Blutgruppenbestimmung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 22. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Mithilfe der Blutgruppenbestimmung kann ein Mensch einer Blutgruppe im A-B-0- oder einem anderen System zugeordnet werden. Am häufigsten werden bei der Blutgruppenbestimmung Angaben zur A-B-0-Blutgruppe sowie zum Rhesusfaktor gemacht.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Blutgruppenbestimmung?

Die Kenntnis der Blutgruppe ist entscheidend im Falle einer notwendigen Bluttransfusion, da dabei bestimmte Eigenschaften des Spender- und Empfängerbluts miteinander übereinstimmen müssen.

Es gibt eine Reihe von Blutgruppensystemen, von denen einige heute als veraltet gelten und andere immer noch verwendet werden, um die Kompatibilität des Blutes zweier Menschen zu bestimmen. Die heutige Blutgruppenbestimmung ist ein festgelegter Untersuchungsgang, der in den Richtlinien der Bundesärztekammer zur Hämotherapie geregelt ist.

Bestimmt werden dabei die Blutgruppe im A-B-0-System sowie der Rhesusfaktor. Die Kenntnis der Blutgruppe ist entscheidend im Falle einer notwendigen Bluttransfusion, da dabei bestimmte Eigenschaften des Spender- und Empfängerbluts miteinander übereinstimmen müssen, um eine potenziell lebensgefährliche Abstoßungsreaktion zu vermeiden. Zudem wird eine Blutgruppenbestimmung in der Schwangerschaft vorgenommen und kann lebensrettend werden, wenn eine rhesusnegative Frau Antikörper gegen ihr rhesuspositives Kind bildet - eine Komplikation, die ab der zweiten Schwangerschaft auftreten kann.

Bei Patienten, die häufiger Bluttransfusionen erhalten müssen, wird auch das Kell-System in die Blutgruppenbestimmung einbezogen. Wichtig ist, vor einem Ernstfall eine Blutgruppenbestimmung durchzuführen, da nach einer Bluttransfusion eine Bestimmung durch die Entstehung von Mischblut erschwert werden kann - das erhöht auch das Risiko eventueller Komplikationen bei weiteren Transfusionen.

Funktion, Wirkung & Ziele

Die Blutgruppenbestimmung mit Bestimmung des Rhesusfaktors und der A-B-0-Blutgruppe ist eine Maßnahme, die viele Patienten freiwillig vornehmen lassen. Werden sie etwa in einen Unfall verwickelt und brauchen medizinische Hilfe, kann dieses Wissen viel wert sein und kostbare Zeit sparen. Die häufigsten Verwendungszwecke für die Blutgruppenbestimmung sind folgende:

  • Vorbereitung auf eventuelle Bluttransfusionen: vor Operationen oder bei körperlichem Zustand, der eine Bluttransfusion notwendig machen könnte
  • Schwangerschaftsvorsorge: Vorbereitung auf die Geburt und Erkennung eines negativen Rhesusfaktors der Mutter
  • Forensik: Identifizierung von Menschen mithilfe bekannter Blutgruppenfaktoren (nur begleitend zu anderen molekularen Methoden)
  • Vaterschaftsfeststellung: Blutgruppen sind vererbbar, daher können sie bei der Bestimmung der biologischen Vaterschaft ersten Aufschluss geben

Jede noch so klein erscheinende Operation birgt Risiken, eines davon sind Blutungs- und Gerinnungsstörungen. Zwar wird der Patient vorher darauf untersucht, jedoch kann eine starke Blutung bei jeder Operation auftreten. In diesem Fall wäre eine schnelle Bluttransfusion notwendig und die Zeit zur Blutgruppenbestimmung würde fehlen. Daher wird vorher vorsichtshalber Blut entnommen und auf Blutgruppe und Rhesusfaktor getestet, um im Ernstfall schnell transfundieren zu können.

Gleiches gilt auch bei der Schwangerschaft, auch bei spontanen und natürlichen Geburten kann es durch Verletzungen oder idiopathische Ursachen zu starken Blutungen kommen. Auch in diesen Situationen reicht die Zeit zur Blutgruppenbestimmung nicht mehr aus, die Frau braucht sofort Hilfe. Wer Blut spenden möchte, bekommt dieses in der zu spendenden Menge abgenommen und es wird daraufhin mit einer kleinen Probe aus dem Spenderblut getestet, um welche Blutgruppe es sich handelt. Dies bekommt der Spender auch mitgeteilt, was vielfach der Anlass zur Blutspende ist. Heutzutage seltener wird die Blutgruppenbestimmung in der forensischen Medizin durchgeführt.

Früher diente sie zur Feststellung einer Vaterschaft, war jedoch nicht so sicher wie die heutige DNA-Probe. Väter, die sich der biologischen Vaterschaft unsicher sind, lassen als ersten Anhaltspunkt jedoch auch heute noch die Blutgruppe bestimmen, da diese weit günstiger als ein DNA-Test ist - da die Blutgruppe vererbbar ist, kann sie die Vaterschaft immerhin ausschließen, wenn das Kind eine Blutgruppe hat, die es vom Vater nicht haben kann. Zur begleitenden Identifikation von Personen kann die Blutgruppenbestimmung in der Gerichtsmedizin herangezogen werden, wurde allerdings in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer mehr von der DNA-Untersuchung abgelöst.

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Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Eine Blutgruppenbestimmung ist eine Laboruntersuchung, die vom Patienten eine Blutentnahme fordert. Entnommen wird dabei nur eine geringe Menge Blut - es sei denn, die Blutgruppenbestimmung wird genutzt, um gleichzeitig noch weitere Untersuchungen zu veranlassen.

Für eine Blutgruppenbestimmung allein genügt meist aber eine kleine Ampulle mit wenigen Millilitern Blut. Streng genommen muss der Patient dafür nicht nüchtern sein und es wäre für seinen Kreislauf sogar besser, er wäre es nicht. Da allerdings viele Ärzte mehr als nur die Blutgruppenbestimmung zur gleichen Zeit vornehmen, bestellen sie Patienten gern morgens noch vor dem Frühstück dafür in die Praxis. Mithilfe einer feinen Injektionsnadel wird beispielsweise in der Armbeuge Blut entnommen, der Patient kann aber auch jede andere geeignete Stelle dafür anbieten. An der Einstichstelle kann es anschließend zu einem kleinen Bluterguss kommen, der binnen weniger Tage abheilt.

Hierzulande spielen Infektionen an der Einstichstelle keine Rolle, da diese sehr klein ist und eine Entnahme zur Blutgruppenbestimmung immer in steriler Umgebung mit vorheriger Desinfizierung der Stelle vorgenommen wird. Eine mögliche, aber seltene Komplikation kann die Trypanophobie sein, bei der der Patient Angst vor spitzen Gegenständen und damit auch vor der kleinen Injektionsnadel hat.

Anders als bei Patienten, für die die Blutentnahme lediglich unangenehm ist, erleben Betroffene hierbei eine weit stärkere Angst und die Blutgruppenbestimmung wird schlimmstenfalls unmöglich. Verwechslungen der Blutprobe im Labor können dagegen lebensgefährlich werden, wenn der Patient daraufhin das falsche Blut erhält und dieses nach der Transfusion klumpt.

Quellen

  • Emminger, H., Kia, T. (Hrsg.): Exaplan – Das Kompendium der klinischen Medizin. Urban & Fischer, München 2010
  • Dormann, A., Luley, C., Heer, C.: Laborwerte. Urban & Fischer, München 2005
  • Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. 266. Auflage. De Gruyter, Berlin 2015

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