Ciguatera-Fischvergiftung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der Ciguatera-Fischvergiftung handelt es sich um eine passive Fischvergiftung, welche weltweit am häufigsten auftritt. Sie tritt insbesondere durch Fische aus dem Pazifischen Ozean, Indischen Ozean oder der Karibik auf.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Ciguatera-Fischvergiftung?

Die Ciguatera-Fischvergiftung begründet sich in den giftigen Substanzen Maitotoxin und Ciguatoxin. Dabei handelt es sich um Nervengifte, welche über das Essen von Fischen in den Organismus gelangen.
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Die Ciguatera-Fischvergiftung gehört zu den passiven Vergiftungen. Dies bedeutet, dass die Vergiftungserscheinungen durch den Fisch indirekt entstehen.

Diese Tiere enthalten die Nervengifte Maitotoxin und Ciguatoxin, welche über die Nahrungskette in das Tier gelangen. Der verzehrte Fisch selbst ist ungiftig. Nur wenn er über die Nahrung bestimmte giftige Substanzen aufnimmt, können beim Konsumenten Vergiftungserscheinungen hervorgerufen werden. Zu dieser Art der Fischvergiftung gehört daher auch die bekannte Vergiftung mit dem Muskelfleisch der japanischen Delikatesse Fugu.

Die Ciguatera-Fischvergiftung grenzt sich damit deutlich von der aktiven Fischvergiftung ab, welche meist durch einen Stich eines giftigen Fisches wie den Steinfisch oder den Stachelrochen verursacht wird. Die Beschwerden durch eine Ciguatera-Fischvergiftung können sich über viele Wochen hinweg ziehen, aber sie sind für einen gesunden Erwachsenen nicht lebensbedrohend.

Ursachen

Die Ciguatera-Fischvergiftung begründet sich in den giftigen Substanzen Maitotoxin und Ciguatoxin. Dabei handelt es sich um Nervengifte, welche über das Essen von Fischen in den Organismus gelangen. Da sie fettlöslich sind, können sie vom Körper leicht aufgenommen werden.

Ferner sind sie resistent gegen Hitze, sodass sie durch ein Kochen und Braten der Fische nicht zerstört werden. Der Fisch, welcher diese Gifte in sich trägt, ist von Natur aus nicht giftig. Die Gründe für seine Giftigkeit sind am Beginn seiner Nahrungskette zu finden. An den Korallenriffen leben zahlreiche Kleinstlebewesen, welche auch Dinoflagellaten genannt werden. Sie enthalten die aufgeführten Nervengifte und dienen den Fischen als Nahrung.

So nehmen die Tiere sie auf und spüren selbst nichts von der Vergiftung. Auf den Speiseteller entfalten sich die toxischen Wirkungen für den menschlichen Organismus, sodass eine Ciguatera-Fischvergiftung verursacht wird.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Symptome und Beschwerden einer Ciguatera-Fischvergiftung sind in der Regel sehr charakteristisch und deuten dabei häufig direkt auf die Erkrankung hin. Die Betroffenen leiden dabei in erster Linie an einem sehr starken Schwitzen und weiterhin an Taubheitsgefühlen oder an Störungen der Sensibilität. Nicht selten kommt es dabei auch zu einem Brennen auf der Zunge oder sogar im gesamten Mundraum, sodass die Einnahme von Nahrung oder Flüssigkeiten nicht mehr ohne Weiteres möglich ist.

Ebenso leiden die Betroffenen an Fieber oder an Schüttelfrost und zeigen Schwindelgefühle. Die Ciguatera-Fischvergiftung führt dabei häufig auch zu Beschwerden im Magen oder im Darm, sodass viele Betroffene auch an Durchfall und an Übelkeit leiden. Wird die Ciguatera-Fischvergiftung weiterhin nicht behandelt, so kommt es zu Krämpfen in den Muskeln und damit zu sehr starken Schmerzen.

Auch das richtige Empfinden von Temperaturen wird durch diese Vergiftung deutlich eingeschränkt. Im Allgemeinen leiden die Betroffenen auch an einem Schwächegefühl und wirken müde oder abgeschlagen. Die Ciguatera-Fischvergiftung kann allerdings relativ gut behandelt werden, sodass es in der Regel nicht zu einer verringerten Lebenserwartung kommt. Weiterhin kann sich Koffein oder Alkohol verstärkend auf die Symptome der Ciguatera-Fischvergiftung auswirken.

