Augengrippe (Keratoconjunctivitis epidemica)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Augengrippe, die medizinisch korrekt Keratoconjunctivitis epidemica heißt, ist eine durch Adeno-Viren verursachte Entzündung der Binde- und Hornhaut des Auges. Sie dauert rund vier Wochen und ist die häufigste Viruserkrankung am Auge, leicht übertragbar und sehr ansteckend. Manche Patienten entwickeln so genannte Nummuli durch die Augengrippe, die längere Zeit die Sehfähigkeit einschränken.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Augengrippe?

Ausgelöst wird die Augengrippe von Adenovieren vom Typ 8, 19 und 37. Diese Viren sind besonders widerstandsfähig auch außerhalb des Wirtskörpers und lange Zeit in der Lage, die Krankheit weiter zu verbreiten.
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Hat eine Infektion mit der Kreatoconjunctivitis epidemica stattgefunden kommt es zunächst zu einem stärker werdenden Fremdkörpergefühl, das vom Augenwinkel nahe der Nase ausgeht. Oft sind die Lymphknoten im Halsbereich verdickt.

Im weiteren Verlauf schwellen die Augenlider an. Das Auge rötet sich und beginnt zu tränen. Dazu kommen ein ausgeprägter Juckreiz, Lichtempfindlichkeit und eine Verschlechterung des Sehvermögens. Nach zwei Tagen, spätestens nach einer Woche, ist das andere Auge mit betroffen.

Normalerweise milde - manche Patienten nehmen die Infektion des zweiten Auges nicht einmal wahr. Ist die Hornhaut des Auges von der Entzündung betroffen, können Nummulie entstehen. Diese schränken die Sehfähigkeit ein und verstärken die besondere Lichtempfindlichkeit des Patienten.

Ursachen

Ausgelöst wird die Augengrippe von Adenovieren vom Typ 8, 19 und 37. Diese Viren sind besonders widerstandsfähig auch außerhalb des Wirtskörpers und lange Zeit in der Lage, die Krankheit weiter zu verbreiten. Die Keratoconjunctivitis epidemica ist daher meldepflichtig.

Da es sich bei der Augengrippe um eine stark ansteckende Schmierinfektion handelt, geschieht die Verbreitung leicht über Türgriffe und andere Oberflächen. Insbesondere an öffentlichen Orten wie Schulen, Hallenbädern oder Pflegeeinrichtungen ist das Risiko hoch, sich anzustecken - oder beim Gang zum Arzt.

Die Augengrippe verbreitet sich auch von Mensch zu Mensch, beispielsweise durch Tränenflüssigkeit oder über die Hände. Sie betrifft alle Altersgruppen und kann zu jeder Jahreszeit auftreten.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die ersten Symptome der Augengrippe treten sehr plötzlich nach einer Inkubationszeit von circa zwei Wochen auf. Zunächst bemerkt der Patient nichts von der Infektion. Die Beschwerden tauchen dann aber wie aus dem Nichts auf. Der Augapfel rötet sich, die Bindehaut schwillt an und die Augen beginnen stark zu jucken und zu tränen. Des Weiteren kommen starke Augenschmerzen hinzu.

Im weiteren Verlauf nehmen die Beschwerden immer mehr zu. Das Sehen wird immer verschwommener. In sehr seltenen Fällen kann es auch zu bleibenden Sehschäden kommen. Zusätzlich zu diesen Symptomen können auch grippeähnliche Beschwerden auftreten. Diese äußern sich wie ein landläufiger grippaler Infekt mit Fieber, Gliederschmerzen, Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit.

Die auslösenden Adenoviren sind hochinfektiös und langlebig. Sie können wochenlang auf verschiedenen Gegenständen überleben und nachträglich noch übertragen werden. Nur durch strenge Hygienemaßnahmen wie häufiges Waschen der Hände und Desinfektionsmaßnahmen ist es möglich, das Risiko für eine Ansteckung von Familienmitgliedern und anderen Kontaktpersonen zu verringern.

Wenn die Augengrippe einmal ausgebrochen ist, gibt es keine Behandlungsmöglichkeit, die zu einer schnelleren Heilung führt. Nur die Symptome können durch kühlende Umschläge und Augentropfen abgemildert werden. In der Regel klingen die Beschwerden innerhalb von zwei Wochen von alleine ab. Aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr sollte der Patient zwei bis drei Wochen zuhause bleiben.

