Endometriose
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 6. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Endometriose ist eine Wucherung der Gebärmutterschleimhaut, die aufgrund der Symptome und der Krankheitsbegrenzung im Bereich der Gebärmutter auf Basis der ausschlaggebenden anatomischen Gegebenheiten ausschließlich Frauen betrifft.
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Was ist Endometriose?
Bei einer Endometriose leiden die betroffenen Frauen unter einer Wucherung von Gewebe, die sich in der Schleimhaut außerhalb der Gebärmutter manifestiert. Von einer Endometriose ist das Endometrium, die umgebende Schleimhaut der Gebärmutter betroffen.
Die Endometriose entsteht durch gutartige Auswüchse der Schleimhaut, die keine Bildung von Metastasen hervorrufen. Gekennzeichnet ist die Endometriose durch teilweise recht heftige schmerzhafte Beeinträchtigungen. Endometriosen sind nicht nur typisch für die Bereiche um die Gebärmutter.
Eine Endomeriose kann ebenfalls am Bauchfell im kleinen Becken, an den sogenannten Haltebändern der Gebärmutter sowie auf den Eierstöcken entstehen. Recht häufig findet sich eine Endometriose ebenfalls im Douglasraum. Dieses Areal kennzeichnet die tiefste Zone im Bauchraum hinter der Gebärmutter. Die Endometriose ist eine proliferative Abnormität, die bei Nichtbehandlung durch ein weiteres Wachstum gekennzeichnet ist.
Ursachen
Trotz eingehender Forschungen sind die Ursachen für die Entstehung einer Endometriose noch nicht eindeutig bekannt. Lediglich zahlreiche Risikofaktoren können auf die Bildung einer Endometriose direkt Einfluss nehmen. Es wird angenommen, dass eine Endometriose ein Ausdruck für Tochtergeschwulste eines anderen Krebsherdes ist.
Darüber hinaus wird eingeräumt, dass Zellen aus der dem Inneren der Gebärmutter an die äußeren Schleimhäute gelangen und dort zu einer Endomtriose beitragen.
Die als retrograde Menstruation bezeichneten Vorgänge an den Eierstöcken können möglicherweise durch die Ausschleusung von Zellen aus der Gebärmutterschleimhaut zur Begünstigung der Endometriose beitragen. Ein geschwächtes oder verändertes Immunsystem kann ebenfalls ein ursächlicher Auslöser für eine Endometriose sein.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Nur die Hälfte aller betroffenen Frauen hat Beschwerden bei der Endometriose. Die Symptome, bei der anderen Hälfte der Betroffenen auftreten, sind abhängig vom Ort der Endometriose im Körper. Die Endometrioseherde unterliegen ebenso wie die reguläre Schleimhaut der Gebärmutter zyklusbedingten Veränderungen. Dementsprechend treten Beschwerden vor allem zyklusabhängig auf.
Ob und wie ausgeprägt dabei die Symptomatik ist, ist von Fall zu Fall unterschiedlich und hängt nicht zwingend mit der Größe oder Anzahl der Herde zusammen. Ein großer Teil der Patientinnen ist völlig symptomfrei und die Endometriose lediglich ein Zufallsbefund. Als Hauptsymptom der Endometriose kommt es in der zweiten Zyklushälfte vor, während und nach der Periode zu teilweise sehr starken, krampfartigen Schmerzen. Diese werden als Dysmenorrhö bezeichnet.
Zusätzlich kann die Monatsblutung verstärkt sein oder es kann zu Zwischenblutungen kommen. Abhängig von der Lage der Schleimhautherde entstehen weitere sehr unterschiedliche Symptome. Dazu gehören Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und bei gynäkologischen Untersuchungen, Schmerzen beim Stuhlgang oder Schmerzen beim Wasserlassen, zyklusabhängige Blutungen aus der Blase oder dem Darm, Übelkeit und Kreislaufbeschwerden.
Frauen, die an einer Endometriose erkrankt sind, sind wesentlich häufiger als gesunde Frauen unfruchtbar. Während einer ärztlichen Untersuchung können bei den Patientinnen Zysten, Verwachsungen und Narben im betroffenen Gewebe gefunden werden. Durch die Vielzahl an möglichen Symptomen und die unterschiedliche Ausprägung der Beschwerdesymptomatik ist die Diagnosestellung erschwert und die Erkrankung wird häufig erst spät entdeckt.
