die Leidenschaft nehmen, das Glied erschlafft, und sie brechen den Geschlechtsverkehr ab. Manche Männer empfinden beim Sex mit Kondom weniger Lust und meiden es.

Beim ersten Mal oder wenn sich die Partner kaum kennen, kostet ihnen die Benutzung des Kondoms eventuell Überwindung. Manche Menschen empfinden Latex-Geruch als unangenehm, bei vereinzelten bestehen sogar Latex-Allergien. In diesen Fällen sollten Betroffene auf andere Materialien zurückgegriffen bzw. mit Geruch und Geschmack versehene Kondome wählen.

Kondom kaufen - aber bitte das Richtige

Um den Pearl-Index niedrig zu halten, müssen Männer (oder auch Frauen) bereits beim Erwerb des Präservativs genau hinschauen. Das heißt, sie sollten erstens nur geprüfte, mit dem DLF-Gütesiegel (DLF: Deutsche Latex-Forschungs- und Entwicklungsgemeinschaft) versehene Kondome kaufen und zweitens auf das Verfallsdatum achten.

Maximal 5 Jahre darf ein Präservativ in der Schublade liegen, danach ist er unbrauchbar. Das Material wird spröde, verliert an Elastizität und kann reißen. Vorsicht ist in dieser Hinsicht an Automaten geboten. Kann man das Ablaufdatum dort nicht erkennen, respektive hat den Eindruck, die Ware ist starker Sonnenstrahlung ausgesetzt, dann heißt es:

Finger weg! Das Gleiche gilt, fällt der Überzieher zu groß oder zu klein aus. Dabei ist nicht die Länge, sondern die Breite entscheidend. Wer 11 bis 13 Zentimeter Umfang am Schaft des erigierten Gliedes misst, kommt mit der Standardgröße (52 bis 54 Millimeter breit) zurecht. Darunter oder darüber sollte der Mann entweder zur Schlanken oder XXL-Variante greifen.

Richtig angelegt und abgezogen - das A und O der Verhütung

Bestmöglichen Schutz bietet ein Kondom nicht nur, wenn es passt, es muss auch korrekt angelegt sein. Dabei kann der Partner gern helfen. So geht es leichter und das Paar hat Spaß daran. Vor allem kommt es auf den passenden Zeitpunkt an, denn das Kondom kann nur im erigierten Zustand übergestülpt werden. Gemeinsam gehen beide am besten wie folgt vor:

  • Verpackung vorsichtig mit den Fingern öffnen. Dabei haben Schere, Messer und andere spitze Gegenstände nichts verloren,

ebenso lange Fingernägel und Zähne.

  • Vorhaut vollkommen zurückziehen.
  • Mit Daumen und Zeigefinger Luft aus dem Zipfel (dem Reservoir für das Ejakulat) drücken.
  • Den Zipfel festhalten und das restliche Kondom mit der Innenseite zur Haut komplett über das erigierte Glied rollen. Wenn sie oder er feststellen, dass sie das Teil falsch herum angelegt haben, bitte nicht einfach wenden, sondern ein anderes benutzen.
  • Bei Notwendigkeit kann man ein Gleitmittel auftragen. Dabei ist jedoch zu beachten, dass Massageöle und Vaseline Latex-Kondome porös machen. Sie verlieren dadurch ihre Schutzwirkung.

Nach dem Samenerguss sollte der Mann den Penis sofort (noch bevor dieser erschlafft) aus der Scheide ziehen. Ratsam, dabei das Kondom am Penisschaft festzuhalten, damit es nicht vorzeitig herunterrutscht. Anschließend bitte die Hände und den Penis abwaschen, um das Ejakulat restlos zu beseitigen. Passiert wider Erwarten während des Gebrauchs ein Malheur - das Kondom rutscht ab oder es reißt - wäre es vernünftig, den Liebesakt zu beenden. In solchen Fällen kann unter Umständen die "Pille danach" eine Schwangerschaft verhindern.

Im Anschluss an dem Geschlechtsverkehr darf das Kondom niemals in der Toilette verschwinden. Das ist zwar die schnellste und bequemste Lösung, doch besteht das benutzte Stück nicht nur aus Bio. Latex und andere Materialien haben in den Abflüssen nichts verloren, denn sie könnten Verstopfungen verursachen. Der richtige Platz für den gebrauchten Verhüter ist einzig und allein der Hausmüll. Und dass er vor dem Wegwerfen mit einem Knoten ordentlich verschlossen wird, versteht sich von selbst.

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