Diffuser Ösophagusspasmus
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Als diffuser Ösophagusspasmus wird in Fachkreisen eine meist chronische Bewegungsstörung der Speiseröhre bezeichnet. In der Fachsprache wird diese Störung als 'Motilitätsstörung bezeichnet. Es kommt dabei wiederholt zu anfallsartigen Muskelkontraktionen der Speiseröhre, dabei können auch Schmerzen am Brustbein auftreten. Die genauen Ursachen für den diffusen Ösophagusspasmus sind nicht geklärt.
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Was ist Diffuser Ösophagusspasmus?
Beim diffusen Ösophagusspasmus kommt es plötzlich zu starken und krampfartigen Kontraktionen der Muskeln in der Speiseröhre. Betroffen ist dabei immer die glatte Muskulatur. Diese Kontraktionen finden zumeist im mittleren und unteren Bereich der Speiseröhre statt. Sie haben keine vorantreibende Wirkung für die Nahrung und können Schmerzen hinter dem Brustbein auslösen.
Es handelt sich dabei um ein stechend krampfartiges Gefühl. Diese Schmerzen können auch in Schulter und Kiefer bis in die Arme, manchmal auch bis in den Rücken, ausstrahlen. Meist kommt es sehr plötzlich zu diesen Beschwerden. Hinzukommen können auch Schluckbeschwerden.
Die Probleme treten meist sehr plötzlich und unerwartet auf und können entweder durch Schlucken ausgelöst werden oder spontan auftreten.
Ursachen
Die Ursachen für einen diffusen Ösophagusspasmus sind bis heute nicht bekannt. Zumeist sind ältere Menschen davon betroffen, aber auch junge Menschen können diese Erkrankung erleiden.
Allerdings wird der diffuse Ösophagusspasmus mit bestimmten Grunderkrankungen in Verbindung gebracht. Betroffene leiden häufig unter einer der folgenden Erkrankungen: Diabetes mellitus, Kollagenosen, Krankheiten am zentralen und peripheren Nervensystem, Muskelerkrankungen, Amyloidosen und Alkoholkrankheit.
Verantwortlich für die Beschwerden sind simultane Kontraktionen der glatten Muskeln der Speiseröhre. Diese Muskelkontraktionen werden mit Störungen der nervösen Regulation und der Stickstoffmonoxid-Ausschüttung in Verbindung gebracht. Gesichert sind diese Erkenntnisse allerdings nicht.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Diese Krankheit ist mit verschiedenen Beschwerden verbunden, die allerdings in unterschiedlicher Ausprägung auftreten können. Sie wirken sich in jedem Falle sehr negativ auf die Lebensqualität des Patienten aus und schränken diese erheblich ein. In der Regel leiden die Patienten dabei an Schmerzen, die direkt hinter dem Brustbein auftreten.
Vor allem durch die Einnahme von Nahrung und Flüssigkeiten können diese Schmerzen verstärkt werden, sodass viele Patienten absichtlich weniger Nahrung und Flüssigkeit zu sich nehmen. Dadurch kommt es zu Schluckbeschwerden und weiterhin auch zu einer Dehydrierung und zu verschiedenen Mangelerscheinungen. In einigen Fällen kann die Krankheit auch zu einer Atemnot führen, sodass die Belastbarkeit des Patienten abfällt und körperliche Anstrengungen nicht mehr ohne Weiteres durchgeführt werden können.
Viele Betroffene sind bei dieser Erkrankung auf eine spezielle Diät angewiesen, um die Symptome dieser Erkrankung nicht zu verstärken. Bei einer frühzeitigen Diagnose kommt es meistens jedoch zu einem positiven Krankheitsverlauf und zu keinen besonderen Komplikationen. Weiterhin kann sich die Erkrankung ebenso negativ auf den psychischen Zustand des Betroffenen auswirken und eventuell zu Depressionen oder zu anderen psychischen Verstimmungen führen. In der Regel ist die Lebenserwartung des Betroffenen nicht verringert.
