Neurotransmitter

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Neurotransmitter sind soetwas wie die Eilboten unseres Körpers. Bei ihnen handelt es sich um biochemische Stoffe, welche die Aufgabe haben, Signale von einer Nervenzelle (Neuron) zur nächsten zu übertragen. Ohne Neurotransmitter wäre die Steuerung unseres Körpers vollkommen unmöglich.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Neurotransmitter?

Der häufigste Neurotransmitter im peripheren Nervensystem ist hierbei Acetylcholin aus der Untergruppe der Biogenen Amine. Innerhalb des ZNS ist Glutamat der wichtigste Neurotransmitter.
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Der Begriff Neurotransmitter beschreibt den Nutzen dieser Botenstoffe schon sehr gut, denn sie sind für die interneuronale Transmission - die Weitergabe zwischen den Nervenzellen - verantwortlich.

Dabei bezieht sich der Begriff auf die verschiedensten Stoffklassen, die unter ihm lediglich nach ihrem konkreten Nutzen vereint sind. Im Volksmund werden Neurotransmitter oftmals fälschlicherweise mit Hormonen gleichgesetzt.

Hormone sind allerdings Stoffe, die in den Blutkreislauf abgegeben werden, während Neurotransmitter auf den Wirkungsraum zwischen den Synapsen beschränkt sind.

Medizinische & gesundheitliche Funktionen, Aufgaben & Bedeutungen

Neurotransmitter werden bei Aktivierung einer Nervenzelle von den Synapsen am Ende des Neurons in den sogenannten synaptischen Spalt abgegeben.

Der synaptische Spalt befindet sich dort, wo zwei Neuronen aneinander "andocken". Wenn ein Neuron ein Signal erhält, verläuft dies durch die gesamte Länge des Neurons bis hin zu dessen Ende. Um auf das nächste Neuron über zu gehen, findet im präsynaptischen Spalt eine biochemische Reaktion statt: Es werden Neurotransmitter von der Synapse in den synaptischen Spalt freigesetzt.

Nun können diese Neurotransmitter an Rezeptoren der Synapse des nächsten Neurons andocken und die Kanäle so umformen, dass sich die Ionenkanäle kurzzeitig öffnen. Nun können Calciumionen einströmen, was das elektrische Potential des Neurons verändert. So wird das Signal weiter geleitet.

Die Bindung der Neurotransmitter an die Synapse ist allerdings nur von bedingter Dauer- durch die Polarisierung lösen sich die Neurotransmitter wieder von der Docking-Station der Synapse und werden im synaptischen Spalt wieder vom präsynaptischen Neuron aufgenommen.

Dort verbleiben sie, in sogenannte Transportvesikel verpackt, bis zu ihrem nächsten Einsatz. Man muss sich vor Augen führen, dass dieser Prozess schnell, in minimalen Bruchteilen von Sekunden stattfindet, angesichts der Leitgeschwindigkeit von Signalen in unserem Nervensystem. Wie schnell man Schmerz wahrnimmt, wie schnell man Dinge erkennt und wie schnell man reagieren kann, hängt maßgeblich von der Geschwindigkeit ab, in der Neurotransmitter in den synaptischen Spalt abgegeben werden.

Krankheiten, Beschwerden & Störungen

Neurotransmitter kommen also innerhalb der Nervenzellen, an den Synapsen vor, wo sie in Transportvesikeln verpackt auf ihren Einsatz warten. Derartige Nervenzellen befinden sich sowohl im Zentralen Nervensystem (ZNS) als auch im Peripheren Nervensystem.

Der häufigste Neurotransmitter im peripheren Nervensystem ist hierbei Acetylcholin aus der Untergruppe der Biogenen Amine. Innerhalb des ZNS ist Glutamat der wichtigste Neurotransmitter. Andere relevante Neurotransmitter des ZNS sind GABA, Glycin, Serotonin, Noradrenalin und Dopamin. Viele dieser Neurotransmitter kommen einem schon in Zusammenhang mit bestimmten Drogen bekannt vor und das ist auch kein Wunder:

Drogenkonsum wirkt sich nämlich ganz besonders auf die Funktion der Neurotransmitter im Gehirn aus. So bewirkt das Aufputschmittel Amphetamin (in Szenekreisen "Speed"), die Ausschüttung der Neurotransmitter Noradrenalin und Dopamin. Dies bewirkt eine Stimulation des Sympathikus, der daraufhin zum Einsetzen des fight-or-flight-Reflexes beiträgt. Eine starke Wachheit, Vigilanz und Unempfindlichkeit gegen Schmerz und Hunger ist zu beobachten - nur einer der Gründe, weshalb man Amphetamin im Krieg als Soldatendroge eingesetzt hat.

Auch Alkoholkonsum wirkt sich auf die Neurotransmitter, beziehungsweise deren Rezeptoren aus: Durch Hemmung der NMDA-Rezeptoren und gleichzeitige Stimulation der GABA-Rezeptoren wird die Reizübertragung gehemmt. Reaktionen erfolgen nun langsamer, weniger kontrolliert, die Reaktionsgeschwindigkeit ist verlangsamt und Umweltreize werden nicht mehr richtig interpretiert.

Auch Halluzinogene wie beispielsweise LSD wirken sich direkt auf die Funktionsweise des Transportes von Neurotransmittern aus. Auch auf psychiatrische Erkrankungen, wie eine akute schizophrene Psychose haben Neurotransmitter starke Auswirkungen: So liegt einer aktuen Psychose oftmals eine Überaktivität des Neurotransmitters Dopamin zugrunde. Auch eine pathologische Funktion des Neurotransmitters Glutamat, wird als Ursache für Schizophrenie immer wieder heiß diskutiert. Fakt ist, dass einer Psychose durch Medikamente, welche die Neurotransmitter beeinflussen entgegen gesteuert werden kann.


Quellen

  • Frotscher, M., et al.: Taschenatlas Anatomie, Band 3: Nervensystem und Sinnesorgane. Thieme, Stuttgart 2018
  • Hacke, W.: Neurologie. Springer, Heidelberg 2010
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016

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