Diagnose & Verlauf

Wie auch bei anderen Vergiftungen stellt die gesicherte Diagnose einer Ciguatera-Fischvergiftung häufig eine Herausforderung dar. Meist lässt sie sich mithilfe der klassischen Symptome wie Umkehrung des Wärme- und Kälteempfindens, Übelkeit und Erbrechen diagnostizieren.

Auch die Aufnahme der Vorgeschichte des Patienten ist wichtig. Dazu befragt der Arzt den Betroffenen, welche Fische konsumiert worden sind und wo der Konsum stattfand. Das verantwortliche Gift kann meist nur mit einem immensen Aufwand in Speziallabors nachgewiesen werden.

In den meisten Krankheitsfällen zeigt die Erkrankung einen günstigen Verlauf sowie eine gute Prognose. Mit Folgeschäden ist nicht zu rechnen und die Überlebensrate liegt bei 99 %. Die Beschwerden durch eine Ciguatera-Fischvergiftung können jedoch über viele Wochen andauern.

Ciguatoxine gehören zu den stärksten und gefährlichsten Neurotoxinen. Die Giftstoffe lassen sich weder aufgrund ihres Geschmacks, ihres Geruchs oder ihrer Beschaffenheit erkennen, noch können sie durch physikalische Prozesse wie Erhitzen oder Einfrieren zerstört werden. Für leichte Fälle einer Vergiftung beim Menschen reichen bereits 0,1 Mikrogramm Toxin pro Kilogramm Fisch aus. Dies alleine kann bereits als Komplikation bei der Vermeidung solcher Vergiftungen verstanden werden.

Komplikationen

In leichten Vergiftungsfällen kommt es einige Stunden nach dem Verzehr zunächst zu Übelkeit, Durchfall und Erbrechen. Bei empfindlichen Personen können die Symptome aber bereits deutlich früher und sehr viel heftiger in Erscheinung treten. Außerdem ist bei besonders sensiblen Personen mit weiteren Komplikationen zu rechnen.

Häufig kommt es zum Beispiel zu einem starken Brennen der Mundschleimhaut und zu einem starken Absinken der Körpertemperatur in Verbindung mit einem unspezifischen Schwächegefühl. Bei schweren Vergiftungen sind auch Komplikationen in Form von Langzeitschäden möglich. Bei einigen Patienten hält das unspezifische Schwächegefühl über Monate hinweg an.

Zudem sind die Betroffenen körperlich weniger belastbar und leiden unter ständiger Müdigkeit. Auch eine dauerhafte Schädigung der Nerven, die Tast- und Temperaturanreize an das Gehirn übermitteln, ist möglich. Nach derzeitigem Kenntnisstand der Forschung ist davon auszugehen, dass der regelmäßige Konsum von Alkohol und Koffein eine chronische Ciguatera verstärkt und beim erneuten Kontakt mit dem Nervengift die Reaktion des Körpers verstärkt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Für die Toxine, die die Ciguatera-Fischvergiftung auslösen, existiert kein Gegengift. Dennoch sollte bei Verdacht auf diese Störung zeitnah ein Arzt aufgesucht werden, damit die Begleiterscheinungen der Vergiftung optimal behandelt und Komplikationen vorgebeugt werden können.

Das Risiko besteht nur nach dem Verzehr tropischer Fische, wobei es anders als bei mikrobiellen Verunreinigungen nicht darauf ankommt, ob der Fisch richtig gar war, da das Gift hitzebeständig ist. Wer nach dem Verzehr tropischer Fische Symptome wie starkes Schwitzen, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Brennen im Mundraum oder Muskelkrämpfe an sich beobachtet, sollte unverzüglich einen Arzt aufsuchen.

Dies gilt auch dann, wenn zunächst nur eine leichte Magenverstimmung zu beobachten ist, plötzlich aber das Temperaturempfinden gestört ist. Nach einer Ciguatera-Fischvergiftung kommt es oft zu einer Umkehr des Temperaturempfindens. Warmes Wasser wird dann zum Beispiel als kalt wahrgenommen und umgekehrt. Spätestens dann sollte unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden.

