Sitzen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine der Grundhaltungen der Menschen ist das Sitzen. Bereits Babys erlernen das Sitzen in einem Alter von fünf bis neun Monaten.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Sitzen?

Eine der Grundhaltungen der Menschen ist das Sitzen. Bereits Babys erlernen das Sitzen in einem Alter von fünf bis neun Monaten.

Der Oberkörper ist bei dieser Haltung aufgerichtet und der größte Teil des eigenen Gewichts ruht dabei auf den angewinkelten Oberschenkeln oder auf dem Gesäß. Dabei sitzt der Mensch auf einem festen Untergrund, wie zum Beispiel auf einem dafür angefertigtem Sitzmöbel.

Diese Position ist sehr bequem und entspannend, da eine variable Position der Unterschenkel oder das Anlehnen des Oberkörpers gestattet ist. Zusätzlich werden die Gelenke sowie die Muskeln entlastet und das Körpergewicht wird auf eine große Fläche verteilt.

Wenn ein Baby beginnt allein zu sitzen, dann versucht es Kontakt zur Außenwelt aufzunehmen. Sitzen ist deutlich einfacher und bequemer als Stehen oder Laufen, weshalb die Kleinkinder es als erstes erlernen.

Entwicklung des Sitzens

Die Entwicklung der Fähigkeit zu sitzen ist ein komplexer Prozess, der bereits im Mutterleib beginnt und sich über das gesamte Leben hinweg fortsetzt, wobei sich die motorischen Fähigkeiten und muskulären Anforderungen kontinuierlich verändern.

Pränatale Phase:

Bereits im Fötus zeigen sich die ersten Anzeichen für die Entwicklung der Muskulatur und des Skelettsystems, die für die Sitzhaltung notwendig sind. Obwohl im Mutterleib natürlich kein Sitzen im eigentlichen Sinne stattfindet, beginnen sich die grundlegenden Strukturen zu formen. Die Wirbelsäule des Fötus ist anfänglich C-förmig gekrümmt. Im Laufe der Schwangerschaft entwickelt sie die für das Sitzen wichtigen natürlichen Kurven (Kyphose und Lordose).

Frühe Kindheit:

Nach der Geburt durchlaufen Kinder eine rasante Entwicklung ihrer motorischen Fähigkeiten. Im Alter von etwa sechs Monaten beginnen die meisten Babys, mit Unterstützung zu sitzen. Sie lernen, ihren Kopf zu kontrollieren und die Muskeln des Nackens und des Rückens zu stärken, was für die Sitzhaltung entscheidend ist. Zwischen 6 und 9 Monaten erreichen die meisten Kinder die Fähigkeit, ohne Unterstützung zu sitzen. Diese Phase ist gekennzeichnet durch eine verbesserte Koordination und Muskelkraft, die es dem Kind ermöglicht, das Gleichgewicht zu halten und die Hände für explorative Aktivitäten frei zu verwenden.

Kindheit bis Jugend:

In dieser Zeit wird das Sitzen zur Routine. Kinder und Jugendliche verbringen viele Stunden im Sitzen, sei es in der Schule oder während Freizeitaktivitäten. Die fortlaufende körperliche Entwicklung ermöglicht eine komfortablere und anhaltendere Sitzhaltung. Jedoch kann dieser Lebensabschnitt auch das Risiko für die Entwicklung schlechter Haltungsgewohnheiten mit sich bringen, besonders wenn viel Zeit mit wenig Bewegung verbracht wird, z.B. am Computer oder Tablet.

Erwachsenenalter:

Im Erwachsenenalter bleibt die Fähigkeit zu sitzen in der Regel stabil. Die Herausforderung liegt eher darin, eine gute Haltung zu bewahren und gesundheitliche Probleme, die durch langes Sitzen entstehen können, wie Rückenschmerzen, Haltungsschäden und muskuläre Dysbalancen, zu vermeiden. Viele Erwachsene erleben durch Büroarbeit bedingte Beschwerden. Ergonomie am Arbeitsplatz und regelmäßige Bewegungspausen sind entscheidend, um die Gesundheit und Funktionalität des muskuloskelettalen Systems zu erhalten.

