Anlagestörungen der Brust
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei Anlagestörungen der Brust handelt es sich um eine angeborene Fehlbildung der Brust. Bei den betroffenen Patienten handelt es sich hauptsächlich um Frauen, die meist erheblich unter ihrer Anlagestörung der Brust leiden. Bei besonders ausgeprägten Fällen ist daher eine Operation angeraten.
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Was sind Anlagestörungen der Brust?
Anlagestörungen der Brust zählen zu den Erkrankungen, die in den meisten Fällen angeboren sind. Häufig wird diese Fehlbildung der Brust allerdings erst in der Pubertät deutlich sichtbar.
Zu diesen Anlagestörungen zählen beispielsweise zu kleine, zu große oder unterschiedliche geformte Brüste. Darüber hinaus kennt die Medizin weitere Fehlbildungen wie beispielsweise fehlende oder überzählige Brustwarzen oder Brustansätze.
Diese Störungen bzw. Missbildungen sind bereits nach der Geburt erkennbar. Die meisten Anlagestörungen der Brust betreffen Frauen, doch auch Männer können beispielsweise zusätzliche Brustwarzen haben.
Generell kommen diese Fehlbildungen der Brust eher selten vor. In den meisten Fällen ist nicht von einem erhöhten gesundheitlichen Risiko auszugehen, jedoch sind Anlagestörungen der Brust häufig psychisch sehr belastend für Betroffene.
Ursachen
Über die Ursachen für Anlagestörungen der Brust ist in der Medizin und in der Wissenschaft recht wenig bekannt. Häufig werden jedoch einerseits hormonelle, andererseits genetisch bedingte Ursachen für diese Erkrankung diskutiert.
Je nach Art der Fehlbildung kann der Grund festgestellt werden: So haben Frauen mit zu kleinen Brüsten häufig zu wenig Brustdrüsengewebe oder einen Mangel an den weiblichen Hormonen, die für das Brustwachstum förderlich und zuständig sind. Doch auch entzündliche Erkrankungen oder Verletzungen der Brust in der Kindheit können zu Anlagestörungen der Brust führen.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Anlagestörungen bestehen zwar von Geburt an, erste Symptome zeigen sich oft aber erst während der Pubertät. Deshalb wird die Brustfehlbildung in manchen Fällen erst zwischen dem 8. und 14. Lebensjahr bemerkt. Bei beiden Geschlechtern können in diesem Zeitraum zusätzliche Brüste oder unterschiedlich große Brüste wachsen. Auch zu große oder zu kleine Brüste treten während der Pubertät auf, oft verbunden mit ungewöhnlich starken Wachstumsschmerzen oder Durchblutungsstörungen im betroffenen Bereich.
Anlagestörungen können beide Brüste betreffen oder einseitig auftreten. Unterentwickelte oder fehlende Brüste sind ein- und beidseitig möglich. Überzählige Brustanlagen treten meist einseitig auf. Bei Anlagestörungen der Brust treten normalerweise keine gesundheitlichen Probleme auf. Allerdings kann es im Zusammenhang mit manchen Brustfehlbildungen zu Rückenschmerzen und Nackenschmerzen, Kopfschmerzen und Migräne kommen.
Einige Betroffene entwickeln eine ausgeprägte Fehlhaltung, die meist ebenfalls mit Schmerzen einhergeht. Wird die Brustfehlbildung nicht behandelt, kann es zum Verschleiß der Hals- und Brustwirbelsäule kommen. Dies äußert sich unter anderem durch chronische Schmerzen und Sensibilitätsstörungen. Bei großen Brüsten kann es in der Unterbrustfalte zu Infektionen der Haut kommen. Viele Betroffene entwickeln zudem seelische Beschwerden und fühlen sich aufgrund der Anlagestörung in ihrer Lebensqualität eingeschränkt.
Diagnose & Verlauf
Die meisten Anlagestörungen der Brust sind erst nach Eintritt des Betroffenen in die Pubertät erkennbar. Bei einigen Fehlbildungen, wie beispielsweise zusätzlichen Brüsten oder Brustwarzen, ist eine Diagnose bereits früher, nämlich im Säuglingsalter, möglich.
Der beratende Arzt wird sich bei der körperlichen Untersuchung des betroffenen Patienten zunächst die Anlagestörung ansehen und gegebenenfalls eine Biopsie, also die Entnahme einer Gewebeprobe, anordnen, um die Ursache für die Anlagestörung der Brust festzustellen. Besteht der Verdacht auf eine hormonell bedingte Fehlbildung, so kann ein Blutbild über den Hormonspiegel des Patienten Aufschluss geben.
