Zeckenbissfieber durch Rickettsia rickettsii
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Das Zeckenbissfieber durch Rickettsia rickettsii tritt hauptsächlich in Nord- und Südamerika auf, dort allerdings in allen Ländern des Doppelkontinents. Deshalb finden sich auch die Bezeichnungen amerikanisches Zeckenbissfieber, Rocky-Mountain-Fleckfieber, kolumbianisches Tobiafieber, Sao-Paulo-Fieber oder Neue-Welt-Fieber.
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Was ist Zeckenbissfieber durch Rickettsia rickettsii?
Zecken sind eine Milbenart, die als blutsaugende Parasiten gefährliche Krankheitskeime auf alle Wirbeltiere übertragen können. Bei Rickettsien handelt es sich um von Zecken übertragene Bakterien, die nach dem US-amerikanischen Pathologen Howard Taylor Ricketts benannt wurden, der die Bakterienart im Jahr 1907 identifizierte.
Das Zeckenbissfieber durch Rickettsia rickettsii gehört zur Gruppe der Rickettsiosen, die alle Krankheiten umfasst, die durch Rickettsia-Bakterien ausgelöst werden. Rickettsien werden nicht nur durch Zecken, sondern auch durch andere Milbenarten sowie durch Läuse und Flöhe übertragen. Zu den Rickettsiosen zählen neben dem Zeckenbissfieber durch Rickettsia rickettsii auch Fleckfieber-Erkrankungen.
Zumeist treten die Erkrankungen in den Frühjahrs- und Sommermonaten auf. Unter je einer Million Einwohnern werden in den USA jährlich etwa 2 Menschen infiziert. Die meisten Erkrankten wohnen in ländlichen Gebieten. Vom Zeckenbissfieber durch Rickettsia rickettsii werden überdurchschnittlich oft Männer ab dem 40. Lebensjahr sowie Kinder im Alter bis zu 10 Jahren betroffen.
Ursachen
Bei Trockenheit oder bei Einsatz von Desinfektionsmitteln gehen die Bakterien schnell zugrunde. Auch in künstlich hergestellten Nährlösungen überleben Rickettsien nicht. Allerdings können Rickettsien in Ausscheidungen z. B. von Läusen eine längere Zeit überdauern und daher noch nach Monaten infektiös wirken.
Sobald die Bakterien durch einen Zeckenstich in den menschlichen Körper übertragen wurden, erfolgt ihre Vermehrung in den Wirtszellen durch fortlaufende Querteilung. Anschließend verbreiten sie sich über Lymphgefäße und Blutbahnen innerhalb des Körpers.
Die Beschwerden bei Zeckenbissfieber durch Rickettsia rickettsii werden durch die von den Bakterien verursachte Zerstörung von Körperzellen ausgelöst.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Das Zeckenbissfieber durch Rickettsia rickettsii ist eine sehr schwerwiegende Erkrankung, die nur durch das Einsetzen schneller ärztlicher Hilfe vollständig geheilt werden kann. Besonders bei Kindern unter zehn Jahren, bei immungeschwächten Personen oder bei verspäteter Behandlung kann die nur in Amerika vorkommende Erkrankung einen lebensbedrohlichen Verlauf nehmen.
Zunächst treten nach einer Inkubationszeit von zwei bis vierzehn Tagen unspezifische grippeähnliche Beschwerden auf. Der Erkrankte klagt über Kopfschmerzen, hohes Fieber, Gliederschmerzen, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, gerötete Augen und Muskelschmerzen. Nach weiteren zwei bis fünf Tagen erscheint ein großflächiger Hautausschlag.
Dieses Exanthem zeichnet sich durch kleine rote Flecken im Wechsel mit erhabenen Papeln aus. Aus den Papeln sind kleine Blutungen möglich. Ansonsten ist der Hautausschlag nicht mit Beschwerden verbunden. Allerdings kann es im weiteren Verlauf zu einer Vielzahl von Komplikationen kommen, die nicht bei jedem Menschen gleich ablaufen. Für den Einzelnen ist also die auftretende Symptomkombination nicht voraussehbar.
