Diabetes mellitus Typ 2

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Diabetes mellitus Typ 2 wird häufig durch Übergewicht hervorgerufen. Durch konsequente Verhaltensmaßnahmen ist die Erkrankung oft zu kontrollieren.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Diabetes mellitus Typ 2?

Infogramm zur Anatomie und Ursache von Diabetes mellitus Typ 2. Bild anklicken, um zu vergrößern.

Diabetes mellitus Typ 2 ist eine Form, der in der Umgangssprache auch als Zuckerkrankheit bezeichneten chronischen Erkrankung, die den Stoffwechsel betrifft.

Charakteristisch für Diabetes-Formen wie den Diabetes mellitus Typ 2 ist ein erhöhter Blutzuckerspiegel bei Betroffenen. Die Bezeichnung Zuckerkrankheit für Diabetes-Formen, wie den Diabetes mellitus Typ 2, ist darauf zurückzurühren, dass bei an Diabetes erkrankten Personen Zucker im Urin nachzuweisen ist.

Von Diabetes mellitus Typ 2 sind vorwiegend ältere Menschen betroffen. Aus diesem Grund wurde Diabetes mellitus Typ 2 in der Vergangenheit auch als Altersdiabetes bezeichnet. Zunehmend zeigt sich Diabetes mellitus Typ 2 allerdings auch bei jüngeren Menschen. Dies wird von der Wissenschaft darin begründet, dass immer mehr Kinder und Jugendliche ungesund und zuckreich essen. Außerdem leiden viele Kinder an Bewegungsmangel. Beide Komponenten führen dann meist zu Fettleibigkeit und in der Folge zu Diabetes.

Diabetes mellitus Typ 2 macht weltweit den mit Abstand größten Teil der Diabetes-Erkrankungen aus. Die Tendenz der Anzahl an Betroffenen von Diabetes mellitus Typ 2 ist steigend.

Ursachen

Diabetes mellitus Typ 2 beruht auf einer gestörten Bildung von Insulin durch die Bauchspeicheldrüse und der beeinträchtigten Wirkung von Insulin im Körper.

Aufgrund einer gestörten Insulinbildung bei Diabetes mellitus Typ 2 kommt es bei Betroffenen zu einer mangelhaften Ausschüttung von Insulin nach der Aufnahme von Nahrung; dies kann dann einen akut erhöhten Blutzuckerspiegel auslösen. Eine sogenannte Insulinresistenz bei Diabetes mellitus Typ 2 führt dazu, dass Körperzellen nur eingeschränkt oder gar nicht auf ausgeschüttetes Insulin reagieren und so der Abbau von Glukose im Blut beeinträchtigt ist.

Bei Diabetes mellitus Typ 2 liegt also ein sogenannter relativer Insulinmangel vor: Trotz Insulinproduktion ruft das Insulin keine ausreichenden Reaktionen der Körperzellen hervor. Bei einer Mehrzahl von an Diabetes mellitus Typ 2 erkrankten Personen liegen Risikofaktoren wie Bluthochdruck und starkes Übergewicht vor.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Im Gegensatz zum Typ-1-Diabetes, bei dem die Symptome innerhalb weniger Wochen auftreten, kann sich der Typ 2 über Jahre unbemerkt einschleichen. Obwohl die Beschwerden teils ähnlich sind, treten sie oftmals verzögert und weniger stark auf oder werden nicht gleich einem Diabetes mellitus zugeordnet. Nicht selten trägt erst die Blutzuckermessung zur endgültigen Diagnose bei.

Dennoch sind auch beim Typ-2-Diabetes häufiges Wasserlassen und vermehrter Durst typische Symptome, die auftreten, wenn der Körper zu viel Zucker im Blut über die Nieren wieder loswerden möchte. Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Konzentrationsschwäche machen sich bemerkbar.

Schreitet der gestörte Energie- und Flüssigkeitshaushalt weiter voran, trocknet die Haut aus. Außerdem kann es zu Gewichtsveränderungen, Kopfschmerzen, Muskelkrämpfen, Seh- und Erektionsstörungen sowie Kribbeln und Taubheitsgefühlen in Händen und Füßen kommen. Betroffen ist auch das Immunsystem. So zählen wiederkehrende Infekte wie Blasen- und Zahnfleischentzündungen, Pilzinfektionen oder Erkältungen und eine schlechte Wundheilung zu den typischen Diabetes-Symptomen.

