Aderhautmelanom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Begriff Aderhautmelanom bezeichnet eine bösartige Tumorbildung im Auge. Es handelt sich dabei um einen Primärtumor, der direkt im Auge selbst entsteht und meist Menschen in fortgeschrittenem Alter betrifft. Das Aderhautmelanom ist die häufigste Krebserkrankung im Auge.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Aderhautmelanom?

Der Begriff Aderhautmelanom bezeichnet eine bösartige Tumorbildung im Auge.

Unter der Bezeichnung Aderhautmelanom verstehen Mediziner eine Krebserkrankung des Auges, bei der sich ein bösartiger Tumor bildet.

Dieser entsteht unmittelbar auf der Aderhaut (Choroidea), woher sich auch der Name der Erkrankung ableitet. Es handelt sich hierbei um die am häufigsten auftretende Krebsart im Auge: Statistiken besagen, dass sie bei 100000 Menschen ca. 6x vorkommt. Am meisten sind Personen betroffen, die das 50. Lebensjahr überschritten haben; eine besondere Häufung ist zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr zu beobachten.

Die Erkrankung wird oftmals erst in einem fortgeschrittenen Stadium festgestellt. Ungefähr die Hälfte der diagnostizierten Aderhautmelanome werden daher erst behandelt, wenn sich bereits Metastasen in anderen Organen gebildet haben.

Ursachen

Die Ursachen für ein Aderhautmelanom sind noch nicht vollständig bekannt. Die Erkrankung entsteht immer dann, wenn melaninhaltige Zellen in der Aderhaut zu entarten beginnen und im Verlauf zu einem bösartigen Gewebewachstum führen.

Warum es bei manchen Menschen zu dieser Entartung der Zellen kommt, konnten Wissenschaftler bisher noch nicht eindeutig feststellen. Es wird vermutet, dass UV-Strahlung einen Einfluss auf die Entstehung der Krebserkrankung hat.

Allerdings wird dieser Einfluss geringer eingeschätzt als etwa bei der Bildung von Hautkrebs (cutanes Melanom). Auch ein geringes Vorhandensein von Pigmenten soll in Zusammenhang mit der Anfälligkeit für ein Aderhautmelanom stehen. Hellhäutige Menschen sind Statistiken zufolge etwa 150x häufiger von der Krankheit betroffen.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Ein Aderhautmelanom ruft zunächst keine eindeutigen Symptome hervor. Erst mit dem Fortschreiten der Erkrankung kommt es zu unterschiedlichen Beschwerden, die hauptsächlich die Sehkraft betreffen. So leiden die Betroffenen oft unter Sehbeschwerden wie zum Beispiel Doppelbilder oder einem verschwommenen Blick. Meist tritt auch ein Schatten im Gesichtsfeld auf, ein sogenannter Skotom.

Dieser äußert sich durch eine subjektive Verdunkelung des Gesichtsfelds auf einer oder beiden Seiten, die im Verlauf der Erkrankung zunimmt und schließlich zu einer dauerhaft eingeschränkten Sehleistung führt. Daneben kann ein Aderhautmelanom zu einer verzerrten Wahrnehmung, einer Verschlechterung der Weitsicht oder einer Makropsie führen, bei der Objekte größer wahrgenommen werden als sie sind.

In Einzelfällen kann der Tumor durch die Lederhaut brechen, was sich etwa durch Schmerzen und eine akute Verschlechterung der Sehkraft bemerkbar macht. Wenn das Melanom in andere Teile des Körpers streut, können weitere Beschwerden auftreten. Je nachdem, welche Körperregion betroffen ist, kann es zu Funktionsausfällen der inneren Organe, der Knochen oder der Haut kommen. Auch Lunge und Haut können betroffen sein. Eine Metastasierung kann sich in Form von Druckschmerzen, Lähmungserscheinungen, Sensibilitätsstörungen und eine generelle Abnahme der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit äußern.

