Zenker-Divertikel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter einem Zenker-Divertikel wird eine Aussackung am Schlund verstanden. Es kann Schluckbeschwerden hervorrufen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Zenker-Divertikel?

Schläft der Patient, kann ein Rückfluss der Speisereste eintreten. Gefahr besteht, wenn diese bis ins Atemsystem vordringen, weil sie mitunter eine Lungenentzündung (Aspirationspneumonie) auslösen.
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Das Zenker-Divertikel wird zu den Ösophagusdivertikeln gerechnet, obwohl es am Schlund (Hypopharynx) und nicht direkt in der Speiseröhre (Ösophagus) angesiedelt ist. Außerdem gilt das Zenker-Divertikel als Pseudodivertikel (falsches Divertikel). Aufgrund seiner Lage wird es auch zu den Grenzdivertikeln gezählt.

Die erste Beschreibung des Zenker-Divertikels fand im Jahr 1764 durch Abraham Ludlow statt. Als Namensgeber der Aussackung fungierte der deutsche Mediziner Friedrich Albert von Zenker (1825-1898). Besonders betroffen von einem Zenker-Divertikel sind ältere Männer.

Ursachen

Verursacht wird das Zenker-Divertikel durch eine Funktionsstörung am oberen Schließmuskel des Ösophagus. Erfolgt eine korrekte Öffnung und Schließung des Muskels, kann der Speisebrei problemlos vom Rachen aus in die Speiseröhre gelangen. Liegt jedoch ein Zenker-Divertikel vor, kommt es zu einem vorzeitigen Verschluss des Muskels beim Schluckvorgang, was einen Druckstau im unteren Rachenbereich hervorrufen kann, wenn es sich um größere Nahrungsstücke handelt.

Außerdem liegt an der Rachenmuskulatur beim Übergang zur Muskulatur der Speiseröhre eine natürliche Schwachstelle vor. Grund dafür ist der unterschiedliche Verlauf der Muskelfasern. So entsteht durch diese ein muskelschwaches Dreieck, das von Medizinern als Kilian-Muskellücke bezeichnet wird. Entsteht beim Schluckvorgang größerer Druck, wird die Schleimhaut durch diese Lücke gepresst, was eine Ausstülpung in die äußere Richtung nach sich zieht.

Weil das Zenker-Divertikel sich im weiteren Verlauf vergrößert, wird die Speiseröhre in die vordere Richtung gedrückt, wodurch wiederum das benachbarte Gewebe unter Druck gerät. In den meisten Fällen ist das Zenker-Divertikel von Dauer. Bei manchen Betroffenen bilden sich zudem weitere Divertikel innerhalb der Speiseröhre.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Medizin unterteilt das Zenker-Divertikel in vier unterschiedliche Schweregrade von Stadium 1 bis 4.

  • In Stadium 1 bildet sich eine dornenförmige Nische, die eine Länge von zwei bis drei Millimetern erreicht. Nicht immer lässt sich diese Nische erkennen.
  • In Stadium 2 wird die Nische sieben bis acht Zentimeter lang.
  • In Stadium 3 kann sie eine Länge von über zehn Zentimetern erzielen.
  • Von Stadium 4 ist die Rede, wenn die Speiseröhre des Patienten von einer Aussackung komprimiert wird. Dadurch leidet die betroffene Person unter Beschwerden.

Welcher Art die Symptome sind, richtet sich nach dem Ausmaß des Zenker-Divertikels. So bestehen bei kleinen Aussackungen normalerweise keine Schmerzen, wenngleich durchaus Schluckbeschwerden auftreten können. Bei größeren Aussackungen ist das Absetzen von Speiseresten möglich. Beginnen diese zu faulen, zieht dies unangenehmen Mundgeruch nach sich.

Schläft der Patient, kann ein Rückfluss der Speisereste eintreten. Gefahr besteht, wenn diese bis ins Atemsystem vordringen, weil sie mitunter eine Lungenentzündung (Aspirationspneumonie) auslösen. Bei manchen Betroffenen bildet sich innerhalb der Luftröhre eine Fistel. Ebenso ist die Entstehung eines Loches in der Wand des Zenker-Divertikels im Bereich des Möglichen.

Die Symptome bei einem Zenker-Divertikel beginnen schleichend und nehmen im Laufe der Zeit zu. Zunächst klagen die Patienten über einen rauen Hals, müssen sich häufig räuspern und verspüren ein Fremdkörpergefühl. Im weiteren Verlauf kommt es zu Schluckbeschwerden. Beim Trinken lässt sich zudem häufig ein gurgelndes Geräusch wahrnehmen. In manchen Fällen kann das Zenker-Divertikel auf der linken Seite des Halses ertastet werden.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Besteht Verdacht auf ein Zenker-Divertikel, befasst sich der Arzt zunächst mit der Krankengeschichte (Anamnese) des Patienten. So können Beschwerden und Lebensalter dem Mediziner erste Hinweise auf die Ursache geben. Um ein Zenker-Divertikel eindeutig zu diagnostizieren, ist jedoch eine spezielle Röntgen-Breischluck-Untersuchung nötig.

