Pille danach
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Mai 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Eine Schwangerschaft kann auch verhütet werden, wenn es eigentlich schon zu spät ist - mit der Pille danach. Wichtig ist jedoch, schnell zu handeln. Je früher sie nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr eingenommen wird, desto höher ist der Wirkungsgrad.
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Was ist die "Pille danach"?
Die Pille danach ist ein Hormonpräparat. Eingenommen werden - abhängig vom Produkt - eine oder zwei Tabletten. Die Hauptwirkungsweise besteht darin, einen Eisprung (Ovulation) zu verhindern bzw. zu verzögern.
Eine Befruchtung soll also vermieden werden. Die "Pille danach" kann bis zu 72 Stunden nach dem Koitus eingenommen werden. Passiert das in den ersten 24 Stunden liegt die Schwangerschaftsrate bei 0,4 Prozent, nach drei Tagen allerdings schon bei 2,7 Prozent.
Seit 2010 gibt es ein neues Präparat, das sogar bis zu fünf Tagen nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden kann. Beide Pillen sind in Deutschland verschreibungspflichtig.
Geschichte & Entwicklung
Die "Pille danach" ist ein Notfallverhütungsmittel, das nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr oder Versagen einer Verhütungsmethode verwendet wird, um eine ungewollte Schwangerschaft zu verhindern. Ihre Entwicklung begann in den 1960er Jahren, parallel zur Erforschung und Nutzung von oralen Kontrazeptiva.
Die erste Form der Notfallverhütung wurde 1966 von Dr. Albert Yuzpe entwickelt. Diese Methode, bekannt als Yuzpe-Methode, kombinierte hohe Dosen von Östrogen und Progesteron und musste innerhalb von 72 Stunden nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr eingenommen werden. Obwohl wirksam, war diese Methode mit erheblichen Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen verbunden.
In den 1990er Jahren wurde die Levonorgestrel-Pille entwickelt, die nur Gestagen enthält und weniger Nebenwirkungen verursacht. Sie muss ebenfalls innerhalb von 72 Stunden nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr eingenommen werden und ist unter Markennamen wie Plan B bekannt. Levonorgestrel wurde 1999 von der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) zugelassen (in Deutschland ab dem Jahre 2000).
Eine weitere wichtige Entwicklung war die Einführung von Ulipristalacetat, einem selektiven Progesteron-Rezeptor-Modulator, im Jahr 2009. Diese Pille, bekannt unter dem Markennamen Ella, ist wirksamer als Levonorgestrel und kann bis zu 120 Stunden nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr eingenommen werden.
Die "Pille danach" hat sich zu einem wichtigen Instrument in der Notfallverhütung entwickelt und bietet Frauen weltweit eine sichere und effektive Möglichkeit, ungewollte Schwangerschaften zu verhindern. Die kontinuierliche Forschung und Verbesserung der Formulierungen haben ihre Wirksamkeit erhöht und die Nebenwirkungen reduziert.
Medizinische Anwendung & Wirkung
Die "ältere" Pille danach enthält das Hormon Levonorgestrel, ein Gestagen. Es hemmt das so gennannte luteinisierende Hormon, das bei der Frau den monatlichen Eisprung auslöst.
Wie Levonargestrel darüber hinaus wirkt, ist nicht hundertprozentig geklärt. Diskutiert wird, ob das Präparat auch die Einnistung eines bereits befruchteten Eis in die Gebärmutterschleimhaut verhindern kann - für viele Menschen eine ethisch bedeutsame Frage. Als sicher dagegen gilt, dass die hohe Gestagenkonzentration eine Schleimbildung im Gebärmutterhals provoziert und den pH-Wert in der Gebärmutterschleimhaut ändert. Das hat Folgen für die Spermien: Ihre Wanderung von der Vagina in den Uterus wird behindert und sie werden weniger beweglich.
Bei einer bereits bestehenden Schwangerschaft ist die Einnahme der Pille danach (mit dem Wirkstoff Levongestrel)folgenlos. Eine Gefahr für das Ungeborene besteht nicht.
Pflanzliche, natürliche & pharmazeutische Formen & Typen
Erst seit wenigen Jahren auf dem Markt ist das Präparat Ulipristal, von der Presse "Pille für noch länger danach" getauft. Ulipristal blockiert Rezeptoren für das Gelbkörperhormon (Progesteron), das in den Eierstöcken produziert wird.
Auch auf diese Weise wird ein Eisprung verhindert. Diese Pille kann bis zu fünf Tagen nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden. Sie gilt als noch sicherer als Levongestrel. Allerdings gibt es noch keine ausreichenden Datenerhebungen über Wirkungen auf eine bestehende Schwangerschaft, so dass diese vor der Verschreibung ausgeschlossen werden muss.