Diagnose & Verlauf

Der Augenarzt stellt die Diagnose anhand der sichtbaren Krankheitszeichen. Diese entwickeln sich meist innerhalb weniger Stunden. In der Regel wird zusätzlich ein Nukleinsäurenachweis als Diagnoseinstrument eingesetzt. Schnelltests sind nicht so zuverlässig wie das Laborergebnis.

Der Verlauf der Virusinfektion kann mit Gliederschmerzen und Schwächegefühl einhergehen. Ab dem vierten Tag nach den ersten Krankheitszeichen kann es zur Entzündung der Hornhaut kommen. Ist sie betroffen zeigt sich das zunächst durch kleine, punktförmige Veränderungen. Diese werden nach und nach größer.

Nach der akuten Phase können daraus Nummuli entstehen: Runde Trübungen in der Hornhaut, die zu einer Verminderung der Sehschärfe und gesteigerter Lichtempfindlichkeit führen. Es kann mehrere Wochen und Monate dauern, bis die Nummulie vollständig verschwunden sind. Die akute Phase der Augengrippe heilt innerhalb von drei bis sechs Wochen aus. Bei manchen Patienten kommt es im Anschluss zu Augentrockenheit, die behandlungsbedürftig ist.

Komplikationen

Das klinische Hauptsymptom der als Augengrippe bezeichneten Keratoconjunctivitis epidemica ist eine Entzündung der Bindehäute. Adenoviren dringen in die Schleimhäute der Augen ein und verursachen dort ohne vorherige Anzeichen Rötungen und Entzündungen. Die Ober- und Unterlider sind geschwollen, meistens sind auch die Lymphknoten vor den Ohren betroffen.

Die Patienten klagen über ein Fremdkörpergefühl in den Augen, die Sehfähigkeit wird jedoch nicht beeinträchtigt. Diese Symptome werden von starkem Tränenfluss und einer gewissen Lichtempfindlichkeit begleitet. Durch die Entzündung kommt es bei den meisten Patienten zu herunterhängenden unteren Augenlidern. Jeder zweite Patient ist nach vier Wochen auch von einer Hornhautentzündung betroffen.

Die Augengrippe verläuft überwiegend ohne Komplikationen und ist mit entsprechenden Medikamenten gut zu behandeln, so dass die Patienten keine Spätfolgen zu befürchten haben. In seltenen Fällen greift die Bindehautentzündung auf den Rachenraum, die oberen Atemwege, die Lungen, den Magen- und Darmtrakt und auf die Leber über. Im schlimmsten Fall kann es zu einer Hirn- und Hirnhautentzündung kommen.

Diese schweren Komplikationen treten jedoch äußerst selten auf, wenn eine Behandlung ausbleibt oder zu spät erfolgt. Adenoviren sind sehr widerstandsfähig und befinden sich überall in der Umgebung der erkrankten Personen. Charakteristisch für die Augengrippe ist daher die außerordentlich hohe Ansteckungsrate. Im häuslichen Bereich, in Schulen und Kindergärten kommt es regelmäßig zu Infektionswellen. In Form einer nosokomialer Infektion in Kliniken ist Keratoconjunctivitis epidemica meldepflichtig.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei einer Augengrippe muss auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden. Die Augengrippe selbst kann die Sehfähigkeit des Betroffenen stark negativ beeinträchtigen und im schlimmsten Falle zu einer Erblindung oder zu anderen irreversiblen Schäden an den Augen führen.

Aus diesem Grund ist eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sehr wichtig. In der Regel sollte der Arzt dann aufgesucht werden, wenn es zu einem Fremdkörpergefühl im Auge kommt und wenn die Augen dabei deutlich angeschwollen sind. Weiterhin sind die Augen nicht selten gerötet und können jucken oder tränen.

In den meisten Fällen halten die Beschwerden über mehrere Tage an und verschwinden dabei nicht von alleine. Auch eine plötzliche Sehschwäche oder eine starke Lichtempfindlichkeit kann ein Zeichen der Augengrippe sein und sollte auf jeden Fall untersucht werden. Weiterhin führt die Augengrippe auch zu einem allgemeinen Gefühl der Schwäche und Müdigkeit und nicht selten auch zu Gliederschmerzen. Auch die Hornhaut kann sich dabei entzünden und zu weiteren Beschwerden an den Augen führen. Die Augengrippe sollte direkt von einem Augenarzt behandelt werden.