Diagnose
Der diffuse Ösophagusspasmus kann durch verschiedene Methoden diagnostiziert werden. Zuerst wird der Arzt mit dem Patienten ein ausführliches Gespräch zur Anamnese führen, um alle Beschwerden genau zu erörtern. Der Betroffene sollte dabei ausführlich schildern, welche Beschwerden genau auftreten, wie häufig diese vorkommen, wie lange dies anhalten und überhaupt schon bestehen. Dies erleichtert dem Arzt die Entscheidung enorm, welche weiteren Untersuchungen im vorliegenden Fall weiter sinnvoll sind.
Sehr häufig wird zur Diagnosestellung vom diffusen Ösophagusspasmus eine Röntgenuntersuchung angewandt. Dabei ist der Einsatz eines Kontrastmittels notwendig um zu einem brauchbaren Ergebnis zu kommen. Der Patient schluckt ein Brotstück, das mit Barium getränkt wurde. Anschließend wird der genaue Verlauf des Brotstücks durch die Speiseröhre beobachtet.
Unregelmäßige und korkenzieherartige Verformungen der Speiseröhre können so erkannt werden. Ein ähnliches Untersuchungsverfahren ist die sog. Breischluckmethode, bei der ein mit Kontrastmittel versetzter Brei eingenommen wird.
Komplikationen
Durch die Krankheit kann es zu verschiedenen Beschwerden und Komplikationen an der Speiseröhre kommen. Diese äußern sich in den meisten Fällen in Form von Schluckbeschwerden, sodass eine gewöhnliche Nahrungsaufnahme und Flüssigkeitsaufnahme für den Patienten in der Regel nicht mehr möglich ist. Die Lebensqualität wird dadurch extrem verringert und der Alltag für den Patienten erschwert.
Nicht selten kommt es dadurch zu Untergewicht oder zu einer Dehydrierung, wobei beide Symptome einen sehr ungesunden Zustand für den Patienten darstellen. Weiterhin kann sich auch eine akute Atemnot ausbilden und es kommt zu starken Schmerzen für den Patienten. Die Diagnose der Krankheit erfolgt meist ohne Komplikationen und relativ schnell, sodass schon früh mit einer Behandlung begonnen werden kann.
Die Behandlung selbst erfolgt ebenso meist ohne Komplikationen, bei welcher verschiedene Medikamente eingesetzt werden. In einigen Fällen kann die dauerhafte Einnahme ein Suchtverhalten auslösen. Für den Patienten ändert sich allerdings auch die Diät, sodass auf fettige Speisen oder auf Alkohol verzichtet werden muss. Bei psychischen Beschwerden werden Antidepressiva eingesetzt, um die Wirkung der Schmerzmittel zu behandeln. Die Lebenserwartung wird durch die Krankheit in der Regel nicht verringert.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei Schmerzen hinter dem Brustbein, Schluckbeschwerden und anderen Anzeichen eines diffusen Ösophagusspasmus empfiehlt sich ein Arztbesuch. Ist es aufgrund der Beschwerden bereits zu Dehydrierung oder Untergewicht gekommen, so muss dies umgehend abgeklärt werden. Vor allem bei Atemnot und starken Schmerzen ist eine rasche Untersuchung durch den Hausarzt angezeigt.
Bei einem schweren Verlauf – wenn der Betroffene nicht mehr vernünftig atmen kann oder Anzeichen einer Lungenentzündung bemerkt werden – sollten die Angehörigen den ärztlichen Notdienst kontaktieren. Nach der Behandlung ist eine engmaschige Kontrolle durch den zuständigen Arzt angezeigt.
Je nach Schwere der Erkrankung kann außerdem physiotherapeutische Unterstützung in Anspruch genommen werden, um die frühere Lebensqualität wiederherzustellen. Ein diffuser Ösophagusspasmus tritt häufig im Zusammenhang mit Diabetes mellitus, Kollagenosen, Muskel- und Nervenerkrankungen, Amyloidosen und Alkoholismus auf. Bei entsprechenden Vorerkrankungen sollten Anzeichen einer Bewegungsstörung der Speiseröhre zeitnah abgeklärt werden. Ältere und schwer kranke Menschen sollten einen diffusen Ösophagusspasmus und andere Erkrankungen im Rahmen der jährlichen Vorsorgeuntersuchungen ausschließen lassen.
