Beinwell

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Beinwell, das Universalheilkraut der altertümlichen Volksmedizin, hat viele Namen und hilft mit seinen heilkräftigen Pflanzenstoffen bei unzähligen körperlichen Beschwerden. Bereits vor über 2000 Jahren verwendeten die alten Griechen und Römer Beinwell als allseits bewährtes innerliches und äußerliches Naturheilmittel. Auch heute noch findet Beinwell als traditionelles Arzneimittel der Ethnobotanik vielfältige und weit verbreitete Anwendung.

Vorkommen & Anbau von Beinwell

Beinwell war jahrhundertelang der Erste Hilfe-Retter bei Knochenbrüchen, offenen Wunden und Verletzungen von Sehnen und Bändern.
Beinwell (lat. Symphytum), volkstümlich auch Gemeiner Beinwell, Beinwurz, Bienenkraut, Milchwurz, Schwarzwurz, Wallwurz, Wundallheil oder Hasenlaub genannt, ist mit etwa 40 verschiedenen Arten in Europa, Asien und Nordafrika vertreten. Der bekannteste und offiziell als Heilpflanze anerkannte Vertreter aus der Familie der Raublatt- oder Borretschgewächse (Boraginaceae) ist der Echte Beinwell (Symphytum officinale). Sowohl die heute verbreitete griechische Bezeichnung Symphytum als auch der früher gebräuchliche lateinische Gattungsname Consolida bedeuten übersetzt „Zusammenwachsen“.

Beinwell war jahrhundertelang der Erste Hilfe-Retter bei Knochenbrüchen, offenen Wunden und Verletzungen von Sehnen und Bändern. Schon der englische Arzt und Apotheker Nicholas Culpeper vermerkte im 17. Jahrhundert: „Beinwell hat solche Kraft zu heilen und zusammenzufügen, dass zerteilte Fleischstücke wieder zusammenwachsen, wenn man sie mit Beinwell in einem Topf kocht.“

Wirkung & Anwendung

Der Echte Beinwell ist eine sommergrüne, krautige, buschige und ausdauernde Pflanze, die eine Wuchshöhe zwischen 30 und 60 Zentimetern, selten bis 150 Zentimeter, erreicht. Ihre Stängel und Blätter sind hart und borstig behaart. Die Blütezeit mit vielen, üppig blühenden Doppelwickeln ist von Mai bis September. Das schnellwüchsige Beinwurz schätzt sonnige bis halbschattige Böden, insbesondere stickstoffhaltige, feuchte Lehmböden an Bachufern, Moorwiesen und Waldrändern bis in 1000 Meter Höhenlage.

Beinwell bildet traubenförmige Blütenstände mit violetten bis purpurfarbenen Blüten. Sein Verbreitungsgebiet in Eurasien reicht von Österreich über Spanien bis China. Frische Beinwellblätter weisen einen konzentrierten, biologisch hochwertigen Proteinanteil auf - vergleichbar mit tierischem Eiweiß. In der Schweiz werden noch heute Beinwellblätter in Teig gebacken. Die großen, rollbaren Blätter sind gut zum Einwickeln geeignet.

Früher wurden im deutschsprachigen Raum die getrockneten Blätter der Heilpflanze sogar als Tabakzutat verwendet. In der heutigen Pflanzenheilkunde wird zumeist der Wurzelstock verarbeitet. Die beste Erntezeit für die Wurzeln sind März und April und die Herbstmonate Oktober und November. Frische oder getrocknete Wurzeln sind in der modernen Schulmedizin als Arzneimittel anerkannt. Diese enthalten neben den Beinwellblättern eine Fülle an wertvollen Pflanzenwirkstoffen.

Die äußerlichen Anwendungsbereiche des altbewährten Heilkrauts sind äußerst vielfältig. Seine Wurzeln und Blätter enthalten hochkonzentrierte Aktivstoffe wie das kosmetisch und medizinisch erprobte Schönheitsmittel Allantoin zur Beschleunigung des Zellaufbaus und Anregung der Zellregeneration. Durch seinen besonders hohen Allantoin-Gehalt wird Beinwurz bei sogenannten stumpfen Traumen eingesetzt. Seine stark abschwellenden, entzündungshemmenden und schmerzlindernden Eigenschaften werden insbesondere dem Hautpflegewirkstoff Allantoin zugeschrieben.