Behandlung & Therapie

Die akuten Krankheitssymptome werden mit Tränenersatzmitteln behandelt. Bei sehr schweren Erkrankungen werden Antibiotika verabreicht, um die Verschlimmerung der Infektion zu verhindern.

Eine Behandlungsmöglichkeit für die Augengrippe selbst gibt es nicht. Unterschiedliche Forschungsergebnisse, die für eine unterstützende Therapie Möglichkeiten eröffnen, liegen allerdings vor. Eine Möglichkeit, die im Tierversuch teilweise zu einem Rückgang der Virenzahl geführt hat und damit die Übertragbarkeit und Verschlimmerung der Erkrankung reduzieren kann, ist Glanciclovir. Man kann es als Gel am Auge anwenden.

Die Gabe von Ciclosporin-A-Augentropfen in einem anderen Tierversuch verringerte das Auftreten starker Hornhauttrübungen, hatte jedoch einen ungünstigen Einfluss auf das umliegende Gewebe. Das Auftragen von antimikrobiellem Providon-Iod in Gelform oder die Verabreichung über Augentropfen war in einer kleinen klinischen Studie gut verträglich und führte zu einer kürzeren Krankheitsdauer. Außerdem entwickelten die Patienten nicht so viele Nummulie und die Virenkonzentration sank.

Ein Problem stellt die Behandlung von Nummulie dar, die nach Abklingen der eigentlichen Keratoconjunctivitis epidemica zurück bleiben. Hier kann der Arzt Steroidaugentropfen verabreichen. Das bessert die Beschwerden, führt aber oft dazu, dass die Symptome zurück kommen wenn man die Behandlung beendet. Auch bleibt das Virus länger aktiv. Außerdem können Nebenwirkungen und eine Steroidabhängigkeit entstehen. Alternativ kann die Anwendung eines Kalzineurin-Inhibitors versucht werden, was bei manchen Testpersonen zu einem leicht verbesserten Sehvermögen und Rückgang der Beschwerden geführt hat.

Auch die Gabe von Medikamenten, die die Aktivität des Immunsystems verringern, ist eine Option. Der Grund dafür ist, dass Nummuli aus Immunkomplexen (einem Gemisch aus Antigenen und Antikörpern) bestehen. Wenn Nummuli trotz dieser Behandlung noch nach mehreren Monaten bestehen, kommt die chirurgische Abtragung durch eine Laserbehandlung in Frage. Diese kann zu einer Verbesserung des Sehvermögens beitragen, ist aber nicht ohne Risiko.

Aussicht & Prognose

Im Normalfall ist bei einer Augengrippe von einer sehr guten Prognose auszugehen. Obwohl die Erkrankung sehr ansteckend ist und zahlreiche Beschwerden auslöst, gibt es gut erprobte und bewährte Behandlungsmöglichkeiten, die innerhalb kurzer Zeit zu einer Linderung der Beschwerden führen. Zusätzlich bewirken sie, dass der Patient innerhalb weniger Wochen als vollständig geheilt gilt.

Zu einer Verzögerung des Heilungsverlaufs kann es bei Patienten kommen, die keine medizinische Versorgung in Anspruch nehmen oder eine Unverträglichkeit gegenüber Antibiotika oder Augentropfen aufweisen. Dennoch gilt auch bei diesen Patienten, dass sie letztlich geheilt werden. Die Selbstheilungskräfte oder alternativen Möglichkeiten benötigen für den Genesungsprozess mehr Zeit. Trotz allem wird auch hier die Augengrippe zu einer Beschwerdefreiheit des Patienten führen. Je stärker das Immunsystem des Erkrankten ist, desto schneller und besser ist die Heilungsaussicht.

Die aufgetretenen Beeinträchtigungen entwickeln sich während der Therapie schrittweise zurück, bis sie vollständig verschwunden sind. Unbenommen der guten Prognose kann die Augengrippe im Laufe des Lebens erneut auftreten und die gleichen Beschwerden auslösen. Eine Wiederkehr ist jederzeit möglich, da es keine Möglichkeit gibt, sich lebenslang vor den Krankheitserregern zu schützen. Ein erneuter Ausbruch der Erkrankung wird nach den gleichen Vorgaben behandelt. Die ausgesprochen gute Prognose gilt auch hier.


