Atriumseptumdefekt

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter einem Atriumseptumdefekt bezeichnet der Mediziner eine kongenitale Herzfehlbildung. Die Problematik befindet sich direkt zwischen den Vorhöfen der Herzscheidewand; im Rahmen der Diagnose stellt der Mediziner fest, dass die Vorhöfe nicht zur Gänze verschlossen sind.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Atriumseptumdefekt?

Besteht ein Atriumseptumdefekt, liegt eine nicht vorgesehene Verbindung zwischen den Vorhöfen der beiden Seiten vor.
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Der Atriumseptumdefekt beziehungsweise Vorhofseptumdefekt - abgekürzt ASD - ist ein Loch, welches sich in der Herzscheidewand, zwischen den Vorhöfen, befindet. Mit rund zehn Prozent aller angeborenen Herzfehler, ist es die dritthäufigste angeborene Fehlbildung des Herzens.

Der Atriumseptumdefekt kann jedoch auch mit anderen Herzfehlern gemeinsam auftreten. Je nach Ausprägung besteht die Möglichkeit, dass Patienten, die das 50. Lebensjahr noch nicht erreicht haben, gar keine Symptome beklagen; mitunter können aber auch, wenn es sich um eine große Öffnung handelt, schon Säuglinge unter etwaigen Beschwerden leiden.

Ursachen

Besteht ein Atriumseptumdefekt, liegt eine nicht vorgesehene Verbindung vor, die zwischen den Vorhöfen der beiden Seiten existiert. Aus diesem Grund kann das sauerstoffreiche Blut, welches vom linken Herzen weitergeleitet wird, wieder durch die krankhafte Öffnung fließen und sich im rechten Vorhof abermals mit dem dort ansässigen Blut vermischen.

Auf Grund jener Blutmenge, die in weiterer Folge in die Lunge des Menschen gepumpt werden muss, wird der linke Vorhof stärker belastet. Das führt zu einer Druckerhöhung in den Lungengefäßen und im rechten Herzen. Die Ursachen, weshalb jener angeborene Herzfehler entsteht, sind unklar.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Liegt nur eine sehr kleine Verbindung zwischen den Vorhöfen vor, so verursacht jenes nur sehr geringe Symptome bei Personen, die jünger als 50 Jahre sind. Auf Grund der alterungsbedingten Leistungseinbußen des Herzens, können Symptome erst ab dem 60. Lebensjahr auftreten. Liegen jedoch größere Öffnungen vor, können etwaige Probleme schon im Säuglingsalter auftreten.

Klassische Symptome sind dauerhafte Müdigkeit sowie auch eine schnelle körperliche Leistungsschwäche, wenn mitunter einer körperlichen Betätigung nachgegangen wird. Wie bei allen anderen Herzfehlern, kann auch ein deutlich verändertes Druck- sowie Blutströmungsverhältnis vorliegen, sodass sich Blutgerinnseln bilden können.

Des Weiteren sind Personen, welche an einem Atriumseptumdefekt leiden, anfälliger für etwaige Infektionskrankheiten (vor allem sind hier die Atemwege sowie die Lungen betroffen). Etwa rund die Hälfte aller Personen, bei welchen ein Atriumseptumdefekt diagnostiziert wurde, leiden auch unter Herzrhythmusstörungen sowie einer Herzinsuffizienz; beide Faktoren treten zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr auf. In vielen Fällen bleibt der Defekt jedoch unbemerkt; oftmals stellt der Mediziner auch eine „Zufallsdiagnose“.

Diagnose & Verlauf

Der Mediziner kann, auf Grundlage der beschriebenen Symptome und Beschwerden, schon den Verdacht haben, dass es sich um einen Atriumseptumdefekt handelt. Der Arzt versucht die Herzgeräusche richtig zu orten und kann, wenn der Verdacht vorliegt, weitere Untersuchungen durchführen lassen. Dabei verwendet der behandelnde Arzt die Echokardiographie (Ultraschalluntersuchung), sodass eine Verbindung zu den Vorhöfen belegt werden kann.

