Perikarderguss
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Krankheiten Perikarderguss
Ein Perikarderguss ist eine übermäßige Flüssigkeitsansammlung in der Perikardhöhle. Es gibt sehr gute Behandlungsmethoden sowie Heilungschancen, nur in den wenigsten Fällen ist ein chirurgischer Eingriff nötig.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist ein Perikarderguss?
Bei einem Perikarderguss, auch Herzbeutelerguss genannt, kommt es zu einer übermäßigen Ansammlung von Flüssigkeit zwischen dem Herzbeutel und der Herzhaut.
Der Spalt zwischen Herzbeutel und der Herzhaut, die Perikardhöhle, ist auch im physiologischen Zustand mit etwas Flüssigkeit gefüllt, um den Reibungswiderstand bei jedem Herzschlag zu vermindern. Wird jedoch mehr Flüssigkeit gebildet als wieder aufgenommen, sammelt sich Flüssigkeit in der Perikardhöhle an und es kommt zum Perikarderguss. Steigt die Flüssigkeitsmenge in der Perikardhöhle sehr stark an, wird der Herzmuskel eingeengt und die Herzkammern können sich nicht mehr genügend mit Blut füllen.
Bei kleinen bzw. chronischen Perikardergüssen kommt es nur selten zu Symptomen, da die Menge an Perikardflüssigkeit nur geringfügig erhöht ist. Bei schwereren Perikardergüssen kann es zu einer Vielzahl von Beschwerden kommen. Besonders typisch ist eine Verminderung der Pumpleistung des Herzens. Bei schweren Ergüssen treten Symptome einer Herzinsuffizienz, wie etwa blaue Lippen oder einer Blutstauung der Halsvenen auf.
Ursachen
Verschiedene Infektionskrankheiten können zum klinischen Bild des Perikardergusses führen, dazu gehören unter anderem HIV, Herpes und Tuberkulose. Aufgrund der ungenügenden Pumpleistung des Herzens bei einer Herzinsuffizienz kann es auch hier zu einer pathologischen Flüssigkeitsansammlung in der Perikardhöhle kommen. In Folge von einer Operation am Herzen, kann es zum so genannten Postkardiotomie-Syndrom kommen, einer Herzbeutelentzündung, die zu einem Perikarderguss führen kann.
Bei einigen Krebserkrankungen ist ein Perikarderguss ein mögliches Symptom, dazu gehören Brustkrebs, Leukämie und Lungenkrebs. Einige immunologische Erkrankungen wie etwa Rheuma, Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa können ebenso zu einem Perikarderguss führen.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Ein kleiner Perikarderguss ruft nicht unbedingt Symptome hervor. Größere Hämatome führen zu Durchblutungsstörungen und Brustschmerzen. Zudem kann es zu einem akuten Blutdruckabfall kommen. Die Betroffenen verspüren meist eine innere Unruhe, die im Verlauf der Erkrankung an Intensität zunimmt. Infolge der verminderten Pumpleistung und der Einflussstauung treten zudem Begleitsymptome wie Abgeschlagenheit, Atembeschwerden und Herzrhythmusstörungen auf.
Die Betroffenen sind im Allgemeinen weniger belastbar und bei körperlicher Bewegung schneller erschöpft. Die mangelnde Sauerstoffversorgung kann darüber hinaus krankhafte Atemgeräusche hervorrufen. Begleitend dazu stellen sich äußerliche Symptome wie blaue Lippen und kühle oder taube Finger ein. Bedingt durch das Unwohlsein mach sich auch ein zunehmender Appetitverlust bemerkbar.
Die Erkrankten verlieren in der Folge Körpergewicht und leiden oft an Mangelerscheinungen, welche die ursprünglichen Symptome noch verstärken. Wird ein Perikarderguss frühzeitig erkannt, kommt es normalerweise nicht zu weiteren Komplikationen. Die Beschwerden klingen ab, sobald das Hämatom zurückgegangen ist.
