Eichenprozessionsspinner-Allergie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Beim Eichenprozessionsspinner handelt es sich um einen Nachtfalter, der sich besonders in wärmeren Gegenden wohlfühlt. Durch den Klimawandel gelangt er auch weiter in nördlichere Gebiete. Die Haare der Raupe des Eichenprozessionsspinners lösen bei vielen Menschen starke allergische Reaktionen, der sogenannten Eichenprozessionsspinner-Allergie, aus.
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Was ist eine Eichenprozessionsspinner-Allergie?
Hervorgerufen werden die allergischen Reaktionen durch die Brennhärchen der Raupen des Eichenprozessionsspinners. Diese Haare schützen das Tier vor feindlichen Angreifern. Vor der Verpuppung bauen die Raupen ein Nest und verwenden dazu auch diese Brennhärchen.
Da die Nester oftmals dem Wind ausgesetzt sind, können sich Haare lösen und mit dem Wind weit fortgetragen werden, sodass es nicht erforderlich ist, in direkten Kontakt mit der Raupe zu gelangen. Die Haare sind mikroskopisch klein. Das Besondere an den Härchen ist, dass ihre Wirkung über Jahre erhalten bleibt und diese sich auch nicht sehr einfach auflösen, sodass ebenso die abgelösten Haare aus Vorjahren Probleme verursachen können.
Ursachen
Ursächlich für die Eichenprozessionsspinner- Allergie ist das Gift in den Härchen der Raupe. Dieses Gift ist zur Abwehr gegen Fressfeinde gedacht. Es handelt sich bei dem Gift um das Eiweiß Thaumetopoein. Dieses Gift wird beim Brechen der Härchen freigesetzt.
Wie groß die allergische Reaktion auf die Brennhärchen des Eichenprozessionsspinners ist, hängt vom Immunsystem des Betroffenen ab, dazu lässt sich keine allgemeine Vorhersage treffen.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die Beschwerden und Symptome einer Eichenprozessionsspinner-Allergie ähneln in der Regel sehr stark den Beschwerden einer gewöhnlichen Allergie. Die Betroffenen leiden dabei an einem sehr starken Juckreiz, der an verschiedenen Stellen des Körpers auftreten kann, wobei in der Regel die Arme oder die Beine davon betroffen sind. Weiterhin kommt es auch zur Ausbildung von Pusteln oder Quaddeln, wobei diese auch mit Schmerzen verbunden sein können.
Durch das Kratzen verstärkt sich der Juckreiz weiterhin. Ebenso kann die Eichenprozessionsspinner-Allergie zu einer Atemnot führen, bei welcher der Patient im schlimmsten Falle das Bewusstsein vollständig verlieren und sich bei einem Sturz verletzen kann. Die Lebensqualität des Betroffenen wird durch diese Allergie deutlich eingeschränkt, wenn es zu einem Kontakt mit dem Allergen kommt.
Bei starken Atembeschwerden kann es auch zu Schäden an den inneren Organen oder sogar am Gehirn kommen, wobei diese Schäden irreversibel sind und nicht mehr behandelt werden können. Ebenfalls tritt Fieber auf, sodass sich die Betroffenen müde und abgeschlagen fühlen. Sollte die Eichenprozessionsspinner-Allergie nicht behandelt werden, so kommt es nicht selten zu einer Entzündung der Bindehaut.
Falls der Kontakt mit dem Allergen vermieden wird, wird die Lebenserwartung des Patienten durch die Eichenprozessionsspinner-Allergie nicht verringert. Die Ausprägung der einzelnen Beschwerden hängt dabei auch stark von der Ausprägung der Allergie ab.
Die Allergie gegen den Eichenprozessionsspinner äußert sich vor allem in Hautekzemen, Reizungen der Augen sowie der Atemwege. In einigen Fällen kommt es zu Fieber, Schwindel und Kreislaufproblemen. Auch ein allgemeines Unwohlsein mit Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit kann sich einstellen. In besonders schlimmen Fällen kann die allergische Reaktion sogar lebensbedrohlich ausfallen.