Mittels jener Untersuchung ist es möglich, dass einerseits die Öffnung festgestellt werden kann beziehungsweise andererseits der Nachweis erbracht wird, dass die Strömung des Blutes durchfließt. Auf Grund der Mehrbelastung, die vor allem der rechte Vorhof zu meistern hat, kann auch auf Röntgenbildern ein deutlich vergrößertes „rechtes Herz“ sichtbar sein.

Wichtig ist, dass etwaige andere Herzfehler ausgeschlossen werden können, wenn die Diagnose des Atriumseptumdefekts fixiert wird. Der weitere Krankheitsverlauf hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Das Hauptproblem eines Atriumseptumdefekts besteht darin, dass sich durchaus Gerinnsel bilden können, die sich in weiterer Folge lösen und sodann mitunter für Herzinfarkte oder auch Schlaganfälle verantwortlich sind.

Im Regelfall können nur Operationen eine Heilung ermöglichen; bei asymptomatischen Patienten sind sich die Mediziner jedoch uneins, ob tatsächlich eine Herzoperation durchgeführt werden soll.

Komplikationen

Bei Vorliegen eines Atriumseptumdefekts muss das rechte Herz mehr Arbeit leisten, um die höhere Blutmenge in die Lunge zu pumpen. Häufig staut sich das Blut und der Gasaustausch wird behindert. Als Komplikation kann es zu rezidivierenden Pneumonien kommen. Darüber hinaus besteht das Risiko einer infektiösen Endokarditis.

Eine gefürchtete Folge des Atriumseptumdefekts ist die Entstehung von Blutgerinnseln (Thromben), die eine paradoxe Embolie auslösen können. Dabei tritt ein Thrombus durch das Loch in der Herzscheidewand aus dem venösen in das arterielle System über und wird vom Blutstrom verschleppt. Als Komplikation droht ein Gefäßverschluss, der einen Schlaganfall, einen Herzinfarkt oder einen hämorrhagischen Mesenterialinfarkt auslöst.

Trotz der deutlichen Volumenbelastung des rechten Herzens kann ein Atriumseptumdefekt über Jahrzehnte vom Körper kompensiert werden und keine größeren Beschwerden verursachen. Die Mehrbelastung wirkt sich mit zunehmendem Alter immer stärker aus, sodass die körperliche Leistungsfähigkeit stetig abnimmt. Zu den Spätfolgen zählen Herzrhythmusstörungen, Rechtsherzinsuffizienz, pulmonale Hypertonie und Rechtsherzversagen.

Ein unbehandelter Atriumseptumdefekt, der über längere Zeit besteht, kann in seltenen Fällen zu einer Shuntumkehr (Eisenmenger-Syndrom) führen. Der Verschluss eines Atriumseptumdefekts stellt eine der sichersten Herzoperationen dar. Schwere Komplikationen sind äußerst selten. Bei größeren Blutungen ist manchmal eine Bluttransfusion notwendig. Gelegentlich kommt es nach der Operation zu Herzrhythmusstörungen oder einem Perikarderguss.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Ein Atriumseptumdefekt wird zumeist während einer routinemäßigen Untersuchung festgestellt. Beim Abhören des Herzens kann der Arzt den Defekt feststellen und eine passende Behandlung vorschlagen. Kleine Defekte müssen nicht immer operativ entfernt werden. Sollte sich die Öffnung bis zum dritten oder vierten Lebensjahr nicht schließen, ist ein chirurgischer Eingriff zu empfehlen. Größere Defekte sollten zeitnah behandelt werden. Vor allem bei einem sehr großen oder ungünstig gelegenen Atriumseptumdefekt muss eine sofortige Operation mit Hilfe der Herz-Lungen-Maschine erfolgen.

Auch wenn der Kinderarzt bei der Untersuchung des Herzens keine Unregelmäßigkeiten feststellt, kann ein Defekt vorliegen. Eltern sollten deshalb auf typische Warnzeichen achten und beispielsweise eine dauerhafte Müdigkeit oder eine schnelle körperliche Leistungsschwäche abklären lassen.

