Herzinsuffizienz

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Herzinsuffizienz, Herzmuskelschwäche oder Herzschwäche ist eine zumeist irreversible Störung und Erkrankung des Herzens. Vor allem leidet der Blutkreislauf unter einer Herzinsuffizienz. Als Folge kann nicht mehr ausreichen Blut für die Organe bereit gestellt werden. Atemnot, Müdigkeit und allgemeine Schwäche, sowie Wassereinlagerungen sind typische Anzeichen einer Herzinsuffizienz.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Herzinsuffizienz?

Der Krankheitsverlauf einer Herzinsuffizienz wird entscheidend bedingt durch die ihr zugrundeliegende Ursache und dem Schweregrad.
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Jedes Jahr erkranken etwa 295 von 100.000 Frauen und 380 von 100.000 Männern an Herzinsuffizienz in Deutschland. Das durchschnittliche Lebensalter bei Einsetzen der Erkrankung liegt zwischen 70 und 80 Jahren für beide Geschlechter. Bestimmte Formen der Herzinsuffizienz können aber auch schon in einem früheren Lebensalter auftreten. Bei dieser Erkrankung liegt in der Regel eine Herzmuskelschwächung vor, die das Herz in seiner Pumpfunktion beeinträchtigt.

Daher kann die vom Organismus geforderte Blutmenge zur optimalen Durchblutung des Gewebes nicht gewährleistet werden. Es wird zwischen einer Linksherz- und einer Rechtsherzinsuffizienz unterschieden, die unterschiedliche und für die Erkrankung typische Symptome aufweisen. Sind beide Herzhälften betroffen, spricht man von einer Globalinsuffizienz.

Das häufigste Symptom einer Linksherzinsuffizienz ist Atemnot (Dyspnoe). Im Anfangsstadium tritt sie nur bei körperlicher Belastung auf, bei fortschreitender Erkrankung dann aber auch in Ruhe. Diese Luftnot kann sich beim Hinlegen zusätzlich intensivieren und zu nächtlichen Attacken führen, was der Volksmund als „Herzasthma“ bezeichnet. Ein weiteres Symptom einer Linksherzinsuffizienz sind Wassereinlagerungen in der Lunge, die zu gurgelartigen Nebengeräuschen beim Atmen führen.

Bei einer Rechtsherzinsuffizienz treten diese Wassereinlagerungen im Bauchraum (Aszites) und den Beinen (Beinödem) auf. Diese Wassereinlagerungen werden teilweise nachts von der Niere ausgeschieden, so dass das häufige nächtliche Wasserlassen (Nykturie) ein weiteres typisches Symptom darstellt, ebenso die durch die Wassereinlagerungen bedingte Gewichtszunahme des Patienten.

Es wird grundsätzlich zwischen einer chronischen und einer akuten Form der Herzinsuffizienz unterschieden. Die akute Form tritt binnen weniger Stunden oder Tage auf. Die chronische Form benötigt dagegen Monate oder Jahre. Links- und Rechtsherzinsuffizienz können akut oder chronisch verlaufen.

Ursachen

Die Liste der Ursachen für das Auftreten von Herzinsuffizienz ist recht umfangreich: Arteriosklerose der Herzkranzgefäße ist die häufigste aller Ursachen, gefolgt von Bluthochdruck, Herzmuskelerkrankungen, Herzmuskelentzündungen, Herzrhythmusstörungen, Herzklappenanomalien, Perikarderguss und damit verbundener Einengung des Herzbeutels und Stoffwechselerkrankungen. Tachykardien und Bradykardien (zu schnelle und zu langsame Herzfrequenz) sind oft Ursache der akuten Herzinsuffizienz.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Welche Anzeichen und Beschwerden eine Herzschwäche hervorruft, hängt davon ab, ob es sich um die akute oder die chronische Form handelt. Mögliche Symptome einer akuten Herzinsuffizienz sind Husten und schwere Atemnot, der Atem kann rasselnd klingen. Betroffene haben außerdem einen ungewöhnlich schnellen Herzschlag, und in Einzelfällen treten auch Herzrhythmusstörungen auf.

