Zeckenbiss

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Menschen, die sich gern in der Natur aufhalten oder ein Haustier besitzen, das viel im Freien umher läuft, können einen Zeckenbiss bekommen. Zeckenbisse sind schmerzhaft und können zu ernsthaften gesundheitlichen Beeinträchtigungen und lang anhaltenden Beschwerdebildern führen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Zeckenbiss?

Ein Zeckenbiss oder Zeckenstich kann verschiedene Krankheiten in den Wirtsorganismus übertragen. Am bekanntesten ist hierbei die Borreliose.

Ein Zeckenbiss wird von Zecken ausgeführt, die umgangssprachlich auch als Holzböcke bezeichnet werden. Mit den entsprechenden Beißwerkzeugen, die extrem hart und widerstandsfähig sind, können die Zecken in die weiche Haut eindringen und in den betroffenen Regionen einen Biss setzen. Durch diesen Biss gelangen die Zecken an kleine, Blut führende Gefäße, aus denen sie das Blut durch einen speziellen Rüssel saugen.

Zecken gehören zu den Insekten und sind vorwiegend im Wald und auf der Wiese zu Hause. Sie ähneln Spinnen und gelten als sogenannte Ektoparasiten. Nicht nur das Blut von Menschen, sondern gleichsam von umherstreifenden Tieren können die Zecken durch den Zeckenbiss Blut einsaugen und sich damit über eine längere Zeit ernähren.

Insbesondere winzig kleine Zecken, die nicht größer als eine Stecknadelkopf sind, setzen den Zeckenbiss an. Große und aufgequollene Zecken sind bereits mit Blut vollgesogen und fallen von allein wieder ab. Da die Zecken sehr schlecht zu erkennen und unscheinbar sind, werden die Zeckenbisse an einigen eher unempfindlichen, überaus warmen Körperstellen zunächst nicht bemerkt.

Ursachen

Die Ursachen für einen Zeckenbiss sind recht unterschiedlich. Der Zeckenbiss selbst kommt jedoch als ursächlicher Auslöser für viele Erkrankungen in Frage. Neben der Borreliose und dem sogenannten Zeckenbissfieber sind allergische Reaktionen sowie schmerzhafte Entzündungen der Haut die Folge des Zeckenbisses.

Der Erreger des Zeckenbissfiebers ist ein Bakterium, welches als Rickettsia rickettsii bekannt ist. Im Gegensatz dazu verursachen die eingedrungenen Borrelliosebakterien, die zur Klasse der Spirochaeten gehören, die typischen Symptome. Die Bezeichnung Spirochaeten wird deshalb gewählt, weil die Bakterien ein schraubenförmiges Aussehen besitzen. Diese Mikroorganismen nutzen als Wirt wiederum die Schildzecke und gelangen durch deren Speichel in den Körper des Menschen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Ein Zeckenbiss ist immer dann eindeutig auszumachen, wenn das Tier noch auf der Haut sitzt. Ist das nicht der Fall, kommt man nur über auftretende Beschwerden zur Diagnose. Symptome lassen sich in drei Stadien gliedern. Nicht jeder Zeckenbiss führt zu einer Erkrankung. In Untersuchungen blieben Infizierte beschwerdefrei.

Die ersten vier Wocken nach einem Zeckenbiss sind durch eine lokale Infektion und Grippe gekennzeichnet. Rund um den Einstich besteht eine dauerhafte Rötung. Diese erweitert ihren Radius und verblasst zunehmend im Zentrum. Ergänzend dazu stellt sich bei Betroffenen nach einigen Tagen Fieber ein. Auch Müdigkeit, Gelenkschmerzen und sogar Darmprobleme sind möglich. Mediziner sprechen in diesem Zusammenhang von der Borreliose-Grippe. Sie beinhaltet aber weder Schnupfen noch Husten.

Nach den ersten vier Wochen breitet sich der Erreger immer weiter im Körper aus. Er kann das Nervensystem, das Herz und die Haut angreifen. Grippebeschwerden wie Fieber und Kopfschmerzen treten von neuem auf. Plötzliche und unkontrollierbare Schweißausbrüche kennzeichnen den Alltag.

Gut 16 Wochen nach der Infektion wird die Erkrankung chronisch. Das heißt: Die zuvor benannten Symptome treten immer wieder auf. Es wechseln sich beschwerdefreie Zeiträume mit Perioden einer Grippe und anderen Anzeichen ab. Lähmungen und Empfindungsstörungen, Herzrasen und hoher Blutdruck sowie Hautknötchen stellen sich ein.

