Wachstumsschmerzen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Wachstumsschmerzen sind nicht klar definiert und können je nach Kind verschieden stark sein. Mit abgeschlossenem Wachstum verschwinden Wachstumsschmerzen selbstständig.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Wachstumsschmerzen?

Im Schnitt sind bis zu 30% der Kinder im Laufe ihres Wachstums von Wachstumsschmerzen betroffen.

Wachstumsschmerzen können bei Kindern im Rahmen des Wachstums auftreten. Die durch Wachstum bedingten Schmerzen zeigen sich vor allem in den Gliedmaßen und sind in der Regel während Ruhephasen (also beispielsweise nachts bzw. abends) stärker ausgeprägt als bei körperlicher Aktivität des betroffenen Kindes.

Besonders häufig sind Ober- und Unterschenkel von Wachstumsschmerzen betroffen; in einigen Fällen äußern sich die Schmerzen an Gelenken wie beispielsweise dem Kniegelenk. Typischerweise tritt der wachstumsbedingte Schmerz bei einem betroffenen Kind nicht immer an der gleichen Körperstelle auf, sondern wandert und wechselt auch die Körperseite.

Im Schnitt sind bis zu 30% der Kinder im Laufe ihres Wachstums von Wachstumsschmerzen betroffen. Dabei treten die Schmerzen vermutlich bei Mädchen geringfügig häufiger auf als bei Jungen.

Ursachen

In der Medizin sind die genauen Ursachen für auftretende Wachstumsschmerzen bei Kindern noch weitgehend unbekannt. Allerdings wird vermutet, dass Wachstumsschmerzen unter anderem mit dem Knochenwachstum zusammenhängen:

Wissenschaftliche Untersuchungen legen nahe, dass das Knochenwachstum bei Kindern vor allem während körperlicher Ruhephasen stattfindet und die Beschwerden daher während dieser Phasen besonders stark ausgeprägt sind.

Weitere Hypothesen besagen, dass Wachstumsschmerzen bei Kindern beispielsweise durch Fehlhaltungen oder Durchblutungsstörungen begünstigt sein können. Möglich ist außerdem ein Einfluss starker körperlicher Belastung oder einer grundlegend verstärkten Ermüdbarkeit bei Kindern auf Wachstumsschmerzen. Diese Annahmen konnten bisher allerdings nicht abschließend bestätigt werden.


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Diagnose & Verlauf

Da es sich bei Wachstumsschmerzen um kein klar definiertes Krankheitsbild handelt, ist das Stellen einer eindeutigen Diagnose durch einen behandelnden Arzt entsprechend schwierig.

Häufig werden Wachstumsschmerzen im Rahmen einer sogenannten Ausschlussdiagnostik festgestellt; das bedeutet, dass ein von entsprechenden Schmerzen betroffenes Kind zunächst auf verschiedene andere Ursachen auftretender Beschwerden untersucht wird, um das Vorliegen dieser Ursachen ausschließen zu können. So können sich hinter Schmerzen, die auch charakteristisch sind für Wachstumsschmerzen, beispielsweise Verletzungen oder verschiedene Infektionen verbergen.

Auch rheumatische Erkrankungen oder Gewebeneubildungen an den Gliedmaßen können zu Beschwerden führen, die Wachstumsschmerzen ähneln. Gegebenenfalls können entsprechende Erkrankungen etwa mithilfe von Blutuntersuchungen oder Röntgenaufnahmen ausgeschlossen werden.

Wachstumsschmerzen können bei Kindern bis in die Pubertät hinein auftreten. Typischerweise treten Wachstumsschmerzen phasenweise auf und klingen dann nach einer möglichen Zeitspanne von bis zu ca. einer Stunde selbstständig wieder ab. Wachstumsschmerzen zeigen in der Regel eine gute Prognose und treten nach abgeschlossenem Wachstum nicht mehr auf.

Komplikationen

Wachstumsschmerzen sind in der Pubertät nicht unüblich. Zwischen 12 und 16 Jahren kann es vereinzelt zu mittelstarken bis starken Schmerzen in den Knochen kommen. Nach körperlichen Aktivitäten wie zum Beispiel Fußball, oder einem intensiven Langsstreckenlauf können sich diese Schmerzen noch intensivieren. Bedenklich sind Wachstumsschmerzen nicht.

