Flavonoide

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. Juni 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Flavonoide gehören zu der Gruppe sekundäre Pflanzenstoffe. Hierbei handelt es sich um gewisse chemische Verbindungen, welche die Pflanzen weder mittels ihres Pflanzenstoffwechsels noch durch einen Energiestoffwechsel herstellen. Chemisch gesehen sind sie Mitglied der Polyphenole. Den Flavonoiden werden zudem aufgrund ihrer Inhalte bestimmte Wirkungsweisen zugeschrieben, welche der Gesundheit positiv dienen können.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Flavonoide?

Flavonoide, die in vielen Pflanzen vorkommen, besitzen äußerst wirksame Antioxidantien, welche sämtliche freien Radikalen innerhalb des Körpers sozusagen einfangen.

Einige Tierarten wie beispielsweise Schmetterlinge besitzen diese Pflanzenstoffe in ihrem Körper, was durch die Nahrungsaufnahme und deren Einlagerung in ihren Körpern zu erklären ist.

Flavonoide schützen jedoch universell sämtliche Pflanzen vor äußeren Umweltwidrigkeiten, verleihen der Pflanze heilende Kräfte und versehen sie mit einer meistens gelben Farbe. Zudem können sie den menschlichen Organismus vor bestimmten Erkrankungen bewahren oder die Krankheitsrisiken senken. Sie besitzen die Fähigkeit gesundheitsschädliche freie Radikale, welche im Organismus aggressive Sauerstoffverbindungen hervorrufen, zu neutralisieren.

Durch einen exakten Einsatz unterschiedlicher Flavonoid-Typen kann unter anderem ein gewisses Krebsrisiko erheblich gesenkt werden. Sie hemmen zudem das Wachstum unerwünschter Viren, Bakterien sowie Pilze und beeinflussen den Blutdruck positiv. Des Weiteren wirken Flavonoide im menschlichen Organismus gefäßerweiternd sowie entzündungshemmend und krampflösend.

Geschichte & Entwicklung

Die Entdeckung und Entwicklung von Flavonoiden als Arzneimittel hat ihre Wurzeln in der Antike, als pflanzliche Heilmittel bereits weit verbreitet waren. Doch erst im 20. Jahrhundert begann die systematische wissenschaftliche Untersuchung dieser Verbindungen.

In den 1930er Jahren isolierte der ungarische Wissenschaftler Albert Szent-Györgyi erstmals Flavonoide, die er als „Vitamin P“ bezeichnete, aus Zitrusfrüchten. Er entdeckte ihre Rolle bei der Kapillarpermeabilität und -festigkeit. Diese frühen Studien legten den Grundstein für das Verständnis der gesundheitlichen Vorteile von Flavonoiden.

In den folgenden Jahrzehnten intensivierte sich die Forschung, und die chemische Struktur von Flavonoiden wurde genauer untersucht. Forscher entdeckten, dass Flavonoide in fast allen Pflanzen vorkommen und eine Vielzahl biologischer Aktivitäten besitzen, darunter antioxidative, entzündungshemmende und antimikrobielle Eigenschaften.

Ab den 1970er Jahren begannen klinische Studien, die gesundheitlichen Vorteile von Flavonoiden in der menschlichen Ernährung zu bestätigen. Flavonoide wurden als potenziell schützend gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bestimmte Krebsarten und neurodegenerative Erkrankungen identifiziert. Diese Erkenntnisse führten zur Entwicklung von Nahrungsergänzungsmitteln und pflanzlichen Arzneimitteln, die Flavonoide enthalten.

In den letzten Jahrzehnten hat die Forschung weiter Fortschritte gemacht, insbesondere bei der Isolierung und Synthese spezifischer Flavonoide. Moderne Technologien haben es ermöglicht, die Wirkmechanismen dieser Verbindungen besser zu verstehen und ihre potenziellen Anwendungen in der Medizin zu erweitern.

