Wrinkly-Skin-Syndrom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Wrinkly-Skin-Syndrom ist vermutlich eine Form der kogenitalen Cutis laxa Typ Debré und geht mit runzeliger Haut, Skelettanomalien und fazialen Fehlbildungen einher. Als Ursache wurde eine erbliche Mutation identifiziert, die auch für die Cutis laxa als ursächlich gilt. Bisher stehen zur Therapie ausschließlich symptomatische Behandlungen zur Option.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Wrinkly-Skin-Syndrom?

An den 30 bislang beschriebenen Fällen konnte eine familiäre Häufung beobachtet werden, der offenbar ein autosomal-rezessiver Erbgang zugrunde liegt.
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Als Cutis-laxa-Syndrome werden verschiedene Erkrankungen des Bindegewebes zusammengefasst, die mit unterschiedlichen Begleitsymptomen vergesellschaftet sind und verschiedene Mutationen zur Ursache haben. Das sogenannte Wrinkly-Skin-Syndrom weist signifikante Gemeinsamkeiten mit der Cutis laxa der Form Typ Debré auf, die mit schwereren Veränderungen des Gewebes, Wachstumsverzögerungen und Skelettanomalien einhergeht.

Aus diesem Grund wird das Wrinkly-Skin-Syndrom gegenwärtig als eine Sonderform der Cutis laxa vermutet. Einige Wissenschaftler gehen sogar davon aus, dass Cutis laxa Debré und Wrinkly-Skin-Syndrom zwei Manifestationen derselben Erkrankung sind. Vom WSS wurden bislang nur 30 Fälle beschrieben. Der Symptomkomplex wird den Erbkrankheiten zugeordnet. Derzeit ist der Zusammenhang mit Cutis laxa einer der Hauptforschungsgegenstände.

Ursachen

Sporadisch scheint das Wrinkly-Skin-Syndrom nicht aufzutreten. An den 30 bislang beschriebenen Fällen konnte eine familiäre Häufung beobachtet werden, der offenbar ein autosomal-rezessiver Erbgang zugrunde liegt. Dieser Erbgang ist auch die Vererbungsform für das Cutis-laxa-Syndrom Typ Debré. Wie für die Cutis-laxa-Syndrome gelten Mutationen auch als eigentlicher Auslöser für das Wrinkly-Skin-Syndrom.

Die ursächlichen Gene konnten bisher nicht an allen Patienten identifiziert werden. An einigen Patienten mit WSS wurden Mutationen im ATP6V0A2-Gen auf Gen-Locus 12q24.31 festgestellt. Auf Mutationen im gleichen Gen geht auch die Cutis laxa Debré zurück. Andere Patienten zeigten Mutationen im PYCR1-Gen auf Locus 17q25.3, wie sie für ARCL2, GO oder DBS typische Ursachen sind.

Auf welche Zusammenhänge die Mutation genau zurückgeht, ist aufgrund der geringen Anzahl an bisher dokumentierten Fällen noch nicht abschließend geklärt. Eine Mutation kann zum Beispiel durch Giftexpositionen während der Schwangerschaft, aber auch auf unausgewogene Ernährung oder ähnliche Zusammenhänge zurückgehen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die klinischen Symptome eines Wrinkly-Skin-Syndroms manifestieren sich meist bereits im Neugeborenenalter. Spätestens im Kleinkindalter erreichen die Symptome ihr volles Ausmaß. Das Wrinkly-Skin-Syndrom ist wie auch die Cutis laxa vor allem durch runzlige Haut am Hand- und Fußrücken gekennzeichnet, die ein vorgealtertes Aussehen hervorruft. Die Betroffenen besitzen eine höhere Anzahl an Palmar- und Plantarfurchen als der Durchschnitt.

Auch die Bauchhaut kann runzlig sein. Zusätzlich zu den dermalen Manifestationen liegen knöcherne Manifestationen vor in Form von multiplen Skelettanomalien. Die Gelenke der Patienten lassen sich zum Beispiel überstrecken. Eine angeborene Hüftluxation liegt häufig vor. Die vordere Fontanelle am Schädel verschließt sich erst spät, was häufig mit einer Mikrozephalie einhergeht. Schon in der pränatalen Phase liegt ein verzögertes Wachstum vor.

Postnatal setzt sich die Wachstumsverzögerung fort und ist mit einer verzögerten Entwicklung vergesellschaftet. Oft liegen begleitsymptomatisch Dysmorphien im Bereich des Gesichts vor. Zu diesen Dysmorphien zählen neben einem breiten Nasenrücken eine abwärts weisende Lidspalte und Hypertelorismus. Das klinische Bild des Symptomkomplexes ist etwas milder als bei Patienten der Cutis laxa, weist damit aber dennoch signifikante Überschneidungen auf. Klinisch kann das Wrinkly-Skin-Syndrom außerdem Ähnlichkeit mit der Symptomatik von Geroderma osteodysplastica oder Patienten des De-Barsy-Syndroms aufweisen.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Die Diagnose auf das Wrinkly-Skin-Syndrom lässt sich durch molekulargenetische Untersuchungen stellen. Eine Verdachtsdiagnose ereilt den Arzt bereits durch Blickdiagnose. Wenn eine Mutation im ATP6V0A2-Gen auf Gen-Locus 12q24.31 vorliegt, gilt die Diagnose als erwiesen.

