Ohrspeicheldrüse

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Ohrspeicheldrüse ist paarig angelegt und die größte Speicheldrüse im menschlichen Körper. Topografisch wird die Glandula parotis durch den äußeren Gehörgang und den Unterkiefer begrenzt. Das gesamte Organ ist mit einer bindegewebigen Faszienschicht, der sogenannten Parotisloge, umhüllt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Ohrspeicheldrüse?

Die einzige Aufgabe der Ohrspeicheldrüse ist die Produktion von Speichel. Vermutungen, es könne sich bei der Glandula parotis auch um ein hormonelles Organ handeln, konnten nicht bestätigt werden.
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Bei der Parotis handelt es sich um eine rein seröse Körperdrüse, histologisch zeigen sich Bindegewebe, Septen und weite Ausführungsgänge, durch welche der gebildete Speichel in die Mundhöhle sezerniert wird.

Schaut man sich die Zellen der Glandula paroitea mikroskopisch genauer an, so fällt eine vermehrte Anzahl an Mitochondrien auf. Da es sich hierbei um die Kraftwerke einer Zelle handelt, gehen Anatomen von einer erhöhten Stoffwechselrate in den Zellen der Ohrspeicheldrüse aus. Mit zunehmendem Alter sind in der Parotis auch Fettzellen zu finden, die Funktion der Speichelbildung ist dann entsprechend eingeschränkt, was wiederum den Nährboden für Krankheiten der Ohrspeicheldrüse darstellen kann.

Zusammen mit den beiden anderen großen Kopfspeicheldrüsen, der Unterkiefer- und der Unterzungenspeicheldrüse produziert die Ohrspeicheldrüse etwa 90 Prozent des menschlichen Speichels. Im Laufe von 24 Stunden werden etwa 1000 bis 1550 Milliliter Speichelflüssigkeit produziert. Das entspricht einer Sekretionsrate von 0,6 bis 1,1 Milliliter Speichel pro Minute.

Anatomie & Aufbau

Die Speichel sezernierenden Organfunktionszellen der Ohrspeicheldrüse bestehen aus hochprismatischem Plattenepithel. Neben der typischen bindegewebigen Kapsel ist die Drüse von Lymphfollikeln, Ganglien, Nerven und Blutgefäßen durchzogen. Die Glandula parotis ist wie die anderen Kopfdrüsen auch sympathisch innerviert.

Alle 3 Speicheldrüsen des menschlichen Körpers sind feingeweblich nahezu identisch aufgebaut. Es gibt also kein eindeutiges histologisches Erkennungsmerkmal der Ohrspeicheldrüse. Das Gangsystem der Ohrspeicheldrüse wird auch als Azini bezeichnet. Die Azini münden zu verschiedenen Ausgangsstellen im Mund, durch die der Speichel fließt.

Die Ausführungsgänge sind von Nervenfasern sowie Lymph- und Blutgefäßen umgeben. Unterzungen- und Unterkieferspeicheldrüse produzieren ein überwiegend schleimig-zähes Sekret. Das Sekret der Parotis ist dagegen von nahezu wässriger Konsistenz.

Funktion & Aufgaben

Die einzige Aufgabe der Ohrspeicheldrüse ist die Produktion von Speichel. Vermutungen, es könne sich bei der Glandula parotis auch um ein hormonelles Organ handeln, konnten nicht bestätigt werden. Durch das Ausführungsgangsystem wird der produzierte Speichel an einzelne, solitäre Drüsen innerhalb der gesamten Schleimhaut von Rachen, Mundhöhle und Lippen ununterbrochen geliefert.

Die Speichelproduktion kann nur im Krankheitsfall ganz versiegen. Die Speichelsekretion der Parotis ist beim Essen oder bei anderen Irritationen des Nervus Sympathikus um bis zu fünffach gegenüber der Normalproduktion erhöht. Am wenigsten Speichel wird nachts im Ruhezustand produziert. Hauptbestandteil des wässrigen Speichels der Ohrspeicheldrüse ist Wasser, daneben enthält Speichel verschiedene Elektrolyte, Eiweiße und Enzyme.

Speichelenzyme dienen in erster Linie der Einleitung des Verdauungsprozesses von komplexen Zuckermolekülen wie beispielsweise Stärke. Außerdem können einfache Proteine von den sogenannten Proteasen des Ohrspeichels gespalten und so für die weitere Verdauung im Magen vorbereitet werden. Feste Nahrung wird durch Speichel verflüssigt und erleichtert somit den Schluckvorgang ganz erheblich.

Darüber hinaus kommt dem Speichel auch eine gewisse Schutz- und Abwehrfunktion zu. Denn Speichel ist wichtig für die Reinigung der empfindlichen Schleimhautoberflächen von Mund und Rachen. Auch für die Gesunderhaltung der Zahnsubstanz ist Speichel von Bedeutung, denn Speichel neutralisiert schädliche Säuren und härtet den Zahnschmelz mit gelösten Mineralien. Körperfremde Stoffe, beispielsweise Viren, Schwermetalle oder Antibiotika, werden nachweislich über den Speichel ausgeschieden.


Krankheiten & Beschwerden

An der Ohrspeicheldrüse kann es zu akuten und chronischen Erkrankungen kommen, denen beinahe immer ein entzündliches Geschehen zugrunde liegt. Ist die Ohrspeicheldrüse entzündet, so spricht der Arzt von Parotitis. Parotitiden können von Bakterien, Viren oder pathogenen Pilzen verursacht werden.

Die bekannteste Entzündung der Ohrspeicheldrüse ist die Parotitis epidemica, im Volksmund auch als Mumps bezeichnet, eine Kinderkrankheit. Diese virale Entzündung kann nur symptomatisch behandelt werden und heilt nach 2 Wochen meist folgenlos wieder ab. In seltenen Fällen kommt es jedoch zu schweren Komplikationen wie der gefürchteten Mumps-Orchitis. Diese Hodenentzündung kann bei Männern eine absolute Sterilität verursachen.

Andere Parotitiden treten vermehrt jenseits des 50. Lebensjahres auf und sind Ausdruck eines gestörten Flüssigkeitshaushaltes. Außerdem sind Steinkrankheiten der Ohrspeicheldrüse ein klinisch relevantes Phänomen. Patienten mit Steinen in der Ohrspeicheldrüse neigen aufgrund dieses Abflusshindernisses vermehrt zu Entzündungen. Größere Speichelsteine an der Parotis müssen operativ entfernt werden.

Es besteht eine Neigung zur vermehrten Bildung von Speichelsteinen mit chronischem Krankheitsverlauf. Das Risiko einer Entzündung und Steinbildung der Speicheldrüsen kann durch ausreichende Flüssigkeitszufuhr, sorgfältige Mundhygiene sowie den Verzicht von Alkohol und Nikotin minimiert werden. Im höheren Lebensalter kann es auch zum Auftreten von gut- oder bösartigen Tumoren an der Ohrspeicheldrüse kommen.

Quellen

  • Arnold, W.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Silbernagl, S. et al.: Taschenatlas Physiologie. Thieme, Stuttgart 2007

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