Behandlung & Therapie
In der Regel wird eine Behandlung des diffusen Ösophagusspasmus mit rein medikamentös durchgeführt. In Frage kommen hier Medikamente wie Säureblocker, Muskelentspanner und Psychopharmaka. Besonders muskelentspannende Präparate zeigen meist eine sehr gute Wirkung. Durch die Erschlaffung der Muskeln in der Speiseröhre werden die krampfartigen und schmerzhaften Anfälle vermieden. Die Einnahme von Antidepressiva kann zudem das Schmerzempfinden positiv beeinflussen und für allgemeine Entspannung sorgen.
Manchmal liegen aber auch Ursachen für den diffusen Ösophagusspasmus vor, die keine medikamentöse Behandlung erfordern. Die Beschwerden können z.B. beim Alkoholgenuss und durch falsches Essverhalten entstehen. Dann hilft es, auf die auslösenden Stoffe zu verzichten und die täglichen Mahlzeiten anders zu gestalten.
Bewusstes Essen ist hier sehr hilfreich. Für jede Mahlzeit sollte ausreichend Zeit zur Verfügung stehen, ein schnelles hinunterschlingen der Nahrung fördert Probleme in der Speiseröhre. Ebenso sollte jeder Bissen gründlich klein gekaut werden, bevor das Essen hinuntergeschluckt wird. Das vereinfacht den Abtransport in den Magen für die Speiseröhre, aber auch für den Magen ist gut durchgekaute Nahrung einfacher zu verdauen.
Entspannungsübungen wie Yoga, Meditation oder autogenes Training können sehr hilfreich sein und die Beschwerden des diffusen Ösophagusspasmus verbessern.
Helfen alle Therapieversuche nichts, kann als letztes Mittel der Wahl ein operativer Eingriff durchgeführt werden. Beim diffusen Ösophagusspasmus wird allerdings sehr selten eine Operation durchgeführt. Das betreffende operative Verfahren wird als Myotomie bezeichnet. Dabei wird die Speiseröhrenmuskulatur gespalten, allerdings wird dabei unbedingt der untere Bereich der Muskulatur ausgespart. Sonst besteht das Risiko einer Refluxerkrankung.
Aussicht & Prognose
Die Prognose des diffusen Ösophagusspasmus wird bestimmt von der vorliegenden Grunderkrankung und dessen Ausprägung. In einer Vielzahl der Fälle wird eine gute Aussicht auf Heilung gegeben. Bei vielen Patienten genügen Entspannungstechniken, um langfristig eine Linderung der Beschwerden zu erreichen. Insbesondere bei Auslösern wie Stress oder einer emotionalen Anspannung kann mit ausgleichenden Übungen und Trainings für eine Lockerung der gesamten Muskulatur gesorgt werden.
Wird der diffuse Ösophagusspasmus durch einen Alkoholkonsum verantwortet, ist die Prognose ebenfalls günstig. Mit dem Absetzen des Konsums tritt eine Beschwerdefreiheit ein. Besteht eine Alkoholsucht, muss diese therapiert werden, um eine Genesung zu erreichen. Bei einem falschen Essverhalten werden mit dem Patienten gezielt Kauvorgänge trainiert. Diese führt zu einer Linderung oder einer Spontanheilung der Erkrankung.
Ist eine Beschwerdefreiheit nicht durch die beschriebenen Möglichkeiten gegeben, kommt es zur Gabe von Medikamenten. Diese lösen bestehende Verkrampfungen und lindern die vorhandenen Schmerzen. Sobald die Grunderkrankung geheilt ist, werden die Arzneien nicht mehr benötigt, da der Patient genesen ist.
Im ungünstigsten Fall werden operative Korrekturen vorgenommen, die letztlich zu einem optimalen Schluckakt führen. Nur selten bleiben Folgeschäden bestehen. Der diffuse Ösophagusspasmus kann jederzeit erneut auftreten. Die Prognose bleibt bei einer Wiederkehr optimistisch. Ein gesundes Essverhalten und ein guter Kauvorgang senken die Rezidivrate.