Da ein WSS nicht mit pathognomonisch histologischen Befunden wie starken Anomalien der elastischen Fasern einhergeht, fällt die Abgrenzung von ARCL2 und ARCL1 relativ leicht. Bei Mutationen des PYCR1-Gens auf Locus 17q25.3 ist die Abgrenzung zu anderen Erkrankungen schwieriger. Die ursächliche Mutation bestimmt die Prognose. Am günstigsten fällt die Prognose bei Mutationen im ATP6V0A2-Gen aus.

Komplikationen

Beim Wrinkly-Skin-Syndrom leiden die Betroffenen an einer Reihe unterschiedlicher Hautbeschwerden. Aus diesem Grund kommt es dabei häufig zu einem verringerten Selbstbewusstsein und mitunter zu Minderwertigkeitskomplexen. Dies kann psychische Störungen oder Depressionen begünstigen, falls die Patienten mit ihrem Aussehen unzufrieden sind oder sich für ihren Körper schämen.

Die Lebensqualität des Betroffenen wird aufgrund des Wrinkly-Skin-Syndroms erheblich verringert und eingeschränkt. Weiterhin kann es auf der Haut zur Ausbildung von Narben kommen, welche nur eingeschränkt behandelt werden können. Diese Narben verbleiben dabei in der Regel das gesamte Leben lang auf der Haut des Betroffenen. Vor allem bei Kindern kann es durch das Wrinkly-Skin-Syndrom zu schwerwiegenden Depressionen oder zu Mobbing und zu Hänseleien kommen.

Die Haut selbst kann dabei schon sehr leicht beschädigt werden, sodass die Betroffenen möglicherweise an einer verringerten Lebenserwartung leiden. Auch die Wahrscheinlichkeit der Ausbildung einer Krebserkrankung ist durch das Syndrom deutlich erhöht. Da eine kausale Behandlung des Syndroms in der Regel nicht möglich ist, können nur die einzelnen Symptome behandelt werden. Dabei kommt es nicht zu Komplikationen. Eine vollständige Heilung ist allerdings nicht möglich.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Die Geburt eines Menschen findet im Normalfall in Begleitung und Unterstützung von medizinischem Fachpersonal statt. Die Geburtshelfer übernehmen in einem routinierten Vorgang die Erstuntersuchungen des Kindes unmittelbar nach der Niederkunft. Auffälligkeiten und Unregelmäßigkeiten werden dokumentiert. Im Anschluss kommt es bei Besonderheiten zu einer Einleitung von medizinischen Behandlungen. Eltern und Angehörige müssen daher häufig in dieser Phase nicht aktiv werden, da es sich um einen vorgegebenen Prozess handelt. Wird unmittelbar nach der Niederkunft keine Besonderheit des gesundheitlichen Zustandes des Neugeborenen bemerkt, zeigen sich spätestens innerhalb der nächsten Lebenswochen oder Monate erste Auffälligkeiten.

Ein Arzt ist aufzusuchen, wenn sich optische Unstimmigkeiten wahrnehmen lassen. Ist das Erscheinungsbild des Säuglings ungewöhnlich oder sind Hautauffälligkeiten zu erkennen, sollte die Rücksprache mit einem Arzt gesucht werden. Charakteristisch für die Erkrankung ist ein vorgealtertes Aussehen. Aus diesem Grund sollten Eltern einen Arztbesuch initiieren, sobald sie optische Auffälligkeiten an ihrem Nachwuchs wahrnehmen. Handlungsbedarf besteht, sobald der Säugling im unmittelbaren Vergleich zu gleichaltrigen Abnormitäten zeigt.

Bei der Verzögerung des Wachstums besteht ebenfalls die Notwendigkeit eines Arztbesuches. Störungen der Bewegungsabläufe sowie der Fortbewegung sind untersuchen und behandeln zu lassen. Da es sich bei dieser genetischen Erkrankung um lebenslange Beeinträchtigungen handelt, sollte frühestmöglich einer ausreichende gesundheitliche Versorgung eingeleitet werden.

Behandlung & Therapie

Eine kausale Therapie existiert für Patienten des Wrinkly-Skin-Syndroms nicht. Zwar sind gentherapeutische Ansätze derzeit Gegenstand der medizinischen Forschung, allerdings eignen sie sich noch nicht zum Einsatz am lebendigen Menschen. Daher müssen sich Patienten des Symptomkomplexes derzeit mit einer symptomatischen Behandlung ihrer Beschwerden zufriedenstellen, die nach einem Durchbruch in der Gentherapie in Zukunft vielleicht durch eine kausale Therapie abgelöst werden kann.

Die symptomatische Behandlung des Syndroms gleicht der Behandlung der Cutis laxa. Kosmetisch-chirurgische Eingriffe sind für das Syndrom nicht indiziert. Allerdings können straffende Maßnahmen wie Gymnastik, die Kalt-Warm-Dusche oder Bindegewebsmassagen das Hautbild verbessern. Die Dysmorphien im Bereich des Gesichts müssen nicht zwingend chirurgisch korrigiert werden. Theoretisch sind chirurgische Interventionen in diesem Bereich aber denkbar.

