Gestagen
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei einem Gestagen handelt es sich um ein so genanntes Gelbkörperhormon. Neben den Estrogenen gehören Gestagene zu den weiblichen Geschlechtshormonen, es handelt sich bei ihnen um so genannte Steroidhormone.
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Was ist Gestagen?
Gestagene sind so genannte Steroide, deren Grundgerüst Pregnan darstellt. Progesteron, Pregnandiol und Pregnenolon sind die wichtigsten Vertreter der Gestagene.
Bei dem natürlichen Gestagen handelt es sich um ein Gelbkörperhormon, dass vom weiblichen Körper selbst gebildet wird. Außerdem gibt es noch synthetische Gestagene, die auch als Progestagene oder Progestine bezeichnet werden.
Gestagen ist eine Art chemischer Abkömmling des körpereigenen Hormons Progesteron, welches für die Regulierung des Eisprungs zuständig ist und die Gebärmutterschleimhaut auf die Einnistung eines Eis vorbereitet.
Medizinische & gesundheitliche Funktionen, Aufgaben & Bedeutungen
Auch allein können Gestagene zur Schwangerschaftsverhütung eingesetzt werden. Die Einzelstoffe erlauben es allerdings, dass nur eine geringe Kontrolle des monatlichen Zyklus erfolgt und sind somit in ihrer Sicherheit nicht so hoch wie die Kombination mit Östrogenen. Zu den allein verwendbaren Gestagenen gehören unter anderem Desogestrel und Levonorgestrel. Weiterhin gehören Medroxyprogesteronacetat und Etonogestrel zu den allein verwendbaren Gestagenen. Desogestrel sowie auch Levornogestrel kommen dabei oft als Minipille zur Anwendung. Durch die Minipille sind die hormonellen Belastungen für Frauen geringer, so dass diese vor allem stillenden Müttern empfohlen wird.
Die Wirkung dieser Minipille ist generell von kurzer Dauer, weshalb die tägliche Einnahme zur möglichst gleichen Zeit besonders wichtig ist. Medroxyprogesteron wird in Form einer Depotspritze verabreicht. Diese wird in die Muskulatur eingespritzt und bildet dort ein Depot, aus dem der Wirkstoff über einen Zeitraum von mehreren Wochen oder sogar Monate ins Blut abgegeben wird. Ebenfalls zur Verhütung über einen langen Zeitraum eignen sich Implantate mit Etonogestrel sowie Intrauterinpessare mit Levornogestrel. Levornogestrel kennt man in hochdosierter Form als so genannte „Pille danach“, mit der eine Schwangerschaft verhindert werden kann.
Man spricht dabei allerdings nicht von einem Verhütungsmittel, sondern eher von einer Art Notfallmedikament, welches aus zwei Tabletten besteht, die entweder gleichzeitig oder im Abstand von 12 Stunden eingenommen werden müssen. Die Einnahme muss dabei innerhalb von 72 Stunden, besser noch innerhalb von 12 bis 24 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden, damit eine Wirkung erzielt wird.
Wirkung
Die Wirkweise von chemischen Gestagenen ist der des natürlichen Gestagens Progesteron nachempfunden. Neben den Östrogenen gehört das Progesteron zu den weiblichen Sexualhormonen. Es wird in rhythmisch wechselnder Menge in den Eierstöcken gebildet, wobei die Wirkungen von Östrogenen und Progesteron ineinander greifen. Durch die Östrogene wächst die Gebärmutterschleimhaut, das Progesteron bereitet sie im Anschluss darauf vor, die befruchtete Eizelle einzubetten. Sobald durch die Wirkung des Östrogens eine Eizelle in den Eierstöcken gebildet und freigesetzt worden ist, trägt das Progesteron dazu bei, dass ein weiterer Eisprung und eine weitere Eizellenreifung und damit eine Zwillingsschwangerschaft verhindert werden.
Nach einer erfolgreichen Befruchtung übernimmt das Progesteron die Aufgabe, den Scheidenschleim und den Zervixschleim zu verfestigen, so dass keine Spermien mehr bis zur Gebärmutter gelangen. Außerdem sorgt es nach der Einnistung dafür, dass die Schwangerschaft aufrecht erhalten bleibt. Wenn weder Befruchtung noch Schwangerschaft eingetreten sind, sinkt der Progesteronwert wieder ab. Es kommt zu einer so genannten Entzugsblutung, bei welcher das aufgebaute Gewebe der Gebärmutterschleimhaut abgestoßen wird.
Die chemischen Gestagene dienen in der Regel der Schwangerschaftsverhütung, so dass sich die Wirkungsweise hier etwas anders darstellt. Gestagene ahmen im Prinzip die Wirkungen von Progesteron nach. Sie verhindern die Reifung der Eizelle, sie verfestigen den Muttermundschleim und den Scheidenschleim und unterdrücken teilweise auch den Eisprung.
Einnahme
Gestagene, die als Einzelwirkstoff genommen werden, werden ununterbrochen angewendet. Eine Einnahmepause von einer Woche gibt es nicht und somit entfällt auch die regelmäßige Entzugsblutung.
Das bislang gewohnte Blutungsmuster verändert sich – entweder sind die Blutungen unregelmäßig oder verschwinden ganz. Bei fast jeder Frau verringern sich die Blutungen nach einigen Monaten der Anwendung und treten nur noch sehr selten auf. Werden Gestagene als „Pille danach“ eingesetzt, hemmen sie den Eisprung und somit auch die Befruchtung einer reifen Eizelle.
Außerdem verhindern sie die Einnistung eines befruchteten Eis in die Gebärmutter. Hat sich die Eizelle aber bereits eingenistet, so eignet sich die „Pille danach“ nicht für einen Schwangerschaftsabbruch.
Krankheiten, Beschwerden & Störungen
Werden Gestagene durchgängig kombiniert, führt dies in der Regel auf lange Sicht zu einer unterentwickelten Gebärmutterschleimhaut und damit zu einem nur noch geringen Krebsrisiko. Erkrankt eine Frau an einer Endometriose, so können Gestagene dabei helfen, die Gebärmutterschleimhaut abzubauen. So können Beschwerden durch Entzündungen und Blutungen verhindert werden. Gestagene können generell die Aufgaben des natürlichen Progesterons erfüllen.
Oft kommt es aufgrund eines Progesteron-Mangels zu Regelstörungen, die dann oft auch einen ungewollten Schwangerschaftsabbruch zur Folge haben können. Hier kommen Gestagene zum Einsatz, um den Mangel an Progesteron auszugleichen. Weiterhin besteht die Vermutung, dass Gestagene gegen Krebszellen wirken können, die Östrogen-Rezeptoren bilden. Allerdings ist die Wirkung auf das Wachstum von Krebszellen noch nicht vollständig geklärt.
Quellen
- Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
- Clark, D.P.: Molecular Biology: Das Original mit Übersetzungshilfen. Spektrum Akademischer Verlag., Heidelberg 2006
- Marischler, C.: BASICS Endokrinologie. Urban & Fischer, München 2013