Erdnussallergie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Erdnussallergie zählt zu den Nahrungsmittelallergien vom Typ I, das heißt, die Symptome treten unmittelbar nach dem Verzehr auf.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Erdnussallergie?

Erdnüsse gehören zur Familie der Hülsenfrüchte und sind ausgezeichnete Mineralstofflieferanten. Eine Erdnussallergie zählt allerdings zu den schwersten Lebensmittelallergien. Bereits eine ganz geringe Menge kann zu einer allergischen Reaktion führen. Dann leiden die Betroffenen an Schwindel, Übelkeit, Hautrötungen oder Herzrasen.

Ursachen

Bei einer Allergie richtet sich die körpereigene Abwehr gegen Stoffe, die normalerweise harmlos sind. Beim ersten Kontakt tritt eine Sensibilisierung auf und das Immunsystem bildet Antikörper gegen das Allergen aus. Bei einem weiteren Kontakt treten dann allergische Reaktionen auf. Auslöser für eine allergische Reaktion sind so genannte Ara-h-Allergene, die sich an IgE-Antikörper binden. Dadurch werden Entzündungsmediatoren freigesetzt.

Die Antikörper setzen sich auf basophilen Granulozyten beziehungsweise auf Mastzellen fest. Beim nächsten Kontakt mit dem Allergen schütten die Zellen dann Histamin oder andere Substanzen aus. Mastzellen findet man in jedem Körpergewebe und sie sind auch für die allergischen Reaktionen verantwortlich. Basophile Granulozyten zählen zu den den weißen Blutkörperchen. Sobald das Allergen in den Kreislauf gerät, reagieren die Granulozyten, was vor allem Auswirkungen auf die Blutgefäße hat.

Für eine schwere Reaktion genügt bereits die Zufuhr einer geringen Menge an Erdnüssen, in manchen Fällen reicht auch ein Hautkontakt aus, um einen Ausschlag hervorzurufen. Allergien sind häufig genetisch bedingt. Leidet also ein Elternteil an einer Erdnussallergie, so ist es möglich, dass diese auch beim Kind auftritt. Die Gefahr ist noch größer, wenn beide Elternteile Allergiker sind. Eine weitere Ursache ist eine übertriebene Hygiene, da das Immunsystem dadurch unterfordert ist und sich ein anderes Ziel sucht.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Erdnüsse gehören zur Familie der Hülsenfrüchte und sind ausgezeichnete Mineralstofflieferanten. Eine Erdnussallergie zählt allerdings zu den schwersten Lebensmittelallergien.
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Bei einer Erdnussallergie kommt es zu Symptomen im Verdauungssystem, an den Atemwegen, auf der Haut oder auch im Herz-Kreislauf-System. Zu den allgemeinen Symptomen zählen Unruhe, Panikgefühle, tränende Augen sowie Schleimhautschwellungen im Rachen oder Mund. Aber auch ein verlangsamter oder beschleunigter Puls, Kopfschmerzen oder Bewusstseinstrübungen können im Zusammenhang mit einer Erdnussallergie auftreten.

Bemerkbar macht sich diese oft auch durch häufiges Niesen, verstopfte Nase und Husten, Asthmaanfälle und pfeifende Atmung. Außerdem kann es zu Übelkeit, Bauchkrämpfen und Durchfall kommen. Auf der Haut bilden sich Rötungen, Quaddeln oder Ekzeme, im schlimmsten Fall führt eine Erdnussallergie zu einem anaphylaktischen Schock.

Eine Anaphylaxie ist lebensbedrohlich, daher muss im Falle eines anaphylaktischen Schocks umgehend der Notarzt informiert werden. Um einen eventuellen Kreislaufkollaps zu vermeiden, ist es wichtig, die Beine hochzulegen, bis der Arzt eintrifft.

Diagnose

Im Rahmen einer Anamnese informiert sich der Arzt zunächst über die Ernährungsgewohnheiten des Patienten, Allergien innerhalb der Familie, die psychische Verfassung des Betroffenen beziehungsweise über eventuelle Vorerkrankungen.