Es werden aber solche Symptome wie plötzlich starker Blutdruckabfall, Herzrasen, Blutgerinnungsstörungen, Gelbsucht (Ikterus), akutes Nierenversagen, Schock oder neurologische Störungen beobachtet. Akutes Nierenversagen, plötzlich einsetzender Blutdruckabfall oder Herzrhythmusstörungen können schnell zum Tod führen. In anderen Fällen stellen sich schwerwiegende Langzeitschäden ein, die sich unter anderem durch das Absterben von Fingern und Zehen, Lähmungserscheinungen, Taubheit oder Erblindung äußern.
Diagnose & Verlauf
Zwar lässt sich eine Infektion mit dem Zeckenbissfieber durch Rickettsia rickettsii in der Frühphase der Erkrankung kaum diagnostizieren, da für diesen Anfangszeitraum geeignete Testverfahren nicht zur Verfügung stehen.
Gleichwohl muss die Erkrankung möglichst frühzeitig therapiert werden. Erste Indizien auf einen möglichen Zeckenbiss lassen sich mittels Befragung des Erkrankten zu seinem Wohnumfeld, seinen Reisegewohnheiten und dem jahreszeitlichen Beginn seiner Beschwerden entnehmen. Erst zu einem späteren Zeitpunkt lässt sich durch Untersuchungen des Hautgewebes oder durch Blutuntersuchung sowie durch gezielte Vermehrung von Rickettsien in Blutkulturen eine sichere Diagnose über das Vorliegen eines Zeckenbissfiebers durch Rickettsia rickettsii stellen.
Zeckenbissfieber durch Rickettsia rickettsii ist eine ernst zu nehmende, wenngleich heilbare Krankheit. Ohne Behandlung verläuft die Erkrankung in etwa 30 % der Fälle tödlich. Überlebt der Betroffene jedoch die ersten Krankheitstage, so erfolgt gewöhnlich eine vollständige Heilung.
Das Zeckenbissfieber durch Rickettsia rickettsii nimmt bei Kindern im Alter von bis zu 3 Jahren sowie generell bei Männern einen schwereren Verlauf. In diesen Fällen können Komplikationen wie zum Beispiel erhebliche Störungen des Kreislaufs oder Nierenversagen schnell den Tod herbeiführen. Mögliche Spätfolgen des Zeckenbissfiebers durch Rickettsia rickettsii sind Lähmungserscheinungen oder ein Verlust des Hörvermögens.
Komplikationen
Das Zeckenbissfieber durch Rickettsia rickettsii ist eine oft sehr schwer verlaufende Erkrankung, die jedoch bei rechtzeitiger Behandlung gute Heilungschancen besitzt. In der Regel heilt die Infektion dann vollständig aus. Der Verlauf der Infektion und mögliche Komplikationen sind jedoch vom Zeitpunkt des Beginns der Behandlung und von der Konstitution der betroffenen Menschen abhängig.
So erleiden besonders Kinder unter zehn Jahren und immungeschwächte Personen häufig schwere Komplikationen, die tödlich verlaufen oder zu chronischen Langzeitschäden führen können. Auch der Behandlungsbeginn ist entscheidend für die Heilungschancen. Bei zu spät einsetzender Therapie, etwa fünf Tage nach Infektionsbeginn, können auch bei vorher gesunden Menschen tödliche Komplikationen auftreten.
Wenn die Behandlung allerdings sofort beginnt, überleben fast alle Betroffenen. So sind in der akuten Phase ohne rechtzeitige Therapie das Auftreten eines Kreislaufschocks, Herzrasen und Nierenversagen möglich. Dann tritt häufig innerhalb kürzester Zeit der Tod ein. In einigen wenigen Fällen kann es zu Langzeitfolgen wie Lähmungen, Taubheit, Erblindung oder Gewebenekrosen an Fingern und Zehen kommen.
Davon sind aber meist nur Personen mit einem geschwächten Immunsystem, Kinder unter zehn Jahren, Alkoholabhängige oder Menschen mit einem Mangel am Enzym Glucose-6-phosphat-Dehydrogenase betroffen. Patienten, welche die schweren Komplikationen in der akuten Phase der Infektion überleben, können aber auch noch chronische Herz- oder Nierenerkrankungen als Langzeitfolgen davontragen.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei dem Biss einer Zecke wird nicht immer ein Arzt benötigt. Fühlt sich der Betroffene in der Lage, die Zecke vollständig aus dem Organismus zu entfernen, kann er mit wenigen Handgriffen sich selbst heilen. Kommt es innerhalb der nächsten Tage zu einer Beschwerdefreiheit, müssen keine weiteren Maßnahmen ergriffen werden. Das Zeckenbissfieber tritt auf dem amerikanischen Kontinent auf. Kommt es unmittelbar nach dem Zeckenbiss zu gesundheitlichen Störungen, besteht Handlungsbedarf.