Diagnose & Verlauf

Ein Aderhautmelanom wird von den betroffenen Personen oftmals erst bemerkt, wenn die Erkrankung bereits fortgeschritten ist. Wird ein Arzt hinzugezogen, weil es zu Beschwerden wie Sehverschlechterungen oder dem Sehen von Schatten kommt, kann dieser den Tumor nicht selten bereits bei einer allgemeinen Untersuchung des Auges erkennen.

Mithilfe einer Ultraschalluntersuchung, der sogenannten Echografie, können die Größe und die genaue Lage des Tumors bestimmt werden. Wird ein Aderhautmelanom nicht behandelt, kommt es nach den Sehstörungen im weiteren Verlauf zu Schmerzen und eventuell zu einer Ablösung der Netzhaut.

Bei Fortschreiten der Erkrankung kann der Patient sein Auge verlieren. Bilden sich Metastasen, die sich ausbreiten und etwa die Leber erreichen, kann die Krankheit tödlich verlaufen.

Komplikationen

Eine Behandlung des Aderhautmelanoms ist unbedingt notwendig und sollte baldmöglichst erfolgen. Wird keine Behandlung durchgeführt, kann das Auge nicht gerettet werden. Da sich Geschwülste im Körper bilden können, tritt schlimmstenfalls der Tod ein.

Zu den gängigen Behandlungsmethoden zählt die Strahlentherapie. Das Auge bleibt erhalten. Komplikationen dieser Behandlung bestehen darin, dass der Sehnerv selbst eine zu hohe Strahlendosis erhalten hat. Dies kann zu einem teilweisen oder sogar völligen Verlust des Sehvermögens führen.

Eine andere Behandlungsmöglichkeit ist die Bestrahlung mit einem Teilchenstrahl aus Kernen des Wasserstoff-Atoms. Vorteil hierbei ist, dass nahezu nur der Tumor bestrahlt werden kann und das benachbarte Gewebe verschont bleibt. Allerdings ist nicht jeder Tumor mit dieser Methode therapierbar, da es hierbei auf Größe und Lage dessen ankommt.

Eine letzte Behandlungsmöglichkeit ist die Entfernung des Auges (Enukleation). Der Tumor ist in diesem Fall entfernt, jedoch gibt es keine völlige Sicherheit, dass sich nicht bereits Tochtergeschwülste gebildet haben. Wesentlicher Nachteil ist natürlich der unwiderrufliche Verlust der Sehfähigkeit. Nach dem Eingriff können Schmerzen auftreten. Außerdem, wenn auch eher selten, besteht die Möglichkeit der Bildung eines Blutergusses sowie einer Infektion, die möglicherweise die Entfernung des eingesetzten Implantates notwendig macht.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Einhergehend damit, dass es sich um eine Tumorerkrankung mit einem hohen Risiko der Metastasenbildung handelt, ist ein Gang zum Arzt dringend anzuraten. Tritt plötzlich eine verschwommene Sicht oder eine generell verschlechterte Sehkraft ein, wie es im Falle eines malignen uvealen Melanoms häufig vorkommt, ist der Gang zum Augenarzt anzuraten.

Vor allem hellhäutige Menschen, die bereits Muttermale an der Aderhaut haben, stellen eine Risikogruppe dar. Die meisten Aderhautmelanome werden allerdings bei Routineuntersuchungen zufällig entdeckt.

Wird ein Aderhautmelanom für wahrscheinlich gehalten, sollte der Betroffene nicht darauf verzichten, dieses möglichst zügig - auch durch Entnahme einer Gewebeprobe - genauer abklären zu lassen. Es hat sich gezeigt, dass die Form des Aderhautmelanoms, in welchem die Zellen eine Monosomie 3 aufweisen, besonders zur Metastasenbildung neigen. Untersuchungen auf eventuell vorhandene Metastasen sollten folgen.

Ein Aderhautmelanom kann bei ungünstiger Lage und Form zu einer Reihe von Komplikationen führen, die vor allem die Besiedlung anderer Organe mit Krebszellen involvieren. Entsprechend sollten Therapien gegen das Melanom nicht aufgeschoben werden. Hier stehen den Betroffenen viele Behandlungsmethoden offen, deren Wirksamkeit von der genauen Art des Tumors bestimmt wird.