Die Hautausschläge äußern sich dabei vor allem nesselartig mit roten Flächen oder Punkten unter starkem Juckreiz. Bei Einatmung kann es zu Reizungen der Atemwege mit Atemnot bis hin zu Entzündungen kommen. Geraten die Härchen in die Augen kommt es zu starken Rötungen und teilweise auch zu Entzündungen am Auge.
Diagnose & Verlauf
Der Verlauf der Allergie ist unterschiedlich. Bei milden Formen klingen die Reizzustände oftmals schnell wieder ab, spätestens jedoch innerhalb einer Woche bis maximal zwei Wochen.
Empfindliche Menschen sollten besonders vorsichtig sein, da die Auswirkungen einen allergischen Schock hervorrufen können. Dieser Zustand kann lebensbedrohlich werden. Da kein direkter Kontakt mit dem Tier erforderlich ist, wissen viele Betroffene nicht, was ihnen eigentlich fehlt, aber den meisten Ärzten ist besonders in den häufig betroffenen, wärmeren Gebieten die Problematik bekannt.
Sie können die Symptome dann schnell einordnen. Die Hauptzeit für das Vorkommen der Allergie liegt im Mai und Juni, in dieser Zeit bilden die Eichenprozessionsspinner die giftigen Brennhärchen am meisten aus.
Komplikationen
Die Symptome und Komplikationen der Eichenprozessionsspinner-Allergie sind relativ ähnlich zu den Symptomen anderer Erkrankungen, weswegen eine Diagnose nicht frühzeitig erfolgen kann. In den meisten Fällen kommt es zu einer geröteten Haut mit einem starken Juckreiz. Falls sich der Patient kratzt, verstärkt sich das Jucken in der Regel weiter.
Es tritt auch eine Atemnot auf und der Betroffene kann dabei sein Bewusstsein verlieren. Nicht selten leiden die Patienten auch an Schwindelgefühlen und Fieber. Es kommt zu einem allgemeinen Krankheitsgefühl und zu einer Leistungsminderung. Neben den Ausschlägen kann es auch zum Husten kommen. Menschen, die an Asthma leiden, sind dabei besonders von der Krankheit betroffen.
Im schlimmsten Falle kommt es zu einem Kreislaufkollaps. Eine kausale Behandlung erfolgt in den meisten Fällen nicht. Der Patient ist allerdings in seinem Leben eingeschränkt, da der Kontakt zur Natur nicht mehr ohne Weiteres stattfinden darf. Ebenso muss auf einen hohen Hygienestatus geachtet werden.
In schwerwiegenden Fällen kann die Eichenprozessionsspinner-Allergie auch mit Hilfe von Medikamenten behandelt werden. Dabei treten keine weiteren Komplikationen auf. Die Lebenserwartung wird durch die Eichenprozessionsspinner-Allergie in den meisten Fällen nicht eingeschränkt.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Wenn nach dem Kontakt mit Nesselgift Juckreiz, Quaddeln, Probleme beim Atmen und andere typische Anzeichen einer Eichenprozessionsspinner-Allergie auftreten, sollte ein Arzt konsultiert werden. Bei stärkeren Symptomen wird bestenfalls direkt der ärztliche Notdienst kontaktiert. Ein allergischer Schock muss sofort von einem Notarzt behandelt werden. Um solch schwere Komplikationen zu vermeiden, sollten Allergiker bei Beschwerden umgehend den zuständigen Arzt aufsuchen.
Selbiges gilt für Kinder, kranke und ältere Menschen sowie Schwangere. Personen mit Vorerkrankungen des Immunsystems sollten bei genannten Symptomen ebenfalls rasch medizinischen Rat einholen und sich gegebenenfalls behandeln lassen. Die Vermutung einer Eichenprozessionsspinner-Allergie liegt nahe, wenn die Beschwerden nach Waldspaziergängen oder generell nach dem Aufenthalt in Gebieten mit vielen Eichen erstmalig aufgetreten sind.
Ist dies der Fall, muss ein Arzt eingeschaltet werden. Neben dem Hausarzt ist auch der Allergologe oder – bei medizinischen Notfällen – die nächstgelegene Klinik die geeignete Anlaufstelle. Einmal diagnostiziert, muss die Behandlung überwacht und anschließend eine umfassende Nachsorge durchgeführt werden.