Heute sind Flavonoide ein aktives Forschungsgebiet in der Pharmakologie, mit einem wachsenden Interesse an ihrer Nutzung zur Prävention und Behandlung von Krankheiten. Sie werden sowohl in der traditionellen als auch in der modernen Medizin als vielversprechende therapeutische Wirkstoffe betrachtet.

Pharmakologische Wirkung

Flavonoide besitzen wie alle Polyphenole äußerst wirksame Antioxidantien, welche sämtliche freien Radikalen innerhalb des Körpers sozusagen einfangen. Die freien Radikalen stellen immens reaktive Verbindungen dar, welche zum Beispiel durch intensive Sonneneinstrahlung ausgelöst werden.

Bevor derartige Verbindungen die Lipide, Proteine oder die DNA schädigen können, sind Flavonoide in der Lage die hochreaktiven Stickstoff- und Sauerstoffmoleküle zu deaktivieren und dadurch eine oxidative Wirkung zu vermeiden. Antioxidative Inhaltsstoffe finden sich beispielsweise auch unter anderem sehr reichhaltig in den Vitaminen C sowie E. Flavonoide besitzen zudem eine gewisse antimikrobielle Wirkungsweise. So enthält zum Beispiel Grüner Tee Epigallocatechin, wodurch innerhalb des menschlichen Organismus genau diese Wirkung erzielt wird.

Den Flavonoiden wird ebenfalls eine bestimmte antivirale Wirkungsweise nachgesagt. Eine weitere Wirkung der Polyphenole soll die Immunsuppression (unterdrückt immunologische Prozesse) sowie die Entzündungshemmung sein. Flavonoide wirken ebenso bei Herz-Kreislauf-Systemen unterstützend, da so der Blutdruck innerhalb eines gewissen Bereiches ausgeglichen und somit eine Thrombosegefahr gesenkt wird.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Unterschiedliche Pflanzenfarben wie violett, rot, gelb und blau werden von den Flavonoiden in Szene gesetzt. Diese Nährstoffe befinden sich oftmals an den Randschichten oder direkt unterhalb der Schale etlicher Gemüse- und Obstsorten. Aus diesen Gründen ist es empfehlenswert die Schale stehen zu lassen, um wertvolle Flavonoide nicht zu zerstören.

Zahlreiche Inhaltsstoffe dieser Art befinden sich in etlichen Obstsorten wie Birnen und Pflaumen, Beeren und Trauben sowie Kirschen und Äpfeln. Allerdings enthalten auch diverse Gemüse wie Grünkohl oder Auberginen und Zwiebeln diese Nährstoffe in besonders ausreichendem Maß und gelten somit als äußerst gesundes Gemüse. Selbst innerhalb doch recht unscheinbarer Lebensmittel wie Kakao, Tee oder Schokolade finden sich reichhaltige Flavonoide.

Somit sind diese Genussmittel nicht allein Balsam für den Körper, sondern auch ein wahrer Gesundheitstipp. Um den effektiven Nutzen der Flavonoide aufrechtzuerhalten, ist es unabdingbar, diese gewissen Lebensmittel auch täglich im Speiseplan zu integrieren. Jede Person sollte laut Empfehlung der "Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V." pro Tag fünf kleinere Portionen Gemüse und Obst konsumieren.

Dadurch bekommt der Organismus außer den lebensnotwendigen Mineralien, Vitaminen und Spurenelementen auch automatisch etliche Flavonoide wie auch sekundäre Pflanzenstoffe. Zudem sollte besser schwarzer oder grüner Tee anstatt Limonade getrunken werden. Das eine Glas Rotwein am Abend ist wesentlich günstiger als ein Glas Bier, da der Wein in seinen roten Traubenschalen reichhaltige herz- und gefäßschützende Flavonoide enthält.