Vorbeugung
Es gibt keine direkte Möglichkeit um dem diffusen Ösophagusspasmus vorzubeugen. Es können sowohl psychisch bedingte Störungen der Auslöser sein, als auch eine falsche Nahrungsaufnahme. Deshalb ist es wichtig für innere Ausgeglichenheit zu sorgen und die Mahlzeiten bewusst zu gestalten.
Dabei ist ausreichendes Kauen wichtig und genügend Zeit zum Essen. Hinunterschlingen von großen Nahrungsstücken ist nicht förderlich für die Muskulatur der Speiseröhre. Trotz dieser Vorsichtsmaßnahmen kann der diffuse Ösophagusspasmus bei jedem Menschen auftreten.
Nachsorge
Dem Betroffenen stehen bei dieser Krankheit meist nur sehr wenige oder sogar gar keine Maßnahmen einer Nachsorge zur Verfügung. Dabei ist der Betroffene in erster Linie auf eine frühzeitige Erkennung der Krankheit angewiesen. Nur so können weitere Komplikationen und Beschwerden vermieden werde, wobei es unbehandelt zu einer weiteren Verschlechterung der Beschwerden kommt.
Je früher die Krankheit erkannt wird, desto besser ist meistens auch der weitere Verlauf. Daher steht im Vordergrund die frühzeitige Diagnose. Die Krankheit wird in der Regel durch die Einnahme von Medikamenten behandelt. Der Betroffene sollte auf jeden Fall auf eine regelmäßige und richtige Einnahme achten und weiterhin auch die richtige Dosierung beachten.
Bei Fragen und Unklarheiten ist immer zuerst ein Arzt zu konsultieren, damit es zu keinen weiteren Beschwerden kommt. Weiterhin kann sich auch eine gesunde Lebensweise mit einer gesunden Ernährung positiv auf den weiteren Verlauf auswirken. Der Betroffene sollte auf fettige oder sehr süße Speisen verzichten und leichte Nahrung zu sich nehmen. Auch verschiedene Therapien können zur Entspannung beitragen, um die Beschwerden der Krankheit zu lindern. Weitere Maßnahmen einer Nachsorge sind dabei in der Regel nicht notwendig.
Das können Sie selbst tun
Ein Charakteristikum des diffusen Ösophagusspasmus besteht darin, dass die starken und spontan auftretenden Kontraktionen der glatten Muskulatur der Speiseröhre nicht gerichtet sind. Das heißt, dass sie eventuell in der Speiseröhre befindliche Speisen nicht weiter befördern. Ein Grund für die spontanen und oft schmerzhaft verlaufenden Kontraktionen ist meist nicht ersichtlich. Es handelt sich um Kontraktionen mit einer Kontraktionswelle, die sich unabhängig von der gerichteten Motilität beim Schlucken ereignen.
Weil die Ätiologie der auftretenden Kontraktionen meist nicht bekannt ist, häufig aber auch Essgewohnheiten, exzessiver Alkoholgenuss und psychische Faktoren verantwortlich gemacht werden, können Betroffene durch Anpassung ihres Verhaltens im Alltag und durch Selbsthilfemaßnahmen – auch begleitend zu einer eventuellen medikamentösen Behandlung – Verbesserungen erzielen.
Vor allem sollte das Essverhalten und – falls zutreffend – das Alkoholkonsumverhalten kritisch überprüft und gegebenenfalls angepasst werden. Dazu gehört auch, dass der tägliche Speiseplan überprüft wird. Die verzehrten Nahrungsmittel sollten möglichst leicht verdaulich sein, natürlich belassene Komponenten wie Gemüse und Obst enthalten und nur wenige schwer verdauliche Bestandteile wie fettreiche Produkte tierischen Ursprungs enthalten.
Da mit großer Wahrscheinlichkeit auch die Psyche eine nicht unwesentliche Rolle bei der Entstehung des diffusen Ösophagusspasmus spielt, kann die regelmäßige Anwendung von Entspannungstechniken wie Yoga, autogenes Training und Meditation als Selbsthilfemaßnahme dazu beitragen, die Krankheit zu überwinden.
Quellen
- Greten, H., Rinninger, F., Greten, T. (Hrsg.): Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2010
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015