Infusion

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 17. Mai 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter einer Infusion versteht man die Verabreichung einer Flüssigkeit in den menschlichen Körper unter Umgehung des Magen-Darm-Systems („parenteral“), in aller Regel in eine Vene. Der Zugangsweg über eine Infusion wird entweder gewählt, weil sich die jeweilige Substanz nicht auf eine andere Weise anwenden lässt, oder aufgrund von den Patienten betreffenden Faktoren wie z. B. einer Schluckstörung.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Infusion?

Unter einer Infusion versteht man die Verabreichung einer Flüssigkeit in den menschlichen Körper unter Umgehung des Magen-Darm-Systems („parenteral“), in aller Regel in eine Vene.

Von einer Infusion spricht man, wenn die Zufuhr längere Zeit andauert. Während der Patient sitzt oder liegt, erfolgt die Zufuhr der jeweiligen Substanz entweder schwerkraftgesteuert über eine Infusionsflasche oder über eine mechanische Infusionspumpe.

Davon abzugrenzen ist eine Injektion, bei der der Wirkstoff beispielsweise mittels Muskelkraft durch Druck auf den Kolben einer Injektionsspritze binnen kurzer Zeit in den Körper des Patienten eingebracht wird.

Überwiegend wird für Infusionen der intravenöse Zugang gewählt, das heißt, die Flüssigkeit wird direkt in eine Vene eingeleitet. Andere gängige Zugangswege sind eine subkutane (unter die Haut) oder eine intraossäre (in die Markhöhle eines Knochens) Infusion.

Geschichte & Entwicklung

Die Geschichte der Infusionen reicht zurück bis ins 17. Jahrhundert, als der englische Arzt Christopher Wren erstmals intravenöse Experimente an Tieren durchführte. Er verwendete eine Blase und Federkiele, um Wein und Opium intravenös zu verabreichen. Im 19. Jahrhundert, während der Cholera-Epidemien, erkannte der schottische Arzt Thomas Latta die Bedeutung der intravenösen Flüssigkeitszufuhr und rettete viele Leben durch die Verabreichung von Salzlösungen.

Trotz dieser frühen Erfolge blieb die Infusionstherapie lange Zeit rudimentär. Erst im 20. Jahrhundert kam es zu bedeutenden Fortschritten. 1900 entdeckte Karl Landsteiner die Blutgruppen, was die sichere Bluttransfusion ermöglichte. In den 1930er Jahren wurden sterile Techniken und moderne Infusionssets entwickelt, die das Risiko von Infektionen verringerten. Die Erfindung des Plastikbeutels durch Baxter International in den 1970er Jahren revolutionierte die Infusionstherapie weiter, da er haltbarer und sicherer als Glasflaschen war.

In den folgenden Jahrzehnten wurden spezifische Infusionslösungen für verschiedene medizinische Bedürfnisse entwickelt, einschließlich Elektrolytlösungen, Nährlösungen und Medikamenteninfusionen. Heutzutage ist die Infusionstherapie ein unverzichtbarer Bestandteil der modernen Medizin, die in einer Vielzahl von klinischen Situationen, von der Notfallmedizin bis zur Langzeitbehandlung chronischer Krankheiten, eingesetzt wird.

Einsatz & Indikation

Eine Infusion wird durchgeführt, wenn der Körper auf direktem Weg Flüssigkeiten, Elektrolyte, Nährstoffe oder Medikamente benötigt, die oral nicht ausreichend oder schnell genug aufgenommen werden können. Infusionen sind in verschiedenen klinischen Situationen notwendig.

Bei Dehydratation, verursacht durch Erbrechen, Durchfall oder übermäßiges Schwitzen, sind Infusionen notwendig, um den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt schnell wiederherzustellen. Blutverlust durch Operationen, Verletzungen oder innere Blutungen erfordert häufig Infusionen von Blut oder Blutprodukten, um das Volumen und die Sauerstofftragfähigkeit des Blutes zu ersetzen.

Ernährungssupport bei Patienten, die nicht essen können, wie bei Krebspatienten, die unter starker Übelkeit leiden, oder bei schweren Magen-Darm-Erkrankungen, wird durch parenterale Ernährung mittels Infusionen gewährleistet. Infusionen sind auch essenziell bei der Verabreichung von Medikamenten, besonders wenn schnelle oder kontinuierliche Wirkung notwendig ist, wie bei Antibiotika bei schweren Infektionen, Chemotherapie bei Krebs oder Schmerzmitteln in der Palliativmedizin.

In der Intensivmedizin werden Infusionen verwendet, um Patienten zu stabilisieren, sei es durch die Zufuhr von Flüssigkeiten, Medikamenten oder Nährstoffen. Auch bei chronischen Krankheiten wie Niereninsuffizienz, wo regelmäßige Infusionen zur Dialyse erforderlich sind, spielen Infusionen eine zentrale Rolle. Schließlich sind Infusionen notwendig für die Verabreichung von Kontrastmitteln bei bestimmten diagnostischen Verfahren wie CT- oder MRT-Scans.

