Brown-Syndrom
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 6. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Das Brown-Syndrom tritt nur sehr selten auf, ist aber eine eher schwere Erkrankung. Betroffen ist davon das Auge. Durch das Brown-Syndrom wird die Sehkraft enorm eingeschränkt, weshalb die betroffenen Personen häufig an Lebensquaität einbüßen.
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Was ist das Brown-Syndrom?
Das Brown-Syndrom ist nach dem gleichnamigen Augenarzt Harold Whaley Brown benannt, der dieses Symptom entdeckte. Es ist auch unter der Bezeichnung Obliquus-Superior-Sehnenscheiden-Syndrom bekannt. Bei dem Brown-Syndrom liegt eine Anomalie in Form einer krankhaften Verdickung des oberen schrägen Augenmuskels (Musculus obliquus superior) vor, die die Bewegungen des Auges stark einschränkt.
Als Folge ist die betroffene Person nicht mehr in der Lage, das Auge selbst bewusst zu senken, zu rollen oder nach außen zu drehen. Dabei entsteht eine Art Schielen. Somit gehört das Brown-Symptom zu dem Bereich des Strabismus. Das Brown-Syndrom kann in verschiedensten Altersgruppen auftreten.
Häufig stellen Eltern die Symptome bereits bei Kleinkindern fest, in vielen Fällen wird das Brown-Syndrom aufgrund seiner Seltenheit allerdings nicht erkannt, was die Behandlung erheblich erschwert. Umso wichtiger ist es daher für behandelnde Augenärzte, die Ursachen und Symptome genau zu kennen.
Ursachen
Durch die charakteristische Verdickung des oberen schrägen Augenmuskels kann die betroffene Person das Auge nicht mehr gänzlich kontrollieren. Durch die Verdickung kann die Sehne nicht mehr problemlos durch die Knorpelscheide (Trochlea) in der Augenhöhle bewegt werden. Dies löst die Symptome aus und führt zu dem typischen Schielen.
Grundsätzlich wurden die Ursachen für das Brown-Syndrom in zwei Kategorien unterschieden: angeboren und erworben. Heute gehen Augenärzte allerdings davon aus, dass es sich bei dem Brown-Syndrom um eine Erkrankung der Augen handelt, die ausgelöst wird, also nicht angeboren ist. Genetische Ursachen können damit weitesgehend ausgeschlossen werden.
Nur in sehr seltenen Fällen wird das Brown-Syndrom als angeborene Erkrankung erkannt. In einigen Fällen wird das Brown-Syndrom durch allergische Reaktionen hervorgerufen, aber auch rheumatische Erkrankungen können zu der Verdickung des betroffenen Augenmuskels führen. Auch Überanstrengungen der Augen oder Stürze und Unfälle sind ebenfalls mögliche Ursachen. Darüber hinaus können spezielle Operationen am Auge sowie Entzündungen das Syndrom auslösen, auch diese Ursache ist allerdings wenig verbreitet.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die Symptome und Beschwerden unterscheiden sich beim Brown-Syndrom enorm in ihrer Ausprägung. Während manche Personen in ihrem Alltag und der Lebensqualität kaum eingeschränkt werden, leiden andere wiederum stark unter den Symptomen. In einigen Fällen ist es den betroffenen Personen zum Beispiel nicht einmal möglich, den Führerschein zu machen.
Grundsätzlich entsteht durch die Verdickung der Sehne und der damit einhergehenden Bewegungseinschränkung des Auges das Schielen, das im Fachjargon als Strabismus bezeichnet wird. Betroffene Personen sehen Doppelbilder, wobei sich diese meistens im mittleren und oberen Bereich des Blickfeldes befinden, im unteren Sichtfeld kommt dies seltener vor. Das normale geradeaus Blicken ist damit kaum noch möglich.
Viele betroffene Menschen halten den Kopf dann schief – so werden die Doppelbilder vermieden, allerdings entstehen so langfristig auch Haltungsschäden. Das Schielen und die beeinträchtigte Sicht gehen häufig mit einer gewissen Orientierungslosigkeit einher.
In manchen Fällen ist das Brown-Syndrom auch mit Schmerzen verbunden, wenn das Auge bewegt wird. Erste Anzeichen können bei jüngeren Kindern vor allem beim Lesen auffallen, wenn das Kind nicht mehr richtig lesen kann oder den Kopf dabei schief hält.