Äußerlich kann eine Herzinsuffizienz an der blassen Haut und wiederkehrenden Schweißausbrüchen erkannt werden. Die Beschwerden treten meist ganz plötzlich auf und verschlimmern sich innerhalb kurzer Zeit. Eine akute Herzschwäche stellt einen medizinischen Notfall dar und muss umgehend behandelt werden. Die chronische Herzschwäche entwickelt sich im Normalfall schleichend.

Der Patient bemerkt zunächst eine Abnahme der Leistungsfähigkeit und fühlt sich schneller erschöpft und müde. Meist tritt schon bei leichter körperlicher Anstrengung Atemnot auf. Ein weiteres Warnzeichen sind Ödeme. Diese Flüssigkeitseinlagerungen treten vor allem in den Beinen auf und nehmen im Verlauf der Erkrankung an Größe zu.

In den fortgeschrittenen Stadien der Herzinsuffizienz rufen die Ödeme einen verstärkten nächtlichen Harndrang hervor. Betroffene nehmen zudem oft an Gewicht zu, ohne dass die Ernährungsgewohnheiten umgestellt wurden. Die chronische Herzinsuffizienz entwickelt sich oft über Jahre und wird im besten Fall frühzeitig erkannt und behandelt.

Verlauf

Der Krankheitsverlauf einer Herzinsuffizienz wird entscheidend bedingt durch die ihr zugrundeliegende Ursache und dem Schweregrad.

Bei fast allen weiter oben genannten Ursachen muss mit einer fortschreitenden Verschlechterung gerechnet werden. Eine notwendig werdende medikamentöse Therapie kann diesen Prozess verlangsamen, aber nicht revidieren.

Bei hohem Schweregrad leidet der Patient zudem unter einer einschneidenden Beeinträchtigung der Lebensqualität und reduzierter Lebenserwartung, da die Mortalitätsrate (Sterblichkeitsrate) bei Herzinsuffizienz hoch ist.

In diesem Zusammenhang ist eine ausreichende medikamentöse Kompensierung einer Herzinsuffizienz eine lebensverlängernde Maßnahme. Die Prognose kann sich weiterhin vergünstigen bei einer gesunden Lebensweise und regelmäßiger ärztlicher Kontrolle.

Komplikationen

Eine Herzinsuffizienz kann schwere Komplikationen verursachen, die im schlimmsten Fall den Tod der betroffenen Person zur Folge haben. Dies gilt in erster Linie bei einer unbehandelten Herzschwäche. So drohen schwere Herzrhythmusstörungen, die im weiteren Verlauf den plötzlichen Herztod auslösen. Die Gegensteuerungsmaßnahmen genügen nicht mehr, um für einen Ausgleich der reduzierten Herzleistungsfähigkeit zu sorgen.

Tritt eine akut dekompensierte Herzinsuffizienz auf, droht dem Patienten ein Schock. Es kommt infolgedessen zum Abfall des Blutdrucks, sodass die Gefahr eines Ausfalls des Kreislaufsystems oder von lebenswichtigen Organen besteht. Zum Beispiel ist es möglich, dass die dekompensierte Herzinsuffizienz plötzliches Herzversagen verursacht. Neben den bereits beschriebenen Herzrhythmusstörungen kommen eine Entzündung des Herzmuskels (Myokarditis) oder ein Herzinfarkt als mögliche Auslöser in Betracht.

Im Falle einer fortgeschrittenen Herzinsuffizienz kann das Herz des Betroffenen abrupt aufhören zu schlagen, was nicht selten bei einem Herzinfarkt geschieht. Eine weitere bedrohliche Komplikation der Herzschwäche stellt das Entstehen eines Blutgerinnsels (Thrombose) dar. Dadurch drohen wiederum weitere lebensgefährliche Folgeerscheinungen wie ein Schlaganfall oder eine Lungenembolie.