Um eine Allergie festzustellen, wird sehr häufig der so genannte Pricktest durchgeführt, bei dem potentielle Allergene auf die Haut aufgetragen werden. Zeigen sich nach etwa dreißig Minuten allergische Reaktionen, so liegt ein potentielles Allergen vor.

Eine weitere Diagnosemöglichkeit bietet eine Blutuntersuchung, bei der die gesamte Konzentration von Antikörpern im Blut untersucht wird. Diese Antikörper sind dafür verantwortlich, dass eine allergische Reaktion ausgelöst wird.

Beim Provokationstest verabreicht der Arzt dem Probanden die Allergene intranasal oder oral, allerdings können hier sehr schwere Reaktionen auftreten, sodass dieser Test niemals in Eigenregie durchgeführt werden sollte. In manchen Fällen wird auch der Reibetest eingesetzt, bei dem man das Allergen auf die Haut reibt, um dann eventuelle Reaktionen feststellen zu können.

Komplikationen

Bei einer Erdnussallergie kann es zu unterschiedlichen Komplikationen kommen. Diese treten vor allem direkt nach dem Verzehr der Erdnüsse auf und sind somit sofort feststellbar. Die Komplikationen sind sehr vielfältig und können Lunge, Augen und Verdauung beeinträchtigen. In der Regel kommt es zu tränenden Augen, einer aufsteigenden Panik und zu Schwellungen im Mund.

Meistens werden diese Symptome von Kopfschmerzen und Schwindelgefühlen begleitet. Falls eine große Menge an Erdnüssen aufgenommen wurde, kann die Erdnussallergie auch zu einem Schock führen. In diesem Falle ist eine Behandlung durch den Arzt notwendig. Bei leichten Allergien verschwinden die Symptome meistens von alleine. Schwellungen sollten ebenso von einem Arzt untersucht werden.

Durch die Erdnussallergie ist die Ernährung des Patienten eingeschränkt, sodass dieser keine Erdnüsse mehr verzehren darf. Allerdings betrifft dies nur einen geringen Bruchteil der möglichen Nahrungsmittel, die dem Patienten zu Verfügung stehen. Sollte es zu einer Erdnussallergie kommen, kann die Behandlung mit Hilfe von Medikamenten erfolgen.

Die Symptome verschwinden schon nach einigen Stunden komplett, ohne dass weitere Komplikationen eintreten. Sollte die Erdnussallergie zum ersten Mal auftreten, so ist eine Aufklärung durch einen Arzt notwendig. Der Patient sollte sich dabei auch auf andere Allergien und Unverträglichkeiten testen, um Komplikationen zu vermeiden. Dazu gehören vor allem anderen Hülsenfrüchte.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Schon beim ersten Verdacht auf eine Erdnussallergie sollten Betroffene einen Arzt aufsuchen, am besten einen Allergologen, weil bei manchen Menschen schon geringe Mengen an Erdnüssen ausreichen, um schwere allergische Reaktionen wie einen anaphylaktischen Schock auszulösen.

Da Erdnussanteile auch in vielen Produkten enthalten sind, wo man sie auf den ersten Blick nicht vermutet, ist es wichtig, dass diese Menschen vom Arzt über über die Allergie und ihre Risiken aufgeklärt werden und ein Notfallset mit einem Antihistaminikum, Kortison und Adrenalin bekommen, das sie immer mit sich führen müssen, damit im Notfall schnell reagiert werden kann.

Da manche Menschen auf verschiedene Allergene reagieren, wird ein Pricktest durchgeführt, ggf. auch ein Bluttest, da sich durch eine Kombination von Allergien das Risiko von möglichen Komplikationen erhöht. Beim Arzt werden Betroffene auch umfassend über Lebensmittel informiert, die Erdnüsse oder Spuren davon enthalten, darüber hinaus bekommen sie meistens zusätzlich eine Ernährungsberatung von geschultem Fachpersonal, da die Behandlung einer Erdnussallergie zum großen Teil daraus besteht, das Allergen im täglichen Alltag zu vermeiden, und andere Menschen über die Allergie zu informieren in Situationen, die eine allergische Reaktion begünstigen können. Der Arzt informiert auch die Angehörigen, wie sie sich im Notfall verhalten müssen.