Ein Arzt ist zu konsultieren, wenn Beschwerden wie Kopfschmerzen, Erbrechen, Übelkeit, Gliederschmerzen oder Bauchschmerzen auftreten. Zeigt sich eine Appetitlosigkeit oder kommt es zu Unregelmäßigkeiten des Muskelapparates ist ein Arztbesuch notwendig. Bei Veränderungen des Hautbildes, Störungen des Herzrhythmus, Lähmungserscheinungen sowie hohem Fieber ist unverzüglich eine medizinische Versorgung einzuleiten. In akuten Fällen sollte ein Rettungsdienst alarmiert werden.
Kommt es zu Störungen der Sensibilität oder sinkt die körperliche Leistungsfähigkeit, benötigt der Betroffene medizinische Hilfe. Taubheitsgefühle in Fingern oder Zehen sind charakteristisch für die Erkrankung. Bereits bei den ersten Anzeichen der genannten gesundheitlichen Unstimmigkeiten sollte daher ein Arzt konsultiert werden. Da die Erkrankung unbehandelt zu schweren Komplikationen führen kann, ist bei einer allgemeinen Verschlechterung der Gesundheit schnellstmöglich zu handeln.
Behandlung & Therapie
Von besonderer Bedeutung ist die möglichst frühzeitige Behandlung des Zeckenbissfiebers durch Rickettsia rickettsii. Beginnt die Therapie nicht bis zum fünften Tag nach Ausbruch der Erkrankung, wird ein ungünstiger Krankheitsverlauf prognostiziert.
Bei Verdacht auf Zeckenbissfieber durch Rickettsia rickettsii sollte die Behandlung möglichst in einem Krankenhaus durchgeführt werden. Durch die Gabe von Antibiotika kann die Krankheit in den meisten Fällen geheilt werden. Zur Therapie des Zeckenbissfiebers durch Rickettsia rickettsii geeignete Antibiotika sind die sog. Tetracycline, die zu einer Hemmung der Proteinherstellung und des Wachstums der Rickettsien führen. Tetracycline sollten aber nicht Schwangeren und Kindern verabreicht werden, da sich der Wirkstoff in Knochen und Zähnen ablagert und zu verstärkter Anfälligkeit für Karies sowie zu einer erhöhten Häufigkeit von Knochenbrüchen führen kann.
Ein anderes sehr wirksames Antibiotikum ist Chloramphenicol. Dabei handelt es sich um ein Breitbandantibiotikum, das wegen möglicher Nebenwirkungen jedoch nur dann eingesetzt werden sollte, wenn das Zeckenbissfieber durch Rickettsia rickettsii nicht anders beherrschbar ist. Beide Präparate werden dem Körper intravenös zugeführt.
Neben der reinen Antibiotikabehandlung, die sich unmittelbar gegen die Rickettsia-Bakterien richtet, sind möglicherweise begleitende Therapien erforderlich, um eine Linderung der Krankheitssymptome bei Zeckenbissfieber durch Rickettsia rickettsii zu erreichen. Eventuell ist die Verabreichung von Schmerzmitteln sinnvoll. Bei einigen Patienten muss eine Infusion vorgenommen werden, um dem an Zeckenbissfieber durch Rickettsia rickettsii Erkrankten Flüssigkeit zuzuführen.
Vorbeugung
Gegen das Zeckenbissfieber durch Rickettsia rickettsii gibt es keine allgemein verfügbaren Impfstoffe. Die einzig mögliche Vorbeugung besteht in der Vermeidung von Zeckenbissen.
Wer sich in den nord- und südamerikanischen Risikogebieten aufhält, sollte seinen Körper regelmäßig auf Zecken absuchen. Im Freien sollte der Körper durch die Kleidung weitgehend bedeckt werden. Dazu gehört das Tragen langer Hosen, langärmeliger Oberkörperbekleidung sowie eine Kopfbedeckung. Damit wird die Einnistung von Zecken und die Infektion mit Zeckenbissfieber durch Rickettsia rickettsii zumindest erschwert.