Diagnose & Verlauf
In vielen Fällen dauert es sehr lange, bis bei einem vorliegenden Brown-Syndrom die richtige Diagnose gestellt wird. Vor allem bei Kindern ist es schwierig, das Brown-Syndrom vom klassischen Schielen zu unterscheiden. Auch Erwachsene können lange Zeit unter den Symptomen leiden, bevor die richtige Diagnose gestellt wird.
Die Diagnostik des Brown-Syndroms wird durch die Tatsache erschwert, dass die Symptome nicht selten scheinbar willkürlich auftreten, für einige Zeit – bis zu einigen Monaten – abklingen und dann scheinbar aus dem Nichts wieder auftreten. Grundsätzlich sollten Erwachsene einen Arzt aufsuchen, wenn sie Doppelbilder sehen oder ein Auge nicht mehr richtig bewegen können. Dann kann geklärt werden, ob das Brown-Syndrom vorliegt und wo die Ursachen liegen.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Das Brown-Syndrom gilt in den meisten Fällen als eine erworbene Erkrankung. Wie bei jedem Unfall, der besonders empfindliche Körperpartien wie das Auge mit einschließt, sollte eine gründliche Kontrolle durch den Arzt erfolgen. Aber auch chronische Erkrankungen begünstigen die Entstehung. Darunter fallen auch entzündliche Reaktionen wie beim Rheuma oder starken Allergien. Vorsicht ist geboten, sofern diese körperliche Vorbelastung bereits besteht und in Kombination mit den Symptomen des Brownn-Syndroms auftreten.
Zwar kündigt sich eine Veränderung in vielen Fällen über längere Zeit an, aber auch kurze Krankheitsphasen können auf eine Verdickung der Sehne am Auge hinweisen. Häufig werden aufgrund der willkürlich erscheinenden Natur der Erkrankung Symptome missinterpretiert und führen zunächst zu Fehldiagnosen. Verwechslungsgefahr besteht zudem durch das klassische Schielen vor allem im Kindesalter. Kinder und Erwachsene versuchen unbewusst die im oberen Blickfeld angesiedelten Doppelbilder durch eine Schieflage des Kopfes zu kompensieren.
Angewöhnte Fehlhaltungen, Kopfschmerzen und Probleme bei der Orientierung sollten stets durch einen Arztbesuch abgeklärt werden. Das zusätzlich auftretende Schmerzempfinden durch die Verdickung der Sehne bei Augenbewegung in der Augenhöhle gilt eher als untypisch für gewöhnliches Schielen. Einen akuten Notfall stellt diese Erkrankung nicht dar und die Maßnahmen zur Therapie fallen entsprechend der Ausprägung der Symptomatik aus.
Behandlung & Therapie
Auch die richtige Behandlung des Brown-Syndroms richtet sich nach dessen Schwere. Sind die Symptome für die betroffene Person kaum merkbar und tritt keine Einschränkung im Alltag ein, wird häufig auf eine Therapie verzichtet. Bei leichteren Erkrankungen wird häufig Cortison eingespritzt. In vielen Fällen hat sich zudem Ibuprofen als Wirkstoff bewiesen.
Nur in sehr schweren Fällen, in den der normale Alltag kaum bewältigt werden kann, sollte ein operativer Eingriff in Betracht gezogen: Dabei wird die verdickte Sehne des Augenmuskels mechanisch verdünnt, indem sie durch Silikon gestreckt wird. Auch Kortikosteroiden finden oft Anwendung. Diese werden direkt in die Trochlea gespritzt.
Aussicht & Prognose
Das Brown-Syndrom stellt selbst eine relativ schwere Einschränkung im Leben und im Alltag des Betroffenen dar. Es kann nicht vollständig behandelt werden, wobei allerdings auch die Lebenserwartung des Betroffenen durch diese Erkrankung nicht negativ eingeschränkt wird.
Die Symptome und Beschwerden können bei diesem Syndrom sehr unterschiedlich ausfallen. Bei einigen Patienten treten fast keine Beschwerden auf, sodass die Sehstärke nur sehr wenig durch das Brown-Syndrom verringert wird. Hierbei ist in der Regel keine besondere Behandlung notwendig. In schwerwiegenden Fällen können die Beschwerden mit Kortison gelindert werden. Ebenfalls kann hierbei ein operativer Eingriff stattfinden, der die Lebensqualität des Betroffenen erhöhen soll. Eine vollständige Linderung der Beschwerden tritt dadurch jedoch nicht ein.
