Katheter
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. August 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die innovativen Produkte, welche im Rahmen der medizinischen Hilfsmittel als die flexiblen Schlauchvorrichtungen und Instrumente angeboten werden, haben dazu beigetragen, dass gerade die Katheter ihren Schrecken weitgehend verloren haben.
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Was ist ein Katheter?
Um in die unterschiedlichsten anatomischen Hohlräume des menschlichen Körpers vordringen zu können, sind die Katheter unverzichtbare Vorrichtungen geworden. Hinter der Bezeichnung Katheter verbergen sich variierende Ausführungen, die jeweils nach deren Verwendungszweck, der Dauer des Verweilens im Organ und nach deren Aufbau kategorisiert werden.
Vom Grundaufbau her stellt der Katheter ein schlauchförmiges Hilfsmittel dar, welches an beiden Seiten offen ist. Wird der Katheter in ein ausgewähltes Organ eingeführt, wird vom sogenannten Katheterisieren oder der Katheterisierung gesprochen.
Liegt ein Katheter für eine Behandlung oder eine Untersuchung langfristig, muss eine professionelle Katheterpflege durchgeführt werden, um Infektionen vorzubeugen.
Geschichte
Die Geschichte der Katheterbehandlung begann im 18. Jahrhundert, als einfache Katheter zur Entleerung der Blase entwickelt wurden. Der erste dokumentierte Einsatz eines Harnkatheters wird dem französischen Chirurgen Philip Physick im Jahr 1752 zugeschrieben. Doch die moderne Anwendung des Katheters, insbesondere in der Kardiologie, entwickelte sich erst im 20. Jahrhundert.
Ein Meilenstein war die Arbeit von Werner Forssmann im Jahr 1929, der sich selbst einen Katheter in das Herz einführte, um die Möglichkeiten der Herzkatheterisierung zu demonstrieren. Diese bahnbrechende Technik ermöglichte es Ärzten, das Herz und die Blutgefäße direkt zu untersuchen, was die Diagnose und Behandlung von Herzerkrankungen revolutionierte.
In den 1960er Jahren wurde der Katheter weiterentwickelt, als die Koronarangiographie eingeführt wurde, eine Technik, bei der ein Katheter verwendet wird, um Kontrastmittel in die Herzkranzgefäße zu injizieren, wodurch Röntgenbilder des Herzens und der Blutgefäße erstellt werden konnten.
Die Entwicklung minimal-invasiver Techniken in den 1970er und 1980er Jahren führte zur Etablierung der Ballonangioplastie und später zur Einführung von Stents, die über einen Katheter in verengte oder blockierte Arterien eingeführt wurden, um diese offen zu halten. Diese Verfahren haben die Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen revolutioniert und die Notwendigkeit für größere chirurgische Eingriffe verringert.
Vorteile & Nutzen
Katheter bieten gegenüber vergleichbaren Produkten und Behandlungen zahlreiche Vorteile, insbesondere im Bereich der minimal-invasiven Medizin. Einer der Hauptvorteile ist die geringere Invasivität. Katheter ermöglichen es Ärzten, diagnostische und therapeutische Eingriffe durchzuführen, ohne dass große chirurgische Schnitte erforderlich sind. Dies reduziert das Risiko von Infektionen, verringert postoperative Schmerzen und führt zu kürzeren Erholungszeiten für die Patienten.
Ein weiterer Vorteil ist die Präzision. Katheter können unter bildgebender Kontrolle, wie Röntgen oder Ultraschall, exakt an die gewünschten Stellen im Körper geführt werden. Dies ermöglicht zielgerichtete Eingriffe, etwa die Platzierung von Stents in verengte Arterien oder die Behandlung von Aneurysmen, ohne umliegendes Gewebe zu beschädigen.
Katheter-basierte Verfahren sind auch oft sicherer für Patienten, die für größere Operationen ein hohes Risiko darstellen, wie ältere Menschen oder solche mit schweren Begleiterkrankungen. Diese Methoden können in vielen Fällen unter Lokalanästhesie durchgeführt werden, was die Belastung für den Patienten weiter reduziert.