Wird ein Typ-2-Diabetes nicht behandelt, kommt es zu weiteren akuten Beschwerden. Die vermehrte Urinausscheidung kann zu Austrocknung und Nierenversagen führen. Übelkeit, Erbrechen und Bewusstseinsstörungen kündigen schließlich ein diabetisches Koma an – eine lebensbedrohliche Überzuckerung. Bei einem bereits erkannten Typ-2-Diabetes, der mit Insulin oder Medikamenten behandelt wird, kann es durch eine Überdosis oder bei starker körperlicher Belastung zur gefährlichen Unterzuckerung kommen.

Diagnose & Verlauf

Das Vorliegen eines Diabetes mellitus Typ 2 kann festgestellt werden über die Blutzuckerwerte.

Außerdem kann eine Urinprobe Glucose im Urin bei Diabetes mellitus Typ 2 aufzeigen. Hinweise auf Diabetes mellitus Typ 2 sind gegeben, wenn sich im nüchternen Zustand beispielsweise Blutzuckerwerte von mehr als 110 mg/dl im Vollblut zeigen; beim gesunden Menschen liegt dieser Wert in der Regel unter 90 mg/dl.

Der Verlauf von Diabetes mellitus Typ 2 hängt vor allem von einer konsequenten Therapie ab. Bei angemessener medizinischer Behandlung und aktiver Mitarbeit des Patienten können die Prognosen bei Diabetes mellitus Typ 2 sehr gut sein. Wird Diabetes mellitus Typ 2 nicht angemessen behandelt, so kann es allerdings aufgrund von Folgeschäden zu Einschränkungen in Lebensqualität und -dauer kommen.

Komplikationen

Im Verlauf einer Diabeteserkrankung mit Diabetes mellitus Typ 2 können sich akute und langfristige Komplikationen einstellen. Akut ruft ein erhöhter Blutzuckerspiegels eine Entgleisung des Zuckerstoffwechsels hervor. Dadurch kann es zum diabetischen Koma mit Kreislaufkollaps und Bewusstlosigkeit kommen.

Eine Unterzuckerung kann einen hypoglykämischen Schock hervorrufen, der sich durch typische Symptome wie Schwitzen, Zittern und Herzklopfen äußert. Bei Nichtbehandlung folgt die Gedankensperre und schließlich der Kreislaufzusammenbruch. In Folge einer chronischen Erkrankung können sich Folgeerkrankungen der Organe einstellen.

Betroffen sind unter anderem die Nieren, das Nervensystem, das Herz und die Gefäße sowie die Augen. Auch Sexualstörungen, Amputationen und psychische Erkrankungen sind mögliche Spätfolgen einer Diabeteserkrankung mit Diabetes mellitus Typ 2. Hinzu kommen bei vielen Diabetikern noch Übergewicht, Bluthochdruck und schlechte Blutfettwerte, die ihrerseits mit schweren Komplikationen verbunden sind.

So kann es über die Jahre zur Verkalkung der Arterien und in der Folge zum Herzinfarkt oder Schlaganfall kommen. Sind die Nieren betroffen, kann eine diabetische Nephropathie mit einem ansteigenden Eiweißmangel und bösartigen Nierenveränderungen auftreten. Außerdem kann es zu schweren Nervenschädigungen des sensorischen und autonomen Nervensystems kommen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Diabetes mellitus Typ 2 wird oft im Rahmen von Routineuntersuchungen entdeckt. Sehr häufig betrifft die Störung Menschen mit beträchtlichem Übergewicht, die aufgrund dieses Umstandes noch an anderen Krankheiten leiden.

Besteht nach einer Routineuntersuchung der Verdacht auf Diabetes mellitus sollte der Patient einen Spezialisten, am besten einen Diabetologen, aufsuchen, um den Verdacht abzuklären und sich über die Behandlungsmöglichkeiten zu informieren. Sobald die für den Patienten bestmögliche Therapie festgelegt ist, kann die laufende Betreuung des Patienten auch durch den Hausarzt erfolgen.

