Gymnastik

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Im Gesundheitsbereich werden unter dem Oberbegriff Gymnastik krankengymnastische oder physiotherapeutische Bewegungsübungen zusammengefasst. Die Heilgymnastik kommt in verschiedenen medizinischen Sparten zur Anwendung, um Beschwerden zu lindern oder Körperfunktionen zu verbessern.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Gymnastik?

Als Gymnastik oder Krankengymnastik werden unterschiedliche physiotherapeutische Übungen bezeichnet, die einen Nutzen für die Gesundheit des Menschen haben.

Als Gymnastik oder Krankengymnastik werden unterschiedliche physiotherapeutische Übungen bezeichnet, die einen Nutzen für die Gesundheit des Menschen haben.

So befasst sich die Gymnastik im medizinischen Bereich mit dem Heilen von körperlichen Beeinträchtigungen oder der Verbesserung der Mobilität bei Funktionsstörungen oder Behinderungen des menschlichen Bewegungsapparates. Die gymnastischen Übungen lassen sich aktiv, passiv, resistiv oder assistiv vornehmen. Für die Durchführung der Heilgymnastik ist in der Regel ein speziell ausgebildeter Krankengymnast bzw. Physiotherapeut zuständig.

Heilgymnastische Verfahren kamen bereits in der Antike zur Anwendung. Ein schwedischer Sportlehrer entwickelte im 18. Jahrhundert aus den sportlichen Gymnastikübungen eine spezielle Gymnastik, die therapeutische Zwecke verfolgte. Ab 1810 wurden erstmals auch mechanische Hilfsmittel für krankengymnastische Übungen eingesetzt. Dazu gehörten Vorrichtungen, mit denen sich die Gliedmaßen trainieren ließen und die Ähnlichkeit mit den Reha-Geräten der Gegenwart aufwiesen. Seit 1994 wird in Deutschland der Begriff „Physiotherapie“ anstelle von Krankengymnastik gebraucht. Die Heilgymnastik gilt als Unterbereich der Physiotherapie.

Funktion, Wirkung & Ziele

Bei der Krankengymnastik handelt es sich um ein Verfahren, das von einem Arzt verordnet wird. Sie setzt sich aus verschiedenen Behandlungsformen zusammen und dient dazu, die physischen und psychischen Fähigkeiten des Menschen wiederherzustellen oder zu erhalten.

Diese können durch gesundheitliche Probleme wie Krankheiten, angeborene Fehlstellungen, Behinderungen, alltägliches Fehlverhalten, Verletzungen oder Unfälle negativ beeinträchtigt werden.

Mithilfe von gymnastischen Übungen ist es möglich, Schmerzen zu lindern oder zu beseitigen und bestimmte Funktionen bzw. Bewegungsabläufe wiederherzustellen. Ebenso lassen sich muskuläre Dybalancen ausgleichen sowie die physiologische Entwicklung von Kindern fördern. Darüber hinaus erhält der Patient Hilfe zur Selbsthilfe. Im Bereich der Orthopädie ist die Gymnastik sinnvoll zum Vorbeugen und Behandeln von Schädigungen des Bewegungs- und Halteapparates. Die innere Medizin wendet gymnastische Übungen an, um die Kreislauffunktion des Menschen zu stärken. Dabei kommen Verfahren wie das Lungenfunktionstraining oder das Kreislauftraining zur Anwendung.

Grundsätzlich ist der Bereich der Heilgymnastik weit gesteckt. So zählt die Krankengymnastik mittlerweile zu den bedeutendsten medizinischen Behandlungsmethoden und wird regelmäßig in Krankenhäusern, Arztpraxen und Rehabilitationseinrichtungen durchgeführt. Zu den zahlreichen Tätigkeitsbereichen der Gymnastik gehören die Orthopädie bei Rückenschmerzen oder Beschwerden an der Wirbelsäule, die Neurologie bei Schlaganfällen, der Parkinson-Krankheit, Multipler Sklerose oder Bandscheibenvorfällen mit Lähmungserscheinungen sowie die Pädiatrie (Kinderheilkunde), die sich u. a. mit kindlichen Entwicklungsverzögerungen oder degenerativen Erkrankungen der Muskeln befasst.