Zudem ermöglichen Katheter schnellere Eingriffe, was besonders bei akuten Fällen wie Herzinfarkten entscheidend ist. Durch die schnelle Wiedereröffnung verschlossener Gefäße kann das Ausmaß der Schädigung des Herzens minimiert werden, was die Überlebenschancen und langfristige Prognose des Patienten verbessert.
Formen, Arten & Typen
Bleiben Katheter nur für eine kurze Zeitdauer, beispielsweise nur während eines operativen Eingriffs an einer Position, werden diese als Einmalkatheter bezeichnet. Für einen Verbleib über einen längeren Zeitraum verwenden die Mediziner die sogenannten Dauer- oder Verweilkatheter.
Für das Katheterisieren der unterschiedlichen anatomisch vorgebildeten Körperhöhlen werden jeweils andere Katheter benutzt. Unter anderem sind Katheter für das Herz und die Gefäße als Venen- oder Herzkatheter, für die Luftröhre als Endotrachealkatheter und für die Harnwege als Blasen- oder Ureterkatheter bekannt. Bei der Entgiftungstherapie spielen die Shaldon Katheter und im Darmtrakt die Enterostomiekatheter eine wichtige Rolle.
In Abhängigkeit von deren Optik gibt es in der Medizin die Ballon- und Ballonspülkatheter in genormten Größen. Diese Angaben in Charrière beruhen auf dem am Außenrand des Katheters bestimmten Durchmesser.
Aufbau, Funktion & Wirkungsweise
Bei der Auswahl der Katheter kommt es auf eine spezielle Konstruktion an, welche einer gewünschten Zielstellung entspricht. Damit die Katheterisierung für die Patientinnen und Patienten möglichst schmerzlos und so angenehm wie möglich ist, werden vorrangig die flexiblen Katheter aus weichen, gleitfähigen Materialien wie Latex, Silikon oder nachgiebigen Kunststoffen verwendet.
Nicht in jedem Fall lassen sich diese Katheter aufgrund der morphologischen Beschaffenheit des zu untersuchenden oder zu behandelnden Organs problemlos einführen. In bestimmten Fällen müssen die Mediziner auf Katheter aus härteren Werkstoffen wie gut verträgliche und gesundheitlich unbedenkliche Metalle oder sogar Glas zurückgreifen.
Unterschiede beim Aufbau der einzelnen Arten der Katheter treten an den Wandungen und den offenen Seiten auf. Bei einigen Kathetern sind an einer oder beiden Öffnungen sogenannte "Augen oder Löcher" vorhanden. In Abstimmung auf die individuellen Körpermaße und die abwechselnde Größe von Körperhöhlen bei den Patientinnen und Patienten abweichende Längenbemaßungen ausgewählt.
Spezielle Typen von Kathetern werden mit einer Graduierung ausgestattet. Andere Varianten sind aus Werkstoffen gefertigt, die eine gewisse Röntgendichtigkeit aufweisen.
Medizinischer & gesundheitlicher Nutzen
Die Katheterisierung nimmt einen bedeutsamen Stellenwert im Zusammenhang mit der Diagnostik und der Behandlung von Erkrankungen an verschiedensten Organen und Organsystemen ein.
Manchmal können durch den Einsatz eines sterilen Katheters auch bestimmte Beschwerden gelindert werden und die betroffenen erhalten eine höhere Lebensqualität. Dennoch bleibt ein Katheter immer ein Fremdkörper und sollte nicht länger als wirklich notwendig, in einer Körperhöhle verbleiben.
Bei der Abschätzung, ob ein Katheter gelegt werden muss oder nicht, sind spezielle Krankheitsgründe von Bedeutung. Gerade in punkto Blasenkatheter sind beispielsweise Erkrankungen wie eine Entleerungsstörung der Blase, ein Harnverhalt, Entzündungen der Prostata mit eine Verlegung der Harnwege oder eine spezielle Behandlung mit Chemotherapeutika Anlässe, die einen Katheter bedingen.
Unter ganz anderen Aspekten wird ein Katheter im Herzen oder einem Blutgefäß gelegt. Diese Katheter begünstigen eine röntgenologische Untersuchung des Herzens. Ein Katheter in den Nieren, in der medizinischen Fachsprache auch als Nephrostoma bezeichnet, ist dann begründet, wenn die Nieren beispielsweise durch Tumore nicht mehr ausreichend arbeiten und den Harn nicht mehr ableiten können.
