Antikörper
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. August 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Antikörper, auch als Immunglobuline bezeichnet, spielen eine zentrale Rolle im menschlichen Immunsystem. Diese Makromoleküle zirkulieren im Blut und vermitteln die humorale Immunantwort aller höheren Wirbeltiere.
Was sind Antikörper?
Antikörper sind Proteine, die im Blut, auf Immunzellen und in der extrazellulären Gewebsflüssigkeit vorkommen. Ihre Produktion wird durch ein Antigen (für Antikörper-generierend) ausgelöst.
Antigene sind in der Regel körperfremde Stoffe, zum Beispiel Oberflächenstrukturen auf Krankheitserregern wie Bakterien oder Viren. Antikörper erkennen und binden diese Antigene, woraufhin der Erreger neutralisiert und beseitigt wird.
Sie werden von einer bestimmten Klasse weißer Blutzellen, den sogenannten Plasmazellen, ins Blut ausgeschüttet. Bei den Plasmazellen handelt es sich um ausdifferenzierte B-Lymphozyten. B-Lymphozyten wiederum sind eine bestimmte Klasse weißer Blutzellen. Jeder B-Lymphozyt erkennt ein spezifisches Antigen. Durch den Kontakt mit "seinem" Antigen wird der B-Lymphozyt aktiviert und beginnt die Produktion von Antikörpern, die gegen eben dieses Antigen gerichtet sind.
Wofür braucht der Körper Antikörper?
Antikörper, auch Immunglobuline genannt, sind Proteine, die eine zentrale Rolle im Immunsystem des Körpers spielen. Sie werden von spezialisierten weißen Blutkörperchen, den sogenannten B-Zellen, produziert. Ihre Hauptfunktion besteht darin, Krankheitserreger wie Bakterien, Viren und Toxine zu erkennen und zu neutralisieren.
Jeder Antikörper ist spezifisch für ein bestimmtes Antigen, ein Molekül, das auf der Oberfläche eines Krankheitserregers oder einer fremden Substanz vorhanden ist. Wenn ein Antikörper ein passendes Antigen erkennt, bindet er sich daran, wodurch der Krankheitserreger markiert wird. Diese Markierung erleichtert anderen Zellen des Immunsystems, wie den Makrophagen und den T-Killerzellen, die Zerstörung des Erregers.
Antikörper können auf verschiedene Weise wirken. Einige neutralisieren Viren oder Bakterien direkt, indem sie deren Fähigkeit blockieren, Zellen zu infizieren. Andere fördern die Agglutination, also das Verklumpen von Erregern, was deren Ausscheidung aus dem Körper erleichtert. Darüber hinaus können Antikörper den sogenannten „Komplementweg“ aktivieren, eine Kaskade von Reaktionen, die zur Zerstörung von Erregern führt. Antikörper sind somit entscheidend für die spezifische Immunabwehr des Körpers und ermöglichen es ihm, gezielt gegen eine Vielzahl von Bedrohungen vorzugehen.
Wie hoch sind normale Referenzwerte
Die Referenzwerte für Antikörper im Blut hängen von der Art der Antikörper ab, die gemessen werden, und können je nach Labor und Testmethode variieren. Die wichtigsten Antikörperklassen sind IgG, IgA, IgM, IgE und IgD. Jede dieser Klassen hat spezifische Funktionen im Immunsystem und unterschiedliche Normbereiche.
Für IgG, den häufigsten Antikörper im Blut, liegt der Referenzwert typischerweise zwischen 700 und 1600 mg/dl. IgA, das hauptsächlich in Schleimhäuten vorkommt, hat einen Referenzbereich von etwa 70 bis 400 mg/dl. IgM, das früh im Verlauf einer Infektion produziert wird, hat normale Werte zwischen 40 und 230 mg/dl. IgE, das hauptsächlich bei allergischen Reaktionen eine Rolle spielt, weist normalerweise Konzentrationen unter 100 IU/ml auf, wobei dieser Wert bei Allergikern deutlich höher sein kann. IgD, das im Blut in sehr geringen Mengen vorkommt, liegt typischerweise bei unter 10 mg/dl.
Diese Werte können je nach Alter, Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit und Gesundheitszustand variieren. Eine Abweichung von diesen Referenzbereichen kann auf eine Vielzahl von Zuständen hinweisen, darunter Infektionen, Autoimmunerkrankungen, Allergien oder Immundefekte. Die Interpretation dieser Werte erfordert daher immer eine sorgfältige Betrachtung durch einen Arzt im Zusammenhang mit dem klinischen Bild des Patienten.
Können zu viele Antikörper schaden?