In manchen Fällen sind durch eine Herzinsuffizienz noch weitere Auswirkungen möglich wie ein Lungenödem oder ein Schlaf-Apnoe-Syndrom. Unter einem Schlaf-Apnoe-Syndrom werden Atemaussetzer beim Schlafen verstanden. Diese Aussetzer zeigen sich zumeist in den Nachtstunden und bedeuten eine zusätzliche Belastung des Herz-Kreislauf-Systems. Ein anderer denkbarer Risikofaktor bei chronischer Herzinsuffizienz ist das Auftreten von Untergewicht.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn immer wieder Atemnot, Hyperventilation und Schwellungen bemerkt werden, liegt womöglich eine Herzinsuffizienz zugrunde. Ein Arzt sollte aufgesucht werden, wenn die Beschwerden nicht von selbst zurückgehen oder weitere Symptome auftreten. Sollte es beispielsweise zu einer anhaltenden inneren Unruhe kommen, muss der Hausarzt informiert werden. Auch Wassereinlagerungen, krankhafte Atemgeräusche und Appetitlosigkeit sind deutliche Warnzeichen. Sollte die körperliche Leistungsfähigkeit rasch abnehmen, empfiehlt sich ein Arztbesuch.

Dies gilt vor allem dann, wenn bei alltäglicher Belastung starke Probleme auftreten und einfache Tätigkeiten wie das Treppensteigen nicht mehr bewältigt werden können. Spätestens, wenn sich Ödeme an den Unterschenkeln bilden muss medizinischer Rat eingeholt werden. Wenn es zu anhaltendem Herzstolpern kommt, muss ebenfalls umgehend ein Arzt hinzugezogen werden.

Selbiges gilt bei stechenden Schmerzen im Bereich des Herzens und bei anhaltenden Atembeschwerden beim Liegen. Neben dem Hausarzt ist der Kardiologe der richtige Ansprechpartner. Bei starken Beschwerden sollte der Betroffene sofort das nächstgelegene Krankenhaus aufsuchen oder den Notarzt rufen.

Behandlung & Therapie

Der erste Schritt in der Therapie einer Herzinsuffizienz ist die Beseitigung der ihr zugrundeliegenden Ursache. Dies kann medikamentös oder chirurgisch erfolgen. Liegt z.B. ein Herzklappenfehler vor, dann ist ein chirurgischer Eingriff angezeigt, der den Defekt repariert. Liegt als Ursache ein erhöhter Blutdruck zugrunde, dann ist die Verordnung von Antihypertensiva notwendig.

Patienten mit einer koronaren Herzerkrankung werden chirurgisch (z. B. Bypass Operation) und medikamentös (Nitrate, Betablocker, ACE-Blocker) behandelt. Bei Wassereinlagerungen werden Diuretika verordnet, ebenso Digitalisglykoside bei Vorhofflimmern und Antiarrhythmika bei Herzrhythmusstörungen.

Begleitend zur Therapie sind für die meisten Patienten moderate Belastung und körperliche Bewegung zur Stärkung des angeschlagenen Herzmuskels gefordert. Bei schwerster Herzinsuffizienz bleibt als letzter Weg nur noch eine Herztransplantation übrig.

Aussicht & Prognose

Die Prognose bei einer vorliegenden Herzinsuffizienz ist insgesamt schlecht. So stirbt circa die Hälfte aller Betroffenen binnen fünf Jahren nach der Diagnose. Es kommt meist zu einem akuten Herzversagen infolge einer Herzschwäche. Dabei sind Männer leicht anfälliger gegen einen möglichen Tod durch Herzschwäche als Frauen. In circa 97 Prozent der Fälle leiden die Betroffenen auch an einer weiteren Krankheit.

Die von einer Herzinsuffizienz Betroffenen haben darüber hinaus die Möglichkeit, die Prognose zu verbessern. Ausschlaggebend sind hier die Therapietreue und die Bereitschaft, den Lebensstil zu verändern. Grundsätzlich gilt, dass die mittlere Überlebenszeit trotz Herzschwäche durch das Meiden von Risikofaktoren erhöht werden kann. Dies schließt vor allem das Meiden von Alkohol, Tabak und zu fettiger Nahrung mit ein. Mäßige Bewegung kann ebenfalls die Herzgesundheit erhalten.