Leiden Patienten unter einer vermehrten Schleimbildung in der Luftröhre und kann diese durch umfangreiche funktionale Beeinträchtigungen nicht mehr selbst beseitigt werden, dient ein endotracheal gelegter Katheter als Absaughilfe. Durch diesen Katheter kann die Atemfähigkeit verbessert werden und die Verlegung der Luftröhre mit zähflüssigem Schleim wird ganz wesentlich vermindert.
Anwendung & Sicherheit
Die genaue Anwendung von Kathetern hängt vom spezifischen Verfahren ab, das durchgeführt wird. Grundsätzlich wird ein Katheter, ein dünner, flexibler Schlauch, durch eine kleine Inzision in ein Blutgefäß eingeführt, häufig in der Leiste oder im Arm. Der Katheter wird unter bildgebender Kontrolle, wie Röntgen, zum Zielbereich geführt. In der Kardiologie beispielsweise kann der Katheter zur Diagnose und Behandlung von Herzkrankheiten eingesetzt werden, etwa bei der Koronarangiographie oder der Platzierung von Stents in verengte Arterien.
Die Sicherheit bei der Anwendung von Kathetern ist hoch, vorausgesetzt, die Verfahren werden von geschultem medizinischen Personal in einer sterilen Umgebung durchgeführt. Komplikationen sind selten, können jedoch Blutungen, Infektionen oder Schäden an Blutgefäßen umfassen. Moderne Katheter sind so entwickelt, dass sie das Risiko solcher Komplikationen minimieren, beispielsweise durch glatte Oberflächen und flexible Materialien.
Die Qualitätskontrolle bei der Herstellung von Kathetern ist streng geregelt, um die Sicherheit und Wirksamkeit zu gewährleisten. Katheter unterliegen internationalen Standards und müssen umfangreiche Tests bestehen, bevor sie auf den Markt kommen. Dazu gehören Biokompatibilitätstests, Sterilitätstests und mechanische Prüfungen. Hersteller müssen zudem regelmäßig Audits und Inspektionen durch unabhängige Behörden bestehen, um sicherzustellen, dass die Produktion den höchsten Qualitätsstandards entspricht.
Alternativen
Wenn der Einsatz eines Katheters nicht möglich oder nicht ratsam ist, stehen verschiedene alternative Verfahren zur Verfügung, je nach medizinischer Indikation. Eine der häufigsten Alternativen zur Katheter-basierten Angioplastie ist die offene Herzchirurgie, insbesondere das Bypass-Verfahren. Bei einer Bypass-Operation wird eine neue Route um verengte oder blockierte Arterien herum geschaffen, indem ein gesundes Blutgefäß aus einer anderen Körperstelle entnommen und transplantiert wird, um den Blutfluss zum Herzen wiederherzustellen.
Für diagnostische Zwecke, bei denen normalerweise ein Katheter verwendet wird, können nicht-invasive Bildgebungsverfahren wie die Magnetresonanztomographie (MRT) oder die Computertomographie (CT) eingesetzt werden. Diese Technologien ermöglichen es, detaillierte Bilder der Blutgefäße und des Herzens zu erstellen, ohne dass ein Katheter in den Körper eingeführt werden muss.
In der Behandlung von Herzrhythmusstörungen, die häufig über Katheterablationen durchgeführt wird, könnte die medikamentöse Therapie eine Alternative sein. Antiarrhythmika können helfen, den Herzrhythmus zu kontrollieren, wenn eine Katheterablation nicht möglich ist.
Für die Behandlung von Gefäßverengungen oder Thrombosen könnten medikamentöse Thrombolysen in Betracht gezogen werden, bei denen Medikamente eingesetzt werden, um Blutgerinnsel aufzulösen und den Blutfluss wiederherzustellen.
Diese Alternativen sind abhängig von der individuellen Situation des Patienten und sollten immer in Absprache mit einem Facharzt gewählt werden, um die sicherste und effektivste Behandlungsmethode zu gewährleisten.