Gallensteinileus

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der sogenannte Gallensteinileus bezeichnet eine selten auftretende Komplikation im Bereich der Gallensteinerkrankungen, bei denen ein aus den Gallenwegen gelöster Gallenstein einen Darmverschluss verursacht. Etwa drei Prozent aller Darmverschlüsse liegt ein Gallenstein zugrunde. Der Gallensteinileus tritt meist bei älteren Patienten auf.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Gallensteinileus?

Eine Gallensteinerkrankung löst häufig Entzündungen aus, die sich nicht allein auf die Gallenblase beschränken. Sie breiten sich vielmehr auch auf den Darm aus, dessen empfindliche Schleimhaut dabei zerstört wird.
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In der Fachsprache wird der Darmverschluss als Ileus bezeichnet. Er stellt eine komplette Unterbrechung der gewöhnlichen Darmpassage des Dünn- und Dickdarms dar. Ein nicht vollständiger Verschluss wird als Subileus bezeichnet. Der Ausdruck Ileus entstammt dem Griechischen und heißt in der deutschen Übersetzung Einschluss oder Zusammenschluss.

Sind die Darmwege verschlossen oder in ihrer Passage behindert, können aufgenommene Nahrung und Flüssigkeit nicht mehr transportiert werden. Der Inhalt des Darms staut sich auf. Wird ein Darmverschluss aufgrund eines Gallensteins hervorgerufen, handelt es sich um einen Gallensteinileus.

Ursachen

Eine Gallensteinerkrankung löst häufig Entzündungen aus, die sich nicht allein auf die Gallenblase beschränken. Sie breiten sich vielmehr auch auf den Darm aus, dessen empfindliche Schleimhaut dabei zerstört wird. Die Gallenblase bricht dann entweder in die Bauchhöhle durch oder perforiert den Dickdarm. Dabei kommt es zu einer Fistelbildung, die als cholecystokolisch oder cholecystoduodenal bezeichnet wird.

Bei einem chronischen Krankheitsverlauf bildet sich häufig eine sogenannte Aerobilie, bei der sich Luft in den Gallenwegen staut. Es kommt im Verlauf zu chronischem Durchfall und dem Mangel an Vitamin K. Der Gallensteinileus bildet sich, wenn ein größerer Gallenstein über die entstandene Fistel in den Darm wandert. Der Darmverschluss ist dann im Fistelbereich oder zwischen Dünn- und Dickdarm zu finden.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Ein Darmverschluss oder Ileus löst unterschiedliche Symptome aus, die davon abhängig sind, welche Ursache der Erkrankung zugrundeliegt. Es wird im Allgemeinen zwischen dem mechanischen und dem funktionellen Darmverschluss unterschieden. Der mechanische Ileus verursacht häufig starke Abdominalschmerzen, Erbrechen, Gasansammlungen im Darm und den Verhalt des Stuhls.

Kommt es zu der Entwicklung eines mechanischen Verschlusses, zeigen die Symptome einen stark aktiven Darm, da dieser anstrebt, seinen Inhalt durch die verengte Passage hindurchzupressen. Diese überhöhte Aktivität des Darms wird in der Fachsprache als Hyperperistaltik bezeichnet. Der behandelnde Arzt verwendet dabei zum Abhören des Abdomens ein Stethoskop.

Über dieses sind dann deutlich Spritz- und Pfeifgeräusche zu hören. Ist der Gallensteinileus bereits so weit fortgeschritten, leiden die Betroffenen unter kolikartigen Schmerzen. Über den Bauch lässt sich ein harter und steifer Darm ertasten.

Diagnose & Verlauf

Die Symptome des Darmverschlusses sind sehr unterschiedlich ausgeprägt und davon abhängig, an welcher Stelle sich die verengte Passage befindet. Es lässt sich allerdings schnell unterscheiden, ob der Dünn- oder Dickdarm betroffen ist. Dabei erkennt der Arzt den mechanischen Verschluss an den häufig auftretenden Symptomen wie Gasansammlunggen, fehlender Stuhlgang, Blähungen und Erbrechen.

Der tiefer gelegene Verschluss im Dünndarm verursacht zunächst kein Erbrechen. Dieses tritt erst im fortgeschrittenen Stadium auf und zeigt eine auffallend braune Färbung mit üblem Geruch. In beiden Fällen leiden die Patienten unter starken Abdominalschmerzen, meist im Bauchnabelbereich. Der sogenannte funktionelle paralytische Ileus weist Symptome wie Schmerzen, Aufstoßen, Erbrechen und Übelkeit auf.

Hört der Arzt den Bauchraum ab, so vernimmt er im Gegensatz zum mechanischen Verschluss keine Darmgeräusche. Bei der Entstehung eines funktionellen paralytischen Darmverschlusses ist der Bauchbereich zunächst nicht verhärtet. Es treten vermehrt Gasansammlungen auf. Kommt es bei dieser Erkrankung zu einer Entzündung des Bauchfells, verändern sich auch die typischen Symptome. Es zeigt sich der sogenannte Trommelbauch, der sich spannt und erhärtet.

Komplikationen

Der Gallensteinileus ist in den meisten Fällen mit sehr unangenehmen Beschwerden und Symptomen verbunden. Die meisten Patienten leiden dabei an starkem Erbrechen und an starken Schmerzen im Bereich des Magens und des Darms. Ebenso kommt es zu Gasansammlungen im Darm, welche mit Blähungen verbunden sind. Die Lebensqualität des Betroffenen wird durch den Gallensteinileus erheblich verringert.

Ebenso kommt es zu einem sogenannten Darmverschluss, welcher dringend durch einen Arzt behandelt werden muss. Die Betroffenen leiden nicht selten an Erbrechen und Schwindelgefühlen. Ebenso kann es zu einem Aufstoßen kommen. Durch die andauernden Schmerzen und Beschwerden kommt es nicht selten zu psychischen Beschwerden oder zu Depressionen. Die Betroffenen ziehen sich dabei nicht selten aus dem Leben zurück und nehmen nicht mehr aktiv am Alltag teil.

Die Behandlung des Gallensteinileus findet in der Regel mit Hilfe von Medikamenten und operativen Eingriffen statt Komplikationen treten dabei nicht auf. In den meisten Fällen verschwinden die Beschwerden schon nach kurzer Zeit nach der Behandlung und treten weiterhin auch nicht auf. In der Regel wird danach allerdings noch die Ursache des Darmverschlusses behandelt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Leidet der Betroffene unter Bauchschmerzen und Übelkeit, ist ein Arzt aufzusuchen, sobald die Beschwerden über mehrere Tage anhalten oder wiederholt auftreten. Breiten sich die Schmerzen weiter in den Unterleib aus, sollte der Hausarzt aufgesucht werden. Kommt es mehrfach zu Blähungen, unangenehmem Aufstoßen oder einem Völlegefühl im Körper, wird ein Arzt für weitere Untersuchungen benötigt.

Nehmen die Beschwerden an Intensität zu oder treten zusätzliche Symptome auf, sollte ein Arzt konsultiert werden. Bei Fieber, einem Krankheitsgefühl oder allgemeinen Unwohlsein, ist ein Arzt für die Abklärung der Unregelmäßigkeiten aufzusuchen. Bleibende Verstopfungen trotz einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr oder unerwünschte Probleme beim Stuhlgang müssen untersucht und behandelt werden. Bei krampfartigen Beschwerden im Oberbauch, einer allgemeinen körperlichen Schwäche und verminderter Leistungsfähigkeit ist ein Arztbesuch notwendig, um die Ursachen herauszufinden.

Kann der Betroffenen den alltäglichen Verpflichtungen nicht mehr wie gewohnt nachgehen, sollte er die Hilfe und Unterstützung eines Arztes suchen. Chronischer Durchfall, eine anhaltende innere Unruhe und Veränderungen des Atemkreislaufs sind einer medizinischen Behandlung zu unterziehen. Kann der Betroffene Verhärtungen im Bereich des Magen-Darm-Traktes mit seinen Fingern ertasten, ist diese Beobachtung mit einem Arzt zu besprechen. Nicht selbst regulierte Anspannungen gelten als ungewöhnlich und sind untersuchen zu lassen.

Behandlung & Therapie

Die Therapie des Gallensteinileus wird häufig mit der Legung einer Magensonde begonnen. Die Ursache des Verschlusses spielt dabei zunächst keine Rolle. Über den Schlauch der Magensonde hat der behandelnde Arzt die Möglichkeit, den Mageninhalt zu entfernen und somit zur Entlastung des Darms beizutragen.

Infusionen gehören bei Vorliegen eines Gallensteinileus ebenfalls zur Standardmaßnahme. Über diese soll gewährleistet werden, dass alle über den Darm verlorengegangenen Elektrolyte und Flüssigkeiten ersetzt werden. Damit der Arzt die Kontrolle über aufgenommene und verlorene Flüssigkeit behält, wird ein Blasenkatheter gelegt.

Auch ist es üblich, dem Patienten schmerzlindernde Medikamente zu verabreichen, welche die mit dem Darmverschluss verbundenen Beschwerden wie Schmerzen, Erbrechen und Übelkeit lindern sollen. Ist die Darmmuskulatur durch den Ileus gelähmt, können diese nicht-invasiven Eingriffe zunächst ausreichend sein.

Liegt jedoch ein sogenannter Strangulationsverschluss vor, der eine Unterbrechung der Blutversorgung des Darms infolge einer Gefäßabschnürung aufweist, sollte eine weitere Medikation in Betracht gezogen werden. Diese setzt die zum Erliegen gekommene Motorik des Darms wieder in Gang, indem die Peristaltik wieder angeregt wird. Nicht selten wird in diesem Fall allerdings ein invasiver Eingriff erforderlich.

Aussicht & Prognose

Der Gallensteinileus hat im Allgemeinen eine gute Prognose. Liegen keine weitere Erkrankungen vor und verfügt der Betroffene über ein gesundes Abwehrsystem, ist eine vollständige Heilung binnen weniger Wochen möglich. Die Diagnosestellung und Therapie der ursächlichen Störung ist dafür erforderlich, wenngleich in einer ersten medizinischen Versorgung über eine Magensonde eine Linderung der aktuellen Beschwerden hergestellt wird.

Die Funktionstätigkeit des Darms wird in einer weiteren Therapie wiederhergestellt und überwacht. Damit keine weiteren Komplikationen auftreten, ist in der gesamten Behandlungszeit die ausreichende Versorgung des Organismus mit Flüssigkeit notwendig.

Wurde bei dem Patienten auch eine Unregelmäßigkeit der Blutversorgung im Darm festgestellt, sind weitere medikamentöse Schritte angezeigt. In einer Vielzahl der Fälle tritt der Gallensteinileus bei älteren Menschen auf. Diese haben häufig weitere Erkrankungen und ihr körpereigenes Immunsystem ist naturgemäß oftmals geschwächt.

Als Folge kann es zu einer deutlichen Verzögerung des Heilungsprozesses kommen. Die Wundversorgung nach der Behandlung findet verzögert statt und kann zu Komplikationen führen. Die Lebensqualität des Patienten ist herabgesetzt.

Dennoch wird im Normalfall durch ein Gallensteinileus keine Verkürzung der Lebenszeit erwartet. Es kann zu psychischen Beeinträchtigungen kommen und eine Wiederkehr der Beschwerden ist möglich. Grundsätzlich ist der gesamte Gesundheitszustand bei der Aussicht auf eine vollständige Beschwerdefreiheit zu berücksichtigen.


Vorbeugung

Dem Gallensteinileus kann im Grunde genommen nur teilweise vorgebeugt werden. Grundsätzlich sollte darauf geachtet werden, dass es zu keiner Gallensteinbildung kommt. Ein wichtiger Aspekt in der Vorbeugung eines Darmverschlusses ist der regelmäßige Stuhlgang.

Aber auch die Ernährung spielt eine bedeutsame Rolle. So sollten in jedem Fall Speisen gemieden werden, die vor allem auch aus eigener Erfahrung eher schwer zu verdauen sind, denn auch diese können die Bildung von Gallensteinen bewirken. Auch nach Operationen im Abdominalbereich kommt es häufig zu Darmverschlüssen. Diese werden dann als postoperativer Ileus bezeichnet.

Aus diesem Grunde ist es wichtig, nach derartigen Operationen ein besonderes Augenmerk auf die typischen Symptome wie Schmerzen, Erbrechen, Gasansammlungen und fehlenden Stuhlgang zu legen. Treten diese auf, sollte unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden.

Das können Sie selbst tun

Der Gallensteinileus ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, die sofort operativ behandelt werden muss. Wird der Gallensteinileus nicht umgehend operiert, so wird der Patient daran versterben. Das Auftreten des Gallensteinileus ist allerdings extrem selten.

Er kann vom Patienten selbst auch nicht diagnostiziert werden, eine Diagnose ist nur durch ein bildgebendes Verfahren möglich. Der Gallensteinileus ist keineswegs die Folge von unbehandelten Gallensteinen, sondern nur eine sehr seltene Form einer Folgeerkankung. Vermutet der aufgeklärte und informierte Patient bei sich selbst die Möglichkeit eines Gallensteinileus, so ist unverzüglich ein Arzt oder das Krankenhaus aufzusuchen.

Nach einer erfolgreich verlaufenen Operation und der Wiedereingliederung des Patienten in seinen Alltag - meist nach dem Absolvieren einer entsprechenden Reha-Maßnahme - gibt es jedoch Möglichkeiten, wie der Patient seine Heilung und Genesund aktiv unterstützen und fördern kann. Hier kommt es auf eine ausgewogene Gestaltung des Alltags an: Aktivität und ausreichende Ruhephasen sollten sich die Waage halten.

Leichte körperliche Betätigungen wie zum Beispiel das Spazierengehen an der frischen Luft, wirken sich positiv auf das Herz-Kreislaufsystem, das allgemeine Wohlbefinden und die Kondition aus. So kann der Körper gestärkt werden und sich von der Operation erholen. Die Einhaltung der ärztlich verordneten Diät und der Verzicht auf Alkohol sind zudem wichtig.

Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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