Augenkrebs

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Auch im Auge können sich bösartige Tumore bilden. Bei kleinen Kindern gehört das Retinoblastom zu dem am häufigsten vorkommenden Augentumor, Erwachsene haben mit dem bösartigen Tumor Aderhautmelanom zu kämpfen. Die Symptome, sowie mögliche Therapien hängen von der jeweiligen Krebsart ab. Im frühen Stadium sind beide Tumore durch eine angepasste Behandlung nahezu vollständig zu entfernen - unbehandelt führen sie allerdings zum Tod des Patienten.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Retinoblastom?

In den meisten Fällen kann der Augenkrebs erfolgreich behandelt werden, ohne das Augenlicht zu schädigen.
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Ein Retinoblastom zählt zu den mutationsbedingten, malignen Netzhauttumoren. Vor allem Kleinkinder (beider Geschlechter) sind von dem bösartigen Tumor betroffen. Bei frühzeitiger Entdeckung und Behandlung liegen die Heilungschancen bei rund 97 Prozent.

Ursachen

Fast die Hälfte aller Erkrankungen ist erblich bedingt. In der Regel wird ein beschädigtes Allel (Ausprägung eines bestimmten Gens auf einem Chromosom) vererbt, allerdings sind diese Menschen heterozygot (mischerbig) im Hinblick auf eine Mutation des Retinoblastom-Gens. Wird solch ein Gen geschädigt, verliert es die Fähigkeit zur Regeneration, was zu einem unkontrollierten Wachstum von Netzhautzellen führen kann.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Symptome bei Augenkrebs sind abhängig von der Art, der Größe und der Lage des Tumors. Oft bleiben die Tumore lange Zeit unbemerkt, bis sich erste Symptome zeigen. Nur beim sogenannten Retinoblastom kann es schon frühzeitig Anzeichen für eine Erkrankung geben. Ein typisches Symptom ist hier ein weißliches Aufleuchten der Pupille bei der Untersuchung des Auges mit einem Augenspiegel.

Da ein Retinoblastom eine angeborene erblich bedingte Erkrankung ist, kann dieses als Leukokorie bezeichnete Symptom bereits bei Neugeborenen auftreten. Manchmal ist das betroffene Auge gleichzeitig blind. Des Weiteren erscheint als häufiges Symptom auch ein sogenannter Strabismus (Schielen).

In selteneren Fällen kann es zu geröteten Augen, Entzündungen in der Augenhöhle, einem Glaukom, einer Irisverfärbung oder einer einseitigen Pupillenweitstellung kommen. Ein anderer bösartiger Augentumor, das Aderhautmelanom, verursacht zunächst keine Symptome. Es wird häufig zufällig entdeckt. In späteren Stadien der Erkrankung kann es jedoch zu deutlichen Einschränkungen der Sehleistung durch Netzhautablösung kommen.

Des Weiteren können bei Untersuchungen Veränderungen des Muttermals auf der Aderhaut festgestellt werden. Wie bei allen Melanomen kommt es in verschiedenen Organen zu Metastasen. Die entsprechenden Symptome richten sich nach dem betroffenen Organ. Bevorzugte Zielorgane für Metastasen gibt es jedoch nicht. Eine weitere Augenkrebsart, ein Basaliom am Augenlid, zeichnet sich durch gefleckte Knötchen aus, die manchmal verkrustet sind und bluten.

Diagnose & Verlauf

Ein Retinoblastom wird meistens durch eine Spiegelung des Augenhintergrunds (Ophthalmoskopie) oder anhand des amaurotischen Katzenauges diagnostiziert. Mittels Blutanalysen des betroffenen Patienten können Aussagen gemacht werden, ob es sich um eine familiäre Form eines Retinoblastoms handelt. Bei frühzeitiger Diagnose sind die Heilungschancen sehr hoch und das Sehvermögen sollte zu seinem ursprünglichen Zustand zurückkehren. Unbehandelt führt der Tumor zum Tod.

Komplikationen

Das Risiko von Komplikationen bei Menschen, die an Augenkrebs erkrankt sind, hängt wesentlich von der Entwicklung des Tumors ab. Entscheidend sind hierbei seine Größe, die betroffenen Teile des Auges und die Ausbildung von Tochtergeschwülsten. Aus diesem Grund sind frühzeitige Erkennung und Behandlung wichtig. In den meisten Fällen kann der Augenkrebs dann erfolgreich behandelt werden ohne das Augenlicht zu schädigen.

Unbehandelt führt die Erkrankung dagegen zum Tod. Komplikationen treten unter anderem dann auf, wenn das Retinoblastom in die Netzhaut einwächst. Dann können verschiedene Symptome, wie eine Netzhautablösung, auftreten, die das Sehvermögen immer weiter verschlechtern. Ab einem bestimmten Grad entscheidet sich der Arzt gegen die Therapieformen, die das Sehvermögen nicht schädigen, und für einen operativen Eingriff. Dabei wird das gesamte Auge entfernt.