Darüber hinaus sollten Personen, die zu einer Risikogruppe gehören oder bestimmte Symptome an sich bemerken, ihren Blutzuckerspiegel testen lassen. Ein Diabetes mellitus Typ 2 macht sich durch eine Reihe von Anzeichen bemerkbar. Typisch sind Gewichtsveränderungen, die nicht aus einer Veränderten Lebensweise resultieren, starker Durst und häufiger Harndrang sowie ständiger Juckreiz.

Viele Patienten leiden außerdem an allgemeinen Schwächezuständen, Appetitlosigkeit sowie Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindelgefühlen. Wer mehrere dieser Symptome gleichzeitig bei sich beobachtet und dies über einige Tage hinweg oder immer wiederkehrend, sollte zeitnah einen Arzt aufsuchen.

Wird ein Diabetes mellitus Typ 2 nicht richtig behandelt, geht mit der Krankheit nicht nur ein Verlust an Lebensqualität einher, in der Regel sinkt auch die Lebenserwartung. Eine ärztliche Betreuung ist deshalb bei Diabetes auch beim weniger gefährlichen Typ 2 unverzichtbar und sollte zeitnah erfolgen.

Behandlung & Therapie

Mögliche Therapieschritte bei Diabetes mellitus Typ 2 lassen sich als sogenannte Stufentherapie darstellen: Bei rechtzeitiger Feststellung von Diabetes mellitus Typ 2 ist eine Therapie auf Stufe 1 oft noch ohne die Gabe von Medikamenten möglich; interveniert werden kann hier beispielsweise durch gesunde Ernährung, Gewichtsverlust und körperliche Bewegung.

Können Therapieziele der Stufe 1 nicht erreicht werden bzw. sind diese nicht ausreichend wirksam, so kann auf Stufe 2 der Therapie von Diabetes mellitus Typ 2 eine Medikamentengabe notwendig werden; die Medikation übergewichtiger Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 unterscheidet sich in der Regel von der Medikation normalgewichtiger Patienten. Zeigt die Therapiestufe 2 bei Diabetes mellitus Typ 2 keinen ausreichenden Erfolg, so können auf Stufe 3 zusätzliche Medikamente verordnet werden.

Auf Stufe 4 der Therapie von Diabetes mellitus Typ 2 wird die bisherige Medikamentengabe durch eine Insulingabe ergänzt. Auf der letzten Stufe der Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2 konzentriert sich die Therapie schließlich auf die Gabe von Insulin.

Aussicht & Prognose

Die Diabetes mellitus Typ 2 ist eine nicht heilbare Erkrankung und hat daher eine ungünstige Prognose. Dennoch kann sie unter optimalen Bedingung zum Stillstand gebracht werden.

Ohne eine medizinische Behandlung treten zahlreiche unangenehme und beeinträchtigende Begleiterscheinungen auf. Zudem ist die allgemeine Lebenserwartung deutlich verkürzt. Durch den medizinischen Fortschritt und die Mitarbeit des Patienten können auftretende Komplikationen abgemildert werden. Eine Vermeidung von bestimmten Risikofaktoren kann zudem das Auftreten von Begleiterscheinungen verhindern oder in ihrer Intensität deutlich reduzieren.

Mit einer ausreichenden Bewegung und einer gesunden Ernährung kann die Lebensqualität des Patienten erheblich positiv beeinflusst werden. Die Überwachung des Blutzuckerspiegels, des Blutfettwertes sowie des Blutdrucks hilft, um schnellstmöglich bei Veränderungen eingreifen zu können.

Übergewichtige Patienten können mit der Abnahme ihres Gewichts eine Verlängerung ihrer durchschnittlichen Lebenserwartung erreichen. Mit einer speziellen für Diabetiker geeigneten Ernährung kann der Krankheitsfortschritt verlangsamt werden. Die Patienten erreichen durch eine Gewichtsabnahme eine bessere Beweglichkeit setzt ein.

Zusätzlich sinkt der Blutzuckerwert automatisch. In günstigen Fällen kann die Diabetes mellitus Typ 2 durch ein richtiges Verhalten im Alltag stagnieren. Ein Rückfall und in diesem Fall ein Voranschreiten der Erkrankung ist jederzeit bei einer ungesunden Ernährung, einer Gewichtszunahme oder dem Absetzen der Medikamente möglich.


