Diuretika
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Medikamente Diuretika
Diuretika bezeichnen Wirkstoffe, die die Ausschwemmung von Salzen sowie Wasser durch die Niere aus dem Körper (Mensch und Tier) in deutlicher Weise erhöhen. Sie finden daher in der Therapie zahlreicher Erkrankungen wie Bluthochdruck, Glaukom und Ödemen Anwendung.
Inhaltsverzeichnis |
Was sind Diuretika?
Durch Diuretika werden das Plasmavolumen im Blutkreislauf gesenkt und Stauungssymptome z.B. bei Ansammlung von Flüssigkeit im Gewebe oder bei einem zu großen Blutvolumen, abgebaut.
Einige Diuretika, wie Acetazolamid, tragen dazu bei, dass Urin alkalischer wird und damit im Falle von Überdosierung oder Vergiftung die Ausscheidung von Substanzen, wie Aspirin, befördert wird.
Diuretika werden in drei typische Hauptgruppen unterteilt: Thiazide, Schleifendiuretika und kaliumsparende Diuretika. Jedes entfaltet seinen Effekt durch Einwirkung auf einen anderen Teil der Nieren und erfordert verschiedene Anwendungen sowie Vorsichtsmaßnahmen, ist daher genauestens auf den Gesundheitszustand abzustimmen. In diesem Zusammenhang ist auch die blutdrucksenkende Wirkung einiger Diuretika unabhängig von ihrer harntreibenden Wirkung zu sehen.
Anwendung, Wirkung & Gebrauch
Thiazid-Diuretika erhöhen ebenfalls die Ausscheidung von Natrium über den Urin. Die kurzfristig blutdrucksenkende Wirkung beruht auf der Tatsache, dass Thiazide die Zellspannung senken. Langfristig haben Thiazide einen gefäßerweiternden Effekt. Mediziner empfehlen sie daher als erstes Mittel zur Behandlung von Bluthochdruck sowie Herzproblemen im Zusammenhang mit Bluthochdruck. Erst wenn Diuretika allein nicht genügen, kommen in der Regel Medikamente wie Betablocker zum Einsatz.
Der Begriff kaliumsparende Diuretika bezieht sich auf die Reduzierung der Natriumaufnahme in den Tubulusepithelzellen, wodurch der Kaliumspiegel gesichert wird. Sie werden häufig in Kombination mit Thiaziden eingesetzt, um einem Kaliummangel (Hypokaliämie) vorzubeugen.
Weitere Diuretika sind Carboanhydrase-Hemmer, die einer Hypokalzämie oder Hyperkalzämie vorbeugen, osmotische Diuretika wie Glucose, die Wasser im Harn zurückhalten (Einsatz über Infusionen z.B. bei Nierenversagen) sowie Aldosteron-Antagonisten zum intravenösen Einsatz bei Herzinsuffizienz oder Leberzirrhose.
Pflanzliche, natürliche & pharmazeutische Diuretika
In der medikamentösen Verarbeitung sind Diuretika eine chemisch heterogene Gruppe von Verbindungen, die die Produktion verschiedener natürlicherweise im Körper vorkommender Hormone stimulieren oder hemmen, um die Urinproduktion durch die Nieren zu regulieren.
Pflanzliche Diuretika werden teilweise als Aquaretika bezeichnet, hierzu zählen Anwendungen (häufig Tees) aus Schachtelhalm, Petersilie, Sellerie, Brennnessel oder schwarze Johannisbeere. Verschiedene Rezepturen und Anwendungsvorschriften finden sich sowohl in der Hildegard von Bingen-Medizin wie auch in der Pflanzenheilkunde. Traditionelle Kombinationspräparate mit diuretischen Wirkanteilen bestehen auch aus Bärlauch, Mistel und Weißdorn.
Homöopathische Mittel zur Förderung der Ausscheidung sind Urtica urens, Berberis, Calcium Carbonicum oder Digitalis. Kaffee, Tee sowie Alkohol sind ebenfalls diuretisch wirkende Getränke, ihnen wird jedoch keine arzneiliche Wirkung zugeschrieben.
In Deutschland finden sich derzeit mehr als 100 diuretische Präparate mit unterschiedlicher Dosierung, von rezeptfreien Generika bis hin zu verschreibungspflichtigen Diuretika wie Esidrix, Aquaphor, Hygroton oder Dytide H. Oftmals werden Diuretika in Form von Wassertabletten in Diätforen als Tipp zum schnellen Abnehmen empfohlen, wovon aufgrund der komplexen Wirkweise allerdings abgeraten wird.
Risiken & Nebenwirkungen
Andere Nebenwirkungen sind eine Verminderung der Blutmenge, Störungen im Elektrolythaushalt wie Kaliummangel oder –überschuss, Hyponatriämie (zu geringer Natriumspiegel), Störungen des Blutwertes (Übersäuerung, Basengehalt) oder eine Überhöhung des Harnsäuregehaltes im Blut. Dies kann zu Komplikationen wie Schwindel, Kopfschmerzen, vermehrtem Durst, Muskelkrämpfen, erhöhten Cholesterinwerte, Ausschlag, Gelenkerkrankungen (Gicht), Impotenz oder Unregelmäßigkeiten bei der Menstruation führen.
Die unterschiedlichen Wirkweisen bergen verschiedene Risiken und Nebenwirkungen. Schleifendiuretika beispielsweise führen zu einer deutlichen Steigerung der Kalzium-Ausscheidung, was zu einer verminderten Knochendichte führen kann.