Hypersalivation

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der so genannten Hypersalivation handelt es sich um eine meist zeitlich begrenzte Erkrankung, bei der eine zu große Menge an Speichel produziert wird. Die Ursachen dafür sind vielfältig und können von schweren neurologischen Erkrankungen wie Parkinson bis zur falschen Ernährung reichen. In den meisten Fällen ist die Hypersalivation jedoch gut behandelbar.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Hypersalivation?

Eine Hypersalivation äußert sich in erster Linie durch eine übermäßige Produktion von Speichel.
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Der medizinische Fachterminus Hypersalivation bezeichnet eine übermäßige Produktion von Speichel.

Häufig kommt es im Zuge der Hypersalivation auch zu einer Sialorrhö, dem unwillkürlichen Ausfließen von Speichel aus dem Mund, gemeinhin als „Sabbern“ bezeichnet.

„Sabbern“ tritt dann auf, wenn der Mund nicht vollständig geschlossen werden kann oder das Schlucken des Speichels Schwierigkeiten bereitet.

Ursachen

Es gibt vielfältige Ursachen für vermehrten Speichelfluss. Mediziner unterscheiden zwischen lokalen Ursachen, medikamentösen Ursachen, allgemeinen Erkrankungen sowie neurologischen Erkrankungen. Hypersalivation tritt häufig bei starker Übelkeit, kurz vor dem Erbrechen auf. Auch bei falscher Ernährung, also etwa der Aufnahme von stark gewürzten, scharfen oder sehr sauren Speisen, kann es zu einer temporären Hypersalivation kommen.

Bei Babys und Kleinkindern ist eine Hypersalivation zusammen mit einer Sialorrhö völlig normal. Bis zum etwa vierten Lebensjahr eines Kindes ist eine vermehrte Speichelproduktion und Sabbern unbedenklich. Eine lokale Ursache für Hypersalivation können etwa Karies oder Entzündungen der Mundhöhle sein.

Darüber hinaus können Erkrankungen der Speicheldrüsen zu einer übermäßigen Produktion von Speichel führen. Andere Ursachen für eine Hypersalivation können im psychischen Bereich liegen, also in Nervosität bzw. Ängstlichkeit begründet sein. Auch neurologische Probleme, wie etwa eine Parkinsonerkrankung, können die Ursache sein.

Bei bestimmten Infektionen, wie etwa der Tollwut, kommt es typischerweise zu einem stark vermehrten Speichelfluss. Vergiftungen mit bestimmten Substanzen, wie etwa Quecksilber, oder die Einnahme bestimmter Medikamente, können dieses Krankheitsbild ebenfalls auslösen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Hypersalivation äußert sich in erster Linie durch eine übermäßige Produktion von Speichel. Dadurch kommt es bei den Betroffenen zu Sabbern, Sprachstörungen und anderen Beschwerden. Bei einigen Patienten stellen sich beispielsweise Schluckstörungen oder Probleme bei der Nahrungsaufnahme ein. Der erhöhte Speichelfluss kann außerdem zu einer Aspiration führen, wenn er in die Speiseröhre gelangt.

Im Extremfall erstickt der Betroffene an dem Speichel. Die übermäßige Speichelproduktion kann sich auch auf die seelische Verfassung der Betroffenen auswirken. So wird die Hypersalivation als äußerst unangenehm empfunden und insbesondere das Sabbern löst bei den Patienten Schamgefühle und Minderwertigkeitskomplexe aus. Im schlimmsten Fall entwickeln sich depressive Verstimmungen oder sogar eine ausgewachsene Depression.

Äußerlich ist eine Hypersalivation zunächst nicht zu erkennen. Langfristig kann das Sabbern allerdings zu Entzündungen an den Lippen und an den Mundwinkeln führen. Die betroffenen Stellen sich häufig gerötet und schmerzen bei Berührung. Wird die Erkrankung nicht behandelt, kann es zudem zu einer Dehydration kommen, die sich unter anderem durch Müdigkeit, Schwindel und körperliche Schwäche äußern kann. Im Allgemeinen ist eine übermäßige Speichelproduktion jedoch harmlos und die Symptome haben keinen weiteren gesundheitlichen Probleme zur Folge.