Gibt es nicht-chemische Alternativen zur Pille danach? Eine relativ sichere Methode ist, wenn die Frau sich bis zu fünf Tagen nach dem Koitus eine Kupferspirale (Intrauterinpessar) einsetzen lässt. Die Spirale löst als Fremdkörper eine Entzündung der Gebärmutterschleimhaut aus. Eine Eizelle kann sich nicht einnisten. Eine Schwangerschaft wird mit einer 95-prozentigen Wahrscheinlichkeit verhindert.
Als natürliche Pille danach wird manchmal das Raute-Kraut empfohlen. Es soll die körpereigene Adrenalinausschüttung anregen und damit die Durchlässigkeit der Gebärmutterschleimhaut erhöhen, so dass ein eingenistetes Ei abgestoßen wird. Raute wird als Teeaufguss getrunken oder als Rutin in Tablettenform eingenommen. Beiden genannten Alternativen ist gemeinsam, dass sie eine Befruchtung nicht verhindern.
Noch später wirken Tees - falls sie wirken -, die optimalerweise am ersten Tag der ausbleibenden Menstruation getrunken werden. Sie bestehen aus zwei Komponenten, beispielsweise aus Poleiminze und Frauenmantel oder aus Baumwollpflanze und Schlangenkraut. Sie sollen eine Abstoßung der Gebärmutterschleimhaut inklusive des eingenisteten Eis provozieren - sie funktionieren also nicht als Pille danach, sondern wollen eine frühe Abtreibung bewirken.
Risiken & Nebenwirkungen
Nebenwirkungen der Pille danach können Übelkeit, Kopfschmerzen und Unterbauchschmerzen sein. Auch Zwischenblutungen sind möglich, die Menstruation kann sich bis zu einer Woche verspäten.
Wer sich drei Stunden oder früher nach der Einnahme der Pille danach übergibt, sollte eine weitere Pille einnehmen. Frauen, bei denen ein Risiko für Eileiterentzündungen, Eileiter- oder Bauchhöhlenschwangerschaften besteht, sollten sich auf jeden Fall vor der Einnahme der Pille danach an ihren Arzt wenden.
Die Wirkung der Anti-Baby-Pille wird durch die Pille danach beeinträchtigt. Es ist notwendig, zusätzlich mit Kondomen zu verhüten. Uneinig sind sich die Experten, ob die Anti-Baby-Pille kontinuierlich weiter genommen oder bis zum nächsten Zyklusbeginn abgesetzt werden sollte.
Anwendung & Sicherheit
Die "Pille danach" ist ein Notfallverhütungsmittel, das nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr oder Versagen einer Verhütungsmethode verwendet wird, um eine ungewollte Schwangerschaft zu verhindern. Es gibt zwei Haupttypen: Levonorgestrel und Ulipristalacetat. Levonorgestrel sollte innerhalb von 72 Stunden eingenommen werden, während Ulipristalacetat bis zu 120 Stunden (5 Tage) nach dem Geschlechtsverkehr wirksam sein kann.
Die Anwendung ist einfach: Die Tablette wird so schnell wie möglich nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr eingenommen, je früher, desto besser. Levonorgestrel kann als Einzeldosis von 1,5 mg oder als zwei Dosen von je 0,75 mg eingenommen werden, wobei die zweite Dosis 12 Stunden nach der ersten genommen wird. Ulipristalacetat wird als Einzeldosis von 30 mg eingenommen.
Die Sicherheit der "Pille danach" ist gut belegt. Sie gilt als sicher für die meisten Frauen, einschließlich junger Frauen und Frauen, die stillen. Häufige Nebenwirkungen sind Übelkeit, Müdigkeit, Kopfschmerzen und Menstruationsveränderungen. Es ist wichtig zu beachten, dass die "Pille danach" eine Notfallmaßnahme ist und nicht als reguläre Verhütungsmethode verwendet werden sollte.
Die Qualitätskontrolle bei der Herstellung der "Pille danach" unterliegt strengen regulatorischen Standards, die von Gesundheitsbehörden wie der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) überwacht werden. Hersteller müssen sicherstellen, dass die Produktion gemäß den Good Manufacturing Practices (GMP) erfolgt, was die Reinheit, Wirksamkeit und Sicherheit der Medikamente gewährleistet. Regelmäßige Inspektionen und Qualitätsprüfungen sind Teil des Herstellungsprozesses, um die Einhaltung dieser Standards sicherzustellen.
Alternativen
Neben der "Pille danach" mit Levonorgestrel und Ulipristalacetat gibt es alternative Methoden zur Notfallverhütung, die sowohl hormonelle als auch nicht-hormonelle Ansätze umfassen.
Kupfer-Intrauterinpessar (IUP): Das Einsetzen eines Kupfer-IUPs innerhalb von fünf Tagen nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr ist eine äußerst wirksame Notfallverhütungsmethode. Es verhindert eine Schwangerschaft, indem es die Umgebung der Gebärmutter für Spermien und befruchtete Eizellen ungeeignet macht. Die Wirksamkeit liegt bei über 99%, und es bietet zudem eine langfristige Verhütung von bis zu zehn Jahren.