Sollte beim Brown-Syndrom keine Behandlung stattfinden, so tritt auch keine Besserung ein. Jedoch verschlechtern sich die Beschwerden meistens auch nicht weiter. Eine frühzeitige Behandlung wirkt sich bei diesem Syndrom sehr positiv auf den weiteren Verlauf der Erkrankung aus und kann verschiedene Komplikationen vermeiden. Häufig führt das Brown-Syndrom auch zu psychischen Beschwerden oder zu Depressionen, sodass der Betroffene auch auf eine psychologische Behandlung angewiesen ist.
Vorbeugung
Leider gibt es kaum eine Möglichkeit, dem Brown-Syndrom vorzubeugen. Um die Volkskrankheit Rheuma als Ursache zu vermeiden, sollte auf ausreichend viel sportliche Betätigung und eine ausgewogene Ernährung geachtet werden. Durch abwechslungsreiches Essen im Kindesalter wird Allergien und allergischen Reaktionen von Kindern vorgebeugt. Prinzipiell empfiehlt es sich jedoch, bei auftretenden Problemen schnellstmöglich einen Augenarzt aufzusuchen, der die Augen untersuchen und eine Diagnose stellen kann.
Nachsorge
Das Brown-Syndrom ist eine Erkrankung des Auges, die operativ oder durch bloße Schonung behandelt werden kann. Die Nachsorge erfolgt langfristig und konzentriert sich auf Verlaufskontrollen sowie regelmäßige Augenübungen, durch welche die Sehfähigkeit verbessert werden kann. Die Kontrolluntersuchungen sollten zu Beginn ein bis zweimal pro Monat stattfinden.
Der Turnus hängt davon ab, wie gut die Wunde nach einer Operation verheilt. Wenn die Sehfähigkeit durch den Eingriff signifikant verbessert wurde, spricht dies bereits für einen positiven Verlauf. Sollten keine Komplikationen auftreten, genügen einige wenige Verlaufskontrollen im Abstand von einem Monat. Später genügen halbjährige Untersuchungen.
Falls Komplikationen oder Spätfolgen auftreten, kann dies im Rahmen der Nachsorge festgestellt werden. Anschließend können die notwendigen Behandlungsmaßnahmen eingeleitet werden. Unabhängig davon, ob Komplikationen auftreten, müssen im Rahmen der Nachsorge Augenübungen durchgeführt werden. Der Patient sollte das Sehtraining unter Aufsicht eines Experten beginnen und kann es später selbstständig weiterführen.
Durch gezieltes Training des betroffenen Augenmuskels kann die Belastbarkeit des Auges erhöht werden. Wenn das Brown-Syndrom infolge einer Überanstrengung des Auges auftritt, ist in der Regel keine Nachsorge notwendig. Nach der medikamentösen Behandlung erholt sich das Auge innerhalb einiger Tage von selbst wieder.
Das können Sie selbst tun
Abhängig von seiner Ausprägung, kommen beim Brown-Syndrom eine Reihe von Behandlungsmaßnahmen in Frage. Die konservative Therapie kann durch eine Reihe von Selbsthilfe-Maßnahmen unterstützt werden.
Zunächst empfehlen sich allgemeine Dinge wie ein gesunder Lebensstil mit einer ausgewogenen Ernährung, regelmäßigem Sport und dem Verzicht auf Alkohol, Nikotin und Co. Ein aktives und gesundes Leben kann die Sehkraft zwar nicht direkt verbessern, allerdings kann dadurch die oft herabgesetzte Lebensqualität wieder gesteigert werden. Zudem hilft die Vermeidung schädlicher Einflüsse bei der Bewahrung der verbliebenen Sehkraft. Sportliche Betätigung wie Kraftsport, Yoga oder Pilates wirken auch der Orientierungslosigkeit entgegen, die typisch für das Brown-Syndrom ist.
Ergänzend dazu helfen verschiedene Mittel aus der Natur dabei, die Sehkraft zu festigen. Augentrost etwa, wird bei müden und überreizten Augen eine lindernde Wirkung nachgesagt. Schöllkraut hilft bei verschiedenen Augenproblemen und die Heilpflanze Kalmus beruhigt die Lidränder.
Sollten die Auswirkungen des Brown-Syndrom (z.B. Schielen, auffällige Sehhilfen) zu psychischen Beschwerden führen, kann auch eine begleitende Therapie in Betracht gezogen werden. Verschiedene Ärzte und Spezialkliniken können weitere Informationen zur Bewältigung der Erkrankung geben.
Quellen
- Augustin, A.J.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2007
- Dahlmann, C., Patzelt, J.: Basics Augenheilkunde. Urban & Fischer, München 2014
- Lang, G. K.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014