Aufrechter Ziest

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Aufrechte Ziest zählt zu den Ziesten, die eine Unterart der Lippenblütler darstellen. Die krautig wachsende Pflanze ist in mehreren Varianten in ganz Süd- und Mitteleuropa bis nach Kleinasien und zum Kaukasus verbreitet. Bereits in der Antike wurde der Aufrechte Ziest als Heilpflanze genutzt.

Vorkommen & Anbau des Aufrechten Ziest

Bereits aus der römischen Antike ist die Nutzung des Aufrechten Ziests bekannt. Damals wurde die Pflanze nicht nur als Heilkraut verwendet, sondern wurde auch für magische Zwecke eingesetzt.
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Wie alle Ziesten ist der Aufrechte Ziest ein Lippenblütengewächs. Die mehrjährige Pflanze ist sommergrün und wächst krautig oder als Zwergstrauch. Dabei erreicht sie in der Regel eine Höhe von bis zu 40 Zentimeter, in seltenen Fällen auch bis zu 70 Zentimeter. An den senkrecht stehenden, einfachen oder verzweigten Stängeln des Aufrechten Ziests sitzen sechs bis zehn der gattungstypisch geformten Lippenblüten, die als Scheinähre angeordnet sind.

Bei den meisten Varianten sind die Blüten weiß-rötlich gesprenkelt, gelegentlich sind sie auch cremefarben oder violett. Die Blüte erfolgt je nach Standort zwischen Juni und Oktober. Nach der Befruchtung bilden sich unscheinbare Klausenfrüchte, die rundlich und nur etwa zwei Millimeter groß sind. Die länglichen Blätter des Aufrechten Ziests sind rau behaart und sitzen wechselständig an kurzen Stielen im unteren Bereich der Stängel.

Als submediterrane Art kommt der Aufrechte Ziest im gesamten Mittelmeerraum vor. Nach Norden hin endet sein Verbreitungsgebiet in Mitteleuropa auf der Höhe von Belgien, im Osten ist er bis zum Kaukasus und in Kleinasien anzutreffen. Er bevorzugt trockene bis halbtrockene Standorte und kalkhaltige Böden, kommt aber auch an nicht zu hoch gelegenen Felshängen zurecht. Die bis einen Meter in den Boden reichenden Wurzeln ermöglichen es dem Aufrechten Ziest, auch längere Trockenperioden gut zu überstehen.

Insbesondere in Mitteleuropa ist er vor allem in Trockenrasen und an Ackerrändern anzutreffen. Nachdem im Herbst die grünen Pflanzenteile abgestorben sind, erfolgt die Überwinterung in Sprossen, die sich unter der Erde ausbreitenden Rhizom sitzen.

Wirkung & Anwendung

Bereits aus der römischen Antike ist die Nutzung des Aufrechten Ziests bekannt. Damals wurde die Pflanze nicht nur als Heilkraut verwendet, sondern wurde auch für magische Zwecke eingesetzt. So trugen beispielsweise Gladiatoren häufig Teile des Aufrechten Ziests als Amulett am Körper, um sich im Kampf gegen Hieb- und Stichverletzungen zu schützen.

Noch heute werden in manchen osteuropäischen Gegenden Kinder in einem Sud aus dem Aufrechten Ziest gebadet, um sie gegen Krankheiten und den Einfluss des Bösen zu schützen. Auch in Mitteleuropa wurde der Pflanze früher eine magische Wirkung zugeschrieben, wie noch heute gebräuchliche volkstümliche Bezeichnungen wie Beschreikraut und Abnehmkraut bezeugen.

Verwendet werden traditionell sämtliche Teile der Pflanze, von der Wurzel über die Blätter bis hin zu den Blüten. In der Regel wird der Aufrechte Ziest nicht wie viele andere Heilkräuter in getrockneter Form aufbewahrt und verwendet, sondern es werden die frischen Pflanzenteile für die Zubereitung des jeweiligen Heilmittels verwendet. Besonders häufig werden aus dem Aufrechten Ziest Aufgüsse und Tinkturen hergestellt. Für einen Sud werden die Pflanzen mehrere Stunden in Wasser gekocht.

Nach dem Abseihen kann die Flüssigkeit für Waschungen, zur Reinigung von Wunden und zum Tränken von Verbänden, aber auch für eine innere Anwendung genutzt werden. Um eine Tinktur herzustellen, wird der Aufrechte Ziest für mehrere Wochen in hochprozentigem Alkohol eingelegt. Auch diese Tinktur kann sowohl innerlich als auch äußerlich angewandt werden. Inzwischen gibt es auch moderne Heilmittel, die aus getrockneten und gepressten Teilen des Aufrechten Ziests bestehen. Auch in der Homöopathie findet der Aufrechte Ziest Anwendung.

Bedeutung für die Gesundheit, Behandlung & Vorbeugung

Der Aufrechte Ziest enthält Gerbstoffe, Schleimstoffe, Flavonoide und verschiedene ätherische Öle. In der Volksmedizin wird er traditionell für die Behandlung einer breiten Palette an Erkrankungen eingesetzt. Besonders häufig kommt er im Zusammenhang mit Wunden und Hauterkrankungen zum Einsatz.

Er wird aber auch bei verschiedenen Atem- und Verdauungsbeschwerden, inneren Schmerzen, Fieber, Epilepsie und psychischen Störungen eingesetzt. Nachgewiesen ist bislang, dass Zubereitungen aus dem Aufrechten Ziest die Durchblutung anregen und gleichzeitig die Nerven beruhigen. Von besonderer Bedeutung ist, dass der Aufrechte Ziest deutlich entzündungshemmend wirkt.

Deshalb kommt eine Anwendung von Präparaten, die auf dem Aufrechten Ziest basieren, bei Hautproblemen aller Art in Frage. Wenn die Haare mit einem entsprechenden Pflanzensud gespült werden, kann dies Schuppen entgegen wirken, und eine Tinktur aus Aufrechtem Ziest ist wirksam gegen Pickel und Mitesser. Sogar bei Akne sind sichtbare Erfolge zu erzielen. Auch für eine Linderung bei Krampfadern kann der Aufrechte Ziest eingesetzt werden.

Außerdem können Wunden damit ausgewaschen werden, da dies die Heilung beschleunigt und die Narbenbildung verhindert. Besonders intensiv wirkt ein Sud aus dem Aufrechten Ziest, wenn Mullbinden darin getränkt und dann um die betroffenen Körperstellen gewickelt werden. Die durchblutungsfördernde Wirkung des Aufrechten Ziest kann im Fall von tauben Gliedmaßen, Muskelkrämpfen oder teilweisen Lähmungen für Massagen genutzt werden.

Innerlich angewandt wirkt der Aufrechte Ziest vor allem bei Magenschmerzen. Er soll aber auch zur Behandlung von Durchfall und Nierenerkrankungen geeignet sein. In der modernen Medizin wird der Aufrechte Ziest nur noch selten verwendet. Als ungewöhnliche Zutat kann die Pflanze aber auch für die Zubereitung von Salaten genutzt werden. Dabei sind sowohl Blüten als auch Blätter essbar. Während die Blüten leicht süßlich sind, haben die Blätter einen kräftigen und würzigen Geschmack.


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