Behandlung & Therapie

Eine Allergie gegen Erdnüsse kann nicht geheilt werden, allerdings gibt es verschiedenste Maßnahmen, um mit dieser Erkrankung leben zu können. Grundsätzlich ist ein Verzicht auf Erdnüsse beziehungsweise Produkte, in denen sie enthalten sind, notwendig. Das ist nicht immer einfach, weil sehr viele Lebensmittel aber auch Kosmetika Spuren davon enthalten. Besondere Vorsicht ist aber auch bei Klebstoff, Badeölen, Seifen, Vitaminpräparaten oder Linoleum geboten.

In ärztlicher Behandlung bekommen die Betroffenen auch Glucocorticoide sowie Antihistaminika. Empfehlenswert ist auch eine Ernährungstherapie bei einer entsprechenden Fachkraft. Wichtig ist, dass die Betroffenen beziehunsgweise Angehörigen gut aufgeklärt werden, sodass bereits die ersten Symptome schnell erkannt werden können. Erdnüsse gehören zu den Hülsenfrüchten. Einige Erdnussallergiker reagieren daher auch allergisch auf Bohnen oder Soja oder auf Baumnüsse wie beispielsweise Pistazien, Mandeln oder Haselnüsse.

Aussicht & Prognose

Die Erdnussallergie ist wie die meisten Allergien nicht heilbar. Wie bei beinahe allen Allergien gegen Lebensmittel ist die "Allergie-Impfung" ebenfalls keine Option. Eine Desensibilisierung bringt keine Besserung der Erdnussallergie. Der Patient wird also ein Leben lang allergisch auf Erdnüsse reagieren und muss Vorsicht walten lassen, denn die Allergene der Erdnuss gehören zu den Substanzen, die besonders schwere Symptome bis hin zum gefährlichen anaphylaktischen Schock mit Todesfolge hervorrufen können.

Es kann allerdings sein, dass sich die Erdnussallergie im Laufe des Lebens verändert - meist reagiert der Betroffene noch heftiger auf den Kontakt mit Erdnüssen als früher. Oft fällt die Erdnussallergie ohnehin sehr heftig aus, sodass Betroffene mit schweren Symptomen zu rechnen haben, wenn sie Erdnüsse essen. Sollten sie einmal keinen Epi-Pen bei sich haben und mit Erdnüssen in Kontakt kommen, kann das bei schweren Reaktionen im Tod des Patienten enden, sollte ihm niemand rechtzeitig helfen können.

Weiterhin kann es im Laufe des Lebens zur Ausprägung von Kreuzallergien kommen, die gemeinsam mit der Erdnussallergie auftreten - das muss zwar nicht passieren, doch es lässt sich auch kein Zeitpunkt vorherbestimmen oder Faktoren benennen, die die Entstehung von Kreuzallergien begünstigen. Umso wichtiger ist es, dass Betroffene die häufigsten Kreuzallergien in Verbindung mit ihrer Erdnussallergie kennen, sodass sie Symptome schnell erkennen würden.


Vorbeugung

Einer allergischen Reaktion auf Erdnüsse kann vorgebeugt werden, indem man Erzeugnisse, die Erdnüsse enthalten, meidet. Dazu zählen beispielsweise Cornflakes, Salzgebäck, Müsli, Schokoriegel oder frittierte Produkte. Aber auch kaltgepresste Öle können Erdnussrückstände enthalten. Gut vertragen werden meist raffinierte Öle und auch Kürbiskerne sind eine sehr gute Alternative bei einer Erdnussallergie.

Seit 2005 müssen Lebensmittel, die Erdnüsse enthalten, entsprechend gekennzeichnet sein. Daher sollten die Betroffenen das Kleingedruckte auf Verpackungen genau lesen, außerdem empfiehlt es sich, immer ein Notfallset mit dabei zu haben, in dem Spritzen, die Cortison, Adrenalin und ein Antihistaminikum enthalten, zu finden sind.