Meist ist der Patient nach ein bis zwei Wochen wieder vollkommen beschwerdefrei. Wird das Hämatom jedoch zu spät oder unzureichend therapiert, können sich ernste Folgesymptome wie Tachykardie oder Atemaussetzer einstellen. In schweren Fällen kann ein Perikarderguss zum Tod führen.
Diagnose & Verlauf
Die erste diagnostische Maßnahme die bei Verdacht auf einen Perikarderguss ergriffen wird, ist eine Ultraschalluntersuchung. In machen Fällen wird auch eine Computertomographie angeordnet. Daraufhin wird Flüssigkeit aus der Perikardhöhle entnommen und im Labor auf Krankheitserreger bzw. Krebszellen untersucht.
Im Rahmen einer Anamneseerhebung ermittelt der behandelnde Arzt bereits bestehende Erkrankungen; dies ist besonders wichtig um die möglichen Ursachen eingrenzen zu können. Die Anamneseerhebung ist bei einem Perikarderguss meist unspezifisch. Patienten berichten meist von Kurzatmigkeit, Erschöpfungszuständen oder Husten. Im EKG ist die vermehrte Perikardflüssigkeit, welche das Herz umrundet, sichtbar. Dies reicht in den meisten Fällen zur Diagnosestellung aus.
Der weitere Verlauf eines Perikardergusses hängt von der Schwere des Ergusses, von der zugrundeliegenden Erkrankung und der Behandlung ab. Chronische Perikardergüsse sind meist kein großes Problem und müssen eventuell nicht behandelt werden. Akute Perikardergüsse können meist gut behandelt werden, sodass Patienten eher selten mit Folgeschäden zu rechnen haben.
Komplikationen
Auch eine dauernde Abgeschlagenheit und Müdigkeit tritt dadurch auf und wirkt sich sehr negativ auf die Lebensqualität des Betroffenen aus. Ebenso kommt es zu Husten und zu einer Hyperventilation. Die Patienten selbst klagen über eine innere Unruhe und in einigen Fällen auch über Gefühle der Verwirrung und der Angst. Auch eine Appetitlosigkeit tritt auf.
Aufgrund der Unterversorgung des Körpers mit Sauerstoff kommt es beim Perikarderguss nicht selten auch zu einer Blaufärbung der Haut. Auch die inneren Organe können dadurch auf lange Sicht irreversibel geschädigt werden. Die Behandlung des Perikardergusses erfolgt in der Regel mit Hilfe von Antibiotika oder Schmerzmitteln. Dabei treten keine Komplikationen auf, der Krankheitsverlauf verläuft im Allgemeinen positiv.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Ein leichter Perikarderguss kann ohne Symptome verlaufen. Eine ärztliche Abklärung ist bei merklichen Beschwerden wie Herzstechen oder einem erhöhten Puls notwendig. Ein größerer Perikarderguss stellt einen medizinischen Notfall dar. Wenn Atem- und Kreislaufbeschwerden wie Atemnot oder ein schneller Puls auftreten, muss umgehend der Rettungsdienst gerufen werden. Sollte der Betroffene das Bewusstsein verlieren, ist erste Hilfe zu leisten.
Im Anschluss an die Erstversorgung muss der Erkrankte stationär im Krankenhaus behandelt werden. Nach der Entlassung aus der Klinik sind regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen notwendig. Zudem gilt es, die Ursache für den Perikaderguss zu ermitteln, wofür unter Umständen langwierige Untersuchungen durch verschiedene Fachärzte vonnöten sind.
Ein Perikarderguss wird von einem Kardiologen behandelt. Je nach Symptombild können Internisten und der Hausarzt in die Therapie involviert werden. Personen, die an einer Herzbeutelentzündung erkrankt sind, erleiden besonders häufig einen Perikarderguss. Auch Patienten mit anderweitigen Herzkrankheiten gehören zu den Risikogruppen und sollten die beschriebenen Symptome zügig von einem Arzt abklären lassen. Kinder, ältere Menschen, Schwangere und körperlich angeschlagene Personen sollten ungewöhnliche Symptome im Bereich des Herzens rasch untersuchen lassen, insbesondere wenn diese stärker werden und nicht von selbst abklingen.