Zeigt sich die Fehlbildung der Brust direkt bei der Geburt, so sollten unbedingt weitere Untersuchungen beim Neugeborenen eingeleitet werden. Häufig treten Anlagestörungen der Brust in Zusammenhang mit anderen körperlichen Fehlbildungen wie etwa der Nieren auf.
In den meisten Fällen sind die Fehlbildungen der Brust jedoch nicht oder nur wenig gesundheitsgefährdend. Daher wird der Arzt bei Anlagestörungen der Brust häufig dazu raten, diese lediglich zu beobachten.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Einige Anlagestörungen der Brust (z.B. zusätzliche Brüste, überzählige Brustwarzen) können direkt nach der Geburt festgestellt werden. Anschließend kann der behandelnde Arzt dann direkt eine Behandlung einleiten oder den Eltern des betroffenen Kindes einen späteren Zeitpunkt vorschlagen.
Ob und wann ein Arztbesuch vonnöten ist, hängt unter anderem von der Art und Ausprägung der Anlagestörung und der Konstitution des Kindes ab. Meist sind in den ersten Lebensjahren nur kleine Veränderungen wie Hervorwölbungen, leichte Verhornungen oder Haarinseln zu bemerken.
Sofern diese gutartig sind, ist eine operative Behandlung nicht erforderlich. Sollten sich allerdings Beschwerden wie Schmerzen, Durchblutungsstörungen oder seelische Probleme einstellen, muss ein Arzt konsultiert werden. Stark unterschiedlich große Brüste oder beidseitig zu große Brüste sollten alleine aufgrund der drohenden Rücken- und Nackenschmerzen behandelt werden.
Anlagestörungen wie kleine oder schlaffe Brüste sollten zunächst mit dem Frauenarzt besprochen werden. Generell gilt: sobald die Brustveränderung mit körperlichen oder psychischen Beschwerden in Verbindung steht, ist ein chirurgischer Eingriff sinnvoll.
Behandlung & Therapie
Die meisten Anlagestörungen der Brust stellen für den Betroffenen kein erhöhtes gesundheitliches Risiko dar. Allerdings leiden viele der erkrankten Patienten unter dem kosmetischen Makel, was zu einer enormen seelischen Belastung führen kann.
Leidet der Betroffene sehr oder entwickelt sogar eine psychische Störung, so gibt es bei überzähligen Brustwarzen oder Brustansätzen die Möglichkeit, diese Anlagestörungen der Brust mit Hilfe einer kosmetischen Operation zu korrigieren. So kann das seelische Leid des betroffenen Patienten gelindert werden.
Bei einigen Anlagestörungen der Brust - vor allem bei unterschiedlich großen oder sehr schweren Brüsten - leiden die meisten betroffenen Patienten unter starken Schmerzen im Rücken und in der Halswirbelsäule. In diesen Fällen kann es zu einer körperlichen Beeinträchtigung durch die Anlagestörungen der Brust kommen, so dass der Arzt je nach Verlauf der Erkrankung möglicherweise zu einer Operation raten wird.
Leiden Betroffene sehr unter ihrer deformierten Brust, so ist eine psychosoziale Begleitung oder sogar eine Psychotherapie empfehlenswert. Diese kann Betroffenen helfen, den eigenen Körper mit den Anlagestörungen der Brust anzunehmen und sich trotzdem wohlzufühlen.
Aussicht & Prognose
Die Prognose ist abhängig von der Art der Anlagestörung. Sie ist weiterhin abhängig davon, ob zu erwarten ist, dass sie später zu Beschwerden führt. In den meisten Fällen ist zumindest rein physiologisch kein Krankheitswert aufgrund einer Anlagestörung der Brust zu erwarten, weshalb die Prognose rein medizinisch günstig ist. Dies ändert nichts an möglichen kosmetischen Problemen und den dadurch möglichen psychischen Belastungen der Betroffenen.
Die Anisomastie lässt beispielsweise eine langjährige Beobachtung zu. Häufig gleichen sich die Brüste während des Wachstums an, was die Notwendigkeit von Operationen oder dem Tragen von kaschierenden Poltern und ähnlichem reduziert. Gleiches gilt für als zu klein wahrgenommene Brüste. Ob sie als störend empfunden werden, ist eine individuelle Frage. Es gibt durchaus Frauen, die mit dieser Situation leben können, jedoch steht der plastisch-chirurgische Weg hier offen.
Eine Makromastie kann hingegen zu Schmerzen und Haltungsproblemen führen. Betroffene Frauen können hierunter körperlich und seelisch leiden, weshalb Physiotherapien, ausführliche Beratungen oder Operationen in Betracht gezogen werden sollten.
Schwerwiegende Anlagestörungen, wie beispielsweise zusätzliche oder fehlende Brüste und Brustwarzen, haben weit schwerere Auswirkungen auf die Betroffenen. Während Überzähliges durch Operationen bereits früh behoben werden kann, bedeuten fehlende Anlagen eine Korrektur mittels Implantat, insofern dies gewünscht ist.