Sie sind ein Anzeichen dafür, dass gesundes Wachstum statt findet. Als Mutter oder Vater braucht man sich über Wachstumsschmerzen keine Sorgen zu machen. Wenn man selber nach helfen will, kann ein Kühlen immer helfen. Es ist wichtig, dass man die betroffenen Stellen nicht mehr, als eine Stunde kühlt. Übermäßiger Sport sollte auch nicht zu oft praktiziert werden.

Die Muskel, die gerade anfangen zu wachsen, können zu sehr belastet werden und es kann dann zu einem Muskelfaserriss kommen. Die Ursache für Wachstumsschmerzen sind in den meisten Fällen Wachstumshormone. Auch wenn es heutzutage Pillen gibt, um diese Hormone auszugleichen, sollte man nicht unbedingt in den natürlichen Wachstumsprozess von dem eigenen Kind eingreifen.

Damit die Knochen schnell und mit weniger Schmerzen wachsen können, ist die Zufuhr von ausreichend Calcium notwendig. Dies können pflanzliche wie auch tierische Calciumquellen sein. Sollten die Wachstumsschmerzen über Nacht noch nicht verschwunden sein und immer noch über Tage da bleiben, sollte man einen Kinderarzt kontaktieren. In diesem Fall könnte es sich um etwas anderes handeln.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wachstumsschmerzen bei Kindern können für die Eltern eine große Belastung sein, denn sie sehen, wie ihr Kind leidet - und befürchten, dass dahinter etwas Schlimmeres stecken könnte. Es ist deswegen schon zu ihrer eigenen Beruhigung nicht falsch, bei erstmaligem Auftreten mutmaßlicher Wachstumsschmerzen den Kinderarzt aufzusuchen oder die Beobachtung bei der nächsten anstehenden Untersuchung zu thematisieren. Er kann abklären, ob es wirklich nur Wachstumsschmerzen sind und ob sie in normaler Ausprägung auftreten.

Dadurch sind die Eltern beruhigt und sind auch viel besser in der Lage, beruhigend auf ihre Kinder einzugehen, solange sie noch mit Wachstumsschmerzen zu tun haben. Eltern müssen jedoch auch nach einer solchen Untersuchung immer darauf achten, dass die Beschwerden wie typische Wachstumsschmerzen auftreten. Sie kommen am späten Nachmittag bis in die Nacht, morgens bis mittags sind sie nicht zu spüren. Schwellungen oder Rötungen der Haut haben mit normalen Wachstumsschmerzen nichts zu tun.

Treten solche Symptome auf, wird der Kinderarzt am besten so schnell wie möglich aufgesucht. Da betroffene Kinder mit Wachstumsschmerzen so oft Beschwerden haben, übersehen Eltern völlig unbeabsichtigt manchmal andere gesundheitliche Probleme, die ebenfalls Schmerzen verursachen - nur mit anderen Symptomen. Auch bei Abweichungen vom normalen Schmerzmuster, etwa bei einer Verstärkung der Schmerzen, untersucht der Kinderarzt das betroffene Kind erneut.

Behandlung & Therapie

Da die Ursachen von Wachstumsschmerzen weitgehend unbekannt sind, ist keine ursächliche Therapie der Beschwerden möglich. Allerdings können akut auftretende Schmerzphasen mithilfe verschiedener Maßnahmen gelindert werden.

Welche Maßnahmen im einzelnen Fall angewendet werden, hängt vor allem ab von der Ausprägung auftretender Wachstumsschmerzen. Gegen vergleichsweise schwach ausgeprägte Wachstumsschmerzen kann etwa ein gezieltes Massieren der schmerzenden Körperpartie wirksam sein; unterstützend kann hierbei unter anderem Johanniskrautöl wirken, das in die Haut einmassiert wird.

Auch Wärme kann sich positiv auf Wachstumsschmerzen auswirken. So kann betroffenen Körperstellen beispielsweise mithilfe von Wärmflaschen bzw. Wärmedecken schmerzlindernde Wärme zugeführt werden. Eine weitere Möglichkeit der Wärmebehandlung von Wachstumsschmerzen liegt in der Nutzung einer Rotlichtlampe, mit deren Hilfe wärmendes Infrarotlicht auf schmerzende Körperstellen gerichtet werden kann.