Wie gefährlich die Vergiftung ist, hängt auch vom Alter, dem Gewicht und der allgemeinen Konstitution eines Patienten ab. Manche Menschen bemerken nur ein leichtes Unwohlsein. Sofern der Verdacht auf eine Ciguatera-Fischvergiftung besteht, sollte vorsorglich ein Arzt konsultiert werden. Bei schweren Verläufen muss gegebenenfalls der Notarzt gerufen werden.

Behandlung & Therapie

Bei einer Behandlung der Ciguatera-Fischvergiftung geht es primär darum, die Krankheitsanzeichen der Vergiftung zu lindern. Da die Erkrankung mit einem häufigen Erbrechen und einem Durchfall einhergeht, sollten dem Betroffenen Flüssigkeiten und Elektrolyte gereicht werden.

Ein funktionierendes Gegengift hingegen existiert nicht. Daher kann das ursächliche Gift nicht bekämpft werden, sondern es kann nur eine Symptombehandlung erfolgen. Abgesehen von der symptomatischen Behandlung dieser Fischvergiftung ist eine Akuttherapie möglich. Im Rahmen dieser Behandlung erhält der Betroffene eine Infusion mit dem zuckerhaltigen Alkohol Mannit. Hierdurch kommt es zu einer Förderung der Urinausscheidung, sodass der Organismus das Gift verstärkt ausscheidet.

Wenn die Ciguatera-Fischvergiftung lebensgefährlich wird, können dem Patienten Plasmaexpander als Infusion verabreicht werden. Diese Lösungen vergrößern das Plasmavolumen vom Blut. Ist die Ciguatera-Fischvergiftung erst seit kurzer Zeit im Organismus, erweist sich ein Auspumpen des Magens ebenfalls als sinnvoll.

Aussicht & Prognose

Die Prognose der Ciguatera-Fischvergiftung ist günstig. Die passive Fischvergiftung ist in ihrer Heilungsaussicht von einer aktiven Fischvergiftung zu unterscheiden. Da nicht der Fisch in seiner natürlichen Art eine giftige Wirkung auf den menschlichen Organismus hat, besteht im Normalfall keine ernste gesundheitliche Gefährdung für den Betroffenen.

Erwachsene Menschen mit einem gesunden Immunsystem und ohne weitere Erkrankungen erleiden für einige Wochen Beschwerden bei der Ciguatera-Fischvergiftung. In dieser Zeit wird das aufgenommene Gift langsam von Organismus abtransportiert und ausgeschieden. Anschließend gilt der Patient jedoch als geheilt und ist dauerhaft beschwerdefrei.

Je nach Schwere der Vergiftung verkürzt oder verlängert sich der Heilungsweg für den Patienten. Da es häufig zu Beschwerden wie Abgeschlagenheit, Müdigkeit und einer herabgesetzten Leistungsfähigkeit kommt, muss sich der Patient ausreichend schonen. Für eine optimale Heilung ist es wichtig, dass keine weiteren Schadstoffe konsumiert werden. Der Körper ist mit dem Umgang der Vergiftungen des Fisches beschäftigt und sollte keinen weiteren Herausforderungen ausgesetzt werden.

Körperliche Folgeerscheinungen oder anhaltende Beeinträchtigungen sind bei der Ciguatera-Fischvergiftung nicht dokumentiert. Das Überleben des Betroffenen ist trotz der Beschwerden nicht gefährdet. Allenfalls kann die gute Prognose durch die Entstehung einer psychischen Erkrankung wie einer Angststörung aufgrund der Erlebnisse verschlechtert werden.


Nachsorge

Eine der relativ häufig auftretenden Fischvergiftungen ist die Ciguatera-Fischvergiftung. Diese passive Vergiftung tritt bevorzugt im Urlaub durch den Verzehr an sich ungiftiger Fische auf. Die Vergiftungserscheinungen sind durch Toxine im Futter der Fische entstanden.

Da durch eine Ciguatera-Fischvergiftung meistens keine bleibenden Folgeschäden entstehen, ist eine Nachsorge an sich obsolet. Sie wird aber dennoch empfohlen, weil die damit verbundenen Folgebeschwerden mehrere Wochen oder sogar Monate anhalten können. Insofern ist die Ciguatera-Fischvergiftung auch ohne eine Gefahr für Leib und Leben ernstzunehmen.