Vorbeugung

Ordentliches Händewaschen ist eine wichtige Maßnahme. Auch die Desinfektion von Oberflächen und Händen ist hilfreich. In einer Studie hat sich gezeigt, dass Interferon-Augentropfen helfen können einer Infektion vorzubeugen, wenn man beispielsweise beruflich mit Erkrankten zu tun hat. Patienten mit Keratoconjunctivitis epidemica sollten außerdem isoliert werden, da sie bis zu zwei Wochen nach Krankheitsbeginn am zweiten Auge andere Menschen anstecken können.

↳ Weitere Informationen: Hausmittel gegen Augenentzündung

Nachsorge

Nur eine hinreichende Hygiene schützt vor der Augengrippe. Personen sollten sich deshalb niemals mit ungewaschenen Händen an den Augenbereich fassen. Dadurch gelangen die Erreger nämlich an das Sehorgan und lösen die typischen Symptome aus. Leben mehrere Personen in einem Haushalt, sollten Erkrankte in jedem Fall ein eigenes Handtuch nutzen und dieses regelmäßig wechseln.

Bis heute gibt es kein wirksames Mittel gegen die Augengrippe. Ist sie einmal abgeklungen, besteht keineswegs eine Immunität. Vielmehr kann die Erkrankung immer wieder auftreten. Erreger werden oft von Mensch zu Mensch übertragen. Schon beim Händeschütteln ist eine Ansteckung möglich. Auch belebte Orte bergen ein Risiko. In Bussen und Straßenbahnen werden die Erreger unmerklich über die Griffflächen übertragen.

In schweren Fällen sind manchmal mehrere Arzttermine notwendig. Dort wird überprüft, inwieweit die Entzündung abklingt. Um Komplikationen zu verhindern, haben sich kühlende Umschläge bewährt. Augentropfen können eine Gesundung beschleunigen. Tränenersatzpräparate mildern den Angriff auf die Bindehaut. Die Augengrippe heilt nach zwei bis vier Wochen vollständig aus. Weitere Einschränkungen liegen dann nicht vor.

Das können Sie selbst tun

Die Keratoconjunctivitis epidemica als infektiöse Entzündung der Augenbindehaut verläuft unvorhersehbar. Die Augengrippe, die viele Gemeinsamkeiten mit der echten Grippe aufweist, verfügt über keinerlei kausale Heilungsmöglichkeiten. Die Betroffenen müssen daher eine Spontanheilung abwarten, können sich selbst jedoch mit einfachen Mitteln während des Erkrankungszeitraums helfen.

Eine Milderung der Symptome können die Betroffenen mit kühlen Umschlägen erzielen. Die Umschläge kühlen angenehm den Augenbereich und sorgen für eine Linderung der Schwellungen und Entzündungen. Da die Augengrippe mit Entzündungserscheinungen an der Bindehaut einhergeht, können diverse Tränen-Ersatzpräparate für eine Abmilderung während der akuten Krankheitsphase sorgen. Die Augengrippe verbreitet sich über Schmierinfektion und ist hochinfektiös. Aus diesem Grund sollten die Betroffenen einen großen Wert auf eine Verhinderung der Infektionsausbreitung legen.

Im alltäglichen Leben sind Hygiene-Maßnahmen, allen voran die Desinfektion der Hände, unabdingbar. Innerhalb eines Zeitraumes von 14 Tagen nach dem Krankheitsbeginn besteht eine Infektiosität. Um sein Umfeld zu schützen, ist in diesem Zeitraum vermehrt auf eine entsprechende Hygiene, nach Möglichkeit auch eine Isolierung des Betroffenen, zu achten.

Auch die Handtücher des Betroffenen sollten nicht von anderen Personen benützt werden. Da der Körper mit der Entzündung an den Augen zu kämpfen hat, ist eine körperliche Schonung empfehlenswert. In den meisten Fällen klingt die Entzündung auch ohne Therapie innerhalb von zwei Wochen wieder ab.

Quellen

  • Burk, A. et al.: Checkliste Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Groß, U.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Thieme, Stuttgart 2009
  • Lang, G. K.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014

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