Zudem ist Beinwell reich an wertvollen, arzneilich wirksamen Schleim- und Gerbstoffen, Flavonoiden, Kieselsäure, Rosmarinsäure, Asparagin, Vitamin B12, Cholin, Sterolen und Tripertenen. Apotheken, Heilkräutershops und Hersteller von Naturarzneien offerieren zumeist praktische Fertigpräparate wie Salben („Kytta-Salbe“), Gele und Cremes. Beliebt sind auch Zubereitungen für Wickel, Salbenumschläge, Umschläge mit Beinwellextrakt oder Beinwelltee und Breipackungen.

Vorsicht ist grundsätzlich bei Rezeptanleitungen zum Selbstanrühren geboten, denn auch äußerlich anwendbare Darreichungsformen unterliegen medizinischen Beschränkungen. Im Zweifelsfall sollte vor unkontrollierten Selbsttherapien fachärztlicher Rat eingeholt werden. Echter Beinwell ist ein überaus potentes Ethnobotanikum.

Selbst die naturverbundenen Indianerstämme Amerikas erkannten schon früh seine heilkräftigen Wirkweisen. Beinwell weist adstringierende, beruhigende, entzündungshemmende, blutstillende, blutbildende, wundheilende, kühlende, lindernde und schmerzstillende Eigenschaften auf.

Das altüberlieferte naturheilkundliche Wissen macht sich diese umfassenden und wissenschaftlich belegten Heilkräfte seit langem zu Nutze. Nicht nur auf traditionelle Weise wird Beinwell als Wundheilmittel bei schlecht heilenden Abszessen, bei Knochenbrüchen, Sehnenscheidenentzündungen oder Drüsenschwellungen eingesetzt.

Er findet auch Verwendung als kraftvolles pflanzliches Therapeutikum bei einer Vielzahl von Krankheiten und Verletzungen: unter anderem bei Abszessen, Brandwunden und Blutergüssen, ebenso bei Arthrose, Gastritis und Diabetes mellitus. Beschwerden mit Krampfadern, dem Ischias oder Geschwüren können gelindert werden. Auch bei Atemwegserkrankungen wie Asthma, Lungenentzündung und Bronchitis ist der Beinwell ein bewährtes natürliches Heilmittel.

Bedeutung für die Gesundheit, Behandlung & Vorbeugung

Aus der Volksheilkunde überlieferte Beinwell-Rezepturen und traditionelle Zubereitungen zur innerlichen Anwendung in Form von Tees oder Tinkturen sind mittlerweile aus der Naturheilkunde-Praxis verschwunden. Der Grund: Beinwell enthält wechselnde Mengen an krebserregenden Pyrrolizidinalkaloiden. Diese Alkaloide wurden in Tierversuchen zwar als leberschädigend und krebsverursachend eingestuft, sind in minimaler Dosierung jedoch gesundheitlich unbedenklich. In Deutschland ist der innerliche Gebrauch von Beinwell-Produkten nur eingeschränkt zugelassen.

In Nordamerika werden Präparate zur oralen Verabreichung bereits seit längerer Zeit nicht mehr vermarktet. Seit den 1990er Jahren gibt es Beinwell-Zuchtpflanzenarten ohne schädigende Alkaloide und auch der Handel präsentiert alkaloidfreie Fertigpräparate zur risikolosen innerlichen Anwendung. Der Futter-Beinwell ("Symphytum xuplandicum") ist eine aus Asien stammende, inzwischen europaweit eingebürgerte Nutz- und Futterpflanze, die auch hierzulande beheimatet ist.

Dieser dient als Nahrungsgrundlage für Bienen und liefert organisch stickstoffreiches, hochwertiges Kompostier- und Mulchmaterial. Auch beim Futter-Beinwell werden Pflanzenteile aus Blättern und Wurzelstock für medizinische Zwecke verwendet. Futter-Beinwell wird in Salbenform zur Wundheilung und bei Muskel- und Gelenkschmerzen eingesetzt. Auch wenn Beinwell als schnell wachsende Nutzpflanze im eigenen Kräutergarten selbst gezüchtet werden kann - als Nahrungsmittel darf diese nicht verwertet werden!


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