Begleitend steht bei der Therapie und auch während der augenärztlichen Nachsorge eine Untersuchung der Leber an, denn diese ist besonders oft von der Metastasenbildung betroffen.

Behandlung & Therapie

Wurde ein Aderhautmelanom diagnostiziert, wird der behandelnde Arzt eine entsprechende Behandlung einleiten. Ist der Tumor noch nicht zu groß gewachsen, kann er mit einer örtlichen Strahlentherapie behandelt werden (dies wird Brachytherapie genannt).

Zu diesem Zweck wird unter lokaler Betäubung ein radioaktives Plättchen auf das Auge aufgenäht und verbleibt dort bis zu 14 Tagen. Alternativ kann der Tumor auch von außen mit einer Protonenstrahlentherapie behandelt werden. Diese Therapie eignet sich auch für größere Tumore. Bieten sich sämtliche Arten von Bestrahlungen nicht an, kann das bösartige Geschwür unter Umständen auch chirurgisch entfernt werden.

Scheitern alle diese Behandlungsmethoden, muss das Auge vollständig entfernt werden (Enukleation), um ein Ausbreiten des Krebses in den restlichen Organismus zu verhindern. Selbst nach einer erfolgreichen Therapie eines Aderhautmelanoms muss regelmäßig eine umfassende körperliche Untersuchung stattfinden, um Tochtergeschwulste auszuschließen. Da auch das Aderhautmelanom in seltenen Fällen selbst eine Tochtergeschwulst für eine an einem anderen Ort bestehende Krebserkrankung sein kann, ist die genaue Allgemeinuntersuchung auch bereits vor Beginn der Therapie anzuraten.

Wird die Krankheit früh genug diagnostiziert und behandelt, stehen die Chancen auf eine vollständige Heilung sehr gut, da der Krebs sich allgemein recht lange nur auf das Auge beschränkt, bevor es zur Bildung von Metastasen kommt.

Neuere Erkenntnisse zur Metastasierungswahrscheinlichkeit der Universitätsklinikum Essen und der Charité Berlin deuten hingegen ein anderes Bild: Das Aderhautmelanom kann hiernach schon sehr früh Mikrometastasen bildet und die Metastasierung erfolgt fast ausschließlich aufgrund einer Monosomie 3. Somit ist es also nicht von der Früherkennung des Tumors noch von seiner Größe abhängig.

Aussicht & Prognose

Durch das Aderhautmelanom kommt es in den meisten Fällen zu starken Einschränkungen an den Augen. Dabei bilden sich vor allem Sehstörungen aus, wobei auch eine Sehschwäche ausgebildet werden kann, die vorher nicht vorhanden war. Der Alltag des Betroffenen wird durch das Aderhautmelanom erschwert. In vielen Fällen treten auch psychische Beschwerden auf, da die Patienten Angst vor einer vollständigen Erblindung haben. In der Regel erblindet der Betroffene am Auge komplett, wenn keine Behandlung eingeleitet wird.

Bei der Behandlung wird in vielen Fällen eine Bestrahlung eingeleitet, welche allerdings auch umliegendes Gewebe beschädigen kann. Dabei wird zwar die Grunderkrankung entfernt, allerdings kann der Betroffene an weiteren Sehbeschwerden leiden. Im allerschlimmsten Fall muss das Auge des Patienten komplett entfernt werden. Anschließend können Implantate verwendet werden, um diese Beschwerden zu lindern.

Allerdings ergibt sich in vielen Fällen ein positiver Krankheitsverlauf, wenn die Behandlung frühzeitig eingeleitet wird. Es kommt dabei zu keinen weiteren Komplikationen. Die Lebenserwartung wird in der Regel nicht eingeschränkt, da sich der Tumor nicht sonderlich weit ausbreiten kann.