Vorteile & Nutzen

Eine Infusion bietet mehrere Vorteile gegenüber anderen Behandlungs- und Untersuchungsmethoden, besonders wenn schnelle und direkte Wirkungen erforderlich sind. Einer der Hauptvorteile ist die schnelle und effiziente Zufuhr von Flüssigkeiten, Nährstoffen und Medikamenten. Bei akuten medizinischen Zuständen wie Schock oder schwerer Dehydratation kann die intravenöse Verabreichung lebensrettend sein, da sie sofort ins Blut gelangt und umgehend wirkt.

Ein weiterer Vorteil ist die präzise Dosierbarkeit. Medikamente und Nährstoffe können genau dosiert und kontinuierlich verabreicht werden, was besonders bei der Behandlung von schwerwiegenden Infektionen, Krebserkrankungen und chronischen Schmerzen wichtig ist. Die Infusion ermöglicht auch die Umgehung des Magen-Darm-Trakts, was ideal ist für Patienten, die oral keine Medikamente oder Nährstoffe aufnehmen können, sei es aufgrund von Erbrechen, Durchfall, Bewusstlosigkeit oder gastrointestinalen Störungen.

Infusionen sind auch nützlich für die Verabreichung von Medikamenten, die durch den Verdauungstrakt zerstört oder unzureichend absorbiert werden würden, wie bestimmte Antibiotika und Chemotherapeutika. Sie bieten zudem die Möglichkeit der gleichzeitigen Verabreichung mehrerer Substanzen, was in komplexen Behandlungssituationen erforderlich sein kann.

Im diagnostischen Bereich ermöglichen Infusionen die Verabreichung von Kontrastmitteln, die bei bildgebenden Verfahren wie CT-Scans oder MRTs erforderlich sind, um klare und detaillierte Bilder zu erhalten. Schließlich bieten Infusionen eine kontinuierliche Überwachung und Anpassung der Therapie durch medizinisches Personal, was zu einer individuelleren und effektiveren Patientenversorgung führt.

Funktion, Wirkung & Ziele

Eine Infusion von Flüssigkeiten ist dann erforderlich, wenn eine Aufnahme über den Magen-Darm-Trakt nicht möglich ist. Das kann daran liegen, dass die jeweilige Substanz sich prinzipiell nicht für die Aufnahme über eine Schleimhaut eignet.

Ein anderer Grund kann sein, dass der betreffende Patient aufgrund seiner Krankheit ein Medikament, das man prinzipiell auch schlucken könnte, nicht auf diesem Weg zu sich nehmen kann. Der am häufigsten verwendete Weg für eine Infusion ist der intravenöse Weg, bei dem die Flüssigkeit in eine Vene eingeleitet wird, über die sie zum Herzen und von dort in den gesamten Körper gelangt.

Die Infusion kann entweder über eine Metallkanüle oder über eine flexible Venenverweilkanüle verabreicht werden, die in eine oberflächliche Vene, typischerweise an der Hand oder am Arm, eingeführt wird. Wenn Medikamente verabreicht werden sollen, die leicht zu einer Reizung dieser oberflächlichen Venen führen, oder wenn keine geeignete Vene auffindbar ist, kann die Infusion in eine der zentralen Venen am Hals, unter dem Schlüsselbein oder in der Leiste erfolgen.

Man spricht dann von einem zentralen Venenkatheter (ZVK). Eine Sonderform ist ein Portkatheter, bei dem operativ ein Schlauch in eine zentrale Vene eingeführt wird, der mit einer Kammer verbunden ist, die unter die Haut implantiert wird. Durch Durchstechen der Haut und einer Membran an dieser Kammer mit einer speziellen Nadel kann so bei einem Patienten immer wieder leicht eine Infusion über einen zentralen Venenzugang erfolgen. Einen solchen Portkatheter verwendet man z. B. oft für die Infusion von Chemotherapie-Medikamenten bei Patienten mit Krebserkrankungen.

Für manche Zwecke wie z. B. für die Infusion von Flüssigkeit bei Patienten, die nicht ausreichend trinken können, kann auch der Weg einer subkutanen Infusion gewählt werden. Hierbei wird eine feine Nadel in das Fettgewebe unter der Haut gestochen. Der Vorteil dieser Methode besteht darin, dass keine Vene gefunden werden muss. Der Nachteil besteht darin, dass die Flüssigkeit vom Unterhautfettgewebe nur langsam in das Gefäßsystem aufgenommen wird und dass sich manche Medikamente nicht für eine solche subkutane Infusion eignen.

In Notfallsituationen kann, wenn eine parenterale Medikamentengabe erforderlich ist, aber keine Vene gefunden wird, auch eine intraossäre Infusion verabreicht werden, für die eine robuste Nadel in die Knochenmarkhöhle z. B. des Unterschenkelknochens eingebracht wird.