Komplikationen

Ein Zeckenbiss führt nicht zwangsläufig zu ernsten Beschwerden. Komplikationen können auftreten, wenn die Zecke mit Borreliose infiziert ist und die Bakterien auf den Menschen überträgt. Dann können verschiedene Beschwerden auftreten, wie zum Beispiel Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen, Fieber und Bindehautentzündung.

Bei fehlender Behandlung kann es nach einigen Monaten zu grippeähnlichen Symptomen kommen, und auch das Nervensystem erkrankt schließlich. Eine solche Neuroborreliose ist mit einer Hirnhaut- Nervenwurzelentzündung und Symptomen wie Lähmungen und neurologischen Ausfällen verbunden. Des Weiteren kann das Herz betroffen sein und es kommt zu einer Herzmuskel- und Herzbeutelentzündung, die mit Herzrhythmusstörungen einhergeht.

Die schwersten Komplikationen treten bei einem Zeckenbiss im Borreliose-Stadium III auf. In diesem Stadium kommt es nach Monaten bis Jahren zu chronisch verlaufenden Gelenkentzündungen, Hautveränderungen und bleibenden Nervenschädigungen bis hin zu Lähmungen. Die Borreliose verläuft in der Folge fast immer tödlich oder zumindest mit starken gesundheitlichen Schädigungen, die einer lebenslangen Behandlung bedürfen.

Die Therapie selbst birgt, abseits der typischen Neben- und Wechselwirkungen, keine größeren Risiken. Eine venöse Gabe der Medikamente kann allerdings zu Infektionen und selten auch zu Verletzungen oder der Entstehung von Blutgerinnseln führen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei einem Zeckenbiss genügen in einer Vielzahl der Fälle die Maßnahmen der Selbsthilfe vollkommen aus. Ein Arztbesuch ist daher nicht immer notwendig. Der Betroffene sollte sich ausreichend darüber informieren, wie eine Zecke vollständig aus dem Organismus entfernt werden kann. Werden alle Vorgaben genauestens eingehalten, ist nach einigen Tagen mit einer vollständigen Beschwerdefreiheit zu rechnen. Gelingt die Entfernung der Zecke aus verschiedenen Gründen nicht vollständig, sollte die Unterstützung und Hilfe eines Arztes in Anspruch genommen werden.

Besorgniserregend ist es, wenn der Kopf der Zecke sich noch in der Wunde befindet. In diesen Fällen muss eine vollständige Entfernung des Insektes durch einen Arzt initiiert werden. Treten nach einem Zeckenbiss verschiedene gesundheitliche Unregelmäßigkeiten auf, ist schnellstmöglich ein Arzt aufzusuchen. Bei Unregelmäßigkeiten der Wundheilung, einer inneren Schwäche, Fieber oder anderen diffusen gesundheitlichen Beschwerden sollte Rücksprache mit einem Arzt gehalten werden.

Verschlechtert sich das allgemeine Wohlbefinden innerhalb kurzer Zeit in einem erheblichen Maß, ist ein Rettungsdienst zu alarmieren. Bei Störungen des Herzrhythmus, Müdigkeit sowie Auffälligkeiten des Muskelapparates besteht Handlungsbedarf. Treten Lähmungserscheinungen auf, muss unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden. Kopfschmerzen, Empfindungsstörungen oder Auffälligkeiten der Gedächtnistätigkeit sind schnellstmöglich untersuchen und behandeln zu lassen. Werden neurologische Ausfälle bemerkt, ist eine intensivmedizinische Betreuung des Betroffenen notwendig.

Behandlung & Therapie

Mehrere Behandlungsarten sind bei der Borreliose relevant, die nach einem Zeckenbiss auftreten kann. Neben einer umfangreichen Diagnostik wird insbesondere die gezielte orale Behandlung mit antibiotischen Medikamenten empfohlen, die gleich im Frühstadium und über einen längeren Zeitraum verabreicht werden können.

Handelt es sich um eine erst im Spätstadium erkannte Borreliose, stehen ebenfalls spezielle Antibiotika wie Ceftriaxon, sowie die Substanz Hydrochloriquin als Therapie zur Verfügung. Da die Borreliose aufgrund der Verlaufsform in schwer zu behandeln ist, gilt es als zweifelhaft, ob die nach einem Zeckenbiss auftretende Erkrankung im 3. Stadium therapierbar ist. Neben entzündungs- und schmerzhemmenden Medikamenten werden auch andere symptomatisch einsetzbare Stoffe verordnet.


Vorbeugung

Einem Zeckenbiss kann durchaus vorgebeugt werden. Neben der wirksamen Nutzung von Sprays und Cremes gegen die Zecken, gehören eine möglichst helle Kleidung sowie geschlossene Ärmel- und Hosenbunde zu den wichtigsten Schutzmaßnahmen.

