Frey-Syndrom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Frey-Syndrom bezeichnet man ein abnormes Schwitzen, das im Gesichts- und Halsbereich während des Verzehrs von Speisen beziehungsweise durch verschiedene Reize wie Kauen oder Schmecken ausgelöst wird.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Frey-Syndrom?

Die Betroffenen leiden an starkem Schwitzen im Gesichtsbereich, das innerhalb weniger Minuten nach einem gustatorischen Reiz auftritt.
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Unter dem Frey-Syndrom (Gustatorisches Schwitzen, Aurikulotemporales Syndrom) versteht man ein sehr stark ausgeprägtes Schwitzen im Bereich von Hals und Kopf, das auf Grund gustatorischer Reize auftritt. Benannt wurde es nach der Neurologin Lucja Frey-Gottesmann, die das Syndrom 1923 näher beschrieb. Lucja Frey untersuchte einen Mann, der nach einer Schnittverletzung ein Schwitzen während dem Essen entwickelte, das vorwiegend im Bereich der Ohrspeicheldrüse auftrat.

Allerdings gibt es auch frühere Beschreibungen von Baillarger, sodass die Erkrankung oftmals auch Frey-Baillarger-Syndrom genannt wird. Das Frey-Syndrom wurde im Laufe der Zeit mehrfach beschrieben beziehungsweise untersucht. Größere Studien stammen beispielsweise von Laage-Hellmann, in denen sie sich auch mit dem Zeitraum zwischen dem Auftreten und dem erlittenen Trauma auseinandersetzten. Insgesamt können zwei Formen des Gustatorischen Schwitzens unterschieden werden:

  • Starkes Schwitzen auf Grund anlagebedingter oder physiologischer Ursachen. Ein Hinweis darauf ist meistens ein symmetrisches Schwitzen, das an beiden Wangen vorwiegend nach scharfem Essen auftritt.
  • Abnormes Schwitzen auf Grund krankheitsbedingter Ursachen. Ein typisches Merkmal dafür ist der ungleichmäßige Verlauf im gesamten Gesichtsbereich.

Ursachen

Eine mögliche Ursache für das Frey-Symptom ist die operative Entfernung der Ohrspeicheldrüse (Parotis), wobei das Syndrom meist aber erst Monate später in Erscheinung tritt. Durch die Operation können Nervenfasern beeinträchtigt werden, sodass falsche Vernetzungen auftreten und Reize nicht an die richtige Stelle geleitet werden. Nach einer Operation findet man schwitzende Bereiche vor allem in jenen Regionen, die vom Nervus auricularis magnus beziehungsweise vom Nervus auriculotemporalis versorgt werden.

Auch nach Entzündungen der Ohrspeicheldrüsebeziehungsweise Unterkieferdrüse oder nach Verletzungen kann die Frey-Symptomatik ausgebildet werden. Eine weitere Ursache kann darüber hinaus ein lokales Trauma von Drüsen sein, das auf Grund einer Kiefergelenkfraktur auftreten kann. Auch das Entfernen von Halslymphknoten kann unter Umständen ein Gustatorisches Schwitzen auslösen. Aber auch zentralnervöse Erkrankungen wie Enzephalitis oder Hirnatrophie werden als mögliche Auslöser des Frey-Syndroms angesehen.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Betroffenen leiden an starkem Schwitzen im Gesichtsbereich, das innerhalb weniger Minuten nach einem gustatorischen Reiz auftritt. Weitere Symptome sind Rötungen und Schwellungen der Haut sowie ein Brennen oder Kribbeln an den betroffenen Stellen.

Diagnose

Um festzustellen, in welchem Ausmaß das Schwitzen auftritt, führt der Arzt den Jod-Stärke-Test nach Minor durch. Beim Jod-Stärke-Test wird eine alkoholische Lösung verwendet, die 10 Prozent Rizinusöl und 1,5 Prozent Jod enthält. Die Haut wird dabei über der Region der Ohrspeicheldrüse mit dieser Lösung bestrichen und mit Stärkepulver bestäubt. Danach wird ein gustatorischer Reiz ausgelöst, um mit Hilfe einer Blaufärbung festzustellen, welcher Bereich besonders vom Schwitzen betroffen ist.

Behandlung & Therapie

Das Frey-Syndrom wird sowohl medikamentös als auch operativ behandelt. Eine Möglichkeit der Behandlung besteht im Durchtrennen der sekretorischen Nervenfasern, um zu verhindern, dass diese in die Schweißdrüsen einsprossen. Ein weiterer Ansatz ist die Trennung der Nervenfasern von den Schweißdrüsen, indem alloplastisches Material beziehungsweise Muskeln eingelagert werden.

Darüber hinaus werden auch Lösungen zum Auftragen auf die Haut verschrieben, darunter beispielsweise Scopolamin. Diese wirken jedoch nur für kurze Zeit und müssen immer wieder neu auf die betroffenen Stellen aufgetragen werden. Es empfiehlt sich außerdem die Verwendung von Deodorants, die Aluminiumchlorid enthalten. Aluminiumchlorid ist ein Anti-Schwitz-Stoff, der in vielen handelsüblichen Deos enthalten ist. Die Konzentration des Salzes ist jedoch in medizinischen Deos noch viel höher, wodurch diese auch wirksamer als übliche Deodorants sind.

Aluminiumsalze dringen in die Schweißkanäle ein, wo sie sich mit dem Keratin verbinden und die Drüsenausgänge verstopfen. Eine effektive Therapie stellt auch eine Injektion von Botulinumtoxin dar. Botulinumtoxin ist ein Eiweißstoff, dessen Produktion durch Bakterien erfolgt. Die Bakterien scheiden das Toxin aus und dieses legt die Erregungsübertragung von den Nervenzellen auf die Muskeln still. Das Toxin wird dabei an die peripheren Nervenenden gebunden, die als Neurotransmitter (Überträgerstoff) Acetylcholin verwenden.

Acetylcholin aktiviert darüber hinaus auch die Schweißdrüsen. Wird Botulinumtoxin injiziert, so tritt eine Blockade der Signalübertragung auf und die Sekretion der Schweißdrüsen verringert sich. Botulinumtoxin besteht aus zwei Ketten, die unterschiedlich lang sind und durch Disulfidbrücken miteinander verbunden sind. Die lange Kette ist dafür verantwortlich, dass das Toxin in die Nervenenden aufgenommen wird, die kurze Kette ist das eigentliche Toxin.

Für die Injektion wird die Hautregion nach dem Jod-Stärke-Test markiert und in Flächen von jeweils 2x2 cm unterteilt. Der Hautbezirk, der behandelt werden soll, wird vorab mit einer Salbe betäubt oder vereist, sodass der Patient keine Schmerzen verspürt. Anschließend wird in jede Fläche 2,5 IE Botulinum Toxin in 0,1 ml Lösung injiziert. Eine Gesamtdosis von 100 IE sollte dabei nicht überschritten werden. Innerhalb weniger Tage beginnt die Injektion zu wirken und hält etwa ein Jahr. Die Symptome treten dadurch in stark abgeschwächter Form auf.


Vorbeugung

Das Frey-Syndrom stellt für jeden Betroffenen eine Einschränkung der Lebensqualität dar. In der Chirurgie wurden mittlerweile verschiedene Techniken entwickelt, mit denen das Syndrom vermieden werden kann. So werden beispielsweise bei einer Operation Hautfetttransplantate gebildet, außerdem werden Implantate verwendet, um das Auftreten eines Frey-Syndroms verhindern zu können.

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