Diskografie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 19. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Diskografie kommt bei chronisch tief sitzenden Rückenschmerzen, die Rückschlüsse auf diskogene (bandscheibenbedingte) Ursachen zulassen, zum Einsatz. Unter Röntgenkontrolle werden degenerative Veränderungen der Bandscheibe mit Hilfe eines Kontrastmittels sichtbar gemacht.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Diskografie?

Als Diskografie (auch Diskographie) wird ein röntgengestütztes Diagnoseverfahren zur Darstellung von Bandscheiben (Diskus bzw. Discus intervertebralis) unter Einsatz eines intradiskal injizierten Kontrastmittels bezeichnet.

Als Diskografie (auch Diskographie) wird ein röntgengestütztes Diagnoseverfahren zur Darstellung von Bandscheiben (Diskus bzw. Discus intervertebralis) unter Einsatz eines intradiskal injizierten Kontrastmittels bezeichnet.

Mit Hilfe des Verfahrens können insbesondere der Ursprungsort bandscheibenbedingter Rückenbeschwerden (diskogenes Schmerzsyndrom, Diskopathie) anhand der röntgenologisch dokumentierten Kontrastmittelverteilung genau lokalisiert sowie degenerative bzw. altersbedingte Veränderungen an der betroffenen Bandscheibe festgestellt werden. Infolge degenerativer Prozesse an der Bandscheibe können schmerzhafte Fissuren (Risse) am äußeren Faserring der Bandscheibe und/oder Diskusprotrusionen (Bandscheibenvorwölbungen) entstehen.

In den meisten Fällen ist die Lendenwirbelsäule von derartigen Verletzungen der inneren Diskusarchitektur betroffen. Über in die Bandscheibenstrukturen einwachsende Nervenfasern strahlen im weiteren Verlauf Schmerzen aus dem Inneren der Bandscheibe aus. Morgendliche Rückenschmerzen, die durch langes Liegen verursacht werden, sowie Schmerzen bei Überlastungen des Rückens können Anzeichen einer Diskusdegeneration sein und eine Diskografie erforderlich machen.

Funktion, Wirkung & Ziele

Eine Diskografie kommt oftmals im Vorfeld minimalinvasiver operativer Eingriffe an der Wirbelsäule (Bandscheibenprothese, Spondylodese) zur Planung sowie Diagnosebestätigung zum Einsatz. Hierbei dient das Untersuchungsverfahren der genauen Bestimmung der zu operierenden Wirbelsegmente.

Zudem können die durch eine Diskografie erhaltenen Informationen die Therapiewahl bei chronisch tief sitzenden Rückenschmerzen (u.a. intradiskale elektrothermale Therapie oder operativer Eingriff), die auf pathologische Bandscheibenveränderungen zurückgeführt werden können, erleichtern und stützen. Die minimalinvasive Untersuchung kann unter stationären oder ambulanten Bedingungen durchgeführt werden, wobei eine Narkose nicht erforderlich bzw. sogar unerwünscht ist.

Dem auf dem Bauch liegenden und sich im Dämmerschlaf befindenden Patienten wird unter lokaler Anästhesie eine Sonde oder dünne Nadel (Kanüle) seitlich in das Bandscheibenfach (Raum zwischen zwei angrenzenden Wirbelkörpern, in welchem sich die Bandscheibe befindet) eingeführt. Anschließend wird ein röntgendichtes Kontrastmittel – bei vorliegender Kontrastmittelallergie Kochsalzlösung – in den gallertartigen Bandscheibenkern (Nucleus pulposus) injiziert. Das Kontrastmittel wird in seinem Verlauf durch ein bewegliches Röntgengerät (Bildwandler) in mehreren Ebenen sichtbar gemacht.

Anhand der Kontrastmittelverteilung im Bandscheibenkern wird zum einen die korrekte Positionierung der Sonde bzw. Kanüle kontrolliert und zum anderen eine Beurteilung der Bandscheibenbeschaffenheit sowie des Ausmaßes und der Art der degenerativen Veränderungen ermöglicht. Liegt beispielsweise ein intakter, die Bandscheibe umschließender Faserring (Anulus fibrosus) vor, verbleibt das Kontrastmittel in der Bandscheibe, während ein Austreten des Mittels aus dem Bandscheibenraum auf einen porösen oder zerrissenen Anulus fibrosus infolge eines Bandscheibenvorfalls schließen lässt.

Ein sich nach hinten in den Spinalkanal (Rückenmarkskanal) vorstülpender Faserring, der durch die Kompression von einer oder mehreren Nervenwurzeln zu Schmerzsymptomen in Rücken und Beinen führen kann, kann im Rahmen einer Diskografie ebenfalls sichtbar gemacht werden. Dass durch die Kontrastmittelgabe über die Druckerhöhung im Diskus zudem die sonst üblichen Schmerzen provoziert bzw. verstärkt werden können (diskographischer Distensionstest), ist ein zusätzlicher bedeutender Effekt (sogenannter Memory-Pain-Effekt), der die Lokalisierung des von degenerativen Prozessen betroffenen Wirbelsäulensegments stützt.

Durch eine anschließende Injektion eines diesen Schmerz ausschaltenden Betäubungsmittels kann die Diagnose zusätzlich abgesichert werden. Im Anschluss an die Diskografie wird über die Bandscheibenkanüle zur Herabsetzung von Entzündungsstoffen in der behandelten Bandscheibe ein entzündungshemmendes und schmerzreduzierendes Medikament injiziert.

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Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Da für eine Diskografie lediglich eine Dämmerschlafnarkose erforderlich ist und die Untersuchung zudem unter Röntgenkontrolle durchgeführt wird, sind schwere Komplikationen oder Nebenwirkungen in aller Regel nicht zu erwarten.

Die seitliche Punktion der zu untersuchenden Bandscheibe wird trotz des applizierten Lokalanästhetikums von vielen Betroffenen als äußerst unangenehm empfunden. Darüber hinaus besteht bei einer Verletzung von Blutgefäßen das Risiko für Nachblutungen. Ungeachtet der kontinuierlichen Positionskontrolle durch den Bildwandler kann zudem in sehr seltenen Fällen durch die Kanüle eine Nervenwurzel verletzt werden.

Zusätzlich können auch bei minimalinvasiven Eingriffen (bakterielle) Keimverschleppungen in den Bandscheibenraum, die eine Diszitis (schmerzhafte Entzündung der Bandscheibe) bedingen können, nicht vollkommen ausgeschlossen werden. Bei einer im Vorfeld nicht bekannten Kontrastmittelallergie kann eine Diskografie durch die Injektion von Kontrastmitteln zu unterschiedlich ausgeprägten allergischen Reaktionen bis hin zu einem anaphylaktischen Schock führen.

Da der Distensionstest auf subjektiv wahrgenommenen Schmerzen beruht, die vom Untersuchenden nicht überprüft werden können, kann eine Diskografie zu falsch positiven oder falsch negativen Resultaten führen.

Quellen

  • Bücheler, E., et al.: Einführung in die Radiologie: Diagnostik und Interventionen. Thieme, Stuttgart 2006
  • Möller, T.B., Reif, E.: Taschenatlas der Röntgenanatomie. Thieme, Stuttgart 2010
  • Wetzke, M. et. al.: Bildgebende Verfahren. Urban & Fischer, München 2012

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