Diagnose & Verlauf

Bei der Diagnosestellung wird zuerst eine ausführliche Anamnese vom behandelten Arzt erstellt. Es gilt zuerst einmal festzustellen, ob überhaupt eine Hypersalivation vorliegt. Manchmal liegt eine Störung des Speichelabtransports vor, welche auf den ersten Blick wie eine übermäßige Produktion von Speichel aussieht.

Zahnfehlstellungen können etwa Sabbern verursachen, auch wenn die produzierte Speichelmenge im Normalbereich liegt. Nach der Anamnese wird meist eine Schluckdiagnostik gemacht, um eine möglicherweise vorliegende Schluckstörung feststellen zu können. Zusätzlich wird noch die Menge an abgegebenen Speichel gemessen. Häufig genügt dafür eine ungefähre Abschätzung der Menge durch den behandelnden Arzt.

Es kann aber auch nötig sein, die Speichelmenge genauer zu analysieren, auch in Zusammenhang mit der abgegebenen Speichelmenge pro Zeiteinheit. Dafür gibt es bestimmte Apparaturen, mit welchen der Speichelfluss sehr genau gemessen werden kann. Je nachdem, welche Grunderkrankung für die Hypersalivation verantwortlich ist, sieht die Verlaufsform anders aus.

Bei schweren, degenerativen Erkrankungen, wie etwa Parkinson, ist die Prognose sicherlich schlechter als etwa bei einer harmlosen und vorübergehenden Hypersalivation, die aufgrund des Verzehrs von zu sauren Speisen entstanden ist.

Komplikationen

Die Hypersalivation kann in den meisten Fällen relativ gut behandelt werden, sodass es nicht zu besonderen Einschränkungen und Komplikationen kommt. In der Regel leidet der Betroffene an einer stark erhöhten Speichelbildung, welche sich im Allgemeinen negativ auf die Lebensqualität des Betroffenen auswirkt. Dabei treten nicht selten auch soziale Beschwerden auf, da die Beschwerden der Hypersalivation als unschön und unästhetisch angesehen werden.

Ebenfalls kann es dabei zu Fehlstellungen der Zähne oder zu Schluckbeschwerden können. Im schlimmsten Falle ist das Risiko einer Aspiration durch die Hypersalivation erhöht, sodass es weiterhin auch zum Tode kommen kann. Vor allem ältere Patienten und Menschen, die an Parkinson erkrankt sind, können an der Hypersalivation leiden.

Die Behandlung der Krankheit erfolgt in jedem Fall kausal und richtet sich hierbei nach der Grunderkrankung. Dabei treten keine weiteren Komplikationen auf. Allerdings kann nicht vorausgesagt werden, ob die Hypersalivation komplett eingeschränkt werden kann oder ob eine erneute Behandlung notwendig sein wird. In vielen Fällen ist ebenso die Behandlung der Grunderkrankung nicht möglich. Die Lebenserwartung wird durch die Krankheit nicht eingeschränkt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei einem zu starken Speichelfluss ist ein Arztbesuch nicht immer notwendig. Kommt es zu einer Rückbildung der Beschwerden nach einigen Stunden oder Tagen, liegt kein besorgniserregender Zustand vor. Oftmals ist in diesen Fällen die Ursache auf emotionale Gründe zurück zu führen, die nicht von Dauer sind. Hält die Hypersalivation jedoch an oder nimmt sie an Intensität zu, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Stellen sich Probleme bei der Nahrungsaufnahme ein oder kommt es zu Schluckbeschwerden, ist ein Arztbesuch nötig. Wird die Lebensmittelzufuhr für mehrere Tage vom Betroffenen verweigert, ist eine Abklärung der Symptome ratsam.

