Folsäure in der Schwangerschaft
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der menschliche Körper ist für den reibungslosen Ablauf verschiedener Funktionen und Vorgänge auf Vitamine sowie Mineralstoffe angewiesen. Dazu gehört unter anderem auch Folsäure. Insbesondere Schwangere haben einen erhöhten Bedarf an Folsäure. Wird der Bedarf an Folsäure in der Schwangerschaft nicht gedeckt, kann es zu verschiedenen Beschwerden kommen, die Mutter und Kind gefährden.
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Was ist Folsäure?
Folsäure gehört zur Familie der B-Vitamine und ist wasserlöslich. Manchmal wird Folsäure auch als Vitamin B11, B9 oder M bezeichnet. Weil der Organismus Folsäure nicht selbstständig produzieren kann, ist er auf die Aufnahme über Lebensmittel angewiesen. Zum einen gibt es natürliche Folaten, zum anderen industriell hergestellte Folsäure. Der Bedarf an Folsäure lässt sich nicht verallgemeinern.
So brauchen Kleinkinder, Kinder und Säuglinge wesentlich weniger Folsäure als Erwachsene. Mit einer Schwangerschaft nimmt der Bedarf stark zu. Folsäure kommt in verschiedenen Nahrungsmitteln vor. Wird der Bedarf an Folsäure in der Schwangerschaft nicht über die Nahrung gedeckt, ist unter Umständen die Einnahme von spezifischen Präparaten notwendig.
Warum Schwangere mehr Folsäure brauchen
Folsäure unterstützt die Entwicklung des Kindes und die Ausbildung des Nervensystems. Studien haben ergeben, dass eine vermehrte Aufnahme von Folsäure bereits bei Frauen sinnvoll ist, die einen Kinderwunsch haben. Durch die Einnahme von 600 Mikrogramm Folsäure täglich sinkt das Risiko für Missbildungen des Kindes um 50 bis 70 Prozent. Für ein solches Ergebnis ist es ratsam, bereits vier Wochen vor Beginn der Schwangerschaft deutlich mehr Folsäure aufzunehmen.
Darüber hinaus muss insbesondere im ersten Drittel der Schwangerschaft auf einen ausreichenden Folsäure-Haushalt geachtet werden. Folsäure kommt in größeren Mengen vor allem in pflanzlichen Lebensmitteln vor. Weil das Vitamin hitzeempfindlich ist, sollte das Gemüse so schonend wie möglich zubereitet werden. Dafür eignet sich zum Beispiel das kurze Garen mit wenig Wasser.
Folgen von Folsäuremangel
Einige Kinder leiden an einem Neuralrohrdefekt. Es handelt sich um Fehlbildungen in der Embryonalentwicklung, die unter anderem im Bereich von Wirbelsäule und Rückenmark auftreten können. Diese Erkrankung lässt sich auf einen Folsäuremangel zurückführen. Weil das Neuralrohr im ersten Drittel der Schwangerschaft ausgebildet wird, ist eine ausreichende Folsäurezufuhr notwendig.
Darüber hinaus lassen sich weitere Fehlbildungen des Kindes aufgrund eines Folsäuremangels nicht ausschließen. Damit gefährdet eine nachlässige Aufnahme des Vitamins zunächst vor allem das ungeborene Kind. Bei Erwachsenen löst ein Mangel unter Umständen Blutarmut aus. Folsäuremängel sind auch in westlichen Industrieländern keine Seltenheit. Die empfohlenen Zufuhrwerte werden oftmals nicht erreicht.
Insbesondere bei einer einseitigen Ernährung, Alkoholmissbrauch, der Einnahme bestimmter Medikamente und aufgrund der Behandlung von Krebs und Epilepsie steigt das Risiko eines Folsäuremangels. Risikogruppen sollten vermehrt auf ihre Ernährung achten und unter Umständen zu spezifischen Präparaten greifen. Eine Blutuntersuchung gibt Aufschluss über einen eventuell vorliegenden Mangel.
Schon nach zwei bis drei Wochen sinkt durch eine mangelnde Folsäureaufnahme die Plasmafolsäure im Blut. Ein Folsäuremangel reduziert den Gehalt von Homocystein im Blut. Bei Homocystein handelt es sich um einen Eiweißbaustein. Sobald die Homocysteinkonzentration im Blut steigt, erhöht sich ebenfalls das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Gefäßverkalkungen. Als Folge drohen Herzinfarkte und Schlaganfälle.
Primär wirkt sich ein Folsäuremangel in der Schwangerschaft jedoch auf das ungeborene Kind aus. Bemerkbar macht sich der Mangel zum Beispiel durch Reizbarkeit, Konzentrationsschwäche, depressive Verstimmungen, Übelkeit, Gewichtsverlust und Durchfall.
Behandlung von Folsäuremangel
Wurde ein Folsäuremangel diagnostiziert, ist vor allem bei einer Schwangerschaft ein schnelles Handeln gefragt. Insgesamt weisen viele Lebensmittel einen erhöhten Anteil an Folsäure auf. Bei einem Mangel reicht die Aufnahme des Vitamins über die Nahrung jedoch nicht mehr aus.
Deswegen verschreiben die behandelnden Ärzte in der Regel ein Präparat, das zusätzlich eingenommen wird. Dabei handelt es sich meistens um Tabletten mit einem Gehalt von zwei bis fünf Milligramm Folsäure. Bereits nach wenigen Tagen verbessert sich der Wert deutlich und die gesundheitliche Gefahr für das Kind sinkt.
Vorbeugung von Folsäuremangel
Folsäure kommt vor allem in grünem Gemüse, Kartoffeln, Tomaten, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Nüssen und Sprossen vor. Weil das Vitamin hitzeempfindlich ist, empfiehlt sich die schonende Zubereitung oder der rohe Verzehr. Schwangere sollten täglich 600 Mikrogramm Folsäure zu sich nehmen. Erwachsene konsumieren durchschnittlich 200 bis 300 Mikrogramm des Vitamins täglich.
Weil sich die Differenz oftmals nicht allein durch eine gesunde Ernährung decken lässt, ist die Einnahme von zusätzlichen Präparaten sinnvoll. Schwangere sollten auf eine Rücksprache mit dem behandelnden Arzt vertrauen, um negative Auswirkungen auf das Kind zu vermeiden. Insgesamt darf der erhöhte Bedarf an Folsäure in einer Schwangerschaft nicht unterschätzt werden.
Bei natürlichem Folat konnten bisher keine gesundheitlichen Beschwerden aufgrund einer großen Dosierung festgestellt werden. Industriell hergestellte Folsäure hingegen kann unter Umständen Symptome eines bestehenden B12-Mangels überdecken. Die eigenständige Einnahme von Präparaten ist dementsprechend nicht empfehlenswert.