Sie sollte aber nicht mit einer anderen passiven Fischvergiftung verwechselt werden: der tödlich ausgehenden Vergiftung durch den japanischen Kugelfisch Fugu. Die den Verdauungstrakt betreffenden Symptome sind nach einigen Tagen überstanden. Bei bestimmten Vorerkrankungen können jedoch anhaltende Begleitsymptome der Ciguatera-Fischvergiftung zu Nachsorgemaßnahmen führen.

Entscheidend für die möglichen Nachsorgemaßnahmen sind Faktoren wie die Schwere der Ciguatera-Fischvergiftung und das Alter des Betroffenen. Gegebenenfalls werden auch dessen Vorerkrankungen relevant, wenn diese einer besonderen Beobachtung unterliegen.

Bei Blutdruckpatienten können beispielsweise ein Blutdruckabfall oder wochenlanges Herzrasen zur Notwendigkeit weiterer Behandlungsmaßnahmen führen. Begleiterscheinungen wie anhaltender Schwindel, Muskelschmerzen oder Krämpfe können Nachsorgemaßnahmen erfordern. Ziel der Behandlung ist es, die länger anhaltenden Nachwirkungen der Ciguatera-Fischvergiftung abzuschwächen. Diese können die Arbeitsfähigkeit beeinträchtigen. Sie schmälern das Wohlbefinden in schweren Fällen über Monate.

Vorbeugung

Einer Ciguatera-Fischvergiftung kann nur bedingt vorgebeugt werden, da die verzehrten Fische selbst nicht zu den giftigen Arten gehören oder es an der Lebensmittelmanipulation liegt. Zudem ist das Gift hitzebeständig, weshalb ein Kochen oder Braten nicht vor der Vergiftung schützt. Sind Vergiftungen bei anderen Personen bekannt, sollte Fisch aus der kontaminierten Region nicht konsumiert werden. Ferner erhöht sich die Wahrscheinlichkeit an einer Ciguatera-Fischvergiftung zu erkranken, wenn starke Unwetter oder Stürme vor dem Fischfang tobten.

Das können Sie selbst tun

Da die Ciguatera-Fischvergiftung durch den Verzehr von an sich ungiftigen Fischen erzeugt wird und die verursachenden Nervengifte/Neurotoxine Ciguatoxin und Maitotoxin auch nicht durch Erhitzen oder eine sonstige Zubereitungsmethode zerstört werden können, ist eine direkte Vorbeugung nicht möglich, es sei denn, Fisch wird vollständig vom Speiseplan gestrichen. Sollten allerdings Fälle einer Ciguatera-Vergiftung in der Region bekannt geworden sein, empfiehlt sich Abstinenz von regional gefangenem Fisch.

Falls neben unspezifischen Symptomen wie Erbrechen und Durchfall auch Brennen im Mund und Taubheitsgefühle außer im Mund auch im Gesicht und an Händen und Füßen auftreten, können diese spezifischen Symptome nach einer Fischmahlzeit auf eine Ciguatera-Vergiftung hindeuten. Nach Erkennen der Symptome besteht die wichtigste Selbsthilfemaßnahme in einem selbst initiierten Erbrechen. Falls bis dahin noch nicht sämtliche Toxine vom Verdauungstrakt resorbiert wurden, wird die Restmenge so auf natürlichem Wege ausgeschieden und die Auswirkungen der Vergiftung ein wenig vermindert.

Es ist wichtig, während der akuten Durchfallphase, die in der Regel nach ein bis zwei Tagen abklingt, ausreichend Flüssigkeiten und Elektrolyte aufzunehmen, um sekundäre Gesundheitsschäden zu vermeiden. Zur Unterstützung der Giftausscheidung aus dem Körper über die Nieren kann der Verzehr von diuretisch wirkenden Lebensmitteln oder Gewürzen hilfreich sein und eventuell die Dauer der länger anhaltenden Symptome verkürzen.

Quellen

  • Biesalski, H.-K., et al.: Ernährungsmedizin. Thieme, Stuttgart 2010
  • Meyer, C.G.: Tropenmedizin – Infektionskrankheiten. ecomed Medizin, Landsberg 2007
  • Scholz, J., Sefrin, P., Böttiger, B.W., Dörges, V., Wenzel, V. (Hrsg.): Notfallmedizin. Thieme, Stuttgart 2012

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