Behandlung & Therapie
Die Behandlung eines Perikardergusses hängt von der zugrundeliegenden Erkrankung ab. Bei einem leichten Perikarderguss, etwa im Rahmen von Infektionen, reicht es oft aus Bettruhe zu wahren und sich für einige Zeit zu schonen. Dennoch ist der Gang zum Arzt unverzichtbar.
Zur Linderung von Schmerzen und zur Entzündungshemmung ist eine medikamentöse Therapie in vielen Fällen sinnvoll. Meist wird hier mit leichten Schmerzmitteln, wie etwa Ibuprofen, gearbeitet. Je nach Grunderkrankung muss auch eine spezifische Therapie eingeleitet werden, also etwa die Gabe von Antibiotika bei Infektionen.
Handelt es sich um einen schweren Perikarderguss oder schlägt die medikamentöse Therapie nicht an, wird meist eine Perikardpunktion durchgeführt. Dabei dringt der behandelnde Arzt mit einer Nadel bis in den Herzbeutel vor und entfernt mit einer Kanüle Flüssigkeit. Während der Perikardpunktion kontrolliert der Arzt mithilfe eines Echokardiografiegerätes den Eingriff. Meist dient eine Punktion zur Materialbeschaffung zur weiteren Untersuchung im Labor, es kann jedoch auch eine bestimmte Menge an Flüssigkeit entfernt werden.
Befindet sich eine größere Menge Flüssigkeit in der Perikardhöhle muss eine Perikarddrainage erfolgen. Dabei wird der Erguss über einen Katheter abgeleitet. In besonders schweren, behandlungsresistenten Fällen ist ein chirurgischer Eingriff nötig. Dabei wird ein kleines Fenster in den Herzbeutel geschnitten, sodass die Flüssigkeit auslaufen kann; dieser Eingriff wird als Perikardfensterung bezeichnet. Nur in Ausnahmefällen ist eine Perikardektomie, also eine komplette Entfernung des Perikards notwendig.
Aussicht & Prognose
Die Aussichten für Patienten mit Perikarderguss sind schwer abzuschätzen. Von einem Perikarderguss wird erst gesprochen, wenn die normale Menge Gewebsflüssigkeit im Herzbeutel überstiegen wird. Bei größeren Flüssigkeitsmengen muss der Herzbeutel gegebenenfalls punktiert werden. Die Prognose hängt unter anderem davon ab, ob es sich um einen akuten oder einen chronischen Perikarderguss handelt. Der akute Perikarderguss kann durch einen Herzinfarkt, eine Transplantation, einen Unfall oder ähnlich schwerwiegende Vorfälle bis hin zum Krebs eintreten. Der durch Tuberkulose ausgelöste Perikarderguss findet sich hingegen nur noch selten.
Die Prognose für den Perikarderguss verschlechtert sich deutlich, wenn es durch größere Flüssigkeitsansammlungen zu einer Herztamponade kommt. Das Herz kann seine normale Arbeitsleistung nicht mehr erbringen. Eine Punktion kann lebensrettend sein. Sie verbessert die Prognose. Die Frage ist nur, wie langfristig.
Ist der Perikarderguss chronisch, wird der Herzbeutel immer wieder mit größeren Flüssigkeitsmengen belastet. Daher erfordert der chronische Perikarderguss neben der technisch anspruchsvollen Punktion eine begleitende medikamentöse Behandlung. Außerdem besteht die Möglichkeit, die Prognose durch eine transkutane Perikardiotomie zu verbessern. Dabei wird statt einer Punktion eine Drainage gelegt. Diese verbleibt mehrere Tage vor Ort.
Eher selten wird die Prognose durch den Einsatz eines Katheters und eines Druckluft-Ballons verbessert. Dadurch kann der Perikarderguss über einen längeren Zeitraum selbstständig ablaufen.
Vorbeugung
Gezielte Maßnahmen um einen Perikarderguss zu verhindern gibt es bisher nicht. Natürlich kann, wie bei fast jeder Krankheit des Herzens, ein gesunder Lebenswandel, der Verzicht auf Alkohol und Rauchen, sowie ein gesundes Maß an Sport und Bewegung auch zur Prophylaxe gegen ein Perikarderguss beitragen.
Nachsorge
Nach der Behandlung eines Perikardergusses ist mindestens eine Kontrolluntersuchung durch den zuständigen Hausarzt oder Kardiologen notwendig. Der Mediziner erfragt zunächst die typischen Beschwerden, die im Zusammenhang mit einem Erguss auftreten können und klärt offene Fragen des Patienten ab. Im Rahmen der Anamnese wird zudem die Dosis der verordneten Arzneimittel überprüft und bei Bedarf angepasst.
Sollten Neben- oder Wechselwirkungen auftreten, muss der Arzt im Rahmen der Nachsorge darüber informiert werden. Die körperliche Untersuchung konzentriert sich auf die Abtastung des Herzens, ein Abhören und gegebenenfalls die Anfertigung eines Ultraschallbildes. Anhand der bildgebenden Daten kann der Arzt relativ schnell feststellen, ob der Erguss abgeklungen ist. Je nachdem, wie die Nachsorge-Untersuchung ausfällt, können weitere Maßnahmen ergriffen werden.
Wurden keine Auffälligkeiten festgestellt, sind in der Regel auch keine weiteren Nachsorgetermine mehr vonnöten. Der Patient sollte allerdings mindestens einmal jährlich eine Untersuchung des Herzens vornehmen lassen. Bei einem schwierigen Verlauf mit wiederkehrenden Ergüssen sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen notwendig. Kleine Ergüsse müssen beobachtet werden, damit bei Bedarf zügig eine Operation eingeleitet werden kann. Insbesondere bei rezidivierenden Perikardergüssen ist eine enge Rücksprache mit dem Arzt notwendig.
Das können Sie selbst tun
Erkrankte eines Perikarderguss sind gut beraten, wenn sie Ruhe bewahren. In vielen Fällen führen bereits Schonung und ausreichender Schlaf zu einer Linderung der Symptome. Bei dem Abbau von Stress und Hektik helfen Entspannungsverfahren, die der Betroffene eigenverantwortlich jederzeit durchführen kann. Durch Techniken des Yoga, der Meditation oder des autogenen Trainings können innere Anspannungen gelöst werden und neue Kräfte aufgebaut werden.
Übergewicht oder eine starke Gewichtszunahme sind zu vermeiden. Dadurch wird das Herz zusätzlich belastet und kann im weiteren Verlauf den Anforderungen des Organismus nicht mehr gerecht werden. Das eigene Körpergewicht sollte sich optimalerweise innerhalb der Vorgaben des BMI befinden. Für die Aufrechterhaltung der Gesundheit und die Stärkung der körpereigenen Abwehrkräfte ist eine gesunde sowie ausgewogene Ernährung wichtig. Der Konsum von Schadstoffen wie Alkohol oder Nikotin sollte unterlassen werden.
Der Patient hilft sich selbst, wenn er ausreichend Flüssigkeit aufnimmt und täglich Zeit an der frischen Luft verbringt. Die eigenen Räume sind regelmäßig zu lüften und mit neuem Sauerstoff aufzufüllen. Zudem sollten die Schlafbedingungen optimiert werden, damit sich der Körper in den Ruhephasen ausreichend erholen kann. Die Einhaltung einer Bettruhe ist notwendig. Sportliche Aktivitäten oder alltägliche Verpflichtungen sind zu unterlassen und sollten von Angehörigen oder Freunden übernommen werden.
Quellen
- Erdmann, E.: Klinische Kardiologie. Springer, Heidelberg 2011
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004