Dabei muss der Patient ein wasserlösliches Kontrastmittel schlucken, das sich auf der Röntgenaufnahme durch eine weiße Färbung vom Nachbargewebe abgrenzt. Besteht ein Divertikel, wird dieses mit dem Kontrastmittel aufgefüllt, was der Arzt auf dem Röntgenbild als weiße Ausbuchtung erkennen kann. Zur Diagnose von Bewegungsstörungen dient eine dynamische Videofluoroskopie.

In deren Verlauf wird der Schluckvorgang videotechnisch aufgezeichnet. Sinnvoll kann zudem eine Druckmessung der Speiseröhre (Manometrie) sein, die mit einem Katheter erfolgt. Während der Arzt den Schlauch langsam zurückzieht und der Patient nach Aufforderung schluckt, führt er die Messung durch. Wird das Zenker-Divertikel entsprechend behandelt, nimmt es in der Regel einen positiven Verlauf. So lässt es sich durch einen chirurgischen Eingriff meist komplett beseitigen. Die Erfolgsrate beträgt 95 Prozent. Nur selten kommt es später erneut zur Entstehung eines Zenker-Divertikels.

Komplikationen

Bei dieser Erkrankung leiden die Betroffenen in erster Linie an sehr starken Schluckbeschwerden. Es kommt zu Schwierigkeiten bei der Einnahme von Nahrung und Flüssigkeiten, sodass die Patienten auch an Mangelerscheinungen oder an einer Dehydration leiden können. Mitunter wird die kindliche Entwicklung aufgrund der Beschwerden erheblich eingeschränkt und verringert, sodass diese eventuell gestört ist. In manchen Fällen ziehen sich diese bis ins Erwachsenenalter fort.

Auch ein unangenehmer Mundgeruch kann sich bei dieser Erkrankung einstellen und sich damit sehr negativ auf soziale Kontakte auswirken. Die meisten Betroffenen leiden sehr häufig an Entzündungen der Lunge oder ebenso an Infekten am Zahnfleisch. Es kommt ebenfalls zu einem rauen Hals.

In der Regel kann bei dieser Erkrankung eine relativ einfache und schnelle Behandlung erfolgen. Dabei kommt es nicht zu besonderen Komplikationen oder zu einem anderen schwerwiegenden Verlauf. Allerdings sind die Betroffenen nach der Behandlung auf eine schonende und vor allem leichte Ernährung angewiesen. Weitere Einschränkungen treten dabei im Alltag nicht auf. Auch die Lebenserwartung des Betroffenen bleibt durch die Erkrankung unverändert.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Berichtet der Nachwuchs von Schluckbeschwerden oder zeigen sich im Erwachsenenalter Veränderungen des Schluckaktes, besteht eine erhöhte Sorgfaltspflicht. Halten die Beschwerden vermindert über mehrere Tage und Wochen an oder zeigen sie eine zunehmende Intensität, besteht Handlungsbedarf. Ein Arztbesuch ist notwendig, da es sich um ungewöhnliche Anzeichen handelt, die untersucht werden müssen. Kann die Nahrungsaufnahme nicht mehr beschwerdefrei stattfinden oder zeigen sich Störungen beim Trinken, ist eine Abklärung der Beschwerden anzuraten.

Appetitlosigkeit, Veränderungen des Gewichts oder Störungen des Essverhaltens sind weitere Anzeichen, denen nachgegangen werden sollte. Verändert sich die Stimmgebung, kommt es zu einer rauen Stimme oder hat der Betroffene ein Kratzen im Hals, sollte ein Arzt konsultiert werden. Entzündungen des Zahnfleisches, Unregelmäßigkeiten der Atmung sowie Lungenentzündungen deuten auf das Vorliegen des Zenker-Divertikels hin. Die Beobachtungen sollten mit einem Arzt besprochen werden, damit weitere medizinische Tests durchgeführt werden können.

Zeigen sich aufgrund der Beeinträchtigungen der Lebensmittelzufuhr Mangelerscheinungen, eine Abnahme der Leistungsfähigkeit, eine Mattigkeit oder Abgeschlagenheit, benötigt der Betroffene medizinische Hilfe. Ein Arztbesuch ist anzuraten, damit ein Behandlungsplan erstellt werden kann und Maßnahmen zur Linderung der Beschwerden eingeleitet werden. Bei einem Gefühl der inneren Trockenheit ist unverzüglich ein Arzt zu konsultieren. Es droht eine Dehydration und damit eine lebensbedrohliche Entwicklung.