Dies gilt insbesondere bei Kindern, älteren Herrschaften oder Menschen mit einem geringen Körpergewicht. Es droht eine Unterversorgung des Organismus, die ohne eine medizinische Versorgung zu einem Notfall werden kann. Tritt die Hypersalivation in der Wachstumsphase des Kindes auf, kann es zu Zahnfehlstellungen kommen. Daher ist ein Arztbesuch zu empfehlen, sobald sich Auffälligkeiten der Zahnstellung zeigen. Patienten, die an Parkinson erkrankt sind, zeigen sehr häufig als Begleitsymptom einen erhöhten Speichelfluss. Ein Arzt ist daher zu konsultieren, sobald die Beschwerden fortbestehen oder typische Anzeichen einer Parkinsonerkrankung festgestellt werden. Kommt es vermehrt zum Erbrechen oder stellen sich Halsschmerzen ein, ist ein Arzt aufzusuchen.

Behandlung & Therapie

Da es sehr viele verschiedene Ursachen für eine übermäßige Speichelproduktion gibt, muss bei der Behandlung die Grunderkrankung beseitigt werden, von der die Hypersalivation ein Symptom ist.

Ist die Ursache lokaler Art, kann es nötig werden, Zahnfehlstellungen zu korrigieren oder etwa nicht optimal angepasste Zahnspangen besser einzustellen. Auch chirurgische Maßnahmen können nötig sein. Es gibt Medikamente, welche den Speichelfluss reduzieren, dazu gehört etwa der Wirkstoff Atropin, welcher in Form von Tabletten verabreicht wird. Daneben gibt es noch einen Wirkstoff, welcher als Pflaster hinter das Ohr geklebt wird. Beide Wirkstoffe verringern die Speichelproduktion deutlich.

In besonders schweren Fällen, kann auch mit Botulinumtoxin gearbeitet werden, dabei spritzt der Arzt Botox in die Speicheldrüsen im Ohr bzw. im Unterkiefer. Sind Medikamente die Ursache für eine Hypersalivation, müssen diese entweder abgesetzt oder aber mit anderen Medikamenten kombiniert werden, welche Mundtrockenheit als Nebeneffekt haben.


Aussicht & Prognose

Hypersalivation kann eine Vielzahl an Ursachen haben, von denen die Aussichten auf baldige Besserung abhängen. Am besten sieht die Prognose bei vorübergehenden Auslösern aus. Hypersalivation im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft tritt beispielsweise häufig bei Hyperemesis gravidarum auf und bessert sich, sobald die Schwangerschaftsübelkeit weniger wird. Liegt die Hypersalivation an Zahnproblemen oder anderen im Mund befindlichen Veränderungen, kann sie sich durch eine Behandlung der Ursache ebenfalls schnell wieder zurückbilden.

Wenn die Ursache so schnell nicht behandelt werden kann, dann stellt es eine Option dar, den vermehrten Speichelfluss durch eine Injektion mit Botulinumtoxin in die Speicheldrüsen zu behandeln. Ob das für den Patienten in Frage kommt, hängt davon ab, ob die Hypersalivation überhaupt mit den Speicheldrüsen zusammenhängt oder ob es sich um eine Schluckstörung handelt. Bei Schluckstörungen würde diese Methode eher nicht in Frage kommen, solange die Speichelproduktion sich im normalen Rahmen bewegt.

Liegt die Hypersalivation aber tatsächlich an einer Überproduktion von Speichel, kann diese damit wieder auf ein normales Niveau gebracht werden. Der Patient leidet danach nicht mehr unter Hypersalivation, auch wenn die ursprüngliche Ursache weiter besteht. Diese Option kommt beispielsweise bei degenerativen Erkrankungen in Frage, um die Hypersalivation als Symptom der Erkrankung zu lindern und dem Patienten mehr Lebensqualität zu bieten.