Zu viele Antikörper können dem Körper in bestimmten Situationen schaden und auf ernsthafte gesundheitliche Probleme hinweisen. Eine übermäßige Produktion von Antikörpern kann auf eine Autoimmunerkrankung hinweisen, bei der das Immunsystem irrtümlicherweise körpereigene Zellen und Gewebe angreift. Bei Erkrankungen wie Lupus erythematodes, rheumatoider Arthritis oder dem Sjögren-Syndrom produzieren die B-Zellen des Immunsystems in großer Menge Antikörper, die gegen körpereigene Strukturen gerichtet sind. Dies führt zu Entzündungen und Gewebeschäden, die unterschiedliche Organe betreffen können.
Ein weiteres Problem kann bei Allergien auftreten, bei denen übermäßig viele IgE-Antikörper gebildet werden. Diese Antikörper sind an allergischen Reaktionen beteiligt, indem sie auf harmlose Substanzen wie Pollen oder Nahrungsmittel überreagieren und starke Immunantworten auslösen. Dies kann zu Symptomen wie Hautausschlägen, Atembeschwerden oder sogar zu lebensbedrohlichen Zuständen wie einem anaphylaktischen Schock führen.
Auch bei bestimmten Infektionen oder chronischen Entzündungen können erhöhte Antikörperwerte auftreten, die langfristig zu einer Überlastung des Immunsystems führen können. In solchen Fällen kann das Immunsystem überreagieren, was zu einer chronischen Entzündung und Schädigung gesunder Gewebe führt. Daher ist eine übermäßige Produktion von Antikörpern oft ein Zeichen für eine Fehlregulation des Immunsystems, die medizinisch abgeklärt werden muss.
Medizinische & gesundheitliche Funktionen, Aufgaben & Bedeutungen
Wenn Antikörper Kontakt mit ihrem Antigen haben, lösen sie eine humorale Immunantwort dagegen aus. Ihre drei hauptsächlichen Funktionen dabei sind Neutralisation, Opsonisierung und die Aktivierung des Komplementsystems. All das erreichen sie durch die Bindung ihres Antigens.
Ein Antikörper ist ein großes Molekül mit Ypsilon-förmiger Struktur. Der Stamm des Ypsilons und der untere Teil der beiden kurzen Arme gehören zu der sogenannten konstanten Domäne. Sie ist bei allen Antikörpern derselben Klasse bzw. desselben Isotyps identisch. An den Enden der beiden kurzen Arme des Ypsilons sitzen die variablen Domänen.
Sie bilden die spezifischen Antigen-Bindungsstellen, die ein ganz bestimmtes "Epitop" auf der Oberfläche eines Antigens erkennen. Ein Epitop ist eine submolekulare Struktur, zum Beispiel ein kurzer Abschnitt eines Oberflächenproteins eines Bakteriums (das Oberflächenprotein wäre dann das Antigen).
Dank der zwei Arme kann jeder Antikörper zwei "seiner" Epitope binden und dadurch auch mehrere Antigene miteinander vernetzen, was als Agglutination bezeichnet wird.
Neutralisation: Antikörper neutralisieren Toxine, Bakterien und Viren, indem sie daran binden und verhindern, dass diese in menschliche Körperzellen eindringen können.
Opsonisierung: Wenn ein Antikörper sein Antigen gebunden hat, markiert er es für andere Immunzellen wie zum Beispiel Fresszellen (Phagozyten), die das Antigen daraufhin beseitigen.
Komplementsystem: Dabei handelt es sich um eine Kaskade von über dreißig Proteinen, die sukzessive an der Oberfläche von Mikroorganismen (z. B. ein Bakterium) binden und mehrere Immunmechanismen auslösen. Sie können das Bakterium für Phagozyten markieren, Entzündungsreaktionen auslösen oder direkt zur Lyse führen, indem sie Poren in die Zellmembran treiben. Ein auf der Oberfläche eines Bakteriums gebundener Antikörper kann das Komplementsystem über den sogenannten "klassischen Weg" aktivieren.
Krankheiten, Beschwerden & Störungen
Ein erhöhter Titer von Antikörpern im Blut deuten auf eine laufende Immunantwort und deswegen auf eine Infektion hin. Auch erkennt man an den vorhandenen Antikörpern, ob jemand gegen bestimmte Krankheiten geimpft wurde. Die Antikörper selbst vermitteln den Impfschutz. Bei einer passiven Immunisierung werden dem Patienten direkt Antikörper injiziert, die sich gegen einen bestimmten Krankheitserreger richten. Dieser Impfschutz hält nicht lange vor, da die injizierten Antikörper mit der Zeit abgebaut werden und nicht nachgebildet werden können.
Bei der aktiven Immunisierung werden nicht Antikörper sondern Antigene gespritzt. Das können abgeschwächte oder abgetötete Krankheitserreger oder Teile von Krankheitserregern sein (aufgereinigte Oberflächenmoleküle von Viren und Bakterien). Das Immunsystem des Geimpften erkennt daraufhin Epitope auf den injiziierten Antigenen und produziert Antikörper dagegen. Falls der Geimpfte später mit den Erregern in Kontakt kommt, lösen die bereits vorhandenen Antikörper sofort eine Immunantwort aus.