Behandlung & Therapie

Um das Zenker-Divertikel erfolgreich zu behandeln, ist eine Operation erforderlich, in deren Verlauf die Aussackung vollständig entfernt wird. Häufig kommt eine minimal-invasive transorale Divertikulopexie zur Anwendung. Bei dieser Spiegelung wird das Divertikel mit einem schlauchförmigen Endoskop beseitigt.

Eine chirurgische Öffnung der Speiseröhre ist dazu nicht notwendig, weil sich das Endoskop über den Mund bis zur betreffenden Stelle vorschieben lässt. Bei der klassischen offenen Operation (Myotomie) ist dagegen ein größerer Aufwand erforderlich. Als nicht hilfreich gelten dagegen konservative Therapiemaßnahmen.

Ist eine Operation aufgrund des Allgemeinzustands des Patienten nicht durchführbar, kann eine Besserung der Beschwerden durch eine Veränderung der Ernährung erreicht werden. So wird das Essen von Brei und leichter Vollkost empfohlen. Außerdem ist es ratsam, keine sauren Speisen oder Getränke zu sich zu nehmen.


Vorbeugung

Einem Zenker-Divertikel vorzubeugen, ist nicht möglich. Um die Speiseröhre zu schonen, sollten viel Obst und Gemüse sowie kleinere Portionen verzehrt werden. Außerdem ist eine fettarme Ernährung sinnvoll.

Nachsorge

Im Rahmen der Nachsorge erscheint es wichtig bei der Nahrungsaufnahme darauf zu achten, dass die Portionen, die Betroffene zu sich nehmen, nicht zu groß sind. Andernfalls kommt es nicht selten zu Problemen beim Schluckakt, welche eine Verschlechterung der Gesamtsituation befördern. Es empfiehlt sich, die Muskeln im Mund- und Rachenraum auch außerhalb der Nahrungszufuhr kontinuierlich und gezielt mehrmals pro Tag zu trainieren.

So lässt sich ihre Funktionstätigkeit unterstützen und das allgemeine Wohlbefinden verbessern. Vermieden werden sollte jedoch, die Nahrung in einem liegenden Zustand aufzunehmen. Eine möglichst aufrechte beziehungsweise gerade Sitzhaltung unterstützt den natürlichen Schluck-Mechanismus und trägt damit zu einer Reduzierung von Komplikationen bei.

Eine nach vorn gebeugte Körperhaltung kann ebenfalls zu Störungen führen. Bei den ersten Unregelmäßigkeiten während der Nahrungszufuhr sollte der Vorgang verlangsamt oder unterbrochen werden. Die Nahrungsaufnahme sollte behutsam erfolgen. Die Beschwerden nehmen bei Aufgeregtheit oder Unruhe zu. Trotz aller widrigen Umstände gilt es, jeden Tag zu prüfen, ob die Lebensmittel- und Getränkeaufnahme in ausreichendem Maße erfolgt ist.

Das können Sie selbst tun

Bei der Aufnahme von Lebensmitteln ist darauf zu achten, dass diese nicht zu groß sind. Die Nahrung sollte bereits vor der Zuführung in den Mund ausreichend in kleine Stücke zerkleinert werden. Im Mund ist sie dann weiter bestmöglich mit den Zähnen zu zermahlen, bevor sie dann weiter in den Schlund befördert wird. Bei größeren Nahrungsstücken kommt es zu Problemen beim Schluckakt. Diese können erheblich zu einer Verschlechterung der Gesamtsituation beitragen.

Die Muskeln in Mund und Rachen können auch außerhalb der Nahrungszufuhr regelmäßig und gezielt mehrmals täglich trainiert werden. Dadurch wird ihre Funktionstätigkeit unterstützt und das allgemeine Wohlbefinden kann verbessert werden. Die Nahrungsaufnahme sollte niemals in einem liegenden Zustand erfolgen. Eine aufrechte oder gerade Sitzhaltung hilft bei dem natürlichen Mechanismus des Schluckens und kann die Auftretenswahrscheinlichkeit von Komplikationen reduzieren. Eine Körperhaltung, die nach vorn gebeugt ist, kann ebenfalls zu Hemmnissen und Störungen führen.

Sobald während der Nahrungszufuhr Unregelmäßigkeiten auftreten, ist der Vorgang zu unterbrechen oder zu verlangsamen. Es sollte sich bei der Nahrungsaufnahme Zeit genommen werden und keine Zufuhr von Lebensmitteln in einem hektischen Zustand stattfinden. Bei Unruhe oder einer Aufgeregtheit nehmen die Beschwerden zu. Trotz aller Widrigkeiten ist täglich zu prüfen, ob eine ausreichende Lebensmittel- und Getränkeaufnahme erfolgt ist.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016

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