Leidet ein Kind unter sehr ausgeprägten Wachstumsschmerzen, so ist es in Absprache mit einem behandelnden Arzt außerdem etwa möglich, im akuten Fall Schmerzmittel zu verabreichen. Experten betonen hierbei die Wichtigkeit, dass Präparat und Dosis eines schmerzlindernden Medikamentes für den Organismus eines Kindes geeignet sind. Auch wird in der Regel davon abgeraten, schmerzlindernde Medikamente über einen längeren Zeitraum hinweg einzusetzen.

Aussicht & Prognose

Wachstumsschmerzen betreffen nicht jedes Kind, können aber sehr intensiv sein, wenn sie auftreten. Da sie mit dem Wachstum des Kindes entstehen, kann es sein, dass sie auftreten, bis das Kind nicht mehr weiter wächst. Oft hören sie jedoch schon früher wieder auf und sind im späten Teenageralter kein Problem mehr.

Eltern mit betroffenen Kindern sollten sich in der Zeit des Wachstums darauf einstellen, nachts mit Ein- und Durchschlafproblemen zu tun zu bekommen. Während morgens und mittags noch alles in Ordnung ist, treten ab dem späten Nachmittag erste Anzeichen dafür auf, dass am heutigen Tag Wachstumsschmerzen zum Thema werden. Besonders unangenehm ist es, wenn die Kleinen schmerzfrei ins Bett gegangen sind und nachts vor Schmerzen wach werden. Leider treten Wachstumsschmerzen aber genau zu diesen Zeiten auf, was charakteristisch für sie ist und aussagt, dass es sich um nichts Schlimmeres handelt. Glücklicherweise beeinträchtigen Wachstumsschmerzen Kinder nicht in ihrer gesunden Entwicklung, auch wenn sie die Kleinen einige Nächte Schlaf kosten können.

Wird der Schlaf zum ernsten Problem, da sie gar nicht mehr durchschlafen können und deshalb tagsüber müde sind und den Alltag nicht schaffen, sollte ein Arzt konsultiert werden. Andernfalls werden die Wachstumsschmerzen zur Beeinträchtigung für die Schule und das Sozialleben der Kinder.


Vorbeugung

Da die Faktoren, die zu Wachstumsschmerzen führen, in der Medizin noch nicht bekannt sind, ist es in der Regel nicht möglich, den Beschwerden vorzubeugen. Medizinische Beratungen von Eltern betroffener Kinder können allerdings auf individuell schmerzlindernde Behandlungsmethoden hinweisen. So können frühe Maßnahmen bei akut eintretenden Wachstumsschmerzen einem Zunehmen der Schmerzen entgegenwirken.

Das können Sie selbst tun

Bei Wachstumsschmerzen helfen eine Reihe von Hausmitteln und Maßnahmen. Bewährt haben sich vor allem Schonung und Wärme. Ein heißes Bad lindert die Beschwerden ebenso wie eine sanfte Beinmassage mit Arnikasalbe, Kamille, Salbei oder Johanniskrautöl. Daneben helfen Dehnübungen.

Insbesondere die Oberschenkel- und Wadenmuskulatur sollte während akuter Schmerzattacken regelmäßig gelockert und gestreckt werden, denn das regt die Durchblutung an und beschleunigt das Muskelwachstum. Auch homöopathische Mittel können bei Wachstumsschmerzen helfen. Wirksam ist etwa das Globuli Guaiacum D6, welches für den besten Effekt vor dem Einschlafen eingenommen werden sollte. Daneben sollten Eltern darauf achten, dass sich das Kind ausgewogen und gesund ernährt. Nahrungsergänzungsmittel mit Kalzium, Magnesium und Vitamin C und D können mögliche Mängel ausgleichen und die Schmerzen schnell lindern.

In schweren Fällen können leichte Schmerzmittel verordnet werden, um dem Kind eine entspannte Nachtruhe zu ermöglichen. Am wirksamsten ist bei Wachstumsschmerzen allerdings Ablenkung. Beim Spielen oder beim Kuscheln sind die Schmerzen meist schnell vergessen und nehmen nach wenigen Minuten von selbst wieder ab. Starke Wachstumsschmerzen sollten sicherheitshalber mit dem behandelnden Kinderarzt besprochen werden.

Quellen

  • Netter, F.H. et. al.: NETTERs Allgemeinmedizin. Thieme, Stuttgart 2006
  • Niethardt, F.U.: Kinderorthopädie. Thieme, Stuttgart 2009
  • Reinhardt, D., Nicolai, T., Zimmer, K.-P.:Therapie der Krankheiten im Kindes- und Jugendalter. Springer, Berlin Heidelberg 2014

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