Gegen die Entwicklungsverzögerungen werden physiotherapeutische Betreuung und eine Frühförderung empfohlen. Die physiotherapeutischen Maßnahmen helfen durch gezielten Muskelaufbau gegebenenfalls dabei, eine Überdehnung der Gelenke zu vermeiden. So können Muskeln die Gelenke unter Umständen stabilisieren. Skelettanomalien müssen unter Umständen chirurgisch korrigiert werden.

Das gilt beispielsweise für die Hüftluxation, die in einer Operation ausgeglichen werden sollte. Auf diese Weise lassen sich Folgeerkrankungen vermeiden. Durch Skelettanomalien könnte ohne Intervention durch einen Chirurgen zum Beispiel Arthrose begünstigt werden, die meist durch Fehlbelastungen und Fehlstellungen entsteht.

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Vorbeugung

Dem Wrinkly-Skin-Syndrom lässt sich bislang nicht vorbeugen, da bis auf die auslösende Genmutation viele ursächliche Zusammenhänge bisher nicht abschließend geklärt sind. Vor allem die geringe Anzahl an dokumentierten Fällen gibt der Forschung nicht ausreichend Rückhalt, um ursächliche Faktoren oder gar Vorbeugemaßnahmen zu identifizieren.

Nachsorge

Da es sich beim Wrinkly-Skin-Syndrom um eine angeborene und damit genetisch bedingte Krankheit handelt, kann es in der Regel nicht zu einer selbstständigen Heilung kommen, sodass der Betroffene stets auf die Untersuchung und die Behandlung durch einen Arzt angewiesen ist. Dabei sind auch die Maßnahmen und die Möglichkeiten einer Nachsorge in der Regel deutlich eingeschränkt.

In aller erster Linie sollte eine rasche Diagnose erfolgen, um das Auftreten von weiteren Beschwerden und Komplikationen zu verhindern. Sollte beim Betroffenen oder bei den Eltern ein Kinderwunsch bestehen, kann eine genetische Untersuchung und Beratung ratsam sein, um das erneute Auftreten dieser Krankheit zu verhindern. Die Behandlung des Wrinkly-Skin-Syndroms erfolgt meist durch die Maßnahmen einer Physiotherapie oder einer Krankengymnastik.

Die Betroffenen können viele der Übungen im eigenen Zuhause wiederholen und damit die Heilung beschleunigen. Es sind auch regelmäßige Kontrollen und Untersuchungen durch einen Arzt sehr sinnvoll, um die Beschwerden dauerhaft zu überwachen. Das Wrinkly-Skin-Syndrom schränkt in der Regel die Lebenserwartung des Betroffenen nicht ein. Auch der Kontakt zu anderen Betroffenen der Krankheit kann sehr sinnvoll sein, da es zu einem Austausch an Informationen kommen kann, welcher den Alltag des Betroffenen erleichtert.

Das können Sie selbst tun

Das Wrinkly-Skin-Syndrom kann von den Betroffenen teilweise selbst behandelt werden. Die auffälligen Hautstellen an den Armen und Beinen sowie im Gesicht können mittels geeigneter Cremes und einer guten Hautpflege reduziert werden. Wichtig ist auch die Aufnahme von ausreichend Flüssigkeit, um die runzlige Haut zu reduzieren. Die Ernährung sollte vitamin- und ballaststoffreich sein und die bereits geschwächte Haut optimal unterstützen.

Die verschiedenen Fehlbildungen werden operativ und mittels Physiotherapie behandelt. Die Krankengymnastik kann zu Hause durch regelmäßiges Training unterstützt werden. Auf anstrengende körperliche Aktivitäten gilt es jedoch zu verzichten, insbesondere bei schweren Skelettauffälligkeiten wie der typischen Hüftluxation. Darüber hinaus benötigen die erkrankten Kinder verschiedene Medikamente, deren Einnahme genau zu überwachen ist. Später kann auch eine therapeutische Unterstützung sinnvoll sein.

Im Kinder- und Jugendalter stellen die äußerlichen Auffälligkeiten und die Bewegungseinschränkungen eine zunehmende seelische Belastung dar und die Patienten benötigen einen Ansprechpartner. Dies kann der Facharzt oder eine Selbsthilfegruppe sein. Wichtig ist eine frühzeitige Aufklärung mithilfe von kindgerechten Broschüren, die das Wrinkly-Skin-Syndrom behandeln. Die seltene Erkrankung muss dauerhaft behandelt und die begleitenden Maßnahmen langfristig geplant werden.

Quellen

  • Cohen, B.A.: Pädiatrische Dermatologie – Lehrbuch und Atlas. Urban & Fischer, München 2007
  • Kerbl, R. et al.: Checkliste Pädiatrie. Thieme, Stuttgart 2011
  • Witkowski R., Prokop O., Ullrich E.: Lexikon der Syndrome und Fehlbildungen. Springer, Berlin 2003

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