Hohes Alter:

Im höheren Lebensalter kann das Sitzen zunehmend schwieriger werden. Die Muskulatur wird schwächer, die Flexibilität nimmt ab, und Erkrankungen wie Arthrose oder Osteoporose können die Beweglichkeit einschränken und Schmerzen verursachen. Ältere Menschen benötigen möglicherweise spezielle Sitzgelegenheiten, die eine bessere Unterstützung bieten und das Aufstehen erleichtern. Die Aufrechterhaltung einer aktiven Lebensweise mit angepassten Übungen kann helfen, die für das Sitzen notwendige Muskelkraft und Koordination so lange wie möglich zu erhalten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Entwicklung des Sitzens eine lebenslange Dynamik umfasst, die von den frühesten Entwicklungsstufen bis ins hohe Alter reicht. Sie erfordert kontinuierliche körperliche Anpassungen und wird durch gesundheitliche und ergonomische Maßnahmen unterstützt.

Funktion & Aufgabe

Sehr viele Menschen führen täglich eine Tätigkeit aus, die im Sitzen stattfindet. Hier sollten einige Dinge beachtet werden: Die Rückenlehne sowie die Sitzfläche des Stuhls auf der Arbeit sollten richtig geformt sein und sich an den Körper anpassen. Im unteren und mittleren Bereich sollte die Lehne den menschlichen Rücken abstützen, damit der Lendenbereich sowie die Wirbelsäule richtig gestützt werden können.

Auf der Sitzfläche soll sich nicht nur das Gesäß befinden, es sollen auch die Oberschenkel gestützt werden. Gesessen werden sollte aufrecht, mit rechtem Winkel in den Knien sowie den Ellenbogen. Individuell angepasst werden sollten die passende Sitzhöhe sowie die Sitzbreite. Zusätzlich sind Armlehnen von Vorteil, so kann der Körper während der Sitzphasen besser entspannen.

Da sehr viele Tätigkeiten nur im sitzen erledigt werden können, kann darauf nicht verzichtet werden. Mit einem Keil- oder Mobilkissen kann das Sitzen jedoch wesentlich rückenfreundlicher und bequemer gestaltet werden.

Ein Keilkissen besteht aus einem Schaumstoff, welcher eine keilförmige Form besitzt und mit Stoff überzogen ist. Diese Kissen sind in verschiedenen Formen und Größen erhältlich und sind meistens zwischen 10 und 12 cm hoch. Die Sitzfläche wird dabei so erhöht, dass der Rücken gerade und aufrecht ist.

Dennoch sollte auf stundenlanges, ununterbrochenes Sitzen verzichtet werden. Zwischenzeitliches Stehen und Bewegen hilft bereits viel. Länger als 20 Minuten am Stück zu sitzen ist bereits ungesund, da es zu einer Unterversorgung der Bandscheiben führt. Daher ist es gut, so oft wie möglich zu stehen, sei es beim Telefonieren oder beim Akten-holen. Es ist auch hilfreich, während des Denkens umherzugehen. Eine andere Möglichkeit ist es, einen Stehschreibtisch zu verwenden. Es gibt einige, die variabel zum Sitzen und Stehen geeignet sind.


Krankheiten & Beschwerden

Ein Großteil der Menschheit verbringt viele Stunden am Tag sitzend. Und wen es nicht im Büro ist, dann im Auto oder auch zu Hause. Das ist auf Dauer alles andere als gesund: Wer zu viel sitzt, der stirbt früher.

Der Organismus wird durch zu langes Sitzen sehr geschädigt und das Risiko an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erkranken steigt. Ebenso setzen sich Menschen die lang sitzen der Gefahr aus, an Krebs oder an Diabetes zu erkranken.

Langes Sitzen ist zudem sehr schlecht für die Beinvenen. Das Blut versackt in der Sitzposition leichter in den Beinen und belastet dadurch die Gefäße. Grund dafür ist, dass beim Sitzen die Wadenmuskelpumpe nur wenig genutzt werden kann. Beim gehen ist sie aktiv, da der Mensch bei jedem Schritt seine Wadenmuskeln anspannt. Dann drückt sie auf Venen in der Umgebung, wodurch das Blut aus den Beinen zurück zum Herzen gepumpt wird. Folglich kann sich beim sitzen das Blut in den Venen anstauen und die Beine können anschwellen.