Behandlung & Therapie
Die Behandlung der Hautausschläge der Eichenprozessionsspinner-Allerige werden vor allem mit Antiallergika sowie Antihistaminika und Cortisonpräparaten behandelt.
Wichtig ist, dass die stark juckende Haut nicht vom Patienten gekratzt wird, da so die Brennhärchen nur noch weiter in die Haut gelangen und weitere Entzündungen verursachen können. Meistens werden die betroffenen Hautstellen mit einer cortisonhaltigen Creme behandelt, um die Entzündungen zu lindern.
Atemwegsbeschwerden und Atemnot werden mit bronchialerweiternden Sprays behandelt, welche auch für Asthmaerkrankungen verwendet werden. Dies ist vor allem deshalb hilfreich, da die Krankheitserscheinungen an den Atemwegen ähnliche Reaktionen wie das Asthma selbst hervorrufen. Kinder sind oft stärker von den Auswirkungen betroffen als Erwachsene und sollten immer einem Arzt vorgestellt werden.
Die erste Maßnahme nach einem Kontakt mit den Brennhärchen ist eine ausgiebige Dusche und das intensive Waschen der gesamten Kleidung bei mindestens 60 Grad Celsius. Wichtig ist die mit Brennhärchen behafteten Kleidungsstücke nicht lose mit in die Wohnung zu nehmen, sondern sie am Besten nur in einer Plastiktüte direkt in die Waschmaschine zu transportieren. Würden Härchen in der Kleidung verbleiben, so könnten diese immer wieder aufs Neue Reizungen hervorrufen. Die gründliche Reinigung der Schuhe sollte dabei nicht vergessen werden.
Aussicht & Prognose
Bei einer Eichenprozessionsspinner-Allergie hängt die Prognose sehr davon ab, wie stark der Betroffene auf die mikroskopisch kleinen Brennhärchen der Raupe reagiert. Bei normal empfindlichen Menschen sind die Aussichten bei allergischen Reaktionen sehr gut. Bei milden allergischen Reaktionen dürfen die Betroffenen damit rechnen, dass der Reizzustand relativ schnell wieder abklingt. Diese sollte nach spätestens zwei Wochen abgeklungen sein.
Schlechter ist die Prognose allerdings bei Menschen, die stark auf die giftigen Brennhärchen reagieren. Diese werden durch den Wind verteilt. Bei einer ausgeprägten Eichenprozessionsspinner-Allergie droht durch das Eiweiß Thaumetopoein ein anaphylaktischer Schock. Problematisch ist dabei, dass die Betroffenen oft keinen direkten Kontakt mit der Raupe des Prozessionsspinners hatten. Sie erkennen nicht, was sie plagt. Bei den behandelnden Medizinern ist die Problematik jedoch mittlerweile bekannt.
Wichtig für eine gute Prognose ist, dass die Anwesenden im Raum bei den ersten Anzeichen eines anaphylaktischen Schocks richtig reagieren. Es handelt sich um einen akuten Notfall, der sofortiges Handeln erfordert. Der Notarzt muss unverzüglich alarmiert werden. Es besteht bei einer Eichenprozessionsspinner-Allergie unter Umständen Lebensgefahr. Die wichtigste Zeit, in der es zu einer Eichenprozessionsspinner-Allergie kommen kann, sind die Monate Mai und Juni. In diesen Monaten sind die meisten Kontakte mit den giftigen Brennhärchen der Eichenprozessionsspinner zu verzeichnen.
Vorbeugung
Vorbeugen kann man der Eichenprozessionsspinner-Allergie nur teilweise. Es ist ratsam, sich von bekannten Orten fernzuhalten, an denen der Eichenprozessionsspinner gehäuft auftritt, dies kann im Mai und Juni vor allem in Laubwäldern sein.
Der Eichenprozessionsspinner bevorzugt zwar die Eiche, kann aber auch in anderen Laubbaumarten zu finden sein. Lockere lange Kleidung kann zumindest einige Brennhärchen von der Haut abhalten und so die Auswirkungen einer Eichenprozessionsspinner-Allergie minimieren. Da die Brennhärchen mit dem Wind weitergetragen werden können gibt es kaum einen Schutz gegen die Einatmung.