In jedem Fall, also auch bei anderen Formen der Therapie, können aber bleibende Schäden am Auge entstehen. Besonders gefährlich wird es, wenn der Tumor Tochtergeschwülste, sogenannte Metastasen, entwickeln. Dies geschieht, wenn das Krebsgeschwür in die Blutgefäße des Auges einwächst und dort über den Blutkreislauf streut. Am häufigsten sind in diesem Fall Leber und Knochen betroffen. Neben der Behandlung des Auges müssen weitere Therapiemaßnahmen ergriffen werden, wie zum Beispiel eine Chemotherapie, die deutlich aggressivere Nebenwirkungen aufweist.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung eines Retinoblastoms hängt vom Stadium der Erkrankung ab. Kleinere Tumore können per Strahlentherapie behandelt werden. Befindet sich das Retinoblastom im fortgeschrittenen Stadium, muss der Augapfel entfernt werden (Enukleation). Nach erfolgreicher Operation wird dieser durch eine Augenprothese ersetzt.

Vorbeugung

Der Erkrankung an einem Retinoblastom kann kaum vorgebeugt werden, da sich die spontanen Mutationen nicht verhindern lassen. Sollten Augenkrebserkrankungen bereits in der Familie vorliegen, ist es ratsam, dass Kinder in regelmäßigen Abständen zu Vorsorgeuntersuchungen gehen.

Aderhautmelanom

Was ist ein Aderhautmelanom?

Das Aderhautmelanom ist mit 1:100.000 der am häufigsten vorkommende bösartige Tumor im Auge. Der schwarzbraune Tumor besteht aus melaninhaltigen (pigmenthaltigen) Zellen, welcher meist erst in fortgeschrittenen Stadien erkannt wird.

Ursachen

Verschiedene Untersuchungen am Auge haben gezeigt, dass die metastasierende Erkrankung vor allem mit genetischen Veranlagungen zusammenhängt. Hierbei handelt es sich um den Verlust eines Chromosoms 3, auch Monosomie 3 genannt. Weitere Ursachen sind bisher nicht bekannt – einige Vermutungen gehen in die Richtung, dass UV-Strahlung sowie eine geringe Anzahl an Pigmenten die Erkrankung im Auge begünstigt.

Diagnose & Verlauf

Zur Diagnose wird eine Netzhautspiegelung durchgeführt, anschließend kommt es zur Verdachtsdiagnose. Die Höhe und Ausdehnung des Tumors wird mittels einer Ultraschalluntersuchung bestimmt. Gutartige Veränderungen, wie z.B. Zysten, lassen sich damit abgrenzen. Darüber hinaus liefert auch die Visualisierung der Blutgefäße in der Aderhaut (Fluoreszenzangiografie) erste Hinweise auf ein Aderhautmelanom.

Häufig werden Aderhautmelanome erst bei routinemäßigen Augenuntersuchungen festgestellt. Davor kommt es oft zu starken Veränderungen der Sehleistung des betroffenen Patienten. Dies wird generell durch eine Netzhautablösung bewirkt.

Behandlung & Therapie

Ist der Tumor nicht zu groß, erfolgt die Behandlung durch örtliche Bestrahlung (Brachytherapie). Dazu wird ein radioaktives Plättchen auf das betroffene Auge genäht und für einige Tage an der Stelle belassen. Falls der Tumor bereits ein gewisses Stadium überschritten hat, kommt es zur Bestrahlung mit Protonen (Teletherapie).

Sollte diese Behandlung keine Wirkung zeigen oder ist das Aderhautmelanom bereits zu groß, bleibt lediglich die chirurgische Entfernung des Augapfels (Enukleation) übrig.

Durch die stabile Hülle des Auges, die sogenannte Lederhaut (Sklera), sind die Heilungsaussichten bei dieser Form von Augenkrebs recht hoch.

Aussicht & Prognose

Bei einer frühzeitigen Diagnose und Behandlung des Augenkrebses bestehen für den Patienten gute Heilungschancen. Eine vollständige Genesung ist möglich, wenn es sich um einen kleinen Tumor im Auge handelt und keine Ausbreitung der Krebszellen im Organismus stattgefunden hat.

Ein frühzeitiges Entfernen des erkranktes Gewebes im Auge erhöht die Aussichten auf die Erhaltung der gewohnten Sehkraft und einer vollständigen Regeneration. Mit bis zu 95% wird der Augenkrebs bei einem frühen Therapiebeginn mit den derzeitigen medizinischen Möglichkeiten ohne weitere Komplikationen geheilt.

Befindet sich die Tumorerkrankung in einem fortgeschritten Stadium, sinken die Aussichten auf eine vollumfängliche Beschwerdefreiheit. Der Augenkrebs wird häufig auch in einem späteren Krankheitsstadium erfolgreich behandelt und geheilt, jedoch kann es zu dauerhaften Beeinträchtigungen des Sehvermögens kommen. In besonders schweren Fällen kann das erkrankte Auge ohne eine Option auf Veränderung erblinden.