Auch bei häufigen Infektionskrankheiten sollte zeitnah mit dem Kinderarzt gesprochen werden. Kinder, die bereits unter Herzrhythmusstörungen oder einer Herzinsuffizienz leiden, sollten in jedem Fall auch auf ein Atriumseptumdefekt untersucht werden. Wird der Herzfehler frühzeitig erkannt, sind die Heilungsaussichten sehr gut.

Behandlung & Therapie

Liegt ein vergrößertes „rechtes Herz“ vor oder sind bereits einige Symptome derart ausgeprägt, dass sie tatsächliche Beschwerden verursachen, muss die Verbindung zwischen den beiden Vorhöfen verschlossen werden. Jene Behandlung kann auf zwei Arten erfolgen.

Seit einigen Jahren besteht die Möglichkeit, dass die Verbindung - ohne eine groß angelegte Herzoperation - verschlossen werden kann. Dabei führt der Mediziner einen recht dünnen Draht durch die Leistenvene des Patienten ein und schiebt jene bis zum rechten Vorhof. An der Drahtspitze wird ein Schirmchen befestigt. Das sogenannte Schirmchen wird dann zur Öffnung geschoben, bis es endgültig „einhakt“. Danach kann das Schirmchen „aufgespannt“ werden und verschließt somit den Atriumseptumdefekt.

Eine andere Behandlungsmöglichkeit besteht darin, dass die kleinen Defekte zusammengenäht werden. Dabei verwendet der Mediziner „Kunststoff-Flicks“. Jene Technik ist aber nur in Verbindung mit einer relativ großen Herzoperation möglich. Der Patient wird im Rahmen des Eingriffs an die Herz-Lungen-Maschine angeschlossen; nach jenem Eingriff muss eine lange Erholungszeit eingeplant werden.

Wird ein Verschluss des Atriumseptumdefekts vor dem 25. Lebensjahr vorgenommen, bestehen beinahe keine Komplikationen beziehungsweise ist die Komplikationsrate äußerst niedrig. Bei asymptomatischen Patienten, die zwischen 25 und 40 Jahre alt sind, wird jedoch noch immer kontrovers diskutiert. Denn bei asymptomatischen Patienten, die ein Shunt-Volumen von unter 40 Prozent haben, besteht keine tatsächliche Therapieindikation.

Eine Therapieindikation liegt erst dann vor, wenn das Volumen über 40 Prozent ist beziehungsweise Symptome auftreten oder aber der Betroffene über starke Beschwerden klagt. Je älter der Patient ist, umso höher steigt das Risiko für etwaige Komplikationen.

Aussicht & Prognose

Der Atriumseptumdefekt hat bei der Inanspruchnahme einer frühzeitigen medizinischen Versorgung eine günstige Prognose. In einem operativen Eingriff kommt es zu einer Korrektur des angeborenen Defektes. Im Normalfall erfolgt anschließend eine natürliche und uneingeschränkte Herztätigkeit. Bei Menschen im mittleren Erwachsenenalter wird in den meisten Fällen innerhalb weniger Wochen nach dem Eingriff eine Beschwerdefreiheit erwartet. Anschließend muss der Patient seine Lebensgestaltung an seine gesundheitlichen Möglichkeiten anpassen.

Erkrankte in einem höheren Alter haben eine ungünstigere Prognose. Darüber hinaus verlängert sich der Heilungsweg immens. In vielen Fällen wird eine Herz-Lungen-Maschine benötigt, damit das Überleben gesichert ist. Die Wahrscheinlichkeit von etwaigen Komplikationen sowie der Nichtbehandelbarkeit des Patienten steigt zudem mit zunehmenden Alter deutlich an.

Ohne eine medizinische Versorgung sind die Prognosen ungünstig. Der angeborene Herzfehler kann durch keinerlei alternative Heilmethoden oder den Selbstheilungsprozess des Körpers geheilt werden. Bei einem schlechten Krankheitsverlauf kann es darüber hinaus zu einer Bildung eines Thrombus kommen.