Sehr lange Phasen des Sitzens, wie zum Beispiel im Flugzeug, können zu Thrombosen oder Gerinnselbildung führen. Um keine Krampfadern zu bekommen, ist eine gute Zirkulation des Bluts notwendig. Aber nicht jeder der zu lange sitzt bekommt Krampfadern.

Sicherlich kennt jeder ein steifes und verspanntes Gefühl nach einem ganzen Tag auf einem Stuhl. Im Sitzen fließt das Blut deutlicher langsamer, es staut sich an und der Sauerstoffgehalt wird weniger. Außerdem werden unbenutzte Muskeln auf Dauer schlapp und der Stoffwechsel in den Zellen reduziert sich. Für die menschlichen Körperzellen ist es sehr wichtig, in Bewegung zu bleiben.

Auch eine körperliche Aktivität gleicht die Gefahren vom langen Sitzen nicht automatisch aus. Trotzdem bleibt Sporttreiben nach wie vor gesund und ein täglicher Spaziergang tut dem Körper sehr gut.

Gesundes Sitzen

Das Sitzen ist ein wesentlicher Bestandteil des modernen Lebensstils, insbesondere in beruflichen Kontexten, wo viele Menschen den Großteil ihres Arbeitstages im Sitzen verbringen. Langes Sitzen kann jedoch zu verschiedenen Gesundheitsproblemen führen, darunter Rückenschmerzen, Haltungsschäden und ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Um diese Risiken zu minimieren und das allgemeine Wohlbefinden zu fördern, gibt es mehrere Strategien, die das Sitzen verbessern können.

Ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes:

Die Ergonomie am Arbeitsplatz ist entscheidend, um eine gesunde Sitzhaltung zu fördern und Beschwerden sowie Langzeitschäden vorzubeugen. Ein ergonomischer Stuhl, der Rückenstütze und eine einstellbare Sitzhöhe bietet, kann dabei helfen, die Belastung des Rückens zu verringern. Der Monitor sollte auf Augenhöhe positioniert sein, um Nackenverspannungen zu vermeiden, und die Tastatur sollte so angebracht sein, dass die Arme beim Tippen einen Winkel von etwa 90 Grad bilden.

Regelmäßige Pausen und Bewegung:

Eine der effektivsten Methoden, um die negativen Auswirkungen des Sitzens zu bekämpfen, ist, regelmäßig Pausen einzulegen und sich zu bewegen. Experten empfehlen, mindestens alle 30 Minuten kurz aufzustehen, um die Muskeln zu dehnen und die Durchblutung zu fördern. Kurze Spaziergänge oder leichte Dehnübungen können nicht nur die Muskeln entspannen, sondern auch die mentale Energie steigern.

Verwendung von Steharbeitsplätzen:

Steharbeitsplätze sind eine ausgezeichnete Alternative zu traditionellen Schreibtischen, da sie es ermöglichen, die Position regelmäßig zu wechseln und so die Belastung einzelner Körperpartien zu reduzieren. Wechseln zwischen Sitzen und Stehen kann helfen, die Belastung der Wirbelsäule zu verringern und die allgemeine Körperhaltung zu verbessern.

Förderung einer aktiven Sitzhaltung:

Aktives Sitzen bedeutet, eine Sitzhaltung zu wählen, die eine leichte Bewegung und Muskelaktivität erfordert, wie beispielsweise auf einem Sitzball zu sitzen. Dies fördert die Stabilität des Rumpfes und die Balance, indem die Muskeln aktiv gehalten werden und nicht erschlaffen. Aktives Sitzen kann auch dazu beitragen, die Kernmuskulatur zu stärken und die Haltung insgesamt zu verbessern.

Einstellung der Lebensgewohnheiten:

Neben den Arbeitsgewohnheiten ist es auch wichtig, allgemeine Lebensgewohnheiten zu berücksichtigen. Eine ausgewogene Ernährung, reich an Vitaminen und Mineralstoffen, unterstützt die Muskel- und Knochengesundheit. Regelmäßige körperliche Aktivität, wie Yoga oder Schwimmen, kann ebenfalls helfen, die durch langes Sitzen verursachten Probleme zu minimieren.