Nachsorge
Wenn ein Zeckenbissfieber durch Rickettsia rickettsii frühzeitig erkannt wurde und vollständig ausgeheilt ist, ruft das Zeckenbissfieber normalerweise keine Folgeerkrankungen hervor. Dennoch sollten in der ersten Zeit nach der Erkrankung zur Sicherheit regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen stattfinden, bei denen das Blut auf Rickettsia rickettsii kontrolliert wird. Werden erneut Erreger festgestellt, muss eine erneute Antibiotikatherapie erfolgen.
Nach einer erfolgreichen Behandlung des Zeckenbissfiebers durch Rickettsia rickettsii sollte außerdem für zwei bis vier Wochen vollständig auf Alkoholkonsum verzichtet werden, da dieser häufig Komplikationen und Spätfolgen bei am Zeckenbissfieber erkrankten Personen hervorruft. Zusätzlich dazu sollten regelmäßige neurologische Nachsorgeuntersuchungen stattfinden, da das Zeckenbissfieber durch Rickettsia rickettsii in einigen Fällen Nervenerkrankungen als Langzeitfolgen hervorrufen kann.
Treten im Laufe des Lebens Lähmungserscheinungen, Taubheitsgefühle oder ein Kribbeln am Körper oder den Extremitäten auf, ohne dass hierfür eine Ursache ausgemacht werden kann, sollte entsprechend umgehend ein Arzt aufgesucht und darüber informiert werden. In diesem Fall muss zwingend eine neurologische Diagnostik und Behandlung erfolgen, da dies nicht nur Spätfolgesymptome des Zeckenbissfiebers, sondern auch Symptome für einen Schlaganfall sein können.
Wenn in Folge des Zeckenbissfiebers Lähmungen oder Taubheitsgefühle entstehen, müssen diese medikamentös (Schmerztherapie) sowie durch Krankengymnastik behandelt werden. Eine entsprechende Therapie muss intensiv mit dem betreuenden Neurologen abgesprochen und von diesem überwacht werden.
Das können Sie selbst tun
Bei dem Biss einer Zecke sollte der Betroffene seine eigenen Kompetenzen gut einschätzen können. Verfügt er nicht über das ausreichende Wissen, wie eine Zecke korrekt entfernt werden kann, sollte grundsätzlich die Hilfe von Menschen aus dem sozialen Umfeld oder medizinischen Fachkräften in Anspruch genommen werden.
Unabhängig davon, ob der Zeckenbiss in heimischen Regionen oder auf Reisen in amerikanischen Gebieten erfolgt, ist die Vorgehensweise bei der Entfernung des Insektenstichs gleich. Wichtig ist bei dem gesamten Vorgang, eine ruhige Hand zu haben und keine hektischen Bewegungen durchzuführen. Kam es trotz aller Bemühungen und einem professionellen Vorgehen bei einer selbst initiierten Entfernung des Insekts zu Komplikationen, sollte unmittelbar ein Arzt aufgesucht werden. Können Rückstände des Insektenkörpers im Organismus gesehen oder ertastet werden, wird eine medizinische Hilfe benötigt.
Der Betroffene sollte sich keinen körperlichen Überanstrengungen aussetzen sowie die weitere gesundheitliche Entwicklung und das eigene Wohlbefinden gut beobachten. Es ist ausreichend Flüssigkeit aufzunehmen und die vorhandene Wunde sollte steril versorgt werden. Ruhe und Schonung sind für den Regenerationsprozess besonders wichtig.
Die Möglichkeiten der Selbsthilfe stoßen jedoch an Grenzen, sobald es zu einer Verschlechterung der Gesundheit kommt. Allgemeine Funktionsstörungen, Schmerzen oder Fieber können nicht mehr allein ausreichend versorgt werden.
Quellen
- Hahn, H., et al.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer, Berlin 2012
- Hof, H., Dörries, R.: Medizinische Mikrobiologie. Thieme, Stuttgart 2014
- Suttorp, N., et al.: Infektionskrankheiten. Thieme, Stuttgart 2004