Der Verschluss der Blutgefäße führt zu einem Blutstau. Fehlfunktionen setzen ein und zahlreiche Beschwerden treten auf. Platzen die Gefäße, droht ein Schlaganfall. Dieser ist mit lebenslangen Beeinträchtigungen und Funktionsstörungen verbunden. Darüber hinaus besteht ein hohes Sterberisiko, wenn nicht innerhalb kürzester Zeit eine intensivmedizinische Behandlung eingeleitet werden kann.


Vorbeugung

Der Atriumseptumdefekt kann nicht vorgebeugt werden. Es handelt sich um einen angeborenen Herzfehler.

Nachsorge

Patienten im mittleren Lebensalter benötigen in der Regel keine Nachsorge. Für sie ergibt sich eine gute Prognose. Das Herz arbeitet nach dem operativen Eingriff gesund und uneingeschränkt weiter. Da keine Beschwerden vorliegen, sind planmäßige Nachuntersuchungen unnötig.

Anders verhält es sich statistisch gesehen bei älteren Frauen und Männern. Die Zeit bis zur vorständigen Heilung dauert bei ihnen deutlich länger als vier bis sechs Wochen. Sie müssen sich nach der Operation intensiv schonen. Stress und körperliche Anstrengungen sind zu meiden. Im Rahmen der Nachsorge ordnet der behandelnde Arzt eine Echokardiographie an.

Auch ein Röntgenbild kann Klarheit über den Ist-Zustand verschaffen. Manchmal entstehen Komplikationen in der Form von Blutgerinnseln. Aus diesen kann sich ein Schlaganfall entwickeln. Eine abschließende Heilung ist nicht immer gegeben. Nach einer erfolgreichen Operation besteht keineswegs eine Immunität gegen Herzfehler.

Betroffene müssen ihren Lebensstil gegebenenfalls umstellen. Dafür tragen sie in ihrem Alltag selbst Verantwortung. Zu den präventiven Maßnahmen zählen der Verzicht auf Nikotin sowie eine fettarme Ernährung. Leichte körperliche Aktivitäten in den Alltag zu integrieren, erweist sich dabei als sehr förderlich. Eine Vorbeugung des Atriumseptumdefekts ist nicht möglich. Es handelt sich um eine erbliche Erkrankung, auf deren Aufkommen Mediziner keinen Einfluss haben.

Das können Sie selbst tun

Ein Atriumseptumdefekt muss in der Regel operativ behandelt werden. Die wichtigste Selbsthilfe-Maßnahme besteht in einer guten Vorbereitung auf den Eingriff. Der Patient muss sich vor der Operation gründlich untersuchen lassen und den Arzt über etwaige Allergien, Krankheiten und eingenommene Medikamente informieren. Dadurch wird sichergestellt, dass keine Komplikationen auftreten.

Einige Tage vor dem Eingriff muss die Ernährung umgestellt werden. Vor einem Eingriff am Herzen sollte auf Genussmittel wie Kaffee, Zigaretten oder Alkohol verzichtet werden. Die Ernährung sollte sich auch Schonkost, magere Fisch- und Fleischprodukte sowie viel Flüssigkeit zusammensetzen. Welche Maßnahmen ansonsten noch zu ergreifen sind, hängt vom individuellen Gesundheitszustand des Patienten ab. Der Arzt wird den Patienten über die notwendigen Schritte informieren und die Operationsvorbereitung begleiten.

Nach dem Eingriff muss sich der Betroffene schonen. Es empfiehlt sich eine Krankschreibung von mindestens vier bis sechs Wochen, abhängig davon, ob eine groß angelegte Herzoperation oder ein Eingriff im Bereich der Leistenvene durchgeführt wird. Begleitend zur Schonung sind regelmäßige Arztbesuche notwendig. Körperliche Anstrengung, Stress und andere Risikofaktoren sollten reduziert werden, um den Heilungsverlauf nicht zu gefährden.

Quellen

  • Erdmann, E.: Klinische Kardiologie. Springer, Heidelberg 2011
  • Lehnert, H., Werdan, K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2006
  • Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004

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