Das Entfernen der Nester des Eichenprozessionsspinners wird teilweise mit Spezialanzügen vorgenommen, dies kann die Auswirkungen aber nur eingrenzen und nicht ganz verhindern.
Nachsorge
Bei der Eichenprozessionsspinner-Allergie sind in der Regel keine oder nur sehr wenige Maßnahmen und Möglichkeiten einer Nachsorge möglich, sodass der Betroffene dabei in erster Linie auf eine medizinische Behandlung angewiesen ist. Im Allgemeinen sollte der Kontakt zum Auslöser dieser Allergie vermieden werden, damit es nicht zum Auftreten der Beschwerden kommt. Sollte es allerdings zu den Beschwerden der Eichenprozessionsspinner-Allergie kommen, empfiehlt es sich, einen Arzt auszusuchen, um weitere Komplikationen zu verhindern.
Weitere Maßnahmen der Nachsorge sind dabei in der Regel nicht mehr notwendig. Die Behandlung dieser Allergie erfolgt dabei mit Hilfe von Medikamenten, wobei die Betroffenen auf eine richtige Dosierung und auch auf eine regelmäßige Einnahme angewiesen sind. Sollte es zu Beschwerden an den Atemwegen kommen, so muss jedoch zuerst ein Arzt konsultiert werden.
Nach dem Auftreten der Beschwerden der Eichenprozessionsspinner-Allergie sollte auch die getragene Kleidung gewaschen werden, damit es nicht erneut zum Auftreten der Beschwerden kommt. Auch die Schuhe sollten dabei gut gereinigt werden. Eltern sollten bei Kindern ebenfalls auf die Symptome der Eichenprozessionsspinner-Allergie achten und gegebenenfalls einen Arzt aufsuchen. In der Regel kommt es durch diese Krankheit nicht zu einer verringerten Lebenserwartung des Betroffenen.
Das können Sie selbst tun
Die Eichenprozessionsspinner-Allergie wird durch die Brennhärchen der gleichnamigen Raupenart hervorgerufen. Diese mikroskopisch feinen Härchen dienen dem Tier als Schutz vor Fressfeinden und werden vom Wind in alle Richtungen getragen. Selbst nach vielen Jahren können die Raupenhärchen noch Allergien auslösen, die zum Teil schwer verlaufen können.
Betroffenen mit schwacher körpereigener Abwehr, insbesondere Kinder, ältere Menschen, Asthmatiker und chronisch Kranke, wird im Rahmen der Selbsthilfe geraten das Immunsystem mit vitaminreicher und Omega-3-Fettsäure haltiger Kost stärken. Zudem muss im eigenen Heim auf ein hygienisch sauberes Umfeld geachtet werden.
Ist die Eichenprozessionsspinner-Allergie nach Kontakt ausgebrochen, ist das Kratzen der Haut möglichst zu vermeiden, um Entzündungen entgegenzuwirken und sofort ausgiebig zu duschen. Die zu dem Zeitpunkt getragene Kleidung ist bei mindestens 60 Grad zu waschen, Schuhe werden intensiv geputzt.
Entstehen stark brennende und juckende Hautausschläge erfolgt nach ärztlicher Abklärung eine Behandlung mit Antihistaminika, Antiallergika und Cortisonpräparaten. Bei hochallergischen Reaktionen wie Atemnot, Herzrasen, Schwindel, Fieber und Kreislaufkollaps greifen keine Selbsthilfemaßnahmen und der ärztliche Notdienst muss umgehend eingeleitet werden.
Im Prinzip sind Betroffene mit Eichenprozessionsspinner-Allergie nicht sehr in ihrem Alltag eingeschränkt. Der Aufenthalt in der Natur zwischen Mai und Juni sollte gerade in unmittelbarer Nähe zu Laubwäldern möglichst gemieden werden und nur mit gut bedeckten Körperstellen erfolgen.
Quellen
- Altmeyer, P.: Therapielexikon Dermatologie und Allergologie. Springer Medizin Verlag, Berlin Heidelberg 2005
- Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010
- Suerbaum, S., et al.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2016