Vorbeugung

Vorbeugen lässt sich Diabetes mellitus Typ 2 in vielen Fällen durch eine gesunde Lebensweise; diese umfasst etwa eine ausgewogene Ernährung (wenig Fett, Zucker und ausreichend Gemüse bzw. Obst sowie Vollkornprodukte), regelmäßige körperliche Bewegung und vor allem das Vermeiden von Übergewicht. Bei gewünschter Unterstützung in der Vermeidung von Diabetes mellitus Typ 2 kann ein Arztbesuch hilfreich sein.

Nachsorge

Diabetes mellitus Typ 2 braucht keine klassische Nachsorge, sondern eine lebenslange ärztliche Begleitung. Nach der Diagnose und dem Einstellen der Medikamente und/oder Spritzen muss der Patient in regelmäßigen Abständen seinen Arzt aufsuchen. Dieser wird immer wieder die Werte kontrollieren, sowohl die in der Praxis erhobenen als auch jene, die der Patient selbst in der Zeit zwischen den Arztbesuchen genommen hat.

Weiterhin ist für die meisten Diabetiker eine Ernährungsschulung unverzichtbar. Hier wird über die richtige Ernährung sowie über den Nutzen der Bewegung aufgeklärt. Häufig ist in einer Arztpraxis, die auf Diabetologie spezialisiert ist, auch ein Ernährungsberater vorhanden. Auch diesen sollte der Patient regelmäßig treffen.

Der Rhythmus könnte beispielsweise so aussehen: alle drei Monate abwechselnd ein Termin beim Arzt und bei der Ernährungsberatung. Ist die Krankheit bereits weiter fortgeschritten, wird der Besuch beim Arzt wahrscheinlich häufiger stattfinden. Jährliche Untersuchungen beim Augenarzt und beim Podologen (Spezialist für Füße) sollten ebenfalls zum Vorsorgeprogramm des Patienten gehören.

Da Diabetes sich auf die Sehkraft auswirken kann, ist der Augenarztbesuch unabdingbar. Diabetes ist eine fortschreitende Krankheit, die bisher nicht geheilt werden kann. Vorsorgeuntersuchungen sind neben der richtigen Lebensweise ein wichtiger Baustein, um den Prozess zu verlangsamen.

Das können Sie selbst tun

Geht Diabetes mellitus Typ 2 mit Übergewicht einher, ist der wichtigste Beitrag zur Selbsthilfe, den Betroffene leisten können, eine Umstellung ihrer Lebens- und Ernährungsgewohnheiten. Eine Remission kann sehr häufig bereits durch eine Gewichtsabnahme von zehn Kilogramm erreicht werden.

Betroffene, die in der Vergangenheit bereits mehrere Reduktionsdiäten durchgeführt haben, die keinen dauerhaften Erfolg zeigten, sollten unbedingt professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen. Zur Vorbereitung einer Reduktionsdiät ist es hilfreich, über einen Zeitraum von wenigstens zwei Wochen zu notieren, was wann in welchen Mengen gegessen wurde. Das Diät-Tagebuch erleichtert es einem Ökotrophologen kontraproduktive Lebensmittel und schädliche Ernährungsgewohnheiten zu identifizieren. Während der Diät ist eine solches Tagebuch ein gutes Mittel zur Selbstkontrolle.

Sehr häufig fehlt den Betroffenen die Motivation für eine umfassende Umstellung der Lebens- und Ernährungsgewohnheiten. Diabetiker sollten sich dann mit anderen Betroffenen zusammenschließen und einer Selbsthilfegruppe beitreten. Viele Menschen werden auch durch Aspekte motiviert, die nicht primär gesundheitlicher Natur sind, sondern höhere Ziele, wie beispielsweise den Tier- und Umweltschutz oder die globale Ernährungsgerechtigkeit fokussieren. Wer sich durch ideelle Ziele motivieren kann, sollte sich mit den Vorteilen einer pflanzenbasierten vegetarischen oder veganen Ernährung auseinandersetzen.

Wichtig ist außerdem regelmäßige Bewegung. Bei Motivationsdefiziten lohnt sich die Mitgliedschaft in einem Fitness-Studio, wo individuelle Übungspläne erstellt und durch die Trainer überwacht werden.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Usadel, K.-H., Wahl, P.: Diabetologie und Stoffwechsel. In: Bob, A. u. K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2009

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