Lose Waren vom Bäcker sind allerdings von dieser Allergenkennzeichnngsverordnung ausgenommen, sodass man hier auf die Informationen des Verkäufers angewiesen ist. Bevorzugt werden sollten Bioprodukte, da diese weniger Zusatzstoffe beinhalten. Im Internet findet man darüber hinaus eigene Shops, die Produkte für Erdnussallergiker anbieten.

Nachsorge

Oftmals wird eine Erdnussallergie bereits im Kindesalter festgestellt. Andernfalls erfolgt diese Diagnose durch einen anaphylaktischen Schock nach dem Verzehr einer Erdnuss. Da Erdnüsse für einen Erdnussallergiker akute Lebensgefahr bedeuten, ist die Vorsorge weitaus wichtiger als die Nachsorge.

Hohe Risiken für eine Erdnussallergie bestehen bei Kindern, die zahlreiche Hautekzeme aufweisen und zusätzlich allergisch auf Hühnereier reagieren. Erdnussprodukte dürfen solchen Kindern aber erst verabreicht werden, wenn sie nicht schon an einer Erdnussallergie leiden.

Nach einem anaphylaktischen Schock durch Erdnüsse im Kindesalter sind die Vorsorgemaßnahmen zugleich Nachsorgemaßnahmen. Nach der Akutbehandlung wird der Familie zu strikter Meidung von erdnusshaltigen Lebensmitteln geraten und ein Notfallset zur Verfügung gestellt. Darin können Medikamente wie Antihistaminika, Jext-Anapen, Infectodexa Krupp sowie Salbutamol mit Atemmaske enthalten sein. Diese Präparate können im Fall einer versehentlichen Zufuhr von erdnusshaltigen Produkten lebensrettend wirken.

Die Nachsorge besteht hauptsächlich in der Fürsorge der Eltern und der Sensibilisierung des sozialen Umfeldes für dieses Problem. Kinder können noch nicht auf sich aufpassen.

Das können Sie selbst tun

Betroffene einer Erdnussallergie haben keine konkreten Möglichkeiten, den Auswirkungen ihrer Allergie im Alltag mit alltagstauglichen Mitteln zu begegnen. Dies beschränkt sich auf das Mitführen eines Notfallsets und das Meiden des Allergens. Es ist Betroffenen aber möglich, die eigenen Bedürfnisse zielgerichtet an die Umwelt zu vermitteln und aus dem Meidungsverhalten bezüglich Nahrungsmitteln einen Mehrwert zu gewinnen.

Wichtig ist, dass Betroffene in Situationen, in denen sie mit dem Allergen in Kontakt kommen könnten, zu kommunizieren, dass sie dieses unbedingt meiden müssen. Es sollte sich nicht in der Nähe aufhalten. Trifft dies auf Unverständnis oder sogar Widerstand, kann mittels einfacher Erklärung (auch unter Zuhilfenahme des Notfallsets) Abhilfe geschaffen werden.

Die Kommunikation mit Freunden, Verwandten und gegebenenfalls dem Arbeitgeber, erleichtert das sichere Bewegen in einer Umwelt voller Nahrungsmittel. Das Meiden von vielen Produkten, in denen Spuren von Erdnüssen enthalten sein können, hat auch Positives. So sollte der Betroffene sich ermutigt fühlen, auch mal neue Nahrungsmittel auszuprobieren. Indem er sich nebenbei ein breites Wissen um riskante und risikoarme Speisen aneignet, kann er zudem immer schneller und besser entscheiden, was er zu sich nehmen kann.

Quellen

  • Altmeyer, P.: Therapielexikon Dermatologie und Allergologie. Springer Medizin Verlag, Berlin Heidelberg 2005
  • Saloga, J. et al.: Allergologie-Handbuch. Schattauer, Stuttgart 2011
  • Trautmann, A., Kleine-Trebbe, J.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013

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