Darüber hinaus ist es ratsam, sich nach einem Aufenthalt in der freien Natur gegenseitig auf das Vorhandensein von Zecken zu begutachten. Insbesondere in Hautfalten, in den Kniekehlen, Achselhöhlen und anderen weichen Hautarealen ist ein Zeckenbiss zu befürchten, wenn kein Schutz erfolgt ist.

Der Aufenthalt in stark von Zecken befallenen Gebieten (hauptsächlich Wiesen) kann außerdem während der Hochsaison gemieden werden. Gegen Zeckenbisse helfen ebenfalls stark duftende ätherische Öle, wie Lavendel-, Rosmarin- oder Teebaumöl, sowie geschlossenes und festes Schuhwerk.

Nachsorge

Nach dem Aufenthalt in der freien Natur ist es gerade in Gebieten mit großem Zeckenaufkommen ratsam, den Körper anschließend zu Hause abzusuchen. Bei einem Zeckenbiss sollte nach Möglichkeit der Hausarzt hinzugezogen werden. Er kann das Insekt fachmännisch entfernen und so das Risiko einer Krankheitsübertragung minimieren.

Auch wenn die Zecke bereits abgefallen ist, kann ein Arzt die Rückstände des Tieres sorgfältig beseitigen und die Wunde reinigen und desinfizieren. Die Wunde sollte mit einem Pflaster abgeklebt werden, regelmäßiges kühlen befördert die Heilung. Ein Kratzen an der Wunde sollte möglichst vermieden werden. Treten ungewöhnliche Rötungen oder übermäßig starker Juckreiz auf, ist unbedingt ein Arzt zu konsultieren.

Auch wenn ein Zeckenbiss in der Regel nach ein bis zwei Wochen abgeheilt ist, sollte die Stelle weiterhin beobachtet werden. Folgeerkrankungen können sich auch erst nach Monaten oder gar Jahren einstellen. Deshalb ist es für den Betroffenen wichtig, mögliche Anzeichen einer Infektion mit Borreliose rechtzeitig zu erkennen.

Körperliche Beschwerden wie anhaltende Kopf- und Gliederschmerzen sollten deshalb von einem Arzt abgeklärt werden. Auch wenn ein einzelner Zeckenbiss in der Regel unproblematisch ist, können vorbeugende Maßnahmen wie festes, geschlossenes Schuhwerk und stark duftende ätherische Öle aus Lavendel oder Rosmarin das damit verbundene Gesundheitsrisiko verhindern.

Das können Sie selbst tun

Wenn ein Zeckenbiss bemerkt wird, sollte der Hausarzt konsultiert werden. Der Schädling ist fachmännisch zu entfernen, um das Risiko einer Krankheitsübertragung zu minimieren. Sollte die Zecke bereits abgefallen sein, ist ebenfalls ein Arztbesuch angezeigt. Rückstände des Tiers gilt es zu entfernen. Die Wunde muss desinfiziert und gekühlt werden.

Nach einem Zeckenbiss gilt es, die Bissstelle zu beobachten. Rötungen, Juckreiz und andere ungewöhnliche Erscheinungen müssen dem Arzt mitgeteilt werden. Ein Kratzen an der Wunde gilt es zu vermeiden. Zudem sollte die Bissstelle mit einem Pflaster abgeklebt und regelmäßig gekühlt werden, um den Heilungsprozess zu fördern. Der Biss sollte nach spätestens ein bis zwei Wochen vollständig abgeklungen sein. Die betroffene Stelle muss weiterhin beobachtet werden, da Folgeerkrankungen noch nach Monaten oder Jahren auftreten können. Neben äußerlichen Anzeichen machen sich Erkrankungen wie eine Borreliose auch durch körperliche Beschwerden wie Glieder- oder Kopfschmerzen bemerkbar.

Ein einzelner Zeckenbiss ist in der Regel unproblematisch. Dennoch muss jeder Biss ärztlich untersucht und die Gefahr eines Bisses minimiert werden. Im Falle eines Bisses ist eine medizinische Versorgung und die Kontrolle des Körpers auf weitere Zeckenstiche wichtig. Vorbeugende Maßnahmen verhindern einen Zeckenbiss und das damit verbundene Gesundheitsrisiko.

Siehe auch: Zeckenbissfieber durch Rickettsia rickettsii

Quellen

  • Kochen, M.M.: Duale Reihe. Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Thieme, Stuttgart 2012
  • Mader, F., Weißgerber, H.: Allgemeinmedizin und Praxis. Springer, Heidelberg 2014
  • Nixdorff, U.: Check-Up-Medizin. Thieme, Stuttgart 2009

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