Diese empfundene Unvollständigkeit kann bei Betroffenen zu psychischen Belastungen führen. Aber auch Operationsnarben und die Notwendigkeit spezieller Büstenhalter, sind für betroffene Frauen mitunter belastend. Wie die Situation wahrgenommen wird und welcher Leidensdruck entsteht, ist aber im Einzelfall zu betrachten.
Vorbeugung
Anlagestörungen der Brust sind in den meisten Fällen angeboren, weshalb es nicht möglich ist, Vorsorgemaßnahmen zu treffen. Da ein Teil der Fehlbildungen jedoch vererblich ist, sollte ein neugeborenes Baby mit einem Betroffenen in der Verwandtschaft stets besonders genau untersucht werden, um die Krankheit gegebenenfalls frühzeitig zu erkennen.
Nachsorge
Ob eine Nachsorge notwendig wird, hängt von der Ausprägung der Anlagestörung ab. In vielen Fällen ergeben sich gar keine Beschwerden, weshalb Patienten einen Besuch beim Arzt gar nicht erst in Erwägung ziehen. Zudem muss festgehalten werden, dass viele genetisch bedingte Fehlbildungen kosmetischer Natur sind.
Daraus resultiert allerdings ein psychischer Druck, die Patienten mit der Hilfe einer Therapie bewältigen können. Ein Arzt kann eine Verordnung hierzu verschreiben. Um eine Anlagestörung an der Brust zu beseitigen, kann man eine Schönheitsoperation durchführen. Diese wird aber vielfach nicht von der Krankenkasse bezuschusst. Bei Schmerzen im Brustbereich schaffen oft Massagen Abhilfe.
Hauptsächlich findet eine körperliche Untersuchung zur Feststellung der Anlagestörung statt. Dieses ist bereits nach der Geburt möglich. Der Arzt kann regelmäßige Vorstellungen vereinbaren, falls Komplikationen möglich sind. Besteht der Verdacht, dass hormonelle Ursachen die Erkrankung bedingen, wird eine Blutuntersuchung angeraten. Betroffene haben selbst einige Möglichkeiten, Beschwerden zu verhindern.
Nicht selten ist ihre Mithilfe abseits einer medizinischen Behandlung für eine Beschwerdefreiheit wichtig. Schmerzen in der Brust lassen sich beispielsweise durch Krafttraining bewältigen. Fehlende Brustwarzen kann man durch Imitate und spezielle Büstenhalter nachbilden. Eine kaschierende Kleidungswahl verhindert, dass die Erkrankung von außen ersichtlich ist.
Das können Sie selbst tun
Betroffene von Anlagestörungen in der Brust können abseits medizinischer Maßnahmen selbst tätig werden, um ihre Lebensqualität und ihren Selbstwert entscheidend zu verbessern.
Zum Ausgleich bestehender Ungleichheiten der Brüste (Anisomastie) bieten (Silikon-)Einlagen oder entsprechend angepasste BHs schnelle Hilfe für Betroffene. So können als unangenehm empfundene Asymmetrien optisch behoben werden. Ist die Brust insgesamt zu groß oder zu klein, können Büstenhalter helfen, die maximierende oder minimierende Effekte haben. Auch die Wahl kaschierender Kleidung kann bereits helfen, um Unterschiede weniger auffällig erscheinen zu lassen. Fließende, lockere und gemusterte Stoffe schaffen Abhilfe.
Schmerzen, die aus der die Größe der Brust resultieren, kann durch Stärkung der Rückenmuskulatur und entsprechenden Stützmaßnahmen entgegengewirkt werden.
Fehlende Brustwarzen (Athelie) können ebenfalls durch BHs mit entsprechenden Aufsätzen imitiert werden. Auch bei fehlenden Brüsten (Amastie) bieten sich Silikon-Imitate an.
Gegen Hängebrüste als Konsequenz einer allgemeinen Bindegewebsschwäche (Mastoptose) können entsprechende und konsequent ausgeführte Sportübungen Verbesserung herbeiführen. Durch Kraftübungen mit Hanteln, die den Brustbereich trainieren, kann Straffung in begrenztem Maße erzielt werden. Ein gut sitzender BH mit breiten Trägern und stärkender Unterbruststütze gibt der Brust guten Halt. Auch regelmäßige durchblutungsfördernde Massagen stärken das Bindegewebe.
Quellen
- Dirschka, T., Hartwig, R.: Klinikleitfaden Dermatologie. Urban & Fischer, München 2011
- Goerke, K., Steller, J., Valet, A.: Klinikleitfaden Gynäkologie. Urban & Fischer, München 2003
- Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012