Bleibt der diagnostizierte Augenkrebs über eine lange Zeit trotz starker Beeinträchtigungen unbehandelt, wächst der Tumor unaufhörlich weiter an. Parallel steigt damit das Risiko eines tödlichen Krankheitsverlauf. Die Krebszellen können über die Gefäße und Blutbahnen von der ursprünglichen Stelle an andere Orte des Organismus transportiert werden. Dort haben sie ebenfalls die Fähigkeit sich auszubreiten. Metastasen bilden sich und neue Krebsformen entstehen. Diese verringern die Aussicht auf eine Heilung wesentlich.


Vorbeugung

Eine Vorbeugung vor einem Aderhautmelanom ist wie auch bei einem Retinoblastom sehr schwer durchzuführen. Die Augenkrebserkrankung lässt sich hauptsächlich durch Vorbeugeuntersuchungen in regelmäßigen Abständen verhindern. Durch die guten Heilungschancen ist dies auch dringend zu empfehlen. Insbesondere Personen, bei denen es in der Familie bereits solche Tumorerkrankungen gegeben hat, sollten sich regelmäßig beim Augenarzt untersuchen lassen.

Nachsorge

Entsprechende Nachsorgeuntersuchungen sind bei einer Augenkrebserkrankung von großer Wichtigkeit. Unmittelbar nach überstandener Krankheit sollten in kurzen Abständen regelmäßige Untersuchungen stattfinden, ob der Krebs eventuell zurückkehrt. Umso früher eine Rückkehr der Erkrankung erkannt wird, desto besser stehen die Chancen auf eine vollständige und zeitnahe Genesung.

Verzichtet die betroffene Person allerdings auf solche Nachuntersuchungen, dann wird dadurch ein unnötiges Risiko in Kauf genommen. Diese Art von Krebs kann sich innerhalb kürzester Zeit im gesamten Körper ausbreiten. Nur mit regelmäßigen Untersuchungen kann eine frühzeitige Rückkehr der Erkrankung erkannt und entsprechend behandelt werden.

Sogar mehrere Monate oder Jahre nach überstandener Krankheit, sollte diese Nachsorgeuntersuchungen eingehalten werden. Betroffene Personen, die diese Krebsform überstanden haben, sind stets einer erhöhten Gefahr ausgesetzt. Um dieser Gefahr entgegenzuwirken, sollte regelmäßig ein entsprechender Arzt aufgesucht werden.

Eine Augenkrebs-Erkrankung kann sogar viele Jahre nach vermeintlicher Genesung wiederkehren. Wer dieses Risiko vermeiden möchte, sollte nicht auf eine entsprechende Nachsorge verzichten. Im Extremfall kann eine strickt eingehaltene Nachsorge sogar lebensrettend sein. Daher darf diese Art der Untersuchung keineswegs auf die lange Bank geschoben werden. Umso kürzer die Abstände zwischen den Untersuchungen, desto geringer das Risiko einer erneuten Erkrankung.

Das können Sie selbst tun

Beim Verdacht auf Augenkrebs muss zunächst ein Arzt konsultiert werden. Welche Maßnahmen der Patient selbst ergreifen kann, um die Genesung zu fördern, hängt von Art und Ausprägung der Krebserkrankung ab.

Wird der Tumor frühzeitig erkannt, genügen oft wenige Strahlenbehandlungen, um ihn vollständig zu zerstören. Der Patient sollte sich währenddessen schonen und darüber hinaus die Vorgaben des Arztes einhalten. Typischerweise wird auch eine Diät durchgeführt. Meist besteht ein verringerter Appetit, weshalb Nahrungsergänzungsmittel sowie kalorienreiche Speisen eingenommen werden müssen. Dadurch und durch regelmäßige Flüssigkeitszufuhr wird sichergestellt, dass während der anstrengenden Strahlentherapie keine Mangelerscheinungen auftreten.

Sollten sich Sehstörungen oder anderweitige Komplikationen einstellen, muss umgehend der zuständige Arzt informiert werden. Womöglich muss die Medikation umgestellt werden oder aber die Therapie schlägt nicht an. In jedem Fall ist während der Behandlung eine enge Rücksprache mit dem Arzt notwendig, damit die Therapie regelmäßig auf den Gesundheitszustand des Betroffenen und das Stadium der Erkrankung eingestellt werden kann.

Eine Krebserkrankung wirkt sich oft auch auf die seelische Verfassung des Betroffenen aus. Darum sollte neben der ärztlichen Behandlung auch eine psychologische Therapie in Anspruch genommen werden. Der Therapeut kann auf Wunsch auch den Kontakt zu anderen Betroffenen knüpfen oder den Patienten an eine Selbsthilfegruppe verweisen.

Quellen

  • Burk, A. et al.: Checkliste Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Dahlmann, C., Patzelt, J.: Basics Augenheilkunde. Urban & Fischer, München 2014
  • Preiß, J. et al.(Hrsg.): Taschenbuch Onkologie. Zuckschwerdt, München 2014

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