Durchführung & Ablauf

Eine Infusion beginnt mit der Vorbereitung des benötigten Materials, einschließlich der Infusionslösung, eines Infusionssets (Schläuche und Tropfkammer) und einer sterilen Kanüle oder eines Katheters. Zuerst wird der Patient in eine bequeme Position gebracht, meist liegend oder sitzend, um den Zugang zur Vene zu erleichtern.

Der Arzt oder die Pflegekraft wählt eine geeignete Vene, oft an der Hand oder dem Arm, und desinfiziert die Einstichstelle gründlich. Dann wird eine sterile Kanüle oder ein venöser Katheter vorsichtig in die Vene eingeführt. Sobald die Kanüle sicher in der Vene liegt, wird sie mit einem Pflaster fixiert, um ein Verrutschen zu verhindern.

Das Infusionsset wird an die Infusionslösung angeschlossen und die Tropfkammer wird teilweise gefüllt. Dann wird das System entlüftet, um Luftblasen zu entfernen. Die Infusionsleitung wird an die Kanüle angeschlossen und die Durchflussrate wird je nach ärztlicher Anweisung eingestellt, oft mithilfe einer Infusionspumpe, die eine präzise Kontrolle ermöglicht.

Während der Infusion überwacht das medizinische Personal regelmäßig die Einstichstelle, um sicherzustellen, dass keine Schwellungen oder Rötungen auftreten, und überprüft die Vitalzeichen des Patienten. Die Dauer der Infusion kann von wenigen Minuten bis zu mehreren Stunden variieren, abhängig von der Art und Menge der verabreichten Lösung.

Nach Abschluss der Infusion wird die Kanüle vorsichtig entfernt, die Einstichstelle wird erneut desinfiziert und ein Verband angelegt. Das medizinische Personal dokumentiert die Verabreichung und überwacht den Patienten weiter, um sicherzustellen, dass keine unmittelbaren Nebenwirkungen auftreten.

Risiken & Gefahren

Eine Infusion birgt verschiedene Risiken. Wenn versehentlich Luft in das Gefäßsystem gelangt, kann das zu einer lebensbedrohlichen Luftembolie führen. Eine Gefahr droht auch, wenn Flüssigkeiten, die nicht für eine intravenöse Infusion geeignet sind, auf diesem Weg appliziert werden.

Schließlich kann jede in den Körper eingebrachte Substanz eine Allergie auslösen, die bei parenteraler Infusion besonders ausgeprägt sein kann. Wenn der Zugang aus der Vene herausrutscht, kann die Infusion statt in die Vene ins umliegende Gewebe gelangen, was bei manchen Medikamenten zu schweren Weichteilschäden führen kann.

Schließlich kann es bei der Anlage des Zugangs zu Komplikationen kommen. Eine typische Komplilation bei der Anlage eines ZVK für eine Infusion ist beispielsweise eine Verletzug der Lunge durch die Punktionsnadel, was zu einem Lungenkollaps („Pneumothorax“) führen kann.

Alternativen

Es gibt mehrere alternative Verfahren zur Infusion, besonders wenn eine intravenöse Verabreichung nicht möglich oder nicht ideal ist. Eine gängige Alternative ist die orale Verabreichung von Flüssigkeiten, Nährstoffen und Medikamenten. Dies ist die einfachste und häufigste Methode, jedoch kann sie bei schwerer Übelkeit, Erbrechen oder bestimmten gastrointestinalen Störungen ineffektiv sein.

Ein weiteres Verfahren ist die subkutane Injektion, bei der Flüssigkeiten oder Medikamente in das Unterhautfettgewebe injiziert werden. Diese Methode wird oft bei der Palliativpflege eingesetzt, wenn intravenöse Zugänge schwierig zu legen sind. Intramuskuläre Injektionen sind ebenfalls eine Alternative, bei der Medikamente direkt in die Muskeln verabreicht werden. Dies ermöglicht eine schnellere Aufnahme als bei oraler Einnahme, jedoch langsamer als bei intravenöser Infusion.

Für die parenterale Ernährung bei Patienten, die keine Nahrung oral oder enteral aufnehmen können, gibt es die enterale Ernährung über eine Magensonde. Diese Methode ermöglicht die direkte Zuführung von Nährstoffen in den Magen-Darm-Trakt durch eine Nasogastral-, Gastrostomie- oder Jejunostomie-Sonde.

Transdermale Pflaster bieten eine weitere Alternative, bei der Medikamente durch die Haut aufgenommen werden. Diese Methode wird oft für Schmerzmittel, Hormone und Nikotinersatztherapien verwendet. Rektale Verabreichung in Form von Zäpfchen oder Einläufen kann ebenfalls eine Möglichkeit sein, besonders bei Patienten mit schwerer Übelkeit oder Bewusstlosigkeit.

In Notfällen oder speziellen klinischen Situationen können intraossäre Infusionen eingesetzt werden, bei denen Flüssigkeiten und Medikamente direkt in das Knochenmark verabreicht werden. Dies bietet eine schnelle und oft lebensrettende Methode, wenn keine intravenösen Zugänge verfügbar sind.

Quellen

  • Greten, H., Rinninger, F., Greten, T. (Hrsg.): Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2010
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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