Vorbeugung

Es gibt keine konkreten, allgemeingültigen Maßnahmen um die Entstehung einer Hypersalivation zu verhindern, da die Ursachen sehr vielfältig sind. Eine gute Zahn- und Mundhygiene zu haben, ist schon einmal ein Schritt in die richtige Richtung, denn Zähneputzen und Mundausspülen können helfen den Mund trockener zu halten.

In den meisten Fällen handelt es sich bei einer Hypersalivation um keine dauerhafte Erkrankung, sie tritt lediglich vorübergehend auf und ist gut behandelbar, wenn das Grundproblem einmal ausgemacht werden konnte.

Nachsorge

Die Hypersalivation tritt üblicherweise im Rahmen anderer Erkrankungen als Begleiterscheinung auf. Aus diesem Grund endet die Hypersalivation meist dann, wenn die Grunderkrankung erfolgreich therapiert wurde. Maßnahmen zur Nachsorge richten sich daher eher auf die spezifische Erkrankung und weniger auf die Hypersalivation selbst.

Entsprechend vielseitig sind die Erfordernisse einer verantwortungsvollen Nachsorge, da die Hypersalivation im Zusammenhang mit einer Vielzahl von chronischen oder akuten Krankheiten auftritt. Steht die Erkrankung in Verbindung mit Vergiftungen, fokussiert sich die Nachsorge zunächst auf die körperliche Regeneration der Patienten sowie engmaschige ärztliche Kontrolluntersuchungen.

Dabei analysiert der Arzt beispielsweise die Blutwerte des Betroffenen und stellt sicher, dass die Vergiftung überwunden ist und die auslösenden Substanzen vom Körper ausgeschieden wurden. Wenn die Hypersalivation im Rahmen von Erkrankungen der Zähne auftritt, beinhaltet die Nachsorge regelmäßige Untersuchungen bei einem Zahnmediziner.

Auf diesem Weg beugt der Patient auch erneuten Erkrankungen des Zahnapparates und somit auch einer weiteren Hypersalivation vor. Mitunter tritt die Hypersalivation auch bei psychischen Störungen und Stress auf. Dann muss der Betroffene im Rahmen der Nachsorge dafür sorgen, dass er sein seelisches Gleichgewicht behält und sich im Notfall rasch an seinen Psychologen wendet. Eine erneut auftretende Hypersalivation kann ein hilfreicher Hinweis sein, dass sich ein neuer Schub der psychischen Erkrankung aufbaut.

Das können Sie selbst tun

Als akute Maßnahme sollte bei Hypersalivation stets eine Tasse bereitgehalten werde, die den Speichel aufnehmen kann. Nachts wird am besten ein Frotteehandtuch unter den Mund gelegt. Zudem sollten geeignete Lippenpflegeprodukte verwendet werden, denn durch den permanenten Speichelfluss treten Entzündungen und Risse an den Lippen auf, die mitunter starke Schmerzen verursachen können. Ein Lippenpflegestift vermeidet eine Reizung der Lippe infolge des ständigen Abputzen des Speichels.

Im Hinblick auf die Diät sollte auf scharfe oder auf andere Weise reizende Speisen und Getränke verzichtet werden. Auch alkoholische Getränke sowie Kaffee gilt es zu meiden. Brot reduziert den Speichelfluss kurzfristig und kann so eine zeitweilige Linderung verschaffen. Ätherisches Zitronenöl beruhigt den Nasenrachenraum und kann beispielsweise inhaliert oder über ein Tuch eingeatmet werden. Gelegentlich hilft es auch, für fünf Minuten Eiswürfel zu lutschen.

Alternativ dazu kann zu einigen Heilmitteln aus der Homöopathie gegriffen werden. Bewährt haben sich unter anderem die Mittel Alumina, Belladonna und Ignatia sowie das Präparat Ammonium Carbonicum. Sollten die Beschwerden trotz der genannten Maßnahmen nicht zurückgehen oder weitere Komplikationen auftreten, empfiehlt sich ein Arztbesuch.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Baenkler, H.-W., et al.: Kurzlehrbuch Innere Medizin. Thieme Verlag, Stuttgart 2010
  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013

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