Vergleich zu hormonellen Notfallkontrazeptiva:
Wirksamkeit: Das Kupfer-IUP ist effektiver als Levonorgestrel und Ulipristalacetat, insbesondere wenn es nach mehr als 72 Stunden eingesetzt wird.
Nebenwirkungen: Während hormonelle Pillen Nebenwirkungen wie Übelkeit, Kopfschmerzen und Menstruationsveränderungen verursachen können, sind die Nebenwirkungen eines Kupfer-IUPs in der Regel auf Krämpfe und verstärkte Menstruationsblutungen begrenzt.
Langfristige Nutzung: Das Kupfer-IUP bietet langfristigen Schutz, während hormonelle Notfallkontrazeptiva nur kurzfristige Lösungen sind.
Levonorgestrel vs. Ulipristalacetat:
Zeitrahmen: Levonorgestrel ist innerhalb von 72 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr am effektivsten, während Ulipristalacetat bis zu 120 Stunden wirksam bleibt.
Wirksamkeit: Ulipristalacetat ist im Allgemeinen effektiver als Levonorgestrel, besonders wenn es näher an der 120-Stunden-Grenze eingenommen wird.
Verfügbarkeit: Beide Medikamente sind rezeptfrei in Apotheken erhältlich, wobei die Verfügbarkeit je nach Land variieren kann.
Nicht-medikamentöse Alternativen: In Fällen, in denen Notfallverhütung nicht in Frage kommt oder nicht gewünscht ist, können Barrieremethoden wie Kondome oder Diaphragmen in Kombination mit Spermiziden verwendet werden, um das Risiko einer Schwangerschaft zu minimieren. Diese Methoden sind jedoch weniger effektiv als die oben genannten Notfallverhütungsmethoden und erfordern eine vorausschauende Anwendung.
Insgesamt bieten die verschiedenen Methoden der Notfallverhütung unterschiedliche Vorteile und Einschränkungen, und die Wahl der geeigneten Methode hängt von individuellen Präferenzen, der Zeit seit dem ungeschützten Geschlechtsverkehr und der Verfügbarkeit der Mittel ab.
Forschung & Zukunft
Aktuelle Trends in der Forschung zur "Pille danach" konzentrieren sich auf die Verbesserung der Wirksamkeit und Zugänglichkeit von Notfallverhütungsmitteln. Eine der vielversprechendsten Entwicklungen ist die Kombination von Levonorgestrel mit Piroxicam, einem nichtsteroidalen Antirheumatikum (NSAR). Diese Kombination hat in Studien gezeigt, dass sie die Wirksamkeit der Notfallverhütung signifikant erhöht, indem sie bis zu 94,7% der ungewollten Schwangerschaften verhindert, verglichen mit 63,4% bei alleiniger Verwendung von Levonorgestrel.
Zusätzlich wird daran gearbeitet, die Verfügbarkeit und das Bewusstsein für Notfallverhütung, insbesondere in sozioökonomisch benachteiligten und ländlichen Gebieten, zu verbessern. Studien zeigen, dass der Zugang zu Notfallverhütung in vielen Regionen immer noch durch geografische, wirtschaftliche und soziale Barrieren eingeschränkt ist. Initiativen, die darauf abzielen, diese Hindernisse zu überwinden, sind entscheidend, um die Nutzung moderner Verhütungsmethoden zu erhöhen und ungewollte Schwangerschaften zu reduzieren.
Ein weiteres Forschungsfeld konzentriert sich auf die Erweiterung der Informations- und Beratungsdienste zu Notfallverhütung, um Missverständnisse und Wissenslücken zu schließen. Dies umfasst die Schulung von Gesundheitspersonal und die Bereitstellung von verständlichen und zugänglichen Informationen für die Allgemeinbevölkerung. Diese Maßnahmen sollen sicherstellen, dass Frauen über die verschiedenen verfügbaren Optionen und deren richtige Anwendung gut informiert sind.
Neue Behandlungsansätze und verbesserte Formulierungen, wie die Entwicklung von langwirkenden Notfallverhütungsmitteln, könnten zukünftig ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Diese Ansätze zielen darauf ab, die Notwendigkeit wiederholter Einnahmen zu reduzieren und die Zuverlässigkeit der Verhütungsmethoden weiter zu erhöhen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Forschung zur "Pille danach" nicht nur auf die medizinische Verbesserung abzielt, sondern auch auf die Beseitigung von Zugangsbarrieren und die Erhöhung des Bewusstseins, um die Gesundheit und Autonomie von Frauen weltweit zu stärken.
Quellen
- "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
- "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
- "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor