Arteria-mesenterica-superior-Syndrom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Arteria-mesenterica-superior-Syndrom ist ein Kompressionssyndrom, das zu Oberbauchschmerzen, erschwerter Nahrungsaufnahme und Übelkeit bis hin zum Erbrechen führt. Die Patienten leiden häufig an Mangelernährung, die von ihrem Umfeld oft mit den Folgen einer Essstörung verwechselt wird. Die Behandlung ist vorwiegend invasiv und besteht in einer Dekompression, die die normale Nahrungsaufnahme wieder ermöglicht.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Arteria-mesenterica-superior-Syndrom?

Die Betroffenen eines Arteria-mesenterica-superior-Syndroms leiden unter einer angeborenen oder erworbenen Verengung im Bereich des Zwölffingerdarms zwischen der oberen Darmarterie und der Hauptschlagader.
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Die Arteria mesenterica superior ist besser als obere Eingeweidearterie bekannt. Es handelt sich dabei um einen Ast der Aorta, der hinter dem Bauchspeicheldrüsenhals zwischen den Nierenarterien und dem Stamm des Truncus coeliacus entspringt. Der Ursprung liegt etwas auf der Höhe von Lendenwirbelkörper 1. Das arterielle Gefäß kann von unterschiedlichen Gefäßerkrankungen betroffen sein.

Eine davon ist das sogenannte Arteria-mesenterica-superior-Syndrom, das auch als Wilkie-Syndrom, Syndrom der oberen Mesenterialarterie, Duodenalkompression oder akut gastroduodenale Obstruktion bekannt ist. Ebenso verbreitete Synonyme sind die Bezeichnungen mesenteriales Duodenalkompressions-Syndrom, Mesenterialwurzelsyndrom und chronischer Duodenalilus.

Die gastrointestinale Gefäßerkrankung führt zu einer Duodenalstenose, die auf Basis einer Kompression im Bereich des distalen Duodenal-Abschnitts stattfindet. Dieser Bereich liegt zwischen Arteria mesenterica superior und Aorta. Das Hauptmanifestationsalter des Syndroms liegt zwischen dem zehnten und dem 39. Lebensjahr. Die Prävalenz liegt bei schätzungsweise 0,3 Prozent in der Normalbevölkerung. Frauen sind weitaus häufiger betroffen als Männer.

Ursachen

Ursache für das Arteria-mesenterica-superior-Syndrom ist eine Kompression des distalen Duodenal-Abschnitts zwischen Arteria mesenterica superior und Aorta. Diese Kompression findet am mitunter häufigsten im Rahmen von Operationen statt. An dieser Stelle sind vor allem Skoliose-Operationen zu nennen, nach denen das Syndrom an etwa 2.4 Prozent der Patienten auftreten soll.

Darüber hinaus scheint chronischer Gewichtsverlust ein Risikofaktor für die Kompressionserkrankung zu sein. Im Rahmen von Ernährungsstörungen ist das Syndrom dementsprechend häufig zu beobachten. Zu den weiteren Risikofaktoren zählen anatomische Anomalien und pathologische Körpervorgänge mit lokaler Begrenzung.

Allen genannten Risikofaktoren ist ein Zusammenhang gemein, der als primärer Auslöser des Arteria-mesenterica-superior-Syndroms bezeichnet werden kann. Der physiologische Winkel zwischen der Aorta und der Arteria mesenterica superior liegt zwischen 38 Grad und 56 Grad. Wenn sich der Winkel zwischen den beiden Gefäßen aufgrund der hier genannten Risikofaktoren auf sechs bis 25 Grad verringert, ist eine Kompression im Sinne des Arteria-mesenterica-superior-Syndroms zu erwarten.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Das Arteria-mesenterica-superior-Syndrom geht mit einigen klinisch typischen Symptomen einher. Zum Beispiel klagen die Betroffenen häufig über Schmerzen im Oberbauch, die bevorzugt nach dem Essen auftreten. Darüber hinaus tritt für die Patienten ein subjektiv als rasch empfundenes Sättigungsgefühl ein, das unter Umständen Gewichtsverlust zur Folge hat.

In einigen der dokumentierten Fälle wiesen die Betroffenen sogar Anzeichen einer Mangelernährung auf. Aufgrund der empfundenen Schmerzen nach dem Essen betreiben viele der Erkrankten oft Essvermeidung und entwickeln eine regelrechte Angst vor der Nahrungsaufnahme. In Einzelfällen wurden Symptome wie Übelkeit bis hin zum Erbrechen beobachtet.

Die äußerlich ersichtlichen Symptome des Arteria-mesenterica-superior-Syndroms gleichen aus diesem Grund häufig einer Essstörung. Auf Beobachtende kann es so wirken, als wäre der Patient an einer Essbrechsucht oder einer ähnlichen Störung erkrankt. Insgesamt ist das Arteria-mesenterica-superior-Syndrom mit einer eher unspezifischen Symptomatik verbunden.

Diagnose & Verlauf

Da das Arteria-mesenterica-superior-Syndrom eine relativ unspezifische Symptomatik nach sich zieht und darüber hinaus äußerst selten ist, fällt dem Arzt die Diagnosestellung oft schwer. In vielen Fällen werden die Beschwerden der Patienten über lange Zeit auf eine psychische Ursache zurückgeführt, als Suchterkrankung abgetan oder mit anderen Essstörungen verwechselt.

Dieser Zusammenhang wird durch das Faktum erschwert, dass es sich bei den Patienten des Syndroms meist um Frauen handelt. Findet eine Diagnostik statt, so sorgen im Rahmen dieser Diagnostik meist bildgebende Verfahren für Aufschluss. Über die Bildgebungen lässt sich die ursächliche Kompression lokalisieren und identifizieren. Bis Bildgebungen veranlasst werden, dauert oft mindestens einige Monate. Viele Ärzte sind mit dem Syndrom zu wenig vertraut, als dass sie das Vorliegen in Erwägung ziehen würden.

Komplikationen

Das Arteria-mesenterica-superior-Syndrom weist einige klinische Symptome auf, die eindeutig auf das Vorliegen dieser Kompressionsstörung hinweisen. Die Betroffenen leiden unter einer angeborenen oder erworbenen Verengung im Bereich des Zwölffingerdarms zwischen der oberen Darmarterie und der Hauptschlagader. Diese Verengung ist Ursache verschiedener Gesundheitsstörungen, die die Lebensqualität der Betroffenen stark einschränkt.

Die Patienten klagen über Oberbauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und erschwerte Nahrungsaufnahme. Diese gastrointestinale Gefäßerkrankung führt zu einem schnellen Sättigungsgefühl, das über einen längeren Zeitraum einen sichtbaren Gewichtsverlust und Mangelernährung verursachen kann. Aufgrund der starken Oberbauchschmerzen, die sich unmittelbar nach dem Essen einstellen, vermeiden viele Erkrankte die Nahrungsaufnahme beziehungsweise entwickeln regelrechte Angstgefühle davor.

Da das Arteria-mesenterica-superior-Syndrom mit einer eher unspezifischen Symptomatik einhergeht, werden in vielen Fällen auch Essstörungen oder Suchtverhalten vermutet. Eine Differenzialdiagnose und die damit verbundene individuelle Behandlung treten daher bei vielen Patienten verspätet ein, was die Komplikationen und Beschwerden verschlimmert.

Bei entsprechender Behandlung besteht eine positive Prognose, denn durch einen invasiven Eingriff kann das Kompressionssyndrom ohne Risiko behoben werden. Allerdings entwickeln viele Patienten postoperative psychosomatische Komplikationen, wenn die Erkrankung bereits seit längerer Zeit bestanden hat. Dieses anormale Verhalten äußert sich in einer gesteigerten Angst vor der Nahrungsaufnahme, die vor der Operation übermäßige Schmerzen verursacht hat. Mit fachmännischer psychologischer Begleitung lassen sich diese Angstzustände jedoch erfolgreich behandeln.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Das Arteria-mesenterica-superior-Syndrom sollte auf jeden Fall von einem Arzt untersucht und behandelt werden. Diese Krankheit führt nicht zu einer Selbstheilung und es kann im schlimmsten Falle zum Tod des Patienten kommen, wenn keine Behandlung eingeleitet wird.

Ein Arzt sollte dann aufgesucht werden, wenn aufgrund von starken Schmerzen im Bauch die Einnahme von Nahrung verweigert wird. Dabei können die Patienten auch an einer Angst vor dem Essen leiden und Beschwerden wie Erbrechen oder Übelkeit aufzeigen. Vor allem bei einer Nahrungsverweigerung sollte beim Arteria-mesenterica-superior-Syndrom auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden.

Nicht selten gleichen die Beschwerden auch einer Essstörung. Dabei sollte die Behandlung in der Regel durch einen Angehörigen eingeleitet werden, da die Patienten selbst sich die Beschwerde oft nicht eingestehen können. Vor allem bei psychischen Beschwerden ist eine dringende Behandlung notwendig, damit es durch die Mangelernährung nicht zu weiteren Komplikationen oder Folgeschäden kommt.

In schwerwiegenden Fällen muss der Betroffene dann über eine Magensonde künstlich ernährt werden. Vor allem die Eltern und die Partner der Betroffenen müssen auf Symptome und Anzeichen des Arteria-mesenterica-superior-Syndroms achten und dabei auf jeden Fall einen Arzt konsultieren.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung des Arteria-mesenterica-superior-Syndroms setzt sich aus ursächlichen Behandlungsschritten und symptomatischen Behandlungsmaßnahmen zusammen. Die Auflösung der Kompression zählt zu den kausalen Therapieschritten. Diese Dekomprimierung erfolgt in der Regel im Rahmen eines invasiven Verfahrens.

Die symptomatischen Behandlungsschritte zielen auf den Aufbau von Gewicht ab. Zunächst werden über intravenöse Supplemente Mangelernährungserscheinungen ausgeglichen. Falls die Patienten die Nahrungsaufnahme nicht über sich bringen können, kann zum Beispiel eine Duodeno-Jejunostomie durchgeführt werden.

Bei der Jejunostomie handelt es sich um eine operative Maßnahme, bei der eine Verbindung zwischen Bauchdecke und oberem Dünndarm gelegt wird. Durch die Öffnung legt der Chirurg eine Darmsonde, über die enterale Ernährung gesichert wird. Jejunostomien können chirurgisch in Form einer offenen oder laparoskopischen OP stattfinden. Auch interventionell-endoskopische Varianten des Eingriffs stehen zur Verfügung, so zum Beispiel die Jejunoskopie.

Falls das Arteria-mesenterica-superior-Syndrom über längere Zeit bestanden hat, kann eine psychotherapeutische oder psychologische Betreuung sinnvoll sein. Oft leiden die Betroffenen aufgrund der Beschwerden auch nach längerer Zeit an Angst vor der Nahrungsaufnahme. Dieser Angst lässt sich in fachmännischer Begleitung begegnen, sodass eine normale Nahrungsaufnahme wieder möglich ist und das wiederaufgebaute Gewicht auf natürlichem Weg gehalten werden kann.

Aussicht & Prognose

Das Arteria-mesenterica-superior-Syndrom hat eine gute Prognoseaussicht. Die Schwierigkeit der Erkrankung besteht in der Diagnosestellung. Die Symptome führen häufig zu einer Verwechslung der Erkrankung und bewirken dadurch einen stark verzögerten Behandlungsbeginn. Setzt er zu spät ein, können bereits Organschädigungen vorliegen oder Funktionsstörungen vorhanden sein. Diese sind zumeist irreparable.

Der Krankheitsverlauf ist progressiv und kann in schweren Fällen zu einem Zusammenbruch des Systems führen. Wird eine medizinische Versorgung bewusst verweigert, kommt es zu einer weiteren Gewichtsabnahme des Patienten. Frauen sind von der Erkrankung häufiger betroffen als Männer. Dennoch nimmt die Erkrankung bei beiden Geschlechtern den gleichen Verlauf.

Innerhalb einer medizinischen Versorgung wird ein Korrektureingriff vorgenommen. In diesem wird die Funktionsfähigkeit des Gefäßes wiederhergestellt. Anschließend muss der Patient zum Zwecke des kontrollierten Gewichtsaufbaus betreut werden. Innerhalb einiger Monate kann der Erkrankte im Normalfall als beschwerdefrei entlassen werden.

Eine Rückkehr der Symptome gilt als unwahrscheinlich. Dennoch kann es zu verschiedenen Folgeerscheinungen durch die Erlebnisse kommen. Meist entstehen psychische Probleme, die im Anschluss an die körperliche Behandlung therapiert werden müssen. Eine psychische Störung wird in einer Psychotherapie behandelt. Eine Linderung der Symptome kann Monate oder Jahre in Anspruch nehmen.


Vorbeugung

Dem Arteria-mesenterica-superior-Syndrom lässt sich nur insoweit vorbeugen, wie einer Verringerung des anatomischen Winkels zwischen Aorta und Arteria mesenterica superior vorgebeugt werden kann.

Nachsorge

Beim Arteria-mesenterica-superior-Syndrom stehen Betroffenen in den meisten Fällen nur sehr eingeschränkt Möglichkeiten zur Selbsthilfe zur Verfügung. In der Regel sind Patienten auf eine medizinische Behandlung angewiesen, um die Beschwerden des Syndroms zu lindern und einzuschränken. Eine vollständige Heilung kann nicht immer garantiert werden, wobei es in einigen Fällen auch zu einer verringerten Lebenserwartung durch das Syndrom kommt.

Das Arteria-mesenterica-superior-Syndrom wird meist durch einen chirurgischen Eingriff behandelt. Dieser verläuft zwar ohne Komplikationen, allerdings ist eine frühe Diagnose mit einer rechtzeitigen Behandlung entscheidend, um weitere Beschwerden zu verhindern. Nach einem solchen Eingriff müssen sich Betroffene auf jeden Fall ausruhen und seinen Körper schonen.

Von anstrengenden Tätigkeiten oder von sportlichen Aktivitäten ist dabei abzusehen, um den Körper nicht unnötig zu belasten. Ebenso sollte jede stressige Situation verhindert werden. Nach dem Eingriff darf auch nur leichte Kost eingenommen werden. Erst mit der Zeit muss sich der Körper an gewöhnliche Nahrung gewöhnen, sodass der Betroffene auch wieder Gewicht aufnehmen kann. Weiterhin kann beim Arteria-mesenterica-superior-Syndrom der Kontakt zu anderen Erkrankten des Syndroms sinnvoll sein, da es dabei zu einem Austausch von Informationen kommen kann.

Das können Sie selbst tun

Für Patientinnen und Patienten gibt es keine Selbsthilfemöglichkeiten, die die Störung ursächlich behandeln. Allerdings wird die Krankheit mit dauerhafter Unterernährung in Zusammenhang gebracht. Personen, die an einer Essstörung leiden, sollten deshalb auch in Hinblick auf das Arteria-mesenterica-superior-Syndrom rechtzeitig Gegenmaßnahmen ergreifen und falls erforderlich eine Therapie beginnen.

Sofern die Unterernährung erst durch die Kompression der Eingeweidearterie ausgelöst wurde, ist es wichtig, dass die Betroffenen nach dem operativen Eingriff zur Beseitigung der Störung alsbald wieder an Gewicht gewinnen. Die Gewichtszunahme sollte jedoch nicht durch den übermäßigen Verzehr ungesunder Lebensmittel wie Fertigprodukte, fettes Fleisch, Pommes frites oder Süßigkeiten erfolgen.

Stattdessen sollten sich die Betroffenen von einem Ökotrophologen einen Ernährungsplan zusammenstellen lassen, der eine gesunde Gewichtszunahme ermöglicht. Förderlich sind Nüsse und Samen, hochwertige pflanzliche Fette und Öle sowie Vollkornprodukte.

Sofern es während der Krankheit zu einem Vitamin- oder Mineralstoffmangel gekommen ist, können diese Defizite durch Nahrungsergänzungsmittel zügig ausgeglichen werden.

Manche Patienten entwickeln während Krankheit eine pathologische Angst vorm Essen, da die Nahrungsaufnahme in der Vergangenheit mit straken Schmerzen verbunden war. Wenn diese Angstzustände nach der Beseitigung der körperlichen Ursachen anhalten, sollte eine Therapie in Erwägung gezogen werden. In vielen Fällen helfen aber bereits appetitanregende Mittel, um zu einem normalen Essverhalten zurückzufinden.

Quellen

  • Alexander, K. et al.: Thiemes Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 1999
  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012

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