Diagnose & Verlauf
Aufgrund der vielgestaltigen und teilweise heftigen Symptome und Beschwerden der Endmetriose begeben sich die Frauen zum Facharzt, der eine Bauchspiegelung vornehmen kann, um die Annahme zu bestätigen. Darüber hinaus sind aufgrund der recht unspezifischen Symptome der Endometriose weitere diagnostische Hinweise wie die Beobachtung der Menstruation in Bezug auf einen schmerzhaften Verlauf, Schmerzen im Kreuz und beim sexuellen Kontakt sowie Störungen des Zyklus der Periode sinnvoll.
Labortechnische Untersuchungen von But und Stuhl sowie die Kontrolle durch den Frauenarzt können teilweise Schritte in der Diagnostik darstellen. Sogenannte bildgebende Techniken wie Ultraschall oder eine Computertomographie dienen als diagnostisch relevante Möglichkeiten, um eine Endometriose abzuklären. Darüber hinaus werden die bei der Bauchspiegelung gewonnenen Gewebeproben untersucht.
Die Verlaufsformen der Endometriose sind individuell verschieden. Grundsätzlich ist in den überwiegenden Fällen eine Entfernung der Endometriose erforderlich, um eine Schmerz- und Beschwerdefreiheit herzustellen und die auftretenden Symptome zu beseitigen. Unbehandelt kann die Endometriose zu Unfruchtbarkeit führen.
Komplikationen
Da es sich bei der Endometriose um eine chronische Krankheit handelt, zeigen sich die Symptome immer wiederkehrend. Ohne Behandlung verstärken sich die Beschwerden meist. Die Verstreuung der Gebärmutterschleimhaut kann sich sowohl mit, als auch ohne Behandlung verstärken. Dadurch nehmen die Beschwerden zu und es können auch andere Körperregionen betroffen sein.
Neben den zyklisch wiederkehrenden Schmerzen, stellt vor allem die mögliche Verbindung zur weiblichen Unfruchtbarkeit eine Komplikation dar. Auch wenn keine wissenschaftliche Bestätigung vorliegt, so zeigen Studien dennoch, dass die Fruchtbarkeitsrate von Frauen die an Endometriose erkrankt sind, deutlich vermindert ist. Ohne Behandlung kann ein bestehender Kinderwunsch womöglich unerfüllt bleiben.
Zumeist erfolgt die Behandlung über Hormongaben. Komplikationen können vielfältig auftreten, da die Hormone alle Körperfunktionen steuern. Die Gabe von Östrogenen kann zur Gewichtszunahme und Hautreaktionen führen. Ebenso steigt das Thromboserisiko der betroffenen Frauen. Auch Hitzewallungen und Schweißausbrüche sowie eine reduzierte Knochendichte sind mögliche Nebenwirkungen der Hormongabe.
Ist die Streuung von Teilen der Gebärmutterschleimhaut großflächig vorhanden, erfolgt eine Operation. Hier können als Komplikationen Probleme während oder nach der Narkose auftreten, das Infektionsrisiko ist erhöht, es kommt zur Narbenbildung. Durch die Verwachsungen der Schnittstellen können ebenfalls Schmerzen entstehen. Ohne Komplikationen verlaufen alternativmedizinische, unterstützende Maßnahmen, wie Moorpackungen, Massagen sowie Durchführen von Entspannungstechniken wie Yoga.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Frauen, die starke Regelschmerzen haben oder unter anderen Menstruationsbeschwerden leiden, sollten einen Arzt konsultieren. Wenn Kreuzschmerzen oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr auftreten, so deutet dies auf ein ernstes Leiden hin, das abgeklärt werden muss. Der Arzt kann feststellen, ob es sich dabei um eine Endometriose handelt und gegebenenfalls direkt eine Behandlung einleiten. Ist ein unerfüllter Kinderwunsch gegeben, so muss dies ebenfalls abgeklärt werden. Womöglich liegt eine bislang unerkannte Endometriose vor, durch die es zur Unfruchtbarkeit gekommen ist.