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Risiken & Nebenwirkungen

Die vorzüglichen Eigenschaften der Flavonoide sind erst seit Kurzem bekannt, sodass ihre positive Wirkungsweise noch nicht vollkommen belegt ist. Sie zeigen jedoch in keiner Weise innerhalb der Studien eine Schädigung beim Menschen. Aufgrund dessen werden Flavonoide in Arzneimitteln speziell bei Herz-Kreislauf-Mitteln, als Lebertherapeutika sowie Diuretika (Ausschwemmung von Flüssigkeit) und bei Magen-Darm-Beschwerden als Spasmolytika (senkt die Muskelspannung/löst ihre Verkrampfung) genutzt. Nebenwirkungen sind bei Flavonoiden bisher kaum bekannt.

Anwendung & Sicherheit

Die Anwendung von Flavonoiden als Arzneimittel erfolgt meist in Form von Nahrungsergänzungsmitteln, pflanzlichen Extrakten oder standardisierten Medikamenten. Diese Präparate können oral eingenommen werden und sind in verschiedenen Darreichungsformen wie Kapseln, Tabletten, Pulvern oder flüssigen Extrakten erhältlich. Flavonoide werden zur Unterstützung der Herz-Kreislauf-Gesundheit, zur Reduzierung von Entzündungen, zur Unterstützung des Immunsystems und als Antioxidantien verwendet.

Die Sicherheit von Flavonoiden hängt von der Dosierung, der Reinheit und der individuellen Verträglichkeit ab. Im Allgemeinen gelten Flavonoide als sicher, wenn sie in den üblichen Mengen aus der Nahrung oder als standardisierte Ergänzungen eingenommen werden. Nebenwirkungen sind selten, können aber bei hohen Dosen oder bei Menschen mit bestimmten Allergien auftreten. Es ist wichtig, dass Patienten, insbesondere solche mit Vorerkrankungen oder schwangere Frauen, vor der Einnahme von Flavonoid-Präparaten Rücksprache mit ihrem Arzt halten.

Die Qualitätskontrolle bei der Herstellung von Flavonoid-Präparaten ist entscheidend, um die Sicherheit und Wirksamkeit zu gewährleisten. Hersteller müssen strenge Richtlinien und Standards wie die Good Manufacturing Practices (GMP) einhalten. Diese Standards stellen sicher, dass die Produkte frei von Verunreinigungen sind und die angegebene Menge an Wirkstoffen enthalten. Regelmäßige Tests und Analysen durch unabhängige Labors sind üblich, um die Qualität und Reinheit der Flavonoide zu überprüfen.

Darüber hinaus müssen Hersteller genaue Etikettierungen und Anweisungen zur Dosierung bereitstellen, um den sicheren Gebrauch der Produkte zu gewährleisten. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, dass Flavonoid-Präparate eine zuverlässige und wirksame Option für die Ergänzung der Gesundheit bleiben.

Alternativen

Es gibt mehrere alternative Medikamente zu Flavonoiden, die je nach therapeutischem Ziel und Erkrankung eingesetzt werden können. Hier sind einige Beispiele und ein Vergleich mit Flavonoid-Therapieformen:

Antioxidantien: Zu den alternativen Antioxidantien gehören Vitamin C, Vitamin E und Beta-Carotin. Diese Substanzen wirken ähnlich wie Flavonoide, indem sie freie Radikale neutralisieren und oxidative Schäden reduzieren. Während Flavonoide zusätzliche entzündungshemmende und kardiovaskuläre Vorteile bieten, sind die genannten Vitamine gezielter und können bei spezifischen Mangelzuständen eingesetzt werden.

Entzündungshemmende Medikamente: Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen und Aspirin werden häufig zur Linderung von Entzündungen und Schmerzen verwendet. Im Vergleich zu Flavonoiden wirken NSAR schneller und gezielter bei akuten Entzündungen, können jedoch Nebenwirkungen wie Magenbeschwerden und erhöhtes Blutungsrisiko verursachen. Flavonoide bieten eine natürlichere und schonendere Alternative bei chronischen Entzündungen.

Cholesterinsenkende Medikamente: Statine wie Atorvastatin und Simvastatin sind gängige Medikamente zur Senkung des Cholesterinspiegels und zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Während Flavonoide ebenfalls zur Verbesserung der Herzgesundheit beitragen können, sind Statine in ihrer Wirksamkeit und in der Fähigkeit, LDL-Cholesterin zu senken, stärker. Flavonoide können jedoch als ergänzende Therapie ohne die Nebenwirkungen von Statinen dienen.

Antihypertensiva: Medikamente wie ACE-Hemmer, Betablocker und Kalziumkanalblocker werden zur Behandlung von Bluthochdruck eingesetzt. Diese Medikamente sind hochwirksam und oft notwendig für Patienten mit schwerem Bluthochdruck. Flavonoide können helfen, den Blutdruck moderat zu senken und die Gefäßgesundheit zu unterstützen, eignen sich jedoch eher für milde Fälle oder als Ergänzung zu herkömmlichen Therapien.

Immunmodulatoren: Medikamente wie Methotrexat und Biologika werden zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen verwendet. Sie wirken gezielt und stark, um das Immunsystem zu regulieren. Flavonoide bieten eine mildere Unterstützung des Immunsystems und können entzündungshemmend wirken, sind jedoch nicht so spezifisch oder stark wie diese Medikamente.

Diese alternativen Medikamente bieten spezifische Vorteile und sind oft notwendiger Bestandteil der Behandlung schwerwiegender Erkrankungen. Flavonoide bieten eine natürlichere Ergänzung oder Unterstützung, besonders bei chronischen und präventiven Gesundheitsmaßnahmen.

Forschung & Zukunft

Aktuelle Trends in der Forschung zu Flavonoiden als Arzneimittel konzentrieren sich auf ihre vielfältigen therapeutischen Potenziale und die Verbesserung ihrer Bioverfügbarkeit. Ein bedeutender Trend ist die Untersuchung der molekularen Mechanismen, durch die Flavonoide wirken. Forscher versuchen, die genauen Signalwege zu identifizieren, die von Flavonoiden beeinflusst werden, um gezieltere und effektivere Therapien zu entwickeln.

Ein weiterer wichtiger Forschungsbereich ist die Verbesserung der Bioverfügbarkeit von Flavonoiden. Da viele Flavonoide schlecht wasserlöslich sind und vom Körper nicht optimal aufgenommen werden, arbeiten Wissenschaftler an neuen Formulierungen und Trägersystemen wie Nanopartikeln, Liposomen und Phytosomen. Diese Technologien können die Aufnahme und Wirksamkeit von Flavonoiden im Körper erhöhen.

Zudem wird intensiv an der Nutzung von Flavonoiden zur Krebsprävention und -therapie geforscht. Einige Studien haben gezeigt, dass Flavonoide das Wachstum von Krebszellen hemmen und deren Apoptose fördern können. Klinische Studien untersuchen derzeit die Kombination von Flavonoiden mit traditionellen Chemotherapien, um die Wirksamkeit zu erhöhen und Nebenwirkungen zu reduzieren.

Ein weiterer innovativer Ansatz ist die Anwendung von Flavonoiden zur Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson. Forschungen deuten darauf hin, dass Flavonoide neuroprotektive Eigenschaften besitzen und die Gehirnfunktion verbessern können. Diese Eigenschaften machen sie zu vielversprechenden Kandidaten für die Entwicklung neuer Therapien.

Darüber hinaus wird die Rolle von Flavonoiden in der Mikrobiom-Gesundheit untersucht. Einige Studien legen nahe, dass Flavonoide das Wachstum nützlicher Darmbakterien fördern und entzündliche Prozesse im Darm reduzieren können. Dies könnte weitreichende Auswirkungen auf die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden haben.

Diese Trends zeigen, dass die Forschung zu Flavonoiden als Arzneimittel stetig voranschreitet und neue, vielversprechende Behandlungsansätze entwickelt werden.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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