Vorbeugung

Da es sich beim Aderhautmelanom um eine Krebserkrankung handelt, deren Ursachen noch nicht genau bekannt sind, ist eine Vorbeugung im eigentlichen Sinne nicht möglich. Treten aber erste Anzeichen wie eine Verschlechterung des Sehvermögens auf, sollte zeitnah ein Arzt aufgesucht werden, um die genaue Ursache zu ermitteln und gegebenenfalls eine Therapie einzuleiten.

Nachsorge

Eine direkte Nachsorge ist bei einem Aderhautmelanom in den meisten Fällen nicht möglich. Der Tumor muss dabei so schnell wie nur möglich aus dem Auge entfernt werden, damit es nicht zu weiteren Komplikationen oder zu einer Metastasierung kommt. Eine frühe Diagnose und Behandlung des Aderhautmelanoms wirken sich dabei sehr positiv auf den weiteren Verlauf der Erkrankung aus.

In der Regel wird die Erkrankung mit Hilfe einer Strahlentherapie oder durch einen operativen Eingriff behandelt. Dabei sollte der Betroffene darauf achten, seinen Körper zu schonen und sich nach der Therapie oder nach dem Eingriff auszuruhen. Von anstrengenden Tätigkeiten oder anderen körperlichen Anstrengungen und körperlichen Betätigungen ist dabei abzusehen.

Vor allem die Region der Augen muss bei einem Aderhautmelanom geschützt und mit Sorgfalt behandelt werden. In der Regel kommt es nicht zu einer Ausbreitung des Tumors in die weiteren Regionen des Körpers. Allerdings sind regelmäßige Untersuchungen trotzdem sehr sinnvoll und sollten auf jeden Fall von einem Arzt durchgeführt werden.

Da der Tumor auf die Sehkraft des Betroffenen negativ beeinträchtigen kann, muss der Patient eine Sehhilfe tragen, um diesen Beschwerden entgegenzuwirken. In den meisten Fällen ist die Lebenserwartung des Betroffenen durch das Aderhautmelanom nicht negativ beeinflusst.

Das können Sie selbst tun

Nach der Diagnose Aderhautmelanom können die Patienten selbst einiges tun, um das Krebsleiden anzunehmen und trotz der Erkrankung ein ausgefülltes Leben zu führen. Wichtig ist ein aktiver Lebensstil mit viel Bewegung und einer Krebsdiät, die an die jeweiligen Symptome und Beschwerden angepasst ist.

Die Patienten sollten die eigenen Erfahrungen miteinbeziehen und anhand dessen eine Ernährungsumstellung vornehmen, die den Heilungsverlauf unterstützt. Mögliche Diäten sind beispielsweise die ketogene Ernährung, welche sich aus Fett, Eiweiß und wenig Kohlenhydraten und Zucker zusammensetzt sowie die Öl-Eiweiß-Kost mit öl- und eiweißhaltigen Produkten. Die Patienten können gemeinsam mit dem Arzt eine geeignete Diät ausarbeiten. Ebenso wichtig wie eine gesunde und aktive Alltagsgestaltung ist der Austausch mit anderen Betroffenen.

Selbsthilfegruppen für Aderhautmelanom-Patienten sind eine erste Anlaufstelle, bei der Krebspatienten sich austauschen und Informationen sammeln können. Gute Alternativen sind Internetforen oder auch ein beratendes Gespräch bei einem Psychoonkologen. Ein Aderhautmelanom kann heutzutage gut behandelt werden und die Erkrankten sollten diesen Umstand nutzen, um durch Hobbys und einen ausgefüllten Alltag ihr Wohlbefinden zu steigern. Dies hilft auch bei der Genesung und lindert Schmerzen, Depressionen und andere Begleiterscheinungen der Erkrankung und Therapie.

Quellen

  • Burk, A., Burk, R.O.W.: Checkliste Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014
  • Grehn, F.: Augenheilkunde. Springer, Heidelberg 2011
  • Hiddemann, W., Bartram, C.R. (Hrsg.): Die Onkologie (Teil 1: Epidemiologie, Pathogenese, Grundprinzipien der Therapie). Springer, Berlin 2010

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