Durch eine rasche Behandlung kann die Wucherung unter Umständen noch aufgelöst und die Fruchtbarkeit wieder hergestellt werden. Personen, die bereits einmal an Krebs erkrankt sind, sind besonders anfällig für eine Endometriose. Auch ein geschwächtes oder verändertes Immunsystem kann eine Wucherung der Gebärmutterschleimhaut begünstigen. Wenn diese Risikofaktoren vorliegen, sollte mit genannten Symptomen rasch der Frauenarzt aufgesucht werden. Weitere Ansprechpartner sind Internisten oder – im Falle eines medizinischen Notfalls – der Rettungsdienst. Eine Unfruchtbarkeit muss unter Umständen mit einem Therapeuten aufgearbeitet werden.
Behandlung & Therapie
Für die Behandlung der Endometriose stehen den Ärzten verschiedene Methoden und Verfahren zur Verfügung. Eine Behandlung ist jedoch nicht bei jeder Frau zwingend erforderlich.
Die zwei Säulen der Therapie der Endometriose bestehen in der medikamentösen und operativen Behandlung. Mit der Operation erhalten die von einer Endometriose betroffenen Frauen endgültige Beschwerdefreiheit. Der operative Eingriff gegen eine Endometriose basiert auf einer Laparoskopie oder Bauchspiegelung. Dieses Verfahren kann eine lasergestützte Ausschälung der Endometriose ermöglichen.
In einigen Fällen kann die Endometriose durch die Scheide entnommen werden. Ein Bauchschnitt ist meist dann begründet, wenn die Endometriose anderweitig nicht erreichbar ist. Diese Methode wird erst dann durchgeführt, wenn die Familienplanung abgeschlossen ist, da der Bauchschnitt überwiegend gleichzeitig die Entfernung der Eierstöcke umfasst.
Für die Therapie der Endometriose mit Medikamenten werden Gestagene und die als GnRh-Gegenspieler bezeichneten Medikamente verabreicht. Die verschriebenen Arzneistoffe müssen für eine beabsichtigte Wirkung meist über einen längeren Zeitraum, in der Regel über ein halbes Jahr eingenommen werden.
Aussicht & Prognose
Nach heutigem medizinischem Stand ist die Endometriose nicht vollständig heilbar und es kann somit im Laufe des Lebens einer betroffenen Patientin immer wieder zu Schwierigkeiten kommen. Genauso gibt es einige Fälle von Endometriose, bei denen die betroffene Frau ein Leben lang keine Beschwerden hat.
Breitet sich ein Endometriose-Herd aus oder entwickelt sich ein neuer Herd, ist zunächst mit neu auftretenden Symptomen oder einer Verschlimmerung bereits vorhandener Symptome zu rechnen. Je nach Ausprägung und Leidensdruck des Patienten kann eine operative Entfernung des Endometriose-Herdes erforderlich werden, der die Symptome abstellt. Allerdings hält das nur an, bis es zu einem erneuten problematischen Herd im Körper kommt.
Weiterhin treten Probleme auf, wenn Frauen mit Endometriose schwanger werden wollen. Die Fruchtbarkeit ist durch die Endometriose eingeschränkt; in manchen Fällen ist eine natürliche Befruchtung sogar gänzlich unmöglich. Betroffenen Frauen bleibt die Option einer künstlichen Befruchtung, jedoch kann es auch dann sein, dass keine Schwangerschaft entsteht oder es zu einem Abbruch der Schwangerschaft in den ersten Tagen und Wochen kommt.
Bleibt die Schwangerschaft dagegen bestehen und kommt das Kind zur Welt, kann es sein, dass sich die Endometriose nach der Geburt bessert und die Frau danach mit weniger schweren oder gar keinen Symptomen mehr zu kämpfen hat.
Vorbeugung
Um einer Endometriose vorzubeugen, sind bisher keine Möglichkeiten bekannt. Dies wäre lediglich dann möglich, wenn die ursächlichen Auslöser hinreichend eingegrenzt werden konnten. Die Frauen sind im Rahmen einer gezielten Eigenbeobachtung jedoch in der Lage, eine Früherkennung der Endometriose zu realisieren. Bei Unregelmäßigkeiten der Menstruation wie anhaltende und immer wiederkehrende Beschwerden während oder zwischen der Regelblutung ist das Gespräch mit dem Frauenarzt empfehlenswert.