Bewusstsein und Ausbildung:

Schulungen zur Gesundheit am Arbeitsplatz können das Bewusstsein für die Risiken des langen Sitzens schärfen und Mitarbeiter dazu anregen, ihre Sitzgewohnheiten zu verbessern. Wissen über ergonomische Praktiken und die Bedeutung regelmäßiger Bewegung kann die Motivation erhöhen, einen gesünderen Arbeitsalltag zu gestalten.

Durch die Kombination dieser Maßnahmen können Menschen die negativen Auswirkungen des Sitzens signifikant reduzieren und ihr allgemeines Wohlbefinden und ihre Gesundheit verbessern.

10 Dinge, die Sie über das Sitzen wissen sollten

Das Sitzen ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Alltags, besonders in der modernen Arbeitswelt. Doch trotz seiner Allgegenwärtigkeit birgt langes Sitzen Risiken für die Gesundheit. Hier sind zehn interessante Fragen und Antworten zum Thema Sitzen und Gesundheit:

Wie viele Stunden am Tag verbringt der durchschnittliche Erwachsene mit Sitzen?

Der durchschnittliche Erwachsene verbringt etwa 7 bis 8 Stunden täglich im Sitzen. Diese Zahl kann jedoch bei Büroangestellten noch höher liegen.

Kann langes Sitzen wirklich die Lebenserwartung verkürzen?

Ja, Studien haben gezeigt, dass längere Sitzperioden mit einem erhöhten Risiko für verschiedene Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2 und sogar bestimmte Krebsarten verbunden sind, was potenziell die Lebenserwartung verkürzen kann.

Welche körperlichen Probleme können durch langes Sitzen verursacht werden?

Zu den häufigsten Problemen gehören Rückenschmerzen, Nackenschmerzen, eine schlechte Körperhaltung, Muskelabbau sowie ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes.

Wie oft sollte man eine Pause vom Sitzen einlegen?

Es wird empfohlen, mindestens alle 30 Minuten kurz aufzustehen und sich zu bewegen oder zu dehnen, um die negativen Auswirkungen des Sitzens zu minimieren.

Kann der Wechsel zu einem Stehschreibtisch gesundheitliche Vorteile bieten?

Ja, ein Stehschreibtisch kann helfen, die Gesamtsitzzeit zu reduzieren und fördert die Bewegung. Dies kann das Risiko für die oben genannten Gesundheitsprobleme verringern.

Welche Rolle spielt die Ergonomie beim Sitzen?

Eine gute Ergonomie am Arbeitsplatz kann helfen, die Belastung des Körpers zu minimieren, was besonders wichtig ist, um Rücken- und Nackenschmerzen vorzubeugen.

Wie beeinflusst langes Sitzen das psychische Wohlbefinden?

Langes Sitzen wurde mit einem erhöhten Risiko für Depressionen und Angstzustände in Verbindung gebracht, da es die körperliche Aktivität reduziert, die bekanntermaßen die Stimmung verbessert.

Kann regelmäßige Bewegung die negativen Auswirkungen von langem Sitzen ausgleichen?

Regelmäßige Bewegung kann tatsächlich viele der negativen Auswirkungen des langen Sitzens ausgleichen. Es wird empfohlen, mindestens 150 Minuten pro Woche mäßig intensiver Aktivität zu absolvieren.

Gibt es eine richtige Technik zum Sitzen?

Ja, es ist wichtig, mit geradem Rücken und einer gut unterstützten Lendenwirbelsäule zu sitzen. Die Füße sollten flach auf dem Boden stehen und die Knie in einem Winkel von etwa 90 Grad gehalten werden.

Wie können wir das Bewusstsein für die Risiken des langen Sitzens in unserer Gesellschaft verbessern?

Durch Aufklärung in Schulen und am Arbeitsplatz sowie durch öffentliche Gesundheitskampagnen kann das Bewusstsein für die Risiken des langen Sitzens und die Bedeutung regelmäßiger Bewegung gefördert werden.

Diese Fragen und Antworten verdeutlichen, wie wichtig es ist, die Gewohnheit des langen Sitzens zu überdenken und aktiv Maßnahmen zu ergreifen, um gesundheitliche Probleme zu vermeiden, die durch zu viel Sitzen entstehen können.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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