Die Therapietreue bezieht sich vor allem auf die regelmäßige Einnahme von Medikamenten und die regelmäßige Kontrolle des Herzens. Trotz möglicher Symptomlosigkeit kann eine medikamentöse Therapie zu einem längeren Leben beitragen. Wird auf die Therapie verzichtet, riskieren die Betroffenen eine plötzliche Verschlechterung der Herzinsuffizienz.

Patienten, die die typischen Beschwerden einer Herzschwäche selbst im Ruhezustand erleben, haben zudem eine jährliche Überlebensrate von lediglich 50 Prozent.


Nachsorge

In der Nachsorge der Herzinsuffizienz ist es zunächst wichtig, allgemeine Maßnahmen zu ergreifen, um das Herz nicht weiter zu schädigen. Vor allem die Anpassung des Lebensstils ist hier von großer Bedeutung für eine langfristig gute Prognose. In erster Linie sind Alkohol und Nikotin zu meiden. Außerdem ist bei übergewichtigen Patienten eine Gewichtsreduktion anzustreben.

Leichte körperliche Aktivität verbessert die Ausdauer, die Lebensqualität und die Belastbarkeit bei Herzinsuffizienz. Ein optimales Trainingsprogramm kann beispielsweise im Rahmen einer ambulanten Herzsportgruppe erfolgen. Weiterhin ist eine medikamentöse Therapie zentraler Bestandteil des Nachsorgeprogramms. Hier ist es wichtig das Herz in seiner Pumptätigkeit zu entlasten.

Durch das Senken der Vor- und Nachlast werden die Anforderungen des Kreislaufes wieder an die Möglichkeiten des Herzens angepasst. Oft eingesetzte Arzneimittel sind Betablocker, die die Herzfrequenz und den Sauerstoffverbrauch des Herzens senken sowie ACE-Hemmer, die die Nachlast im Kreislauf vermindern und den fibrotischen Umbau des Herzmuskels begrenzen.

Diese verschreibungspflichtigen Medikamente müssen ärztlich verordnet und die aktuelle Dosis regelmäßig überprüft werden. Zusätzlich ist im Rahmen der Nachsorge eine regelmäßige Verlaufskontrolle mit einer begleitenden Reevaluation der Erkrankung durchzuführen. Geeignete Maßnahmen sind die Echokardiografie, die Elektrokardiografie, die Röngten-Thorax-Untersuchung und die laborchemische Kontrolle von Herzinsuffizienzmarkern.

Das können Sie selbst tun

Menschen mit einer Herzinsuffizienz sollten sich weiter körperlich betätigen, jedoch verstärkt auf die Anzeichen des Körpers achten, wie das Auftreten von Atemnot. Dieses Symptom kommt oft bei der Herzinsuffizienz vor. Daher sollten regelmäßige Erholungsphasen bei den Aktivitäten eingeplant werden.

Beispielsweise kann der Betroffene bei einem Spaziergang regelmäßig Pausen einlegen und sich auf eine Bank hinsetzen. Wichtig ist auch, dass sich der Betroffene nicht zeitlich unter Druck setzt, um eine bestimmte Aktivität in kürzester Zeit zu absolvieren. Die Atemnot kann auch beim flachen Liegen im Bett auftreten.

Die Verbesserung der Atmung kann der Patient durch eine erhöhte Lage des Kopfes mittels eines zusätzlichen Kopfkissens oder durch das Verstellen des Bettes, wenn möglich, erreicht werden. Das Aufstehen am Morgen aus dem Bett sollte langsam und mit Ruhe erfolgen, da Patienten mit Herzinsuffizienz oft an Schwindelgefühl leiden. Das langsame Aufstehen begleitet von leichten körperlichen Übungen hilft dem Patienten das Schwindelgefühl beim Aufstehen zu vermeiden.

Ein weiteres Problem bei der Herzinsuffizienz ist das Auftreten von Schwellungen. Diese können verbessert werden, indem salzarme Nahrung aufgenommen wird. Zudem können Betroffene eine Depression entwickeln, aufgrund dessen, dass sie in ihrem Alltag eingeschränkt sind. Diese sollte dann von einem Psychotherapeuten behandelt werden.

Quellen

  • Erdmann, E.: Klinische Kardiologie. Springer, Heidelberg 2011
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013
  • Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004

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