Blutbild
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 25. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Das Blutbild stellt heutzutage eine der am häufigsten genutzten diagnostischen Methoden dar, da viele Erkrankungen mit charakteristischen Blutbildveränderungen einhergehen. Somit ermöglicht es eine schnelle Beurteilung des Gesundheitszustands bei vergleichsweise geringem Aufwand für Patient und Behandler.
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Was ist ein Blutbild?
Ein Blutbild wird folgendermaßen erstellt: Zunächst muss dem Patienten Blut abgenommen werden. Normalerweise wird dafür eine Vene in der Ellenbeuge genutzt. Es ist nicht nötig, dass der Patient für die Blutentnahme nüchtern bleibt, jedoch sollte er in den letzten Stunden vor der Abnahme auf fetthaltige Speisen verzichten.
Ansonsten können sich vermehrt Fettpartikel, die sogenannten Chylomikronen, in der Blutprobe befinden und zu fehlerhaften Messwerten führen. Da im Stehen die Blut- beziehungsweise Plasmakonzentrationen einiger Stoffe schwanken, ist eine Entnahme in sitzender oder liegender Position sinnvoll. Auch sollte beachtet werden, dass einige Messgrößen im Tagesverlauf schwanken. Daher sollten insbesondere Verlaufsuntersuchungen immer zur gleichen Tageszeit vorgenommen werden. Im Labor werden mithilfe von mechanischen Blutbildanalysern die relevanten Parameter für die jeweilige klinische Fragestellung bestimmt.
Teilweise wird zwischen großem und kleinem Blutbild unterschieden. Für ein kleines Blutbild werden die Erythrozyten-, Leukozyten- und Thrombozytenzahl, die Hämoglobinkonzentration, der Hämatokritwert sowie die Erythrozytenindices MCV, MCH und MCHC bestimmt. Für ein großes Blutbild werden noch einige weitere Kenngrößen ermittelt. Weil moderne Blutbildanalyser meist sofort ein komplettes Blutbild erstellen, wird die Differenzierung in groß und klein häufig nicht mehr getroffen.
Funktion, Wirkung & Ziele
Ursachen für eine Erhöhung der Erythrozytenzahl sind meist Flüssigkeitsmangel, Sauerstoffknappheit oder auch Stress. Eine verminderte Anzahl wird auch als Blutarmut, fachsprachlich Anämie, bezeichnet. Sie stellt in vielen Fällen einen Hinweis auf Eisenmangel dar, kann jedoch unter anderem auch infolge größerer Blutverluste entstehen. Diese Blutverluste werden nicht immer vom Patienten bemerkt, da hier keine äußerlich sichtbare Wunde zugrundeliegen muss. Auch Blutungen im Körperinneren wie im Darm können für eine Anämie verantwortlich sein. Um Anämien weiter zu klassifizieren, werden die Parameter MCH, MCV und MCHC genutzt.
Damit lassen sich Aussagen über die Qualität der Erythrozyten treffen. Es werden hierfür der Hämoglobingehalt eines einzelnen Erythrozyten, das Volumen sowie der Anteil des Hämoglobins am Gesamtvolumen der roten Blutkörperchen betrachtet. Befinden sich diese drei Werte in der Norm, so spricht man von einer normozytären und normochromen Anämie. Dabei läuft die Bildung neuer Erythrozyten für den aktuellen Bedarf zu langsam ab. Oft ist hier ein hoher Blutverlust ursächlich. Manchmal funktioniert aber auch die hormonelle Regulation der Erythrozytenbildung nicht korrekt.
Sind MCV, MCH und MCHC erniedrigt, handelt es sich um eine mikrozytäre Anämie. Fast immer ist diese Form durch einen Eisenmangel begründet. Eisen ist wichtig für die Herstellung des Hämoglobins, also des roten Blutfarbstoffs. Eisenmangel führt folglich dazu, dass nicht genügend Hämoglobin produziert werden kann. Die Erythrozyten werden dann nicht ausreichend damit beladen und sind in der Folge zu klein. Für die Erythrozytenbildung sind außerdem verschiedene Stoffe als Cofaktoren nötig, allen voran Vitamin B12. Fehlt dieses Vitamin, so werden zu große Erythrozyten produziert, die dazu noch mit zu viel Hämoglobin beladen sind. Da ein Vitamin B12-Mangel weitere Schäden verursachen kann, kann aufgrund des Blutbilds gegebenenfalls sofort eine Substitution eingeleitet werden.
Schließlich sind noch die Thrombozyten- und die Leukozytenzahl wichtige Messgrößen des Blutbildes. Thrombozyten werden umgangssprachlich auch "Blutplättchen" genannt. Sie sind für die Blutgerinnung zum Beispiel nach Verletzungen von Bedeutung. Die auch als "weiße Blutkörperchen" bezeichneten Leukozyten haben vielfältige Aufgaben im Rahmen der Immunabwehr. Bei deutlich veränderten Leukozytenwerten muss eine weitere Diagnostik folgen, da hier auch lebensbedrohliche Erkrankungen ursächlich sein können.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Für den Patienten ist die Blutentnahme ebenfalls mit nur wenig Aufwand verbunden, mit unerwünschten Wirkungen ist nicht zu rechnen. Neben den genannten Blutbildveränderungen existieren noch viele weitere charakteristische Veränderungen, mithilfe derer sich Krankheiten mit einer hohen Wahrscheinlichkeit erkennen lassen. Auch lassen sich im Rahmen der Blutanalyse noch über die Standardparameter hinausgehende Werte anfordern, sodass eine differenzierte Diagnostik gut möglich ist. Zum Beispiel kann so ein genauer Hormonstatus erfasst werden und auf dieser Grundlage eine effektive Behandlung eingeleitet werden.
Ebenso ist eine adäquate Verlaufskontrolle chronischer Erkrankungen über das Blutbild möglich. Auch in diesem Fall kann bei Veränderungen gegebenenfalls interveniert und die Behandlung angepasst werden. Alle diese Vorteile sind dafür verantwortlich, dass das Blutbild in der Diagnostik bei fast allen Fachrichtungen eine große Rolle spielt. Es liefert bei vergleichsweise geringem Aufwand wertvolle Hinweise für das weitere Vorgehen.
Quellen
- Baenkler, H.-W., et al.: Kurzlehrbuch Innere Medizin. Thieme Verlag, Stuttgart 2010
- Deschka, M.: Laborwerte A-Z. Kohlhammer, Stuttgart 2011
- Schänzler, N., Bieger, W.P.: Laborwerte. Gräfe und Unzer, München 2009