Weitere Anwendungsgebiete sind die Schmerztherapie, bei der die Behandlung von chronischen Schmerzen erfolgt, die innere Medizin, die sich mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Rheuma, Atemwegserkrankungen wie Asthma oder Gefäß-Funktionsstörungen befasst und die Rehabilitation, die zum Wiedererlangen von körperlichen und geistigen Fähigkeiten dient. Ebenfalls zum Einsatz gelangt die Krankengymnastik bei Krebserkrankungen, in der Gynäkologie während der Schwangerschaft, der Psychiatrie und der Sportmedizin. Bei letzterer erfolgen gymnastische Übungen zur Optimierung des Trainings sowie zur Behandlung von Sportverletzungen.

Wichtig ist die Heilgymnastik aber auch zur Prävention. So lassen sich durch bestimmte Übungen verschiedene Beschwerden und Krankheiten vermeiden. Dazu gehören in erster Linie Rückenschmerzen. Diese können zum Beispiel mithilfe einer speziellen Rückenschule vermieden werden. Ebenso ist es möglich, bei bereits vorhandenen gesundheitlichen Beeinträchtigungen dem erneuten Auftreten der Probleme entgegenzuwirken.

Zur Krankengymnastik zählen zahlreiche unterschiedliche Behandlungsmethoden. Dies sind zum Beispiel die manuelle Therapie, die Bobath-Konzept, die Brügger-Therapie, die Vojta-Therapie, die manuelle Lymphdrainage und diverse Massagen. Diese Verfahren haben eine positive Wirkung auf Muskeln und Gelenke. Ebenfalls zur Heilgymnastik zählen passive Verfahren wie Wärme- und Kälteanwendungen, das Auflegen von Fangopackungen, eine Balneo-Therapie oder eine Elektro-Therapie. Mithilfe von Haltungsturnen lassen sich akute Schmerzen durch das gezielte Stärken der Muskulatur wirksam lindern. Ein weiteres Tätigkeitsfeld stellt die Atemtherapie dar. Dabei werden die Atemmuskeln durch gymnastische Übungen entkrampft.

Die Krankengymnastik umfasst auch verschiedene Entspannungsmethoden sowie eine bessere Wahrnehmung des Körpers. Dadurch erhält der Anwender ein größeres Selbstwertgefühl.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Damit die Heilgymnastik auch ihre positive Wirkung entfalten kann, sollte sie von einem erfahrenen Therapeuten durchgeführt werden. So ist es wichtig, dass dieser sämtliche Vorsichtsmaßnahmen und Gegenanzeigen beachtet. Auf diese Weise lassen sich Risiken und Nebenwirkungen deutlich verringern. Diese fallen bei der Durchführung von gymnastischen Übungen jedoch eher gering aus.

Bei übergewichtigen Menschen kann eine Überlastung der Gelenke vorkommen. Dies gilt besonders dann, wenn sie gymnastische Übungen durchführen, die für sie nicht geeignet sind. Eine weitere Gegenanzeige stellen Entzündungen im Körper dar. So besteht die Möglichkeit, dass die Gymnastik den Heilungsprozess verlangsamt oder gefährdet. Als weitere Kontraindikation für eine Physiotherapie gelten Erkrankungen, bei denen es zu einer Einschränkung von Atem- und Herzleistungen kommt. Das Gleiche ist bei einer ausgeprägten Überfunktion der Schilddrüse oder starkem Bluthochdruck der Fall.

Um Unwohlsein oder Übelkeit zu vermeiden, wird empfohlen, zwei Stunden vor Beginn der Übungen keine feste Nahrung mehr zu sich zu nehmen. Darüber hinaus sollten große Hitze und erhöhte Ozonwerte vermieden werden. In manchen Fällen tritt nach krankengymnastischen Übungen Muskelkater auf. Mitunter sind auch gelbe kleine Flecken auf der Haut zu verzeichnen. Sie gelten als Hinweis für den Abbau von Stoffwechselendprodukten, die aus dem Stoffwechsel der Muskeln stammen. Diese Endprodukte lösen sich im Verlauf der Gymnastik.

Quellen

  • Halle, M., Schmidt-Trucksäss, A., Hambrecht, R., Berg, A.: Sporttherapie in der Medizin. Schattauer, Stuttgart 2008
  • Hüter-Becker, A., Dölken, M.: Physiotherapie in der Orthopädie. Thieme, Stuttgart 2015
  • I care Pflege. Thieme, Stuttgart 2015.

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