Die Erreger werden beseitigt, bevor sie eine Krankheit auslösen können. Einige Impfstoffe (zum Beispiel gegen die Kinderkrankheiten Masern, Mumps und Röteln) können eine lebenslange Immunität vermitteln. In der Regel ist also die aktive Immunisierung der passiven vorzuziehen, vorausgesetzt, dass der Impfstoff sicher ist.
Eine gestörte Antikörper-Produktion (z. B. durch ererbte B-Zell-Defekte) löst verschiedene Immunschwäche-Krankheiten aus. Wenn Antikörper an körpereigene Epitope binden und daraufhin eine Immunantwort auslösen, kommt es zu Autoimmunerkrankungen.
Tipps für eine optimale Versorgung mit Antikörpern
Eine optimale Versorgung mit Antikörpern ist entscheidend für ein starkes Immunsystem und den Schutz vor Infektionen. Hier sind zehn Tipps, um die Produktion und Funktion von Antikörpern zu unterstützen:
Ausgewogene Ernährung: Eine gesunde Ernährung, reich an Vitaminen und Mineralstoffen, ist essenziell für die Antikörperproduktion. Besonders wichtig sind Vitamine wie C, D, und E sowie Zink und Selen, die die Immunfunktion stärken. Lebensmittel wie Zitrusfrüchte, grünes Blattgemüse, Nüsse und Samen sollten regelmäßig verzehrt werden.
Regelmäßige Bewegung: Moderate körperliche Aktivität kann das Immunsystem stimulieren und die Produktion von Antikörpern fördern. Sport verbessert die Durchblutung, was dazu beiträgt, dass Immunzellen effizienter im Körper zirkulieren und ihre Aufgaben wahrnehmen können.
Ausreichender Schlaf: Guter Schlaf ist für die Regeneration des Immunsystems unerlässlich. Während des Schlafs erhöht der Körper die Produktion von Zytokinen, die Entzündungen bekämpfen und die Antikörperproduktion unterstützen. Erwachsene sollten mindestens sieben bis acht Stunden pro Nacht schlafen.
Stressmanagement: Chronischer Stress kann das Immunsystem schwächen und die Produktion von Antikörpern beeinträchtigen. Techniken wie Meditation, Yoga oder Atemübungen können helfen, Stress zu reduzieren und das Immunsystem zu stärken.
Hydration: Ausreichendes Trinken ist wichtig, um das Immunsystem optimal zu unterstützen. Wasser hilft, Giftstoffe aus dem Körper zu spülen und die Immunzellen in Bewegung zu halten, wodurch auch die Produktion und Funktion von Antikörpern gefördert wird.
Impfungen: Impfungen sind eine direkte Methode, um den Körper zur Produktion spezifischer Antikörper anzuregen, die vor bestimmten Krankheiten schützen. Regelmäßige Auffrischungen und die Einhaltung des Impfkalenders sind wichtig, um diesen Schutz aufrechtzuerhalten.
Probiotika und eine gesunde Darmflora: Ein Großteil des Immunsystems ist im Darm angesiedelt. Probiotika, die in Lebensmitteln wie Joghurt, Sauerkraut und Kefir vorkommen, unterstützen eine gesunde Darmflora, die wiederum die Immunantwort und Antikörperproduktion positiv beeinflusst.
Vermeidung von übermäßigem Alkoholkonsum: Alkohol kann das Immunsystem unterdrücken und die Produktion von Antikörpern verringern. Der Konsum sollte in Maßen erfolgen, um das Immunsystem nicht zu schwächen.
Rauchverzicht: Rauchen beeinträchtigt das Immunsystem erheblich und reduziert die Wirksamkeit der Antikörperproduktion. Der Verzicht auf das Rauchen kann die Immunfunktion verbessern und das Risiko von Infektionen verringern.
Sonnenlicht und Vitamin D: Sonnenlicht ist eine natürliche Quelle für Vitamin D, das für eine gesunde Immunfunktion unerlässlich ist. Regelmäßiger Aufenthalt im Freien kann die körpereigene Produktion von Vitamin D anregen, was die Bildung und Aktivität von Antikörpern unterstützt. Bei unzureichender Sonneneinstrahlung, insbesondere im Winter, kann die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten sinnvoll sein.
Durch die Kombination dieser Strategien kann das Immunsystem optimal unterstützt werden, um eine effektive Produktion und Funktion von Antikörpern sicherzustellen.
Quellen
- Alberts, B., u. a.: Molekularbiologie der Zelle. 4. Auflage. Wiley-VCH, Weinheim 2003
- Lothar, T.: Labor und Diagnose. TH-Books, Frankfurt 2005
- Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012