Nachsorge
Viele Frauen, die an einer Endometriose leiden, müssen sich einer Operation zur Entfernung der schmerzhaften Gebärmutterschleimhaut-Wucherungen unterziehen. Diese können sich unter bestimmten Bedingungen im ganzen Körper verbreiten. Je nachdem, wo die Knoten entfernt wurden, kann ein Verwachsungsbauch entstehen. Alternativ kann es zu anderen postoperativen Folgen kommen. Beide können eine Nachsorge notwendig machen.
Wenn sich Zellen der Gebärmutterschleimhaut im Körper ansiedeln, verursacht das Schmerzen. Nicht immer sind diese in einem hinnehmbaren Umfang gegeben. Außerdem kann eine Endometriose zur Unfruchtbarkeit führen. Trotzdem besteht keine Behandlungsnotwendigkeit, wenn die Endometriose keine oder nur geringe Beschwerden verursacht. In diesem Fall entfällt auch die Nachsorge.
Anders sieht es aber aus, wenn sich Gebärmutterschleimhaut an der Darmwand, an Organen oder gar im Auge ansiedelt. In diesem Fall müssen operative Möglichkeiten diskutiert werden. Außerdem können die entstehenden Schmerzen psychotherapeutisch behandelt und dadurch abgemildert werden.
Die Behandlung mit Schmerzmitteln oder Hormonpräparaten sollte im Sinne einer Nachsorge engmaschig überwacht werden. Beide können zu Folgen wie Sucht und Abhängigkeit beziehungsweise einem erhöhten Risiko für Thrombosen oder Embolien führen. Daher spielt für die gewählten Behandlungs- und Nachsorgemaßnahmen das Alter der Frau eine entscheidende Rolle. Im fortgeschrittenen Alter kann eine Hysterektomie angezeigt sein. In der Regel folgt diese Operation nur eine postoperative Nachsorge.
Das können Sie selbst tun
Bei der Endometriose bildet sich Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutterhöhle, was für die betroffenen Frauen oft mit enormen Schmerzen einhergeht. Die Patientinnen können keine Selbsthilfemaßnahmen ergreifen, die das Problem ursächlich bekämpfen.
Der wichtigste Schritt zur Selbsthilfe besteht darin, auf eine zügige Diagnose und eine adäquate medizinische Behandlung hinzuwirken. Frauen, die während der Menstruation an starken Schmerzen leiden, sollten dies keinesfalls als "natürlich" hinnehmen, sondern in jedem Fall eine Gynäkologin konsultieren. Wird tatsächlich eine Endometriose diagnostiziert, gibt es eine Reihe von Behandlungsmöglichkeiten.
Patientinnen sollten sich dann von einer Expertin umfassend über alle in Frage kommenden Therapiemöglichkeiten informieren lassen. Auf die Behandlung von Endometriose spezialisierte Gynäkologinnen und Gynäkologen können im Internet recherchiert werden, außerdem erteilen die Ärztekammern und die Krankenkassen hierzu Auskunft.
Während eines akuten Anfalls sollten betroffene Frauen sich nach Möglichkeit schonen und einen Tag im Bett verbringen. Oftmals schafft eine Wärmflasche auf dem Bauch Linderung. Unterwegs und am Arbeitsplatz helfen chemische Handwärmer, die diskret unter der Kleidung platziert werden können.
Die Naturheilkunde empfiehlt bei Endometriose eine Darmsanierung mit anschließender Ernährungsumstellung hin zu einer weitestgehend pflanzenbasierten Diät mit hohem Rohkostanteil. Es gibt keine wissenschaftlichen Untersuchungen zur Wirksamkeit dieser Behandlungsmethode bei Endometriose. Da eine ausgewogenen Ernährung auf pflanzlicher Basis der Gesundheit aber insgesamt zuträglich ist, spricht nichts gegen einen Versuch.
Quellen
- Feige, A., Rempen, A., Würfel, W., Jawny, J., Rohde, A. (Hrsg.): Frauenheilkunde – Fortpflanzungsmedizin, Geburtsmedizin, Onkologie, Psychosomatik. Urban & Fischer, München 2005
- Kaufmann, M., Costa, S.-D., Scharl, A. (Hrsg.): Die Gynäkologie. Springer, Berlin 2013
- Sauer, R.